TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 298
aber von dar seinem Vatter nach Utrecht folgen/ und daselbst nach denen Zeichnungen Franz Floris die Mahl-Kunst unter greiffen/ woselbst ich ihn auch noch mit dem Pensel in der Hand in meiner Durchreise von Rom nach Amsterdam Anno 1637. ganz wolauf gesehen. Nach selbigem schickte ihn [Marginalspalte: Seine Reisen.] sein Vatter zu einem Mahler/ Namens Gerit Spintler/ um daselbst die Erkantnus der Farben zu bekommen/ welcher Meister bald erkant/ daß Blommart die Sach bäßer/ als er selbst/ verstunde; Van Mander schreibt auch über Bloemaerts Lehrzeit bei Joost de Beer (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Abraham Bloemaert, uytnemende Schilder van Gorricum, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 297r [Accessed: 2011-11-16. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63EdP3BUy]). Von diesem zoge er im 15ten oder 16ten Jahr nach Pariß/ und hielte sich bey Johann Bassot ungefähr 6. Wochen auf/ hernach bey Maistre Herri dritthalb Jahr/ in denen er ohne sonderbaren Unterricht viele schöne Stuck aus eigner Invention, biß daß er sich wieder nach Utrecht zu seinem Vatter/ und von dar mit dem Vatter nach Amsterdam/ (der zu selbiger Stadt Baumeister erwehlet worden) verfüget: Nach deßelben Ableiben aber hat er sich nach Utrecht gemacht; und also in der Kunst beflißen/ daß er ohne Meister einer der fürtreflichsten Künstler worden; dahero er oft zu seinen Disciplen gesagt: Ich wünschte nichts anders/ als daß ich einen künstlichen Meister gehabt hätte/ deme ich etwas rühmliches hätte ablernen mögen.
In vorbesagtem Amsterdam hat er auf einen [Marginalspalte: Seine Werke.] großen Platz die Geschichte von Niobe, wie ihre Kinder von Apollo und der Diana erschoßen werden/ gemahlt/ welche Historie er auch für dem Käyser/ doch auf ganz andere Manier/ für große Recompens und zu seinem hohen Lob gefärtiget; Ich will allhier nichts von seinen Bancqueten der Götter bey dem Grafen von der Lix Darunter wahrscheinlich die »Hochzeit von Peleus und Thetis«./ und andern sagen/ obschon auch die schöne Gesichter der Venus, Juno und Pallas höchlich zu rühmen wären/ die er neben andern vielfältigen Landschaften/ Baurenhäusern/ Wäldern/ Aeckern und Wiesen/ die Utrecht umzirken/ gemahlt; alle liebliche Umstände von Sonnenschein/ Waßerwerk/ Lüften/ zamen und wilden Thieren beybringend Die meisten seiner Landschaftsdarstellungen kombiniert Bloemaert mit Szenen aus der Bibel oder der Mythologie wie in der »Landschaft mit Merkur und Argus«; ungewöhnlich ohne Figuren zeigt er eine »Landschaft mit Bauernhof«.. Dem Contrafäten gab er nicht Raum um seinen sinnreichen Verstand an neuen und seltsamen Erfindungen nit zu verhindern/ unterschiedliche seiner Stuck hat Johann Müller und Sanredam in Kupfer gebracht Vgl. etwa Saenredams »Verkündigung an die Hirten« von 1599./ weil sie aus seinen Zeichnungen mit großem Lust ein sonders Liecht gefasset;
Er ware sittsamer Gebärden/ vertieft und verliebt in die Kunst/ dahero billich/ daß sein Name/ (welchen er von den wolriechenden Blumen bekommen/) in den zierlichen Kunst-Garten der berühmten Mahler/ durch die Fama versetzet werde/ damit selbige Atropos mit ihrer neidigen Scheere niemalen betasten möge. Van Mander kann die Vita Bloemaerts 1604 bis zu dessen 37. Lebensjahr verfolgen und beschließt sie mit demselben allegorischen Bild und einem Wortspiel mit Bloemarts Name (»bloem« = Blume), mit dem er die Biographie eröffnet hat (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Abraham Bloemaert, uytnemende Schilder van Gorricum, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 298r [Accessed: 2011-11-16. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63EdP3BUy]). Er starbe ungefähr Anno 1647. und hinterließe viel/ doch meistens [Marginalspalte: Seine Söhne.] Kunstreiche Söhne/ der erste/ genant Heinrich Blomart/ ware ein guter Zeichner/ konte aber seine Klücks-Kugel nicht vernünftig genug fortschieben/ dahero diese Blum unter den Hecken der Zaghaftigkeit ersticket. Sein anderer Bruder Adrian aber ware ein guter Mahler/ zoge aus Italien nach Salzburg/ und färtigte denen Patribus Benedictinis daselbst vielfältige herrliche Werke In der für die Rosenkranzbruderschaft 1631 erbauten Aula der Benediktiner-Universität in Salzburg schuf Adriaen Bloemaert zusammen mit Zacharias Miller 1636/37 die Gemälde der Rosenkranzgeheimnisse; vgl. Roethlisberger 1993 I, S. 532./ ware um viel lebendiger und herzhafter als sein Bruder/ dahero er mit denen Studenten zum öftern
aber von dar seinem Vatter nach Utrecht folgen/ und daselbst nach denen Zeichnungen Franz Floris die Mahl-Kunst unter greiffen/ woselbst ich ihn auch noch mit dem Pensel in der Hand in meiner Durchreise von Rom nach Amsterdam Anno 1637. ganz wolauf gesehen. Nach selbigem schickte ihn [Marginalspalte: Seine Reisen.] sein Vatter zu einem Mahler/ Namens Gerit Spintler/ um daselbst die Erkantnus der Farben zu bekommen/ welcher Meister bald erkant/ daß Blommart die Sach bäßer/ als er selbst/ verstunde; Van Mander schreibt auch über Bloemaerts Lehrzeit bei Joost de Beer (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Abraham Bloemaert, uytnemende Schilder van Gorricum, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 297r [Accessed: 2011-11-16. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63EdP3BUy]). Von diesem zoge er im 15ten oder 16ten Jahr nach Pariß/ und hielte sich bey Johann Bassot ungefähr 6. Wochen auf/ hernach bey Maistre Herri dritthalb Jahr/ in denen er ohne sonderbaren Unterricht viele schöne Stuck aus eigner Invention, biß daß er sich wieder nach Utrecht zu seinem Vatter/ und von dar mit dem Vatter nach Amsterdam/ (der zu selbiger Stadt Baumeister erwehlet worden) verfüget: Nach deßelben Ableiben aber hat er sich nach Utrecht gemacht; und also in der Kunst beflißen/ daß er ohne Meister einer der fürtreflichsten Künstler worden; dahero er oft zu seinen Disciplen gesagt: Ich wünschte nichts anders/ als daß ich einen künstlichen Meister gehabt hätte/ deme ich etwas rühmliches hätte ablernen mögen.
In vorbesagtem Amsterdam hat er auf einen [Marginalspalte: Seine Werke.] großen Platz die Geschichte von Niobe, wie ihre Kinder von Apollo und der Diana erschoßen werden/ gemahlt/ welche Historie er auch für dem Käyser/ doch auf ganz andere Manier/ für große Recompens und zu seinem hohen Lob gefärtiget; Ich will allhier nichts von seinen Bancqueten der Götter bey dem Grafen von der Lix Darunter wahrscheinlich die »Hochzeit von Peleus und Thetis«./ und andern sagen/ obschon auch die schöne Gesichter der Venus, Juno und Pallas höchlich zu rühmen wären/ die er neben andern vielfältigen Landschaften/ Baurenhäusern/ Wäldern/ Aeckern und Wiesen/ die Utrecht umzirken/ gemahlt; alle liebliche Umstände von Sonnenschein/ Waßerwerk/ Lüften/ zamen und wilden Thieren beybringend Die meisten seiner Landschaftsdarstellungen kombiniert Bloemaert mit Szenen aus der Bibel oder der Mythologie wie in der »Landschaft mit Merkur und Argus«; ungewöhnlich ohne Figuren zeigt er eine »Landschaft mit Bauernhof«.. Dem Contrafäten gab er nicht Raum um seinen sinnreichen Verstand an neuen und seltsamen Erfindungen nit zu verhindern/ unterschiedliche seiner Stuck hat Johann Müller und Sanredam in Kupfer gebracht Vgl. etwa Saenredams »Verkündigung an die Hirten« von 1599./ weil sie aus seinen Zeichnungen mit großem Lust ein sonders Liecht gefasset;
Er ware sittsamer Gebärden/ vertieft und verliebt in die Kunst/ dahero billich/ daß sein Name/ (welchen er von den wolriechenden Blumen bekommen/) in den zierlichen Kunst-Garten der berühmten Mahler/ durch die Fama versetzet werde/ damit selbige Atropos mit ihrer neidigen Scheere niemalen betasten möge. Van Mander kann die Vita Bloemaerts 1604 bis zu dessen 37. Lebensjahr verfolgen und beschließt sie mit demselben allegorischen Bild und einem Wortspiel mit Bloemarts Name (»bloem« = Blume), mit dem er die Biographie eröffnet hat (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Abraham Bloemaert, uytnemende Schilder van Gorricum, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 298r [Accessed: 2011-11-16. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63EdP3BUy]). Er starbe ungefähr Anno 1647. und hinterließe viel/ doch meistens [Marginalspalte: Seine Söhne.] Kunstreiche Söhne/ der erste/ genant Heinrich Blomart/ ware ein guter Zeichner/ konte aber seine Klücks-Kugel nicht vernünftig genug fortschieben/ dahero diese Blum unter den Hecken der Zaghaftigkeit ersticket. Sein anderer Bruder Adrian aber ware ein guter Mahler/ zoge aus Italien nach Salzburg/ und färtigte denen Patribus Benedictinis daselbst vielfältige herrliche Werke In der für die Rosenkranzbruderschaft 1631 erbauten Aula der Benediktiner-Universität in Salzburg schuf Adriaen Bloemaert zusammen mit Zacharias Miller 1636/37 die Gemälde der Rosenkranzgeheimnisse; vgl. Roethlisberger 1993 I, S. 532./ ware um viel lebendiger und herzhafter als sein Bruder/ dahero er mit denen Studenten zum öftern
palgte/ wie er dann endlichen auch in einem Streit erstochen ward Möglicherweise wurde Adriaen bei einem Streit verletzt, doch starb er erst 1666 in Utrecht, vgl. Roethlisberger 1993, Bd. I, S. 532.. Der dritte Bruder/ Cornelius Blomart/ mein gewesener Mit-Lehrling in der Kunst/ wurde von mir nacher Rom beruffen/ alda er in das Statuen-Buch der Justinianischen Galerie nach meinen Handrißen/ etliche Jahre neben andern meine Werke befördern helfen/ ist nach deme auch noch lang alda verblieben/ und hat/ wegen Fürtreflichkeit der Kunst/ ein großes Lob hinterlaßen/ so an seinem eignen Ort wird gemeldet werden.
Des Abraham Blomarts Contrafät findet der Kunstliebende Leser in der Kupferblatte II. und ist ihme zu Ehren folgendes Epigramma aufgesetzt worden:
Arte hic egregiis nec tamen inferior.
Pinxit aves, naves, homines, herbasque¶ ferasque,
& laetos flores, floridus innumeros.
Möchte zu Teutsch also lauten:
[Marginalspalte: CXXXV. ORAZIO GENTILESCHI da Firenze, pittore a Londra]Orazio Gentileschi viene escluso dalla lista degli italiani e va tra i tedeschi e gli olandesi perché fu chiamato a Londra per la sua mano eccellente dal re Carlo Stuart, dove – a quanto so - è anche passato a miglior vita; era fiorentino di nascita, un maestro di tutte le regole della nobile arte della pittura, veramente Gentilesco di nome e di fatto; il suo lavoro fu ovunque [Marginalspalte: Sue opere]tenuto nel più alto onore, come quando a Roma decorò l’interno della loggia del cardinal Bentivoglio con musici ed altre figure, Concerto musicale con Apollo e le Muse, 1611–12, Roma, Palazzo Rospigliosi Pallavicini, Casino delle Muse, con quadratura di Agostino Tassi; i due pittori furono eseguirono l’opera per Scipione Borghese, che però abbandonò di lì a poco l’interesse per la villa al Quirinale; all’epoca del soggiorno romano di Sandrart il palazzo con casino e giardini era di proprietà del cardinale Guido Bentivoglio. opera che, con altre a Firenze, può ben elogiare il maestro.
Dall’Italia andò in Francia, ma non [Marginalspalte: Va in Inghilterra] vi rimase a lungo perché non gli dovette piacere, e si recò a Londra, in Inghilterra, dove dipinse opere eccellenti. Fece anche alcuni buoni ritratti, belli e galanti, ma il suo ingegno non vi era propenso, quanto per le storie a grandezza naturale, [Marginalspalte: E lì esegue opere magnifiche]nelle quali era una rara fenice. Al tempo in cui io ero a Londra dipinse una Maria Maddalena penitente, che giaceva a terra in devota contemplazione; apparteneva al re ed era un pezzo di insuperabile eccellenza artistica. Maddalena penitente, Wien, Kunsthistorisches Museum, appartenuto al duca di Buckingham: Kat. Rom u.a. 2001–2002, cat. 35, pp. 174–178; replica con poche varianti del dipinto eseguito da Orazio per i Sauli. Così fece anche una Maria, seduta a terra, al suo petto sugge il Cristo bambino, e il vecchio Giuseppe è coricato sulla schiena, e riposa con la testa su un sacco, tutto rappresentato nel modo più gentile per disegno, pittura, disposizione
palgte/ wie er dann endlichen auch in einem Streit erstochen ward Möglicherweise wurde Adriaen bei einem Streit verletzt, doch starb er erst 1666 in Utrecht, vgl. Roethlisberger 1993, Bd. I, S. 532.. Der dritte Bruder/ Cornelius Blomart/ mein gewesener Mit-Lehrling in der Kunst/ wurde von mir nacher Rom beruffen/ alda er in das Statuen-Buch der Justinianischen Galerie nach meinen Handrißen/ etliche Jahre neben andern meine Werke befördern helfen/ ist nach deme auch noch lang alda verblieben/ und hat/ wegen Fürtreflichkeit der Kunst/ ein großes Lob hinterlaßen/ so an seinem eignen Ort wird gemeldet werden.
Des Abraham Blomarts Contrafät findet der Kunstliebende Leser in der Kupferblatte II. und ist ihme zu Ehren folgendes Epigramma aufgesetzt worden:
Arte hic egregiis nec tamen inferior.
Pinxit aves, naves, homines, herbasque¶ ferasque,
& laetos flores, floridus innumeros.
Möchte zu Teutsch also lauten:
und gabe doch nichts nach den Meistern an-¶ drer Orten:
Er mahlte Menschen/ Thier und Blumen/¶ mancher Art/
Drum diese Tugend Blum Blomart ge-¶ nennet ward.
[Marginalspalte: CXXXV. HORATIUS GENTILESCO, von Florenz/ Mahler zu Londen.] ES komt HORATIUS GENTILESCO darum aus der Italiäner Ordnung unter die Teutsche und Niederländer/ weil er von König Carlo Stuart, wegen seiner fürtreflichen Hand/ nacher Londen beruffen worden/ alwo er auch (wie mir nicht anderst bewust) die Welt gesegnet hat; von Geburt ware er ein Florentiner/ ein Meister aller Reglen der edlen Mahl-Kunst/ als der den Namen und die That von Gentilesco warhaftig beysammen gehabt; seine Arbeit wird allenthalben [Marginalspalte: Seine Werke.] in höchsten Ehren gehalten/ als zu Rom die Logia des Cardinals Bentivoglio, inwendig mit Musicanten und andern Bildern gezieret Wie dem Konzert mit Apollo und den Musen/ welches Werk/ mit andern zu Florenz/ den Meister trefflich loben.
Aus Italien reiste er in Frankreich/ bliebe aber [Marginalspalte: Komt in Engelland.] nicht lang daselbst/ und weil es ihme darinnen nicht gefallen wollen/ hat er sich nach Londen in Engelland begeben/ alwo er fürtrefliche Werke gemahlt. Er machte auch etliche gute Contrafäte fein und hüpsch/ allein sein Geist war zur selbigen nicht/ wie zu den Lebens-großen Historien/ geneigt/ in denen [Marginalspalte: und verfärtiget daselbst köstliche Stuck.] er ein rar und seltsamer Phoenix war; damalen als ich zu Londen war/ mahlte er eine büßende Maria Magdalena auf der Erden/ in einer Andachts-Betrachtung ligend; dieses Stuck gehörte für den König/ und war an Fürtreflichkeit der Kunst unverbäßerlich. Also machte er auch eine auf der Erden sitzende Maria/ an deren Brust das Christkindlein trinket/ der alte Joseph aber liget auf dem Rucken/ und ruhet mit seinem Haupt auf einem Sack/ alles an der Zeichnung/ mahlen/ ordiniren/ und
Übersetzung von Cecilia Mazzetti di Pietralata
Originaltext