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TA 1675, Lebenslauf, S. 20

Harsdörffer (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Ein Quellenbeleg, der die entsprechende Publikation dieses Bildgedichts von Harsdörffer ausweist, konnte bis dato nicht erbracht werden; zum Aspekt der Empathie in Sandrarts lobwürdiger Naturnachahmung vgl. Schreurs 2010(c), S. 124–127.Christina Posselt, 16.01.2012Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 637
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Lugubre post fatum remanet constantia victrix,
quam decorat superûm, fronte virente, chorus.
Haec pinxit nostri secli, Sandrartus Apelles,
ceu praesens tragicam viderit ipse ne- cem.HarsdörfferInformat. zur Quellenmarkierung
Ein Quellenbeleg, der die entsprechende Publikation dieses Bildgedichts von Harsdörffer ausweist, konnte bis dato nicht erbracht werden; zum Aspekt der Empathie in Sandrarts lobwürdiger Naturnachahmung vgl. Schreurs 2010(c), S. 124–127.Christina Posselt, 16.01.2012Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 637

G. P. Harsdörfferus.

SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Der Lebenslauf, den Sandrart entgegen seiner auf Bescheidenheit zielenden Aussage wohl selbst verfasst hat (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 4), erfuhr durch Sigmund von Birken deutliche sprachliche Eingriffe wie aus dessen Korrespondenz und Tagebucheintragungen ersichtlich wird (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011). Die im Lebenslauf vertretenen Leitmotive von Geburts- und Kunstadel, von Tugendidealen, den Kontakten mit Herrschern und Gelehrten sowie der Idee einer neuen deutschen Kunst vor dem Hintergrund eines europäischen Lebenswandels stilisieren Sandrart zu einem würdigen Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (vgl. Meier 2004, S. 223–227). Besonders die Qualitäten von Sandrarts Malerei werden durch Georg Philipp Harsdörffer bezeugt (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 19 f.), vgl. dazu Schreurs 2010(c), S. 128–132.Christina Posselt, 16.01.2012Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 641
Er wird nach Wien beruffen: mahlet daselbst Ihr. Käys. Maj. Ferdinandi III, der Röm. Käyserin/ des Röm. Königs Ferdinandi IV und Erzh. Leopoldi Contrafäte. Um selbige Zeit ward Er/ im Namen der Röm. Käys. Majest. Ferdinandi III, mit übersendung eines Passes/ nach Wien beruffen: alda Er dieses höchste Haupt der Welt/ in dero Käyserlichem Ornat, lebhaft abgemahlet. Diß Contrafät hat deroselben so wol gefallen/ daß Er/ in gleicher Größe/ Ihr. Maj. die Römische Käyserin/ nachmals auch den Römischen König Ferdinandum IV in ganzer Statur, und den damaligen Durchleuchtigsten ErzHerzogen Leopoldum, nunmehr Unseren Allergnädigsten Käyser/ contrafäten müßen. Bey dieser gelegenheit/ wurde H. Daniel Neuberger/ berühmter Wachsposirer/ mit in das Zimmer gelassen: der dann Ihr. Maj. gleichfalls nach dem Leben gebildet/ und hernach dieses Contrafät zu vielen seinen guten Bildern gebrauchet. Unser Herr von Sandrart erlangte hierdurch großen Ruhm/ und ward/ neben mildreicher remuneration, mit einer schönen güldenen Kette samt der Käyserlichen Medaglie beschenket/ auch Ihme der vorgehabte Adel und Wappen/ mit dem Zusatz einer Königlichen Kron/ bestätigt und erneuret.

Es ware ja allerhöchst-gedachte Käys. Maj. in der Mahlerey-Kunst vollkommen erfahren/ und daher mit unsers Künstlers Geschicklichkeit ganz vergnüget: daher Sie Ihn oft und gern bey sich gehabt/ Unterredung mit Ihm gepflogen/ und Ihn viel dero Gnadenzeichen verspürenlassen/ dero von Ihm verfärtigtes Contrafät/ durch den kunstreichen von Stein/ groß zu Kupfer bringen lassen/ auch öfters mit eigener Hand Ihm zugeschrieben/ und die Concepte von dero Erfindungen (wie sie dann in der Poesy perfect erfahren gewesen) übersendet. Zu bezeugung dessen/ wird allhier die Copey/ von einem dergleichen Käyserlichen Concept zum Gemälde/ vorgewiesen/ das dann also gelautet.

Concept von Käyserlicher Hand. Jupiter auf dem Adler sitzend/ auf der Erden/ in der Rechten einen Olivenzweig/ in der Linken sein fulmen haltend/ und mit Lorbeer gekrönet: so mein Contrafät seyn könte. Aus dem Himmel die zwey verstorbene Käyserinnen/ als Juno und Ceres Gemeint sind hier die Infantin Maria Anna als Juno und die Erzherzogin Maria Leopoldine als Ceres.Anna Schreurs, 09.06.2008, die eine Reichtümer/ und die andere Fruchtbarkeit ihm offerirend. Die Königin aus Spanien/ als Minerva, die Streitrüstung und Kunst praesentirend. Bellona, die jetzt-regirende Römische Käyserin/ die Militarische Instrumenta ihm unter die Füße werfend. ErzHerzog Leopold Wilhelm/ in formâ Martis, auch die Instrumenta bellica untergebend. Der Römische König/ in formâ Apollinis, mit den Musicalischen Instrumenten. Mein kleiner Sohn/ in formâ Amoris, doch bekleidter/ den Köcher und Bogen anpraesentirend Vgl. die ähnliche, ebenso ausführliche Beschreibung in der Vita Van der Steens,TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 362.Anna Schreurs, 07.06.2008.

Obiges Käyserliches Contrafät/ komt in die Chur-Brandenb. Kunstkammer. Als bey Ihr. Maj. zu Prag/ nach der zeit/ S. Churf. Durchl. von Brandenburg sich befunden/ und obbesagtes in dero Cabinet ersehenes Sandrartisches

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Contrafät gepriesen/ haben Ihr. Maj. deroselben solches praesentiret: die es mit sich nach Berlin genommen/ und alda in dero Residenz am höchsten Ort aufgestellet/ da es auch noch zu finden und zu sehen ist.

Seine Wiederkehr nach Stockau. Von Wien/ auf allergnädigste Käyserliche Dimission, begabe Er sich wieder nach Stockau/ und mahlte daselbst/ unter andren/ für S. Hochfürstl. Gn. den H. Bischof zu Aichstett/ Er mahlet das Altar-Stuck bey S. Walburg in Aichstett. das herrliche Altar-Stuck zu S. Walburg/ in größe von 30 Schuhen. Diß Gemälde praesentiret S. Hochfürstl. Gn. auf einer Galleria im Bischoflichen Ornat und Pontifical stehend/ von allen dero und des HochStiffts Capitel-Herren umgeben/ und ganz andächtig gen Himmel sehend: als gleichsam flehentlich ansuchend um Hülfe für eine große Mänge armer/ blinder/ lahmer/ kranker und bresthafter Leute/ die vor ihme stehen und um Erledigung seufzen. Aus dem Himmel fället ein Strahl der Glori auf S. Walburgen Begräbnis: aus welchem das daselbst für heilig und heilsam gehaltene Oel schwitzet/ welches durch etliche Engel unter die Bresthaften/ zu ihrer Genesung/ ausgetheilet wird. In dieser Schaar sind hohe und niedere Personen/ und nicht allein von Christlichen Nationen/ sondern auch Türken/ Persianer/ Mohren und andere Ausländische/ theils zu Pferd/ theils herzu gehend/ theils getragen und geführet: derer aller unterschiedliche Stellungen/ Affecten und bewegliche passiones, so kunstreich ausgebildet/ daß man diß Werk nicht genug beschauen und bewundern kan/ auch ein ganzes Buch davon zu schreiben wäre. Daher viel Fürsten und Herren/ allein um dieses WunderStucks willen/ diesen Ort besuchet/ welcher hierdurch erst ruhmreich worden: und haben S. Hochfürstl. Gn. neben andren hohen Praesenten/ unsrem Künstler-Prinzen dafür wol remunerirt.

Andere seine Kunst-Werke. Die 7 Altar-Blätter im Kloster Lambach/ Wir wollen nun auch anderer seiner vornehmsten Stucke/ mit denen Er so manchen Ort bezieret/ erwähnen. Unter denselben leuchten insonderheit/ die Sieben Altar-Blätter/ die Er/ auf erforderung des HochLobwürdigen Herrn Praelatens Placidi, in das Gotteshaus und Kloster Lambach verfärtiget: worinn Er/ alte und junge/ Geist- und Weltliche/ hohe und niedere Personen/ alter und neuer Welt-Arten/ Historien und Gedichte/ Gebäude und Landschaften/ Tag und Nacht/ Liecht und Dunkel/ vorgestellet/ und also eine vollkommene Schule der ganzen Mahlerey Kunst damit aufgerichtet. Und da vordessen dieser Ort für einsam geachtet und wenig besuchet worden/ so pflegen jetzo/ nicht allein die kunstliebende Jugend/ sondern auch Käyser/ Cardinäle/ ErzHerzogen/ auch andere hohe und niedere Stands-Personen/ ihren Weg dorthin zu wenden/ um diese Kunst-Arbeit zu besichtigen: die da wol verdienet/ daß sie dißorts etlicher massen beschrieben werde.

als 1 Unser L. Frauen Himmelfahrt/ Der hohe und erste Altar/ praesentiret die Himmelfahrt Unsrer lieben Frauen: deren Angesicht/ ganz andächtig in die Höhe verzuckt/ und nicht mehr irdisch erscheinet/ auch alle actionen und Gebärden ihre innerliche himmlische Freude entdecken. Sie wird/ von einer holdseeligen Englischen

Sandrart (Fortsetzung auf einer folgenden Seite)Informat. zur Quellenmarkierung
Der Lebenslauf, den Sandrart entgegen seiner auf Bescheidenheit zielenden Aussage wohl selbst verfasst hat (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 4), erfuhr durch Sigmund von Birken deutliche sprachliche Eingriffe wie aus dessen Korrespondenz und Tagebucheintragungen ersichtlich wird (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011). Die im Lebenslauf vertretenen Leitmotive von Geburts- und Kunstadel, von Tugendidealen, den Kontakten mit Herrschern und Gelehrten sowie der Idee einer neuen deutschen Kunst vor dem Hintergrund eines europäischen Lebenswandels stilisieren Sandrart zu einem würdigen Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (vgl. Meier 2004, S. 223–227). Besonders die Qualitäten von Sandrarts Malerei werden durch Georg Philipp Harsdörffer bezeugt (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 19 f.), vgl. dazu Schreurs 2010(c), S. 128–132.Christina Posselt, 16.01.2012Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 641