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TA 1675, Lebenslauf, S. 19

Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Der Lebenslauf, den Sandrart entgegen seiner auf Bescheidenheit zielenden Aussage wohl selbst verfasst hat (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 4), erfuhr durch Sigmund von Birken deutliche sprachliche Eingriffe wie aus dessen Korrespondenz und Tagebucheintragungen ersichtlich wird (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011). Die im Lebenslauf vertretenen Leitmotive von Geburts- und Kunstadel, von Tugendidealen, den Kontakten mit Herrschern und Gelehrten sowie der Idee einer neuen deutschen Kunst vor dem Hintergrund eines europäischen Lebenswandels stilisieren Sandrart zu einem würdigen Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (vgl. Meier 2004, S. 223–227). Besonders die Qualitäten von Sandrarts Malerei werden durch Georg Philipp Harsdörffer bezeugt (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 19 f.), vgl. dazu Schreurs 2010(c), S. 128–132.Christina Posselt, 16.01.2012Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 636
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daß Er manchen Tag eines/ auch wol zwey/ verfärtiget; da ihme dann/ für jedes/ 50 Reichsthaler bezahlet worden.

Aber das herrlichste Werk/ so damals aus seinem Pinsel geflossen/ ware das in Nürnberg auf dem großen Rathaus-Saal A. 1649 gehaltene K. Swedische Friedens.Banquet, worbey alle anwesende hohe Häupter und Abgesandten/ auch dieser hochlöblichen Reichs-Stadt Hoch-Edler Magistrat, sich befunden: die er alle und jede/ nach dem Leben/ darinn abgemahlet und vorgestellet. Seine herrliche Ausbildung/ des K. Swedischen Friedens-Banquets zu Nürnberg.Unter aller dieser und voriger Arbeit/ ward Er von hochermeldten Pfalzgrafen Carolo Gustavo, die ganze Zeit über/ Kostfrey gehalten/ auch für das Banquet-Gemälde mit 2000 Rheinischen Gulden/ und einer güldenen Ketten von 200 Ducaten/ (die Er selber Ihme um den Hals geleget) samt dem Königlichen BrustBild/ regalirt und beschenket. Es hat auch Ein HochEdler Raht daselbst/ als Er dieses Gemälde/ im Namen der Cron Sweden/ auf das Rathaus (da es noch zu sehen ist) geliefert/ ihre Erkäntlichkeit und Wolneigung/ Ihme mit einem Praesent gut bezeuget.

Es wurde damals an Ihme für ungemein gehalten/ daß Er in seinem Mahlzimmer/ welches Seine zugleich Mahl- und Gespräch-färtigkeit. nächst bey mehr-hochmentionirten Herrn Generalissimi Schlaffzimmer/ in der schönen Winklerischen Behausung/ gewesen/ durch soviele Cavalliere und Officiere von allerley Nation/ mit denen es stäts erfüllet war/ sich nicht turbiren lassen/ sondern alle Discurse/ jedem in seiner Mutter Sprache/ als Französisch/ Wälsch/ Teutsch und Niederländisch/ auch wol Englisch/ ohne einige behinterung seiner Mahlerey/ beantwortet.

Das weltberühmte Mitglied der hochlöblichen Fruchtbringenden Gesellschaft/ Herr Georg Philipp Harsdörfer/ vornehmer Patricius und hernach Ratsherr in Nürnberg/ mit dem unser Herr von Sandrart damals in vertreuliche Correspondenz gekommen/ hat/ als ein Kunstverständiger/ diesen Teutschen Apelles sonders bewundert/ und solches einsmals mit diesem schönen Epigrammate bezeuget.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Der Lebenslauf, den Sandrart entgegen seiner auf Bescheidenheit zielenden Aussage wohl selbst verfasst hat (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 4), erfuhr durch Sigmund von Birken deutliche sprachliche Eingriffe wie aus dessen Korrespondenz und Tagebucheintragungen ersichtlich wird (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011). Die im Lebenslauf vertretenen Leitmotive von Geburts- und Kunstadel, von Tugendidealen, den Kontakten mit Herrschern und Gelehrten sowie der Idee einer neuen deutschen Kunst vor dem Hintergrund eines europäischen Lebenswandels stilisieren Sandrart zu einem würdigen Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (vgl. Meier 2004, S. 223–227). Besonders die Qualitäten von Sandrarts Malerei werden durch Georg Philipp Harsdörffer bezeugt (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 19 f.), vgl. dazu Schreurs 2010(c), S. 128–132.Christina Posselt, 16.01.2012Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 636

Des Spielenden Ihm gewidmetes Lob-Andenken. HarsdörfferInformat. zur Quellenmarkierung:
Dieses Ehrengedicht auf Sandrart wurde entsprechend der Autorennennung von Georg Philipp Harsdörffer auf Latein und in deutscher Sprache verfasst; vgl. Jürgensen 2006, S. 39.Christina Posselt, 08.02.2012
Cùm, Sandrarte, tuas tabulas Natura videret,
queis facies rerum perpetuare soles:
obstupuit, tinxitque genas pudibunda rubore,
optans esse suum, quod videt Artis, opus.HarsdörfferInformat. zur Quellenmarkierung
Dieses Ehrengedicht auf Sandrart wurde entsprechend der Autorennennung von Georg Philipp Harsdörffer auf Latein und in deutscher Sprache verfasst; vgl. Jürgensen 2006, S. 39.Christina Posselt, 08.02.2012

SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Dieser Überleitungssatz stammt von Sandrart bzw. dem editorischen Korrektor des Lebenslaufs, Sigmund von Birken.Christina Posselt, 09.02.2012
Welches geteutschet/ soviel sagen will:SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Dieser Überleitungssatz stammt von Sandrart bzw. dem editorischen Korrektor des Lebenslaufs, Sigmund von Birken.Christina Posselt, 09.02.2012

HarsdörfferInformat. zur Quellenmarkierung:
Dieses Ehrengedicht auf Sandrart wurde entsprechend der Autorennennung von Georg Philipp Harsdörffer auf Latein und in deutscher Sprache verfasst; vgl. Jürgensen 2006, S. 39.Christina Posselt, 08.02.2012
Als Sandrarts Mahlerey hat die Natur besehen/
wormit Er die Gestalt der Ding hier ewig macht:
Ach daß ich könte doch (sprach sie/ mit schamrot-stehen)
gebähren solche Werk/ als hier die Kunst erdacht!HarsdörfferInformat. zur Quellenmarkierung
Dieses Ehrengedicht auf Sandrart wurde entsprechend der Autorennennung von Georg Philipp Harsdörffer auf Latein und in deutscher Sprache verfasst; vgl. Jürgensen 2006, S. 39.Christina Posselt, 08.02.2012

SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Dieser Überleitungssatz stammt von Sandrart bzw. dem editorischen Korrektor des Lebenslaufs, Sigmund von Birken.Christina Posselt, 09.02.2012
Dieser Edler Spielender hat auch/ in einem von der Mahlerey-Kunst hervorgegebenen Discurs, Ihme folgendes zu Ruhm nachgeschrieben.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Dieser Überleitungssatz stammt von Sandrart bzw. dem editorischen Korrektor des Lebenslaufs, Sigmund von Birken.Christina Posselt, 09.02.2012
HarsdörfferInformat. zur Quellenmarkierung:
An dieser Stelle wird aus Harsdörffers Discurs über die Mahlerey zitiert (vgl. Harsdörffer, Diskurs 1652 (Neued. Thimann 2008), S. 28 [147]); das Folgende wird zwar in dessen Namen angeführt, doch beruht das ergänzende Lob der Affektdarstellung nicht auf Harsdörffers eigenen Worten (vgl. Schreurs 2010(c), S. 122 f. und S. 128–131).Christina Posselt, 16.01.2012
Es hat/ (spricht er) Herr Joachim von Sandrart auf Stockau/ gleichwie in allen andern Sachen/ also auch in dieser Kunst/ das höchste Lob erlanget: welcher/ wegen seiner unvergleichlichen Erfahrung/ Kunst/ Tugend/ Beredsamkeit und wolständigen Höflichkeit/ bey allen Fürsten und Herren beliebt und belobt/ auch bey dem höchsten Haupt der Christenheit in großen Gnaden ist. Alle Kunstverständige bewundern seine Gemälde/ und hat Er soviel gethan/ als Zeuxes, indem Er einen Hasen/ von einem

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Jäger in Lebensgröße getragen/ gemahlet/ an welchem auch die Jagthunde aufgesprungen und ihn für lebendig angesehen.HarsdörfferInformat. zur Quellenmarkierung
An dieser Stelle wird aus Harsdörffers Discurs über die Mahlerey zitiert (vgl. Harsdörffer, Diskurs 1652 (Neued. Thimann 2008), S. 28 [147]); das Folgende wird zwar in dessen Namen angeführt, doch beruht das ergänzende Lob der Affektdarstellung nicht auf Harsdörffers eigenen Worten (vgl. Schreurs 2010(c), S. 122 f. und S. 128–131).Christina Posselt, 16.01.2012
SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Der Lebenslauf, den Sandrart entgegen seiner auf Bescheidenheit zielenden Aussage wohl selbst verfasst hat (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 4), erfuhr durch Sigmund von Birken deutliche sprachliche Eingriffe wie aus dessen Korrespondenz und Tagebucheintragungen ersichtlich wird (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011). Die im Lebenslauf vertretenen Leitmotive von Geburts- und Kunstadel, von Tugendidealen, den Kontakten mit Herrschern und Gelehrten sowie der Idee einer neuen deutschen Kunst vor dem Hintergrund eines europäischen Lebenswandels stilisieren Sandrart zu einem würdigen Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (vgl. Meier 2004, S. 223–227). Besonders die Qualitäten von Sandrarts Malerei werden durch Georg Philipp Harsdörffer bezeugt (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 19 f.), vgl. dazu Schreurs 2010(c), S. 128–132.Christina Posselt, 16.01.2012
Unter andern mahlte Er Sein Gemähl/ der Cimon, den seine Tochter seuget. auch einen Cimon, der bey Nacht von seiner Tochter mit Milch aus ihren Brüsten ernehret und beym Leben erhalten worden. In ihrem Angesicht verspürte man zugleich zwey widrige Affecten/ nämlich ihre Freude/ daß sie also dem Vatter dienen konte/ und zugleich auch ihre Sorge und Angst/ daß sie möchte also angetroffen werden. Kurz: in allen seinen Werken/ vestehet verstehet man mehr/ als das bloße Gemähl zeiget: daher seine nur-untermahlte Arbeiten höher/ als der andren ihre ausgemachte Werke/ geachtet werden. Bis hieher der Spielende. Zur Suggestion, auch das Gemälde von »Cimon und Pero« und die darin zum Ausdruck kommende Qualität der Affektdarstellung sei von Harsdörffer als positives Exempel in seinen Discurs von der Mahlerey aufgenommen worden, vgl. Schreurs 2010(c), S. 128–131.Christina Posselt, 16.01.2012

Nachdem die hohe Versamlung zu Nürnberg sich Er kehret wieder nach Stockau. von einander begeben/ reisete unser H. von Sandrart auch wieder nach seinem Stockau: eine stattliche eroberte Geld Summ wolvergnügt mit nach Sein Nachtstuck von Johannis Enthauptung: haus bringend. Daselbst mahlte er bald hernach/ für das HochStifft Bamberg/ ein sehr natürliches Nachtstuck/ wie S. Johannes der Täufer in einem finstern Kerker enthauptet wird/ mit vielen schönen Ein Altar-Blat/ und die Creutz-Abnehmung Christi. und raren Gedanken: wiederum ein AltarBlat/ von Unser Frauen Schutz: und dann die Creutz-Abnehmung Christi/ welche/ mit Unser lieben Frauen Himmelfahrt/ zu Würzburg im Dom vor dem Chor zu sehen ist. Uber besagte Johannes-Enthauptung/ hat damals der Edle Spielende diese Zeilen poetisiret.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Der Lebenslauf, den Sandrart entgegen seiner auf Bescheidenheit zielenden Aussage wohl selbst verfasst hat (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 4), erfuhr durch Sigmund von Birken deutliche sprachliche Eingriffe wie aus dessen Korrespondenz und Tagebucheintragungen ersichtlich wird (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011). Die im Lebenslauf vertretenen Leitmotive von Geburts- und Kunstadel, von Tugendidealen, den Kontakten mit Herrschern und Gelehrten sowie der Idee einer neuen deutschen Kunst vor dem Hintergrund eines europäischen Lebenswandels stilisieren Sandrart zu einem würdigen Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (vgl. Meier 2004, S. 223–227). Besonders die Qualitäten von Sandrarts Malerei werden durch Georg Philipp Harsdörffer bezeugt (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 19 f.), vgl. dazu Schreurs 2010(c), S. 128–132.Christina Posselt, 16.01.2012

HarsdörfferInformat. zur Quellenmarkierung:
Ein Quellenbeleg, der die entsprechende Publikation dieses Bildgedichts von Harsdörffer ausweist, konnte bis dato nicht erbracht werden; zum Aspekt der Empathie in Sandrarts lobwürdiger Naturnachahmung vgl. Schreurs 2010(c), S. 124–127.Christina Posselt, 16.01.2012Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 638
In Picturam Basilicae Bambergensis,
quâ
Princeps Pictorum Excellentissimus
DN. Joachimus Sandrartus
in Stockau & c.
S. Joannis Baptistae necem stupendâ dexte-
ritate effigiavit.

REspice Zachriadem, cûi nomen dulce Johannis,
tendentem innocuum veriloquumqe ca- put!
Ceu roseas Matuta genas abscondit ad ortum
solis: sic Christus surgit, & ipse cadit.
Victima diva perit, (mundi monstraverat agnum
mundavitque undâ) sangvine faeda ma- dens.
Scilicet sinsontem subito promissa cruen- tant:
conculcat magnum parva puella virum.
Sic saltasse nocet. Matris nae jussa capessis
impia, vah sancti comprimis arte caput.
Spondere & patrare nefas, injuria duplex,
quàm satius fuerat contemerare fidem.
Obstupuere: timor jubet impallescere vul- tum;
velle suum non vult, virgo, petita paret.
Heic praesens juvenis lacrimas compesce- re nescit:
cor, fax, & facies cerea, commaduit.
Judicis officium violavit dura tyrannis:
displicet ille sibi principis obsequio.
Emicat ex vultu pietas generosa: securis
imminet, atque ictum dnm ferit, ipsa tulit.
Harsdörffer (Fortsetzung auf einer folgenden Seite)Informat. zur Quellenmarkierung
Ein Quellenbeleg, der die entsprechende Publikation dieses Bildgedichts von Harsdörffer ausweist, konnte bis dato nicht erbracht werden; zum Aspekt der Empathie in Sandrarts lobwürdiger Naturnachahmung vgl. Schreurs 2010(c), S. 124–127.Christina Posselt, 16.01.2012Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 638