TA 1675, Lebenslauf, S. 23
Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Der Lebenslauf, den Sandrart entgegen seiner auf Bescheidenheit zielenden Aussage wohl selbst verfasst hat (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 4), erfuhr durch Sigmund von Birken deutliche sprachliche Eingriffe wie aus dessen Korrespondenz und Tagebucheintragungen ersichtlich wird (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011). Die im Lebenslauf vertretenen Leitmotive von Geburts- und Kunstadel, von Tugendidealen, den Kontakten mit Herrschern und Gelehrten sowie der Idee einer neuen deutschen Kunst vor dem Hintergrund eines europäischen Lebenswandels stilisieren Sandrart zu einem würdigen Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (vgl. Meier 2004, S. 223–227). Besonders die Qualitäten von Sandrarts Malerei werden durch Georg Philipp Harsdörffer bezeugt (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 19 f.), vgl. dazu Schreurs 2010(c), S. 128–132.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 638
von Francisco de Licht, Barlaeo und andern trefflichen Poeten/ mit herrlichem Lob gekrönet worden; wie des letzern sein Epigramma hier-nachfolgend vorweiset.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Der Lebenslauf, den Sandrart entgegen seiner auf Bescheidenheit zielenden Aussage wohl selbst verfasst hat (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 4), erfuhr durch Sigmund von Birken deutliche sprachliche Eingriffe wie aus dessen Korrespondenz und Tagebucheintragungen ersichtlich wird (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011). Die im Lebenslauf vertretenen Leitmotive von Geburts- und Kunstadel, von Tugendidealen, den Kontakten mit Herrschern und Gelehrten sowie der Idee einer neuen deutschen Kunst vor dem Hintergrund eines europäischen Lebenswandels stilisieren Sandrart zu einem würdigen Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (vgl. Meier 2004, S. 223–227). Besonders die Qualitäten von Sandrarts Malerei werden durch Georg Philipp Harsdörffer bezeugt (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 19 f.), vgl. dazu Schreurs 2010(c), S. 128–132.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 638
Das Epigramm von Barlaeus, das nicht in seinen Poemata (Amsterdam 1655) erschien, konnte bis dato in keiner Publikation des Poeten nachgewiesen werden; zudem scheint es aufgrund mangelnder Lateinkenntnisse unpassend platziert, da Barlaeus keine »Flucht nach Ägypten«, sondern ein »Gethsemane« beschreibt (vgl. Klemm 1986, S. 220).Dum subit illius tristissima noctis imago,
Christo supremum tempus in orbe Deo:
Mens fugit, & ratio, propriâ statione relictà.
denegat assensum sensibus ipsa suis;
Ni pellat tenebras mirâ Sandrartius arte,
& probet in tenebris umbra venusta diem.
Sic subit illius laetissima noctis imago,
quando umbras abigis corpore, Christe, tuas.BarlaeusInformat. zur Quellenmarkierung
Das Epigramm von Barlaeus, das nicht in seinen Poemata (Amsterdam 1655) erschien, konnte bis dato in keiner Publikation des Poeten nachgewiesen werden; zudem scheint es aufgrund mangelnder Lateinkenntnisse unpassend platziert, da Barlaeus keine »Flucht nach Ägypten«, sondern ein »Gethsemane« beschreibt (vgl. Klemm 1986, S. 220).
SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Der Lebenslauf, den Sandrart entgegen seiner auf Bescheidenheit zielenden Aussage wohl selbst verfasst hat (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 4), erfuhr durch Sigmund von Birken deutliche sprachliche Eingriffe wie aus dessen Korrespondenz und Tagebucheintragungen ersichtlich wird (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011). Die im Lebenslauf vertretenen Leitmotive von Geburts- und Kunstadel, von Tugendidealen, den Kontakten mit Herrschern und Gelehrten sowie der Idee einer neuen deutschen Kunst vor dem Hintergrund eines europäischen Lebenswandels stilisieren Sandrart zu einem würdigen Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (vgl. Meier 2004, S. 223–227). Besonders die Qualitäten von Sandrarts Malerei werden durch Georg Philipp Harsdörffer bezeugt (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 19 f.), vgl. dazu Schreurs 2010(c), S. 128–132.Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 642 Das Kind JEsus im Tempel unter den Lehrern. Noch ein anders Stuck färtigte Er für dieselben/ nämlich/ wie das Kind Jesus/ im zwölften Jahr seines Alters/ unter den Gelehrten im Tempel gesessen: darinn Er viel seltsame Judische Kleidungen und Angesichter/ und die Phariseer in sonderbarer action, ausgebildet. Von diesem Stuck haben alle kunstverständige Liebhabere geurtheilet/ daß iedes Theil von einer besonderer Hand/ alles zusammen aber von der Natur selbst gemahlt scheine/ weil in allem ein merklicher Unterschied/ und keines dem andern gleich sey.
Zu Walthausen in Ober-Oesterreich/ die Sendung des H. Geistes. Nach diesem mahlte Er/ für das Closter Walthausen in Ober-Oesterreich/ auf einem großen Altar-Blat/ die Sendung des heiligen Geistes/ mit vielen herrlichen Figuren ganz lebhaft ausgebildet. Christi Zukunft zum Gericht.Wiederum verfärtigte Er ein Stuck/ wie Christus/ in der Glorie, die Welt zum Gericht in das Thal Josaphat citiret/ umgeben mit vielen Heiligen und Frommen/ die folgends von dar in die himlische Herrlichkeit erhoben: die sieben Hauptlaster aber/ mit mächtigen Anhang/ durch die Gewalt-tragende Engel übern Hauffen geworffen/ und in den geheizten höllischen Pful/ zu der Mänge der Teuflischen Gespenste/ unter erbärmlichen Heulen und Zähnklappen/ gestossen worden.
Es haben Leonardo da Vince und viel andere Italiäner/ ihre angefangene Werk oftmals imperfect Herr von Sandrart hat jedesmals seine Werke zu ende und perfection gebracht/ und immer in der Kunst zu genommen und unausgefärtigt gelassen: unser Herr von Sandrart aber hat niemals geruhet und ausgesetzet/ bis Er seine einmal-gefaste Gedanken glücklich und gedultig compliret. Es wird Ihme auch zu Lob nachgesaget/ daß allemal/ unter seinen Werken/ die letzte für die bästen gehalten worden. Dieses thäten auch unsere alt-Teutsche Künstlere/ als Albrecht Dürer/ Hanß Holbein/ Amberger und Elzheimer/ die immer in der Vollkommenheit gewachsen und gestiegen: dessen Widerspiel von den Italiänern und Franzosen geschehen/ deren Fleiß/ wie die Sonne im Herbst/ von Tag zu Tag decliniret und abgenommen.
Fernere seine Werke: Im Schotten-Kloster zu Wien/ auf einem Seiten-Altar/ die Creutzigung Christi/ auch Petri und Pauli Marter/ In der Schotten-Kirche zu Wien/ stehet von seiner Hand/ auf einen Seiten-Altar/ die Creutzigung Christi/ mit Maria, Johanne und Magdalena, die des hangenden Schöpffers Füsse umarmet/ samt dem alten niderkniehenden Longinus, welchen zween Rottknechte halten: ist ein Gemähl ohne Tadel. Stracks gegen über/ stehet noch ein Stuck von Ihme/ nämlich S. Petrus und S. Paulus, wie sie/ in ihren hohen Alter/ von den wütigen Kriegsgurgeln zur Marter gezogen/ von ihren Jüngern wehmütig Urlaub nehmen: Ist so anmutig anzusehen/ daß man es unmöglich ohne Bewegnis anschauen kan.
Diese zwey Seiten-Altarblätter/ vermehrten Unsres Herrn von Sandrart Lob dermassen/ daß/ als man auch/ zu dem hohen Altar-Blatt selbiger Kirche Unser lieben Frauen bey den Schotten/ und das hohe Altar-Blat. ein kunstreiches Gemähl verlanget/ und bald dieser bald jener ein Modell hierüber gemacht/ auch bey den Käyserl. Hof mit starker Hand und favor hierzu commendirt worden; gleichwol endlich dasselbe/ als kurz vorher der Hochwürdige Herr Johann Schmietberger/ der edlen Mahlerey/ gleichwie aller anderer Künste und Studien/ hochverständiger und fürtrefflicher Liebhaber/ zu selbiger Praelatur befördert worden) dem damals abwesenden/ und nach Verkauffung seiner Hofmark Stockau/ zu Augsburg wohnenden Herrn von Sandrart/ und zwar dergestalt/ aufgetragen worden/ daß selbiges Blat gegen nächstfolgendem Fest S. Michaëlis, wohin man nur 7 Monate gezehlet/ färtig seyn solte: damit Ihr. Käys. Majest. in besuchung dieser schönen neuen Kirche/ alles vollzogen und in ordnung finden möchte. Ob nun wol solches/ wegen kürze der Zeit/ fast unmöglich geschienen/ so hat es doch unser Künstler möglich gemacht/ und dieses unvergleichliche große Werk/ in solcher Zeit glücklich aus gemacht/ und dahin geliefert. Wie dann sofort Ihr. Käys. Maj. samt dero ganzen Hof/ dieses verlangte Werk besucht und wol durchsehen/ auch neben allen andren Kunstverständigen gerühmet und gelobet. Dergleichen Urtheil hatte es auch schon vorher/ in besagter Käys. Reichs-Stadt Augsburg von E. hochlöblichen Magistrat, auch andren fürnehmen Geistlichen Herren und Praelaten/ erlanget/ als es/ auf anhalten der Liebhabere/ auf dem großen Stadts-Saal daselbst aufgerichtet/ und von vielen tausend Personen besichtiget worden.
Dieses Altar-Blat wird benamet/ die himmlische Gloria, und ist eingerichtet/ wie folget. Oben in dem kleinern Blat des Ovals, erscheinet die Gottheit/ ganz glorios und hellglänzend. Des grossen Blats erste Figur oben auf/ ist Unser liebe Frau in himlische Freude durch die Engel erhoben/ die von obgedachten Göttlichen Strahlen anmutig beschienen wird. Um sie her stehen die himlische Chöre der Engel und Heiligen/ die Propheten und Vätter des Alten Testaments: welche/ ie weiter sie von besagtem Himmelsglanz abstehen/ ie mehr sich das Liecht verlieret: daher dann/ zur Zierde des ganzen Werks/ etliche Bilder in finstern Schatten unter der Wolken gebracht worden. Es sind auch die bässer hinabstehende Bilder beyderseits dergestalt zertheilet/ daß/ zur repraesentation einer großen mänge Bilder/ desto mehr Raum geblieben: wormit sich auch in der mitten/ wie nötig/ eine durchsichtige Oeffnung gefunden. Auf der ersten Seiten sind die zwölf Apostel/ neben den Patronen der Kirche/ als S. Benedictus, Scholastica, Rosalia, Benno, Gregorius und Rochus, auch ganz unten auf den Wolken/ ein schöner nackender stark-ausgemachter S. Sebastian/ zu sehen. Auf der andern Seiten/ stehen unten sehr viel anmutige heilige Jungfrauen/ als S. Catharina, Ursula, Elisabetha , Barbara, Sophia, Apollonia, und mehr andere mit gegen den Himmel erhobenen Gesichtern: unter denen auch Maria Magdalena, im fliegenden Haar/ etwas bloß/ und theils
Der Lebenslauf, den Sandrart entgegen seiner auf Bescheidenheit zielenden Aussage wohl selbst verfasst hat (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 4), erfuhr durch Sigmund von Birken deutliche sprachliche Eingriffe wie aus dessen Korrespondenz und Tagebucheintragungen ersichtlich wird (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011). Die im Lebenslauf vertretenen Leitmotive von Geburts- und Kunstadel, von Tugendidealen, den Kontakten mit Herrschern und Gelehrten sowie der Idee einer neuen deutschen Kunst vor dem Hintergrund eines europäischen Lebenswandels stilisieren Sandrart zu einem würdigen Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (vgl. Meier 2004, S. 223–227). Besonders die Qualitäten von Sandrarts Malerei werden durch Georg Philipp Harsdörffer bezeugt (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 19 f.), vgl. dazu Schreurs 2010(c), S. 128–132.Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 642