Darstellungsoptionen
Im Text hervorheben bzw. anzeigen:

TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 200

Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 15).Christina Posselt, 30.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 413
Linke Spalte

Die Begräbnis Papsts Urbani VIII.Metall überaus herrlich und kunstreich/ und 400000. Cronen zu verfärtigen gekostet/ wie zu End oft-gedachter S. Peter ganz Majestätisch ausgerichtet zu sehen. In welcher Kirch auch/ nachdem er den hohen Altar auf vier gewundenen Säulen durchsichtig mit oben zusammengezogenen Bögen gemacht/ und darauf viel mehr als Lebensgrosse Engel mit allerley Zierathen von Metall auf das allerkostbarste gegossen/ verfärtigte er auch unter die verwunderlich-grosse und hohe Capula von S.Peter vier Nicchien zu denen grossen Statuen/ und machte aus Marmorstein einen Longino mehr dann von zweymaliger Lebens-Grösse/ nach Gestalt und auf Art eines Antichen Kriegsmanns mit dem Speer in der Hand/ so andächtig aufwerts sihet/ und mit sehr grossem Fleiß vollbracht/ welches leicht daraus zu erkennen/ weil dieser erfahrne Künstler (da andere nur ein oder zwey Modellen gemacht) biß in 22. alle 3. Spannen hoch von Wachs mir gezeigt/ woraus gleich sein schöner und hoher Geist erschienen/ absonderlich aber in diesem Longino, weil dar in den andern drey Nicchien so viel andere solche grosse Statuen angeordnet waren/ wovon die erste und den Anfang Francesco du Quency gemacht/ sonsten Il Fiamengo genannt/ in Bildung des heiligen Andrea, das andere/ als die heilige Veronica der Mochi ein Bologneser/ das lezte aber/ so die heilige Helena ware/ durch einen Romaner gefärtiget worden/ worinnen sie um den Vorzug und Lorbeer-Kranz gestritten/ und sich bemühet; es wurde gemeldter Bernin wegen seiner grossen Tugend von dem Papst zum Cavalier gemacht/ auch noch zu hohen Würden gebracht/ wie er dann annoch in grossem Flor ist/ auch hat er oft Comödien componirt/ und bey freudiger Zeit seinen guten Freunden zu Gefallen gehalten; sein Bruder war gleichfalls ein guter Bildhauer gewesen/ und viel unter gemeldten Cavaliers protection gebraucht/ weil er grosse Beyhulf und Unterweisung bey gehaltner Academie von ihm erlangt/ und die meines Wissens in die 30. Jahr continuirt hat/ dardurch er dann einen schönen profect gethan/ davon ich aber nicht allerdings mehr informiret worden; derenthalben mit gegenwärtigen wenigen sein Lob/ Preis und Ehr geendigt und beschlossen/ sein Conterfät aber in der Kupferblatte S. Kupferblatte T. vorgestellet wird.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 15).Christina Posselt, 30.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 413

CX. PIETRO BERRETINI, Mahler von Cortona.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 15).Christina Posselt, 30.07.2010
Unter denen fürtreflichen und in hohen Ehren gehaltenen Lob-würdigsten Geistern unserer Zeit/ war auch der berühmte Pietro zu Cortona; als der eines sittsamen geschickten Gemühts/ und von gesunder Vernunft gewesen/ auch sonst einen guten Tugend-Wandel geführet hat/ wordurch er dann so wol als auch vermittelst seiner großen Kunst zu Rom (als woselbst er biß an sein End verblieben) hoch gestiegen und insgemein die Cron der Mahler genennet worden. Anfangs gleich in seiner Jugend gabe er grosse Hoffnung zu allem gutem von sich/ welches nachmalen sein ansehnliches Zeichnen und Mahlen in fresco genugsam bestättiget/ und nicht weniger auch die Ausbildung herrlicher Poësien/ Historien/ großer und kleiner Bilder beglaubt gemacht.

Rechte Spalte

Seine Werke. Unter vielen andern Stucken von seiner Hand zu Rom/ hat er eine große Altar-Tafel in der unvergleichlichen großen Kirchen S. Peter sehen lassen/ worinnen er dann die Vorsehung GOttes in einem ofnen Himmel/ da die Welt-Kugel von vier grossen bekleideten Englen gehalten wird/ ausgebildet. Darauf nahme er hernachmals über sich das neu-gebaute Palazzo Barberini zu Rom â Capo Dechase genannt/ in welchem er den großen Saal/ samt allen andern in fresco so wol/ als auch die Architectur der anhängigen Gebäude des Palasts mit den Gärten/ Logien/ so insgesamt von den Steinen Peperini gebauet/ zubereitet/ mehrerntheils aber in fresco mit sehr Ruhm-würdigen Historien/ Emblematen und Allusionen zu grossem Contento, weiln dergleichen vorhin nie gesehen worden/ gemahlt da ihn dann Papst Urban der VIII. fast täglich durch den Palast Quirinal privat zu Fuß gehend/ besucht/ und an seiner Geschicklichkeit und Fleiß ein sehr großes Gefallen gehabt/ wie solch fürtreflich Werk von Invention, Bedeutung und Verstand der Genüge nach zu beschreiben/ wol ein eignes Buch erforderte/ sofern es anderster nicht völlig in Kupfer gebracht wäre/ als wohin ich auch dermalen mich bezogen haben will.

Seine Werke in dem Palazzo Pamfilio. Hierauf nun ist der Cardinal Pamfilio zum Pontificat erhoben und Innocentius X. genennet worden/ der dann sein gewesenes Wohnhaus/ samt vielen andern noch darneben/ auf dem Platz Nauona biß Alla Madona della Pazze abbrechen/ und dahin den Majestätischen Bau genannt Palazzo Pamfilio, mit samt der Kirchen/ und vornen auf den Platz die verwunderliche Fontana und Pyramide aufs allerreichlichst/ nach Reglen der Architectura mehrgedachten Bernini, bauen und machen lassen/ in welchem innwendig ein sehr großer Saal und Gewölb/ dessen Mitte oder Fläche oben in denen abgehenden Angulen und Ecken herabwerts er dermassen mit herrlichen inventionen der Gemählden bereichert/ daß das Römische Volk Ursach genommen sich zu rühmen/ daß es an diesem etwas unvergleichliches überkommen habe: die Historie dieses grossen Werks ist von unten übersich anzusehen/ das Haupt-Werk aber bildet/ in einem herumgehenden grossen und reichen Gesäms/ mit Bildern/ Festonen und anderm geziert/ die Historie oder Geschichte nach Inhalt des Poeten Virgilii, die Thaten Aeneae des tapffern Trojaners/ neben andern beygefugten zierlichen Figuren. Davon gleichfals in Kupfer Carlo Caesio zu Rom vielfärtige Druck gefärtiget/ welche denen Liebhabern fernere gute und genauere Nachricht und Wissenschaft geben mögen. Zu der neu-erbauten Capuciner-Kirchen zu Rom hat er einen Altar gemahlt/ wie der fromme Hauptmann Cornelius vor dem heiligen Apostel Petrus niederkniet/ er solchen aber wieder aufstehen heisset/ mit noch andern Neben-Figuren/ von sehr guter Ersinnung und reichen Verstand ausgeführt/ daß in Oelfarben nichts wol bässers von seiner Hand zu bekommen ist.

Seine Arbeit zu Florenz. Nach diesem wurde Petrus von dem Herzog von Florenz beruffen/ und ihme allda ein grosserSandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 15).Christina Posselt, 30.07.2010