TA 1679, II (Skulptur), S. 87
SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Dies ist ein selbständiger Bericht Sandrarts (vgl. Sponsel 1896, S. 35).Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 984Sandrartische Kunstkammer.
Worinnen enthalten sind der weltberühmtesten alt- und neuen Italiänischen/ auch Teutschen und Niederländischen Meister/ Mahlereyen/ auch Statuen in Metall/gepossirt/ und in Gips gegossen/ desgleichen auch Kunstbücher mit den vortreflichsten Handrissen der Italiänischen und Teutschen Meister/ wie nicht weniger der auserlesensten Kupferstück/ alles in Ordnung verfasset/ wie hernach folgt:
VOn Raphael d’Urbino, den Brand von Troja/ wie Eneas seinen krancken Vatter Anchisen auf seinen Achseln träget/ ist neben ihme sein Sohn Ascanius mit viel andern flüchtigen Manns-und Weibs-personen/ auf eine Tafel künstlich gemahlt mit Oelfarben. Dieses weltberühmte Stuck ist von den Kunst-Verständigen erkannt/ daß dergleichen bey keinem Potentaten in Teutschland zu finden/ eine rechte Kunstschul von Ausbildung der Affecten und schöne Invention der Zeichen-Kunst.
Der h. Ceciliae Angesicht/ verwunderlich kunstreich und andächtig/ in Lebens-grösse gezeichnet.
Von Albrecht Dürer/ ein ans Creutz genagelter sterbender Schächer/ sehr fleissig gemahlt.
Von Adam Elsheimer/ eine Historie aus dem Pastor Fido unterschiedlicher Figuren in einer vortrefflichen mit grossen Bäumen und deren Stämm und Gründen/ samt darauf befindlichen Kräutern/ allesamt so natürlich fleissig ausgeführt/ daß aller Bäume Blätter/ wie auch alle Kräuter/ nach deren Eigenschafften verwunderlich zu erkennen und zu unterscheiden sind/ überaus curios ausgeführt/ und auf Kupfer gemahlt Im 1698 erstellten Nachlassinventar werden aus Sandrarts Kunstsammlung nur pauschal »Zwanzig groß und kleine Blätter von Adam Elßheimer« aufgeführt, zu denen auch die Reproduktionsstiche von Goudt u. a. zu zählen sind (vgl. Peltzer 1925, S. 157). Eine Darstellung von Pastor Fido konnte nicht identifiziert werden..
Von Titian: Unser liebe Frau in Lebensgrösse gemahlt/ sie hertzet das schöne Christkindlein/ deme sein junger Vetter Johannes dienet; von des Authoris allerbesten Kunst.
Unsere liebe Fr. in fast Lebensgrösse gemahlt/ sitzend/ mit dem Christkindlein auf dem Schoß/ welches den Knaben S. Johannes Baptista, Ihme Blumen offerirend/ holdseelig ansiehet/ S. Joseph darbey auf seinem Stab ruhend. C. Der hinter einigen Kunstwerkaufzählungen hinzugefügte Buchstabe »C« steht für Kopie. (Vgl. Teutsche Academie 1675/Viten (Ed. Peltzer 1925), S. 422, Anm. 1473)
Von Antonio da Corregio: ein grosses Tafel-Gemähl/ deren Bilder in Lebens-grösse/ repraesentirend eine nacket-stehende geflügelte Venus gantz erfreuet/ weil ihr Cupido aus einem Büchlein seinem Praeceptor dem Mercurio seine Lection also wol aufsagen kan/ in einer Landschafft alles vortrefflich anmütig/ ohne Schatten/ und doch gantz recht erhoben und natürlich gebildet. C.
Eine nackende Aurora in Lebens-grosse/ bey dero Jupiter in Gestalt einer Wolcken erscheinet und sie bearmet/ dabey ein mit Wasser gefülltes Geschirr/ woraus ein Rehbock sich abkühlet. C.
Ein in Lebens-grösse nackender Cupido, der mit einem Messer ihme seinen Bogen schnitzet/ wobey durch ein Knäblein und Mägdlein die schertzende Liebe lachend und weinend representirt wird. C.
Von Paul Veronne , eine Creutzigung Christi zwischen zween Schächern/ sehr natürlich beweglich vorgestellt/ unter dem Creutze sitzen und knien
etliche/ als die Heil. Maria mit andern betrübten Weibern/ auch Johannes/ und der geharnischte Hauptmann Longinus kniend/ beweglich zu JEsu aufwärts sehend/ mit andern vortrefflichen andächtigen Affecten und Passionnen gemahlt/ deren Bilder zwey Spannen hoch sind. C.
Von Lucas Cranach dem Alten/ eine Lucretia, mit dem Dolch in der Hand/ ihr selbst das Leben nehmend/ ist ein halbes nackendes Bild/ und überaus sauber gemacht.
Von Christophel Schwartz: eine Tafel/ repraesentirend den Pluto auf seinem Wagen mit vier schwartzen Rappen bespannt/ der von ihren Gespielinnen die Nymphe Proserpina entführet.
Item: ein klein Cabinet-Altärlein mit zween Flügeln/ darin verwunderlich künstlich/ im mittlern Blat ein Vesper-bild/ auf dem ersten Flügel von Adam ab/ alle Altväter/Propheten/Könige/ Evangelisten/ und Apostel/ auch Märtyrer gebildet: auf der andern von Eva ab/ alle berühmte gottseelige Frauen/ vortrefflich gemahlt/ und des Authoris allerberühmteste Arbeit.
Von Jacob Tintoret, dem jüngern Hier irrt Sandrart, Tintorettos Sohn hieß Domenico, nicht Jacob. (Vgl. auch Teutsche Academie 1675/Viten (Ed. Peltzer 1925), S. 422, Anm. 1480): eine auf einem Sammet-bett ligende Venus, gantz nacket/ deren Cupido einen Lorbeerkrantz aufsetzet/ und ein Hofmann mit Lautenspiel aufmachet/ in Lebensgrösse gemahlt.
Von Peter Paul Rubens: des Heiligen Johannis des Tauffers Enthauptung/ Herodias mit dero Tochter/ von der Hand des Scharffrichters das heil. Haupt in einer Schüssel empfangend/ in Lebensgrösse/ und des Authoris berühmtesten Wercke eines.
Der Centaur Nessus, wie er durch den Hercules verwundet/ ihm die Dianira seine Gemahlin wieder überlassen muß.
Ein geharnischter Soldat/ in Lebens-grösse/ bey einer Courtisana vortrefflich gemahlt.
Eine Tafel/ darinn die Bilder in Lebens-grösse/ repraesentirt das H. Abendmal unsers HErrn JEsu Christi zu Emaus gehalten/ wie Er das Brod nahm/ danckte/ brachs und gabs ihnen/ dem Cleophas und seinem andern Jünger/ wodurch ihre Augen eröffnet/ und Er erkant ward; sehr andächtig wol gemahlt/ wie solches Marc. 16. und Luc. 24. beschrieben. C.
Von Sandrart; eine grosse Tafel/ die Leiter Jacobs/ wie er bey Nacht unter einer grossen Eiche schläfft/ und im Traum liget/ der Himmel sich eröffnet/ und die Menge holdseliger Engel auf der Leitern ab-und aufsteigen/ neben vielen andern anmutigen nacketen Kindlein repraesentirend.
Eine grosse Tafel aus dem Virgilio, die Ausbildung von Silenus, wie er den zween Knaben also anmutig gesungen/ daß dadurch die Hirten/Nymphen/ Satyren und Faunen zum Tantzen bewegt worden/ alles erfreulich in einer schönen Landschafft/ natürlich mit grossem Fleiß und studio gemahlt.
Eine Tafel/ da/ in einem grossen Wald mit schönen Bäumen/Mercurius den Nymphen von Amalthea , den jungen Jupiter heimlich zu erziehen/ überantwortet/ denselben mit Geismilch und wilden Honig zu ernähren/ samt andern anmuthigen Bildern/ in einer grossen Landschafft.
Dies ist ein selbständiger Bericht Sandrarts (vgl. Sponsel 1896, S. 35).Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 984