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TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 325

Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Die Vita Merians d. J. wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).Christina Posselt, 06.08.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 550
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und bäster Perfection, ganz wolgleichend/ abgebildt/ und in sehr kurzer Zeit gecontrafätet/ worfür er in die 5000.Reichsthaler Verehrung überkommen Merian stand als Hofmaler des Generalfeldmarschalls Karl Gustav Wrangel bei seiner Porträtproduktion anlässlich des Nürnberger Friedenskongresses in Konkurrenz zu seinem Lehrer Sandrart, der von Carl Gustav von Schweden nach Nürnberg gerufen worden war (vgl. Klemm 1986, S. 340; Nieden 2002, S. 30). So beziffert Merian selbst den Verdienst seiner Werke auf 10000R., während Sandrart nur von der Hälfte dieser Summe berichtet. Die erhaltenen Listen von über 50 Porträts, die Merian für Wrangel malte, führen z. T. Personen auf, die auch Sandrart porträtiert hat (vgl. Klemm 1986, S. 178 f.; Nieden 2002, S. 286 f.). Von Merians erhaltenen Werken sei auf die Bildnisse von Magnus Gabriel Graf de la Gardie und Ottavio Piccolomini verwiesen.Christina Posselt, 16.09.2010.

Hernach/ als seine Kunst von unterschiedlichen Chur- und Fürsten-Ländern und Städten gesucht worden/ setzte er sich in Frankfurt und ließe sich durch das angenehme Netz eines fürtreflichen Heurahts Sein Heurat. bestricken/ als er sich Anno 1652. mit Jungfrauen Antonetta Margaretha Bertels, einer von den dreyen durch Zierde und Tugenden vergesellten Huld-Göttinnen ehlich verlobet; »und ließe sich durch das angenehme Netz eines fürtreflichen Heuraths bestricken/als er sich Anno 1652. mit Jungfrauen Antonetta Margaretha Bertels, einer von den dreyen durch Zierde und Tugenden vergesellten Huld-Göttinnen ehlich verlobet« wird in der lateinischen Übersetzung der Vita zu »contracto insuper matrimonio anno 1652. longe felicissimo cum Antonetta Margaretha Bertelia, Virgine ob virtutum & venustatis decorem inter Gratias relata«; vgl. Sandrart, Academia 1683, S. 321, li. Sp., Z. 22–25. Damit liegt eine leicht abgeänderte Darstellung vor: »nachdem er überdies 1652 die äußerst glückliche Ehe mit Antonetta Margaretha Bertels geschlossen hatte, einer jungen Frau, die wegen der Zierde ihrer Tugenden und Schönheit zu den Grazien gezählt wurde« (freundlicher Hinweis von Peter Pauly).Carolin Ott, 08.08.2012 bald darauf machte er sich mit glücklicher Fortsetzung seiner Kunst-Werke noch ruchbarer/ als er zu Bamberg Seine Werke. ein großes Altar-Blatt in dem Fürstlichen Dom/ von der Marter des heiligen Laurentii bey Nacht aufstellete/ und selbigen Bischofs Hochfürstliche Gnaden sowol Das Porträt des Fürstbischofs ist nur noch in einer Nachstichversion überliefert (vgl. Nieden 2002, S. 274).Christina Posselt, 15.09.2010/ als Chur Mayntz/ Chur-Pfaltz und andere Potentaten contrafätete Die Autorschaft Merians für das Bildnis des Johann Philipp von Schönborn (1605–1673), 1647 zum Erzbischof von Mainz ernannt und der womöglich von Sandrart erwähnte Bischof, basiert auf einer unsicheren Zuschreibung (vgl. Nieden 2002, S. 182 f.).Christina Posselt, 15.09.2010/ auch dero Kirchen/ Cabinet und Zimmer durch viele vernünftige Historien/ Poesien und Gedichte zierte. So schiene mit einbrechendem Wahl-Tag und Crönung zu Frankfurt der Römischen Käys. Majestät unsers glorwürdigsten Käysers Leopolds/ seine Glücks-Sonne noch heller/ da er diesen Monarchen auf einem sehr schönen Pferd ganz lebhaft abgecontrafätet / und andere herrliche Werke (die allzulang zu erzehlen fallen würden) verfärtiget/ worfür er/ neben reicher Belohnung/ auch große güldene Ketten/ Gnaden-Pfennige und Verehrungen überkommen.

Ferner erweiterte er seinen Ruhm durch ausgegangene Kunst-Bücher/ fürnemlich durch das Theatrum Europaeum, und viele andere folgende mehr/ in dem er seinen Geist durch zierliche Inventiones, Kupfer/ und löbliche Schriften/ (die er als Author dirigirt) sehen laßen/ weßwegen er bey den hohen Potentaten je länger je beliebter worden/ sonderlich bey dem Fürstlichen Haus

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Braunschweig-Lüneburg/ (die er auch gecontrafätet) Die heute verlorenen Bildnisse des Herzogpaares Christian Ludwig von Braunschweig-Lüneburg (1622–1665) und seiner Gemahlin Dorothee Prinzessin von Holstein-Glücksburg (1636–1689) entstanden 1662; vgl. Nieden 2002, S. 34. Von drei im Nachlassinventar der Kurfürstin erwähnten Reiterbildnissen Merians ist eines erhalten, das möglicherweise Kurfürst Ernst August (1629–1698) darstellt; vgl. Nieden 2002, S. 174, Kat.-Nr. 37.Christina Posselt, 15.09.2010 und dem gesamten Hoch-Fürstlichen Haus Baaden-Durlach wie auch bey Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg/ »Bey Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg« wird im lateinischen Text zu »apud Serenissimum Electorem Brandeburgicum, quem ut omnium virtutum, sic omnium quoque Artium merito cognominamus Patrem atque Mecaenatem ter maximum«; vgl. Sandrart, Academia 1683, S. 321, re. Sp., Z. 7–11. Zur Nennung des Kurfürsten tritt also der positiv qualifizierende Zusatz »dem man verdientermaßen den Beinamen dreimal größter Vater und Maecenas aller Tugenden wie auch Künste gibt« (freundlicher Hinweis von Peter Pauly).Carolin Ott, 08.08.2012 so daß dieselbe sich in vielen Negotien als Agent seiner bedient/ ja so gar in seine Behausung etlichmal einzukehren ihn gewürdiget/ Wird Chur Brandenb. und Baadischer Raht. beyde letztere auch ihn mit dem Brandenburgisch-Baadischen Raht-Titul verehret. Dannenhero ihm wegen so schöner Gaben in der edlen Mahlkunst und anderer herrlichen Qualitäten billich dieses und noch wol größeres Lob gebühret/ und ist nur zu bedauren/ daß sein gutes Vornehmen durch die schwäre Last des beschwärlichen Podagrams wörtlich »Steigbügel«, meint die Gicht, genauer die Schwellung einer Großzehe.Christina Posselt, 15.09.2010 beschwehret/ und oft verhindert worden.

Seine Kunst ware auf eine wolgegründte Zeichnung fest gesetzt/ mit wahrem natürlichen starken und lieblichen Colorit, nach Erforderung des Subjects/ Statt »nach Erforderung des Subjects« steht in der lateinischen Übersetzung der Vita »pro substrata materia«; vgl. Sandrart, Academia 1683, S. 321, re. Sp., Z. 28 f. Es geht in diesem vorletzten Abschnitt der Vita um Merians Farbgestaltung. Der deutsche Text (»Subject«) bezieht sich wohl auf den vom Künstler gewählten Bildgegenstand, während die lateinische Formulierung, die mit »je nach unterlegtem Material« zu übersetzen wäre, eher auf den Maluntergrund, also einen technischen Aspekt, hinzudeuten scheint. Deutsche und lateinische Version von Sandrarts Darstellung stimmen hier möglicherweise inhaltlich nicht überein (freundlicher Hinweis von Peter Pauly).Carolin Ott, 08.08.2012 meistens aber legte er sich auf große Bilder und Contrafäte/ die er/ neben guter Gleichnus/ mit Geist-reichen affecten erfüllet/ also daß Natur und Kunst vergesellet/ und die Gratia, bey so grosser Geschwindigkeit sonderbar herfür spielet/ alle aber Ursach geben/ daß er für eine große Zierde unserer teutschen Nation mag gehalten werden/ wie dann alle oberzehlte Gaben in allen seinen Historien/ Seine Artemisia. zu Augstburg auch in einer fürtreflichen Artemisien zu sehen/ die ihres Gemahls Aschen in ihren Trank mischen läßt/ welche ich wegen ihres schönen und beweglichen Angesichts/ so für Betrübnis aufwärts gerichtet/ und in allen Stucken sehr natürlich und wol gemahlt ist/ die allhier der Kunstreiche Werner zu seinen sondern Ehren/ in seinem Kunst-Cabinet aufgestellet/ nicht vergeßen. Wie er dann auch erst neulich diese erzehlte gute Qualitäten in dem großen Altar-Blatt einer Creutzigung Christi/ in seiner Wohnstadt Frankfurt/ bey den Barfüßern zu erkennen/ und darinnen den Wolerfahrnen dieser Studien völligen Contento gegeben.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Die Vita Merians d. J. wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).Christina Posselt, 06.08.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 550

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