TA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [V]
daß der/ so solchen Stand anzutretten entschlossen/ sich aller kindischen Weise entschlagen und äussern müsse. Er wird in weiß gekleidet/ ist von Gestalt ein sehr schön und anmuhtiger Jüngling/ träget kleine Halbstiefeln/ mit weiß Hermelin-Fellen umziert oder bepremt. Also ward er von den Alten gebildet/ und ist dieses aus einem in Agatstein von sehr guter Hand gemachten Stück nachgebildet worden. Sein weiß Gewand bedeutet die Reinigkeit des Ehestandes.
2. Concordia oder Eintracht Diese Göttin Concordia oder Eintracht/ ist also auf einem alten Schau-Pfenning von Marco Aurelio gepregt/ daraus zu sehen die Vermählung eines Mann- und Weibesbildes/ mit der Lateinischen Uberschrifft:CONCORDIA. Und in eben dieser Platte sub num.3. gerad unter jetztbeschriebener/ stehet eine wohlgestalte Bildnis/ auf der Rechten ein zartes Kindlein/ in der Lincken aber einen Stab haltend/ so gleichfalls auf einer alten Schau- Müntz von Aquilia Severa gepreget worden/ 3. Concordia aeterna,ewige Eintracht mit dieser Uberschrifft: CONCORDIA AETERNA, oder die ewige Eintracht/ so in dem Ehstand sehr nöhtig ist.
4. Fecunditas Augustae, oder Fruchtbarkeit Augustae. Num. 4. ist zu sehen die aus einem alten von Lucilla gepregten Schaupfenning genommene Fruchtbarkeit/ in Gestalt eines sitzenden Frauenbildes/ um welches drey Kinder stehen/ mit der Uberschrifft: Fecunditas Augustae, auf das dreymalige Gebären der Keyserin gerichtet. Der günstige Leser verzeihe dem Kupferstecher/ daß er/ an statt der dreyen Kinder auszubilden/ das eine übersehn. Die zugehörige Illustration weicht nicht nur insofern von der Beschreibung ab, als dort nur zwei anstatt drei Kinder gezeigt werden, sondern vor allem dadurch, dass anstatt einer sitzenden Frauenfigur eine stehende abgebildet ist.
5. Pudicitia oder Keuschheit. Pudicitia oder Keuschheit (wie solche sub num.5. vorgestellt worden) ist auf einem von Faustina gepregten Schau-Pfenning zu sehen/ darinnen sie ihr Angesicht mit dem Schleyer verhüllet/ und um sie herum die Uberschrifft PUDICITIA.
BelloriInformat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle für diese Passage diente die lateinische Bildunterschrift Giovanni Pietro Belloris der von Pietro Santo Bartoli gestochenen Reproduktion eines Hochzeitssarkophages, die in der erstmals 1666 erschienenen Publikation Admiranda Romanarum enthalten ist, hier überprüft anhand der Ausgabe von 1693, vgl. Tafel 72. Dabei wurde die Reihenfolge der Figuren der von Sandrart veränderten Abfolge in der Darstellung auf dem beigefügten Kupferstich angepasst und stimmt somit nicht mit der Vorlage überein. 6. Die Hochzeit. Die sub num.6. vorgestellte Hochzeit ist solcher Gestalt auszuwickeln: (1) Braut und Bräutigam geben einander die Hände. Jene ist mit einem Schleyer oder Weiber-Mantel verhüllet/ dieser mit entblöstem Haupte. (2) Die Heurat-Göttin Juno ergreifft beede/ und verknüpffet sie mit einem beständigen Ehebande. Bey dem Altar stehet (3) ein Diener mit einem Rauchfaß/ und (4) der Pfeiffer/ welcher sehr lieblich und lustig ausspielet. (5) Ein Mann/ mit verhülltem Haupte/ (6) opffert/ und nimmt hierzu Blumen und Aepffel/ aus einem Korbe/ welche man auf der Hochzeit auszustreuen pflegte. Von dannen trägt (7) ein Weib eine Turteltaube vorher zum glücklichen Anfange der ehelichen Treue. Zu den Füssen stehet (8) ein Schaf/ so man entweder geopfert/ oder das Wollen- Spinnen dardurch angedeutet hat. Hierauf folget (9) ein Weib/ mit einem Kranz/ wormit der Thür-Simsen gezieret
wurden. Dann kommt (10)ein Bott hervor getretten/ der Lorbeerzweigen gekrönet/ der hält in seiner Rechten ein zusammen gerolltes Hochzeit-Gedichte. Die letzte ist (11)die Göttin der Einträchtigkeit mit dem Frucht- Horn; oder der Cybeles ihre Mutter/ so (der Römer Meinung nach) ihre Krafft und Gedeyen zur Geburt verliehen. Und dieses berühmte antichische Stuck der Hochzeit ist/ zu Rom/ bey S. Johann Latheran/ in Basso Relievo/ in schönen weissen Marmorstein gebildet/ annoch auf den heutigen Tag also zusehen.
Bei der Ortsangabe irrt Sandrart, obwohl in seiner Quelle korrekterweise San Lorenzo fuori le mura als Aufbewahrungsort des Sarkophags angegeben ist.BelloriInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle für diese Passage diente die lateinische Bildunterschrift Giovanni Pietro Belloris der von Pietro Santo Bartoli gestochenen Reproduktion eines Hochzeitssarkophages, die in der erstmals 1666 erschienenen Publikation Admiranda Romanarum enthalten ist, hier überprüft anhand der Ausgabe von 1693, vgl. Tafel 72. Dabei wurde die Reihenfolge der Figuren der von Sandrart veränderten Abfolge in der Darstellung auf dem beigefügten Kupferstich angepasst und stimmt somit nicht mit der Vorlage überein.
7. Junge Braut. Unter Num.7. sitzt eine junge verlobte Braut/ die mit ihrem Schleyer ihre Thränen abtrucknet. Vor ihr aber sitzt ihre Wärterin oder Magd/ und wischt ihr mit einem Schwamm und Alabaster-Sälblein/ im Namen der Salb- Göttin Junonis/ die Füsse ab/ welches Stück ebenmässig aus einem antichischen Basso Relieve zu Rom genommen ist.
8. Grabmal einer Röm. Kindbetterin. Endlich so ist dieses Antichische Stuck/ oder Arca sepulchralis puerperae Romanae, oder Grabmal einer Römischen Kindbetterin/ allda in Basso Relieve von Marmorstein gemacht zu sehen/ in solchem liegt ein kleines Kindlein/ und vor selbigem auf den Knien eine Frauens-Person/ bey denen Römern Rumilia genannt/ als eine Göttin/ welcher die Verwaltung der Kinder in guter Auferziehung zugeeignet wurde. Dieser Nam entstunde von der Poppa Ruma / also bey den Antichen benamset. Uber die Opffer dieser Göttin pflegten sie Milch zu giessen/ wie solches Plutarchus in Romulo erzehlet.
Zu Rom in demjenigen Garten/ welcher zu dem Sacchetischen Palast gehörig/ so auf der Julischen Strasse gelegen/ ist noch heutiges Tages/ dieser alter marmelsteinerner Todtenkasten zu sehen; Expositio veteris in Puerperio ritus, Romae, 1677. Wie solchen Caspar Bartholinus, in einem absonderlichen Büchlein/ beschrieben/ und denjenigen Abriß davon aus des Ritters/ Caroli Antonii à PuteoKunst-Büchern/ verzeichnet hat. Hiermit ist eine Zeichnung im Besitz Carlo dal Pozzos gemeint, die möglicherweise als Vorlage für Bartholin diente.
Solcher Todtenkasten nun ist ganz von Stein/ und mit vier Seiten versehen; dergleichen Urnae,oder Steinerne Todten Särge. weiland Ossuaria, oder Urnae von den Alten genennet wurden; darinnen sie die Gebeine/ samt dem Todtenaschen aufbehalten/ und verwahret hatten. Auf einer Seite stehet ein schönes Denckmal/ dadurch der alte Gebrauch vorgebildet/ welcher in dem Kindbette üblich gewest: An der andern Seiten aber stehen solche Antiquitäten erhoben welche zu Opffer- und Hochzeitgebräuchen gehörig waren.
Erklärung der Röm. Kindbetterin. Die Haubtsache an und für sich selbst betreffend/ so sitzt/ zur ersten Seiten/ eine Kindbetterin/ welche(wie es das Ansehen hat) im Kindbett erkrancket: Zu ihren Füssen befindet sich