TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 204
[Marginalspalte: Frau LUCRETIA QUISTELLI, von Mirandola.]Man weiß auch/ daß Frau LUCRETIA QUISTELLI von Mirandola, des Grafen Clemens Pietra Hausfrau/ die Mahl-Kunst gelernet von einem Alexander Allori, dem Discipel eines Bronsino, und von Oelfarben viel Contrafät gemacht hat/ so wol würdig seynd/ gelobt zu werden.
[Marginalspalte: SOPHONISBA von Cremona.] SOPHONISBA von Cremona, die Tochter des Amilcars Anguscivola, hat mehr als andere Italiänische Frauen in der Mahl-Kunst zugenommen/ auch grössern Fleiß daran gestreckt; und konte nicht allein sehr fürtreflich zeichnen/ coloriren und contrafäen/ sondern auch überaus wol copiren/ neben dem/ daß sie von ihr selbst sehr sinnreiche Ding erfunden und gemahlt; so daß/ als der König in Spanien Philippus von Duca d’ Alba ihre Fürtreflichkeit vernommen/ er sie zu sich in Spanien beruffen und sehr prächtig abholen lassen/ allwo er ihr eine gute jährliche Bestallung gemacht/ mit grosser Verwunderung des Hofgesinds/ so über der Sophonisba Verstand höchlich bestürzet ward; von dannen wurde nach Florenz dem Herzog eine sehr künstliche Zeichnung von ihrer Hand
[Marginalspalte: Frau LUCRETIA QUISTELLI, von Mirandola.]Man weiß auch/ daß Frau LUCRETIA QUISTELLI von Mirandola, des Grafen Clemens Pietra Hausfrau/ die Mahl-Kunst gelernet von einem Alexander Allori, dem Discipel eines Bronsino, und von Oelfarben viel Contrafät gemacht hat/ so wol würdig seynd/ gelobt zu werden.
[Marginalspalte: SOPHONISBA von Cremona.] SOPHONISBA von Cremona, die Tochter des Amilcars Anguscivola, hat mehr als andere Italiänische Frauen in der Mahl-Kunst zugenommen/ auch grössern Fleiß daran gestreckt; und konte nicht allein sehr fürtreflich zeichnen/ coloriren und contrafäen/ sondern auch überaus wol copiren/ neben dem/ daß sie von ihr selbst sehr sinnreiche Ding erfunden und gemahlt; so daß/ als der König in Spanien Philippus von Duca d’ Alba ihre Fürtreflichkeit vernommen/ er sie zu sich in Spanien beruffen und sehr prächtig abholen lassen/ allwo er ihr eine gute jährliche Bestallung gemacht/ mit grosser Verwunderung des Hofgesinds/ so über der Sophonisba Verstand höchlich bestürzet ward; von dannen wurde nach Florenz dem Herzog eine sehr künstliche Zeichnung von ihrer Hand
gesandt/ welches ein Mägdlein war/ das über ein schreyendes Kind lachet/ welches ein/ aus dem vor ihm gesezten Korb gekrochener/ Krebs bey dem Finger erwischt/ alles mit sonderbarer grosser Natürlichkeit gebildet/ daß sie dannenhero billig ein grosses Lob erlanget hat.
[Marginalspalte: ARTEMISIA GENTILESCA.]Non minori elogi ha meritato la virtuosa Artemisia Gentileschi a Napoli; quando le portai un saluto di suo padre, il famosissimo Orazio Gentileschi, mio caro e speciale amico, mi mostrò i suoi bei dipinti, e tra gli altri un David a grandezza naturale, molto elegante, che tiene in mano la testa ripugnante del gigante Golia, Un Davide e Golia attribuito ad Artemisia è registrato nell’inventario post-mortem di Vincenzo Giustiniani, come già faceva notare Klemm 1986, p. 61; la menzione inventariale sembra in effetti corrispondere alla descrizione di Sandrart – ma si tratta di un soggetto frequentemente trattato in tal modo. Il tedesco avrebbe potuto consigliarne l’acquisto al nobile genovese, ma visto che non perde occasione di citare quest’ultimo nella Teutsche Academie, stupisce che non racconti una simile circostanza. Per la storia del quadro Giustiniani, e un riassunto della questione critica, si veda Danesi Squarzina 2003, I, p. 289. eseguita con molto giudizio, come molte altre opere di sua mano. Ha eseguito anche ottimi ritratti e ha disegnato eccellentemente nell’Accademia. Nell’edizione latina si pone piuttosto in rilievo l’opposizione tra pittura dal naturale e disegno d’accademia. Perciò è stata molto stimata dalla moglie del viceré, Sandrart allude qui con ogni probabilità alla moglie di Don Manuel de Zuniga, conte di Monterey, succeduto nella carica proprio nel 1631 a Don Fernando Afan de Ribera, e citato anche nel Lebenslauf. Per un approccio storico sull’attività di Artemisia nell’orbita vicereale come caso di studio delle strategie politiche della corona spagnola si veda l’intervento di J. Locker, Painting, Poetry, and Politics in the Viceregal Court of Naples: The Case of Artemisia Gentileschi, in Eine Monarchie der Höfe. Der vizekönigliche Hof als politischer Kommunikationsraum in der spanischen Monarchie (16.–17. Jahrhundert), convegno internazionale, Università di Bielefeld, 13–15 maggio 2004. e da tutte le altre principesse, e ha ovunque riscosso fama e grandi lodi.
gesandt/ welches ein Mägdlein war/ das über ein schreyendes Kind lachet/ welches ein/ aus dem vor ihm gesezten Korb gekrochener/ Krebs bey dem Finger erwischt/ alles mit sonderbarer grosser Natürlichkeit gebildet/ daß sie dannenhero billig ein grosses Lob erlanget hat.
[Marginalspalte: ARTEMISIA GENTILESCA.] Nicht weniger Lob hat verdienet die tugendsame ARTFMISIA ARTEMISIA GENTILESCA zu Neapel/ die mir/ als ich ihr von ihrem Vatter/ dem hochberühmten Horatio Gentilesco, meinem sonderbaren lieben Freund/ einen Gruß gebracht/ ihre schöne Kunst-Gemälde gezeiget/ und unter andern einen sehr zierlichen David/Lebens-Grösse/ der das abscheuliche Haupt des ungeheuren Goliaths in Händen hält/ so neben vielen andern Werken von ihrer Hand sehr vernünftig gemacht ware. Sie hat auch überaus gute Contrafäte verfärtiget Als einzig gesichertes Porträt gilt das Bildnis eines Condottiere (Pietro Gentile?), das 1622 datiert ist./ und auf der Academie fürtreflich gezeichnet: Dannenhero sie auch nicht allein bey des Vice Re Gemahlin/ sondern allen andern Prinzeßinnen wehrt gehalten/ und bey männiglich grosses Lob und Ruhm erlanget hat.
MARC ANTONIO von Bolognen/ Kupfer-
stecher/ samt allen andern dieser Profession und Nation
berühmtesten Meistern.
Die Italiäner wollen die Erfindung des Kupferstechens ihnen zueignen: Gebühret aber den Teutschen: Von denen es MARC ANTONIO erlernet/ indem er des Dürers Werke nachgestochen/ und hernach andere Werke gemacht. Seine Werke nach des Raphaels zeichnung: Noch mehr seine Werke: Seine Discipel MARCO DA RAVENNA und AUGUSTINO VENETIANO stechen die meiste übrige Werke des Raphaels: Auch viel nach der Zeichnung des Giulio Romano: Marco und Augustino scheiden sich/ und komt jener zu Baccio Bandinelli: Noch andere Werke von Marc Antonio. THOMASO BARLACHI, ein Kupferstecher: Marc Antonio wird wegen eines unzüchtigen Werks in Gefängnis gelegt; hernach aber wieder von dem Papst geliebet. Andere Werke von Augustino Venetiano. HUGO DA CARPI schneidet zum ersten bey den Italiänern in Holz auf zwey Stöck/ hernach auf drey Stöck. BALTHASAR PERUZZI. FRANCESCO PARMEGIANO. DOMINICO BECCAFURNI. Francesco Parmegiano ist der erste/ welcher denen Teutschen mit Aetzen nachfolget. ANTONIO LANFERRI. THOMASO BARLACHI. GIULIO BUONASONE von Bolognen. CORNELIUS COURT, ein Niderländer/ bringt die rechte Art von Kupferstechen nach Rom. PHILIPPO THOMASINO. FRANCISCO VILLAMENA. CHERUBIN ALBERTO. GIOANNI ORLANDO. LUDOVICO CARAZZ von Bolognen. ANNIBAL CARAZZ ätzet selbst auch etliche Stuck, Des FRIDERICH BAROTIO Aetzwerke. VENTURA SALIMBEN von Siena. ANTONIO TEMPEST von Florenz. GUIDO BOLOGNESE. GIOANNI BENEDETTO CASTILIONE. PIETRO TESTA. CAROLO CESIO. GIOANNI BAPTISTA FALTA. PIETRO S. BARTOLI. STEFFANO DE LA BELLA FLORENTINO. Beschluß-Rede.
MARC ANTONIO von Bolognen/ Kupfer-
stecher/ samt allen andern dieser Profession und Nation
berühmtesten Meistern.
Die Italiäner wollen die Erfindung des Kupferstechens ihnen zueignen: Gebühret aber den Teutschen: Von denen es MARC ANTONIO erlernet/ indem er des Dürers Werke nachgestochen/ und hernach andere Werke gemacht. Seine Werke nach des Raphaels zeichnung: Noch mehr seine Werke: Seine Discipel MARCO DA RAVENNA und AUGUSTINO VENETIANO stechen die meiste übrige Werke des Raphaels: Auch viel nach der Zeichnung des Giulio Romano: Marco und Augustino scheiden sich/ und komt jener zu Baccio Bandinelli: Noch andere Werke von Marc Antonio. THOMASO BARLACHI, ein Kupferstecher: Marc Antonio wird wegen eines unzüchtigen Werks in Gefängnis gelegt; hernach aber wieder von dem Papst geliebet. Andere Werke von Augustino Venetiano. HUGO DA CARPI schneidet zum ersten bey den Italiänern in Holz auf zwey Stöck/ hernach auf drey Stöck. BALTHASAR PERUZZI. FRANCESCO PARMEGIANO. DOMINICO BECCAFURNI. Francesco Parmegiano ist der erste/ welcher denen Teutschen mit Aetzen nachfolget. ANTONIO LANFERRI. THOMASO BARLACHI. GIULIO BUONASONE von Bolognen. CORNELIUS COURT, ein Niderländer/ bringt die rechte Art von Kupferstechen nach Rom. PHILIPPO THOMASINO. FRANCISCO VILLAMENA. CHERUBIN ALBERTO. GIOANNI ORLANDO. LUDOVICO CARAZZ von Bolognen. ANNIBAL CARAZZ ätzet selbst auch etliche Stuck, Des FRIDERICH BAROTIO Aetzwerke. VENTURA SALIMBEN von Siena. ANTONIO TEMPEST von Florenz. GUIDO BOLOGNESE. GIOANNI BENEDETTO CASTILIONE. PIETRO TESTA. CAROLO CESIO. GIOANNI BAPTISTA FALTA. PIETRO S. BARTOLI. STEFFANO DE LA BELLA FLORENTINO. Beschluß-Rede.
ALldieweil wir uns von diesem MARC ANTONIO, samt allen berühmtesten Kupferstechern aus Italien biß zu unserer Zeit/ zu schreiben vorgenommen/ so erachte ich vor billich/ dessen von Anfang zu gedenken/ weil Andreas Vassarus fol. 297. der wenig von unsern [Marginalspalte: Die Italiäner wollen die Erfindung des] Teutschen gewust Angesichts zweier Passagen in den Viten Marcantonio Raimondis und Andrea Mantegnas, die auf deren Rolle bei der Erfindung und künstlerischen Meisterschaft der Kupferstichtechnik eingehen, dürfte es sich hier um Giorgio Vasari handeln (vgl. Vasari, Le Vite 1568, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. V, S. 7 [Accessed: 2011-11-28. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63WtKtzTr] und Vasari, Le Vite 1568, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. III, S. 556 [Accessed: 2011-11-28. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63WtN9i0B]). Der falsche Vorname dürfte deshalb als Irrtum zu werten sein./ solches Lob dem Andrea Mantegna, als ob selbiger der erste Erfinder dieser Kunst gewesen wäre/ zueignen will/ mit Vermelden
ALldieweil wir uns von diesem MARC ANTONIO, samt allen berühmtesten Kupferstechern aus Italien biß zu unserer Zeit/ zu schreiben vorgenommen/ so erachte ich vor billich/ dessen von Anfang zu gedenken/ weil Andreas Vassarus fol. 297. der wenig von unsern [Marginalspalte: Die Italiäner wollen die Erfindung des] Teutschen gewust Angesichts zweier Passagen in den Viten Marcantonio Raimondis und Andrea Mantegnas, die auf deren Rolle bei der Erfindung und künstlerischen Meisterschaft der Kupferstichtechnik eingehen, dürfte es sich hier um Giorgio Vasari handeln (vgl. Vasari, Le Vite 1568, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. V, S. 7 [Accessed: 2011-11-28. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63WtKtzTr] und Vasari, Le Vite 1568, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. III, S. 556 [Accessed: 2011-11-28. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63WtN9i0B]). Der falsche Vorname dürfte deshalb als Irrtum zu werten sein./ solches Lob dem Andrea Mantegna, als ob selbiger der erste Erfinder dieser Kunst gewesen wäre/ zueignen will/ mit Vermelden
[Marginalspalte: Kupferstechens ihnen zueignen.]/ daß er solche denen Goldschmieden/ wann sie auf die Riemen oder Gürtel/ die mit Silber beschlagen/ vermittelst des Grabstichels/ Laubwerk/ Groteschen und anders gegraben/ abgesehen/ hernacher solche geschwärzt/ und auf naß Papier abgedrucket/ und also in Kupfer zu stechen den Anfang erfunden habe/ darauf er folgends seine Werke mit grossem Lob in Kupfer ausgehen lassen; von deme dann auch nachgehends in Teutschland Martin Schön solches erlernet hätte.
Hiebey aber nun findet sich ein grosser Irrthum/
[Marginalspalte: Kupferstechens ihnen zueignen.]/ daß er solche denen Goldschmieden/ wann sie auf die Riemen oder Gürtel/ die mit Silber beschlagen/ vermittelst des Grabstichels/ Laubwerk/ Groteschen und anders gegraben/ abgesehen/ hernacher solche geschwärzt/ und auf naß Papier abgedrucket/ und also in Kupfer zu stechen den Anfang erfunden habe/ darauf er folgends seine Werke mit grossem Lob in Kupfer ausgehen lassen; von deme dann auch nachgehends in Teutschland Martin Schön solches erlernet hätte.
Hiebey aber nun findet sich ein grosser Irrthum/
Übersetzung von Cecilia Mazzetti di Pietralata
Originaltext