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TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 102

Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Für das Kapitel zu den graphischen Techniken greift Sandrart vor allem auf die Publikationen von Abraham Bosse zurück: die Sentiments sur la distinction des diverses manières de la peinture, dessein et gravure (Paris 1649) und den Traicté des manières de graver en taille-douce sur l’airin. Par le Moyen des Eaux Fortes, & des Vernix Durs & Mols (Paris 1645), vgl. hierzu das Digitalisat der BnF. Beide Texte werden allerdings nicht wörtlich übertragen, sondern nur in einzelnen Aspekten exzerpiert; vgl. Heck 2006, S. 42.Christina Posselt, 30.01.2012Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 192
Linke Spalte

Natürlichkeit/ Kräfte des Liechts und Schattens/ dermaßen hoch und angenehm in allen Theilen/ besonderlich in den Bildern/ daß dergleichen/ weder mit dem Grabstichel/ noch durch Aetzen/ im Kupfer zu erhalten ist.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Für das Kapitel zu den graphischen Techniken greift Sandrart vor allem auf die Publikationen von Abraham Bosse zurück: die Sentiments sur la distinction des diverses manières de la peinture, dessein et gravure (Paris 1649) und den Traicté des manières de graver en taille-douce sur l’airin. Par le Moyen des Eaux Fortes, & des Vernix Durs & Mols (Paris 1645), vgl. hierzu das Digitalisat der BnF. Beide Texte werden allerdings nicht wörtlich übertragen, sondern nur in einzelnen Aspekten exzerpiert; vgl. Heck 2006, S. 42.Christina Posselt, 30.01.2012Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 192

Etliche Mahlerey Regeln. SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Für die folgenden Malereiregeln konnte Sandrart auf verschiedene Quellen zurückgreifen, die er unterschiedlich rezipierte. Es lassen sich Grundideen von Alberti erkennen ebenso wie ein Zusammenhang mit anderen Passagen aus den Malerei-Kapiteln der Teutschen Academie, die auf van Mander und Leonardo zurückgehen. Im Falle von Gerardus Joannes Vossius und Johannes Schefferus mag der Einfluss entweder auf eine direkte Lektüre ihrer Werke (De graphice sive arte pingendi, 1650 und Graphice, id est de arte pingendi liber singularis, 1669) oder auf persönliche Gespräche zurückzuführen sein (vgl. Heck 2006, S. 42–44). Die Konzeption von Malerregeln ist generell ein Phänomen, das erst Ende des 16. Jhs. aufkommt. Insbesondere Armeninis De’ veri precetti della pittura zeigt im Proemio und im libro primo deutliche Spuren in Sandrarts Regeln. Allerdings sind diese weniger als Arbeitsanweisungen zu verstehen als vielmehr als Prinzipien des ästhetischen Urteils, hierin Franciscus Junius verwandt (vgl. Heck 2001, S. 45). Seinem Adressatenkreis entsprechend, der nicht nur Maler, sondern allgemein die »Kunstliebenden« umfasst, ist weniger von den kunsttheoretischen Prämissen wie idea und concetto die Rede als vielmehr von »Regeln« und »Wissenschaft«.Christina Posselt, 29.11.2011
Zum Beschluß/ folgen hier etliche zur Mahlerey-gehörige Canones oder Regeln/ die ich mir/ bey meinen Studien/ selber vorgeschrieben/ und denselben gefolget: deren sich alle/ so von dieser Edlen Kunst Profession machen/ mit nutzen bedienen können. Voir Heck 2001, p. 43–50.Michèle-Caroline Heck, 23.06.2010

1. In der Practik von der Edlen Mahlerey-Kunst/ muß man/ alle deren Regeln und Gesetze/ jederzeit vor Augen haben/ und denselben folgen. Vgl. hierzu auch TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 79, Kap. X, Vom Historien-Mahlen nach van Mander.Christina Posselt, 29.11.2011

2. Die Vollkommenheit eines Werkes hierinnen/wird/ nicht durch das aussprechen hochtrabender Worte/ oder Red-Zierlichkeit ohne Erfahrung/ sondern durch rechte Wissenschaft und deren vollziehung/ erlanget.

3. Die bekannte und berühmte alt-bewährte Observanz und Gebräuche/ sind den täglichen neu-herfürkommenden leichten Manieren/ in alle Wege vorzuziehen.

4. Ein Künstler/ der etwas großes und löbliches auszubilden begehret/ muß sich vor allen Dingen befleissen/ daß er dessen/ was er eigentlich repraesentiren will/ eine vollkommene Wissenschaft habe. Siehe auch TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 73, Kap. VII, Vom Wohl-Mahlen nach Leonardo.Christina Posselt, 29.11.2011

5. Das Amt eines guten/ geschickten und erfahrnen Mahlers ist/ daß er/ in allen Theilen seiner Werke/ sich vollverständig zeige/ oder wenigst darinn so nahe herbey komme/ daß vom bästen zum schlechtsten ein kleiner Unterschied erscheine.

6. Wer der Ubung dieser Studien nicht beygewohnt/ oder den Mahlern zugesehen/ noch auch den jenigen/ so da von lehren und reden/ fleißig und oftmals zugehöret/ sondern allein darum für einen genug-erfahrnen Künstler sich austhut/ weil er viel gelesen hat/ der ist nicht allein sehr unweis/ sondern er betrieget nur sich selber.

7. Ob man schon in einer Sache/ den rechten Grund zu erfinden/ sich lang verweilet/ soll man darum ohne Fundament nicht verfahren/ sondern den rechten Zweck unverdrossen suchen/ nach dem Spruch:

Dem Unverdrossnen ist kein Ding zu schwer/ der Fleiß macht alles ring.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Für die folgenden Malereiregeln konnte Sandrart auf verschiedene Quellen zurückgreifen, die er unterschiedlich rezipierte. Es lassen sich Grundideen von Alberti erkennen ebenso wie ein Zusammenhang mit anderen Passagen aus den Malerei-Kapiteln der Teutschen Academie, die auf van Mander und Leonardo zurückgehen. Im Falle von Gerardus Joannes Vossius und Johannes Schefferus mag der Einfluss entweder auf eine direkte Lektüre ihrer Werke (De graphice sive arte pingendi, 1650 und Graphice, id est de arte pingendi liber singularis, 1669) oder auf persönliche Gespräche zurückzuführen sein (vgl. Heck 2006, S. 42–44). Die Konzeption von Malerregeln ist generell ein Phänomen, das erst Ende des 16. Jhs. aufkommt. Insbesondere Armeninis De’ veri precetti della pittura zeigt im Proemio und im libro primo deutliche Spuren in Sandrarts Regeln. Allerdings sind diese weniger als Arbeitsanweisungen zu verstehen als vielmehr als Prinzipien des ästhetischen Urteils, hierin Franciscus Junius verwandt (vgl. Heck 2001, S. 45). Seinem Adressatenkreis entsprechend, der nicht nur Maler, sondern allgemein die »Kunstliebenden« umfasst, ist weniger von den kunsttheoretischen Prämissen wie idea und concetto die Rede als vielmehr von »Regeln« und »Wissenschaft«.Christina Posselt, 29.11.2011

SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Sandrarts Ergänzungen zu den Ausführungen von van Mander (vgl. Mander, Schilderboek, Van der Ordinanty ende Inventy der Historien. Het vijfde Capittel, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 15v–16r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/6310Ky7J8]) finden sich bereits im zehnten Malerei-Kapitel des Ersten Teils (TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 80; vgl. Sponsel 1896, S. 36).Christina Posselt, 16.12.2011
8. Gleichwie die Art des Landes/ auch die Zeit/ in welcher die Historien geschehen/ die man zu repraesentiren gewillt Le terme genuinus est utilisé dans l’édition latine.Michèle-Caroline Heck, 25.02.2009/ unterschiedlich ist/ also erfordert die Notdurft/ daß selbiger Zeit und Landes Natur und Beschaffenheit in den Bildern und Angesichtern gebrauchet/ auch die Kleidung/ die Landschaften und Thiere/ dabey sie zu erkennen/ beobachtet werden.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Sandrarts Ergänzungen zu den Ausführungen von van Mander (vgl. Mander, Schilderboek, Van der Ordinanty ende Inventy der Historien. Het vijfde Capittel, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 15v–16r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/6310Ky7J8]) finden sich bereits im zehnten Malerei-Kapitel des Ersten Teils (TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 80; vgl. Sponsel 1896, S. 36).Christina Posselt, 16.12.2011

SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Für die folgenden Malereiregeln konnte Sandrart auf verschiedene Quellen zurückgreifen, die er unterschiedlich rezipierte. Es lassen sich Grundideen von Alberti erkennen ebenso wie ein Zusammenhang mit anderen Passagen aus den Malerei-Kapiteln der Teutschen Academie, die auf van Mander und Leonardo zurückgehen. Im Falle von Gerardus Joannes Vossius und Johannes Schefferus mag der Einfluss entweder auf eine direkte Lektüre ihrer Werke (De graphice sive arte pingendi, 1650 und Graphice, id est de arte pingendi liber singularis, 1669) oder auf persönliche Gespräche zurückzuführen sein (vgl. Heck 2006, S. 42–44). Die Konzeption von Malerregeln ist generell ein Phänomen, das erst Ende des 16. Jhs. aufkommt. Insbesondere Armeninis De’ veri precetti della pittura zeigt im Proemio und im libro primo deutliche Spuren in Sandrarts Regeln. Allerdings sind diese weniger als Arbeitsanweisungen zu verstehen als vielmehr als Prinzipien des ästhetischen Urteils, hierin Franciscus Junius verwandt (vgl. Heck 2001, S. 45). Seinem Adressatenkreis entsprechend, der nicht nur Maler, sondern allgemein die »Kunstliebenden« umfasst, ist weniger von den kunsttheoretischen Prämissen wie idea und concetto die Rede als vielmehr von »Regeln« und »Wissenschaft«.Christina Posselt, 29.11.2011
9. Man soll sich an keine Manier/ Gewonheit oder angenommenen Gebrauch binden/ sondern wie die Natur immer alles verändert und anderst gebieret/ also sollen wir immerzu in allem uns verändern und von dem guten zum bässern wenden.

10. Der Einraht oder das Exempel der Vortrefflichsten/ worinn sie aestimirt sind/ soll nicht aus der acht geschlagen werden: man habe dann/ durch gründliches Examen, es noch bässer gefunden.

Rechte Spalte

11. Die gute Werkmeister sterben nimmermehr/ im Gedächtnis der Vernünftigen; und die Früchte/ welche von den Gelehrten gezeuget worden/ sind viel wärhaftiger/ als der Unerfahrnen ihre: daher die schöne Seelen/ weil heutigs Tags die Tugenden und Künste sich nicht erhalten ohne viel Arbeit und Unkosten/ deren keines sparen/ um jener Schaar der Ruhmseeligen nach dem Tode zugesellt und zugezehlt zu werden.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Für die folgenden Malereiregeln konnte Sandrart auf verschiedene Quellen zurückgreifen, die er unterschiedlich rezipierte. Es lassen sich Grundideen von Alberti erkennen ebenso wie ein Zusammenhang mit anderen Passagen aus den Malerei-Kapiteln der Teutschen Academie, die auf van Mander und Leonardo zurückgehen. Im Falle von Gerardus Joannes Vossius und Johannes Schefferus mag der Einfluss entweder auf eine direkte Lektüre ihrer Werke (De graphice sive arte pingendi, 1650 und Graphice, id est de arte pingendi liber singularis, 1669) oder auf persönliche Gespräche zurückzuführen sein (vgl. Heck 2006, S. 42–44). Die Konzeption von Malerregeln ist generell ein Phänomen, das erst Ende des 16. Jhs. aufkommt. Insbesondere Armeninis De’ veri precetti della pittura zeigt im Proemio und im libro primo deutliche Spuren in Sandrarts Regeln. Allerdings sind diese weniger als Arbeitsanweisungen zu verstehen als vielmehr als Prinzipien des ästhetischen Urteils, hierin Franciscus Junius verwandt (vgl. Heck 2001, S. 45). Seinem Adressatenkreis entsprechend, der nicht nur Maler, sondern allgemein die »Kunstliebenden« umfasst, ist weniger von den kunsttheoretischen Prämissen wie idea und concetto die Rede als vielmehr von »Regeln« und »Wissenschaft«.Christina Posselt, 29.11.2011

LeonardoInformat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 10): Leonardo, Trattato (1651), Kap. III. Qual regola si deve dare a’ putti pittori, überprüft anhand der Ausgabe Leonardo, Trattato 1651 (ital. Editio princeps Du Fresne), S. 1. Siehe auch TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 77, Kap. IX, Von Den Affecten oder Gemüts-regungen nach van Mander.Christina Posselt, 20.07.2010
12. Wir erkennen/ daß das Gesicht eine von den allergeschwindesten Wirkungen der ganzen Welt ist/ als welches augenblicklich unendliche Gestalten durchgehet und überschauet. Nichts desto minder kan es nicht alles/ augenblicklich und in particular erkennen oder distinguiren. Ein Beyspiel dessen/ ist diese ganz mit Druck-Buchstaben von der Presse überschriebene Blatseite: da man unverzüglich erstes anblicks urtheilet/ daß viel darauf geschrieben sey; was es aber für Wörter seyen/ und was sie sagen und bedeuten/ das kan niemand im ersten anblick sagen/ sondern er muß erstlich die Zeilen von Wort zu Wort durchgehen/ und ihren Innhalt erlernen. Eben also/ wann man ein hohes Gebäu oder Thurn besteigen will/ so ist natürlich/ daß man von Staffel zu Staffel hinauf gelange. Auf gleichen Schlag/ wann der angehende Mahler/ deme die Natur eine Fähigkeit zu solcher Weltberühmten himmlischen Kunst eingeflösset/ eine gründliche Wissenschaft unterschiedlicher Formen und Gestalten zu überkommen verlanget/ so ist nötig/ daß er solche von Glied zu Glied betrachte/ und nicht zu dem zweyten schreite/ ehe und bevor er das erste wol in die Gedächtniß gedrucket/ und einem Habito oder Gewonheit dieses zu machen überkommen habe. Dann wann es anderst geschiehet/ so wird entweder die köstliche Zeit verschleudert/ oder zum wenigsten das studium und die Ergreiffung der Kunst mächtig verzögert und prolongiret. Hat also der Lehrjünger mehr auf den Fleiß/ als auf die Geschwindigkeit/ sich zu verlegen.LeonardoInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 10): Leonardo, Trattato (1651), Kap. III. Qual regola si deve dare a’ putti pittori, überprüft anhand der Ausgabe Leonardo, Trattato 1651 (ital. Editio princeps Du Fresne), S. 1. Siehe auch TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 77, Kap. IX, Von Den Affecten oder Gemüts-regungen nach van Mander.Christina Posselt, 20.07.2010

SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Für die folgenden Malereiregeln konnte Sandrart auf verschiedene Quellen zurückgreifen, die er unterschiedlich rezipierte. Es lassen sich Grundideen von Alberti erkennen ebenso wie ein Zusammenhang mit anderen Passagen aus den Malerei-Kapiteln der Teutschen Academie, die auf van Mander und Leonardo zurückgehen. Im Falle von Gerardus Joannes Vossius und Johannes Schefferus mag der Einfluss entweder auf eine direkte Lektüre ihrer Werke (De graphice sive arte pingendi, 1650 und Graphice, id est de arte pingendi liber singularis, 1669) oder auf persönliche Gespräche zurückzuführen sein (vgl. Heck 2006, S. 42–44). Die Konzeption von Malerregeln ist generell ein Phänomen, das erst Ende des 16. Jhs. aufkommt. Insbesondere Armeninis De’ veri precetti della pittura zeigt im Proemio und im libro primo deutliche Spuren in Sandrarts Regeln. Allerdings sind diese weniger als Arbeitsanweisungen zu verstehen als vielmehr als Prinzipien des ästhetischen Urteils, hierin Franciscus Junius verwandt (vgl. Heck 2001, S. 45). Seinem Adressatenkreis entsprechend, der nicht nur Maler, sondern allgemein die »Kunstliebenden« umfasst, ist weniger von den kunsttheoretischen Prämissen wie idea und concetto die Rede als vielmehr von »Regeln« und »Wissenschaft«.Christina Posselt, 29.11.2011Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 194
13. Eines zierlichen Bildes Hand Rajout dans l’édition latine, le terme decora est utilisé.Michèle-Caroline Heck, 25.02.2009/ soll nicht höher als der Kopf/ der Ellenbogen nicht höher als die Achsel/ und der Fuß nicht höher als bis zum Knie/ erhoben seyn. Der Fuß soll auch nicht weiter/ als einen Fuß weit/ schreiten. Vgl. TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 75, Kap. VIII, Vom Wol-Stand eines Bildes nach van Mander.Christina Posselt, 29.11.2011

14. Es soll eines jeden Bildes Seele und Begierde ausgebildet werden/ so gar auch in den Thieren. Dann es ziemet sich nicht/ daß die zum Pflug gebrauchte Schieb-Ochsen in der zierlichen Gestalt stehen/ wie des großen Alexandri Pferd Bucephalus. Dieses kan aber wol geschehen mit der berühmten Tochter des Inachus, welche in eine Kuhe verwandelt worden/ und mag man sie mahlen/ wie sie mit aufgerichtem Haupt und flüchtigen Füssen/ auch verwickleten Schwanz/ hinweg lauffet.

15. In beobachtung der nötigen Proportion des Leibs und der Gliedmaßen des Menschen/ auch der Thiere/ ist das Hauptstuck/ daß die Gliedmaßen wol auf einander correspondiren/ und nicht ungleich/ auch nach erforderung des sexûs, zu stehen kommen Siehe hierzu auch TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 67 f., Kap. V, Von Des Menschlichen Leibes Maß und Proportion und TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 74 f., Kap. VIII, Vom Wol-Stand eines Bildes.Christina Posselt, 29.11.2011.

16. Die allgemeine Maß an den Bildern/ muß der Länge nach/ und nicht nach der Dicke/ beobachtet werden.

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Für die folgenden Malereiregeln konnte Sandrart auf verschiedene Quellen zurückgreifen, die er unterschiedlich rezipierte. Es lassen sich Grundideen von Alberti erkennen ebenso wie ein Zusammenhang mit anderen Passagen aus den Malerei-Kapiteln der Teutschen Academie, die auf van Mander und Leonardo zurückgehen. Im Falle von Gerardus Joannes Vossius und Johannes Schefferus mag der Einfluss entweder auf eine direkte Lektüre ihrer Werke (De graphice sive arte pingendi, 1650 und Graphice, id est de arte pingendi liber singularis, 1669) oder auf persönliche Gespräche zurückzuführen sein (vgl. Heck 2006, S. 42–44). Die Konzeption von Malerregeln ist generell ein Phänomen, das erst Ende des 16. Jhs. aufkommt. Insbesondere Armeninis De’ veri precetti della pittura zeigt im Proemio und im libro primo deutliche Spuren in Sandrarts Regeln. Allerdings sind diese weniger als Arbeitsanweisungen zu verstehen als vielmehr als Prinzipien des ästhetischen Urteils, hierin Franciscus Junius verwandt (vgl. Heck 2001, S. 45). Seinem Adressatenkreis entsprechend, der nicht nur Maler, sondern allgemein die »Kunstliebenden« umfasst, ist weniger von den kunsttheoretischen Prämissen wie idea und concetto die Rede als vielmehr von »Regeln« und »Wissenschaft«.Christina Posselt, 29.11.2011Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 194