TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 293
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Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 21).genommen worden/ daß also die nach Niderland vermeinte Wechsel ausgebliben/ wordurch bey den Creditoribus wegen des Vorschußes überaus große Noht entstunde/ die viele Banqueroten zu Antorf nach sich zoge/ daß fast kein einiger ohne vermerklichen großen Schaden geblieben/ außer der von Glück begünstigte Rubens/ unangesehn er sehr große Baarschaft in Wechsel disponirt/ so doch ganz ohne Schaden und Unglück davon kommen. Bey solchen überal in der Luft schwebenden Ungewittern hielte sich Rubens in seinen studien Samlet einen großen Schatz von Kunststucken. zu Haus in großer Einsamkeit/ arbeitete beständig/ und samlete darbey so wol von seiner eignen Hand/ als auch von andern guten Gemählden/ Handrissen/statuen/ Bildern von Helffenbein/ meistentheils durch die fleißige Nachforschung unsers lobwürdigen Augstburgischen Petel/ eine große Anzahl zusammen/ so daß man sich selbst über so große Ausgaben verwundert/ weil er sonst nicht von Gebenhausen war/ dannenhero ihn viel beschuldigten/ daß er das baare Geld gar zu hart in Handen halte; Es ist aber nach seinem Ableiben bald an Tag kommen/ wohin er damit gezielet/ indeme seine Disposition dahin ausgegangen/ daß alles/ was zu den studien dieser Kunst von Handrißen/ Kupferstichen und dergleichen angenehm und dienlich seyn mögte/ solte einem oder dem andern seiner Söhne/ die zu dieser Kunst Lust hätten/ oder in Mangel derselben/ an dergleichen Töchter-Männer überlassen/ das übrige aber offentlich durch einen Ausruf verkauft werden/ wie auch kurz nach seinem Tod/ auf angestelten Tag in seiner Behausung an den meist Bietenden/ nach Lands Gebrauch/ gegen baaren Geld geschehen/ da dieselbe dermaßen hoch an Wehrt gebracht worden/ weil jederman etwas aus Rubens Cabinet haben wolte/ daß sie eine unglaubliche Summa Gelds getragen.
Aus der Auktion, die von März bis Juni 1641 stattfand und 52.804 Gulden erbrachte, hat Sandrart laut eigenem Bericht eine Geburt Christi von Jan Stephan Calcar erworben und 1562 wieder an Kaiser Ferdinand III. verkauft (vgl. TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 243); vgl. Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 865, Anm. 527,13.
Nach seiner ersten aus Italien gebrachten Manier hat er emsig dahin getrachtet/ die Stärke des Seine erste Werke.Colorits von Caravaggio Sandrart est l’un des rares biographes de l’époque à déceler et évoquer l’influence du Caravage dans les premières œuvres de Rubens. Ni André Félibien ou Roger de Piles, pour le XVIIe siècle, ni Dézallier d’Argenville, pour le XVIIIe siècle, ne font une telle remarque. Cela contribue encore à rapprocher l’artiste de l’auteur dont les œuvres montraient aussi un apprentissage dans la tendance caravagesque. Et cette remarque montre aussi l’analyse du coloris par Sandrart, qui, sans avoir su en déduire une véritable théorie, différenciait très bien dans la pratique les manières de Titien, de Raphaël ou de Caravage (voir Heck 2006, p. 157–192)., als deßen Hand er sehr beobachtet/ nachzuahmen/ weil selbige aber zu schwer und langsam hergegangen/ hat er sich nachmalen einer geschwind- und leichteren Manier bedient/ wie in unserem Teutschland seine große Bacchanalien am Käyserlichen Hof zu Wien/ ingleichen zu Schleißheim in den Chur-Bäyerischen Zimmern eine seltsame Sinn-reiche Zweyte Manier. Jagt von Barbaren zu Pferd/ wider den wilden Löwen/ die auch in Kupfer ausgegangen/ auch eine crudele Jagt wider monstrose Crocodilen/ wie nicht weniger der hohe Altar samt zween Seiten-Altar zu Neuburg an der Donau/ in dern erstem die Vorbitt unser lieben Frauen bey Christo/ oder vielmehr das jüngste Gericht/ in denen andern aber die Geburt Christi/ und das Pfingst-Fest ausgebildet; zu Hemmau in Pfalz-Neuburgischen haben Ihr Hochfürstl.Durchl, an dem hohen Altar-Blat von seiner Hand praesentirt/ wie S. Michaël den Lucifer stürzet/ so sehr fürtreflich und hoch aestimirt wird/ also auch zu Freysingen/ wo der hohe Altar aus der Offenbarung Johannis am 12. Cap. vorstellet/ wie der Drach das neu-geborne Kindlein verschlingen will/ so aber von dem Erz-Engel Michael überwunden wird/ alles von sehr Geist-reicher Invention und nach Annemlichkeit der Augen sehr freudig colorirt.
Zu Augstburg in der Heiligen Creutz Kirche sihet man die Himmelfahrt Mariae. Auch hab ich von ihm eine Herodias mit ihrer Tochter/ die das Haupt Johannis des Täuffers in einer Schüßel dem Vatter fürträgt/ welches Werk/ weil es von den gesamten Liebhabern also gerühmet worden/ hab ich es aus dem Milichischen Cabinet erkauft/ und unter meine andere rare Stücke gestellet.
Es wäre kein Ende zu machen/ wann alle Werke solten beschrieben werden/ die dieser Geist- und Sinn-reiche Künstler verfärtiget/ in dem er neben seinem wol-aufgeraumten Kunst-reichen Verstand/ mit der Hand ganz meisterhaft und geschwind verfahren/ und seine Werke eher geendiget/ als ein anderer angefangen/ biß ihm endlich das Chiragra die Hände beunruhiget/ also daß er von den großen Werken ablassen/ und an mittelmäßigen kleinen/ so wol Geist- als weltlichen Stucken und Landschaften sich begnügen muste. Solche Vorbotten des Todes ließ er sich dienen/ in allen seinen Sachen eine Richtigkeit zu machen/ und nachdem er solche nach Seine Leichbegängniß. Wunsch vollendet/ verschiede er mit dem schönen Lorbeerkranz eines unsterblichen Lobs gezieret/ und wurde darauf aufs allerstattlichste in die Erde versetzet: Vor ihm her wurde auf einem schwarzsammetin Küßen eine guldine Cron getragen/ und der Leichnam von den höchst-betrübten Kunst-liebenden zu seinem Ruh-Bett begleitet: Sein Name aber wird/ so lang die Welt lebet/ immer grünen/ und die geschäftige Fama seine Tugend gegen alle vier Ecken der Welt mit ihrer Ruhm-Trompeten ausblasen. Er starbe den 30.May/ im 63ten Jahr seines Alters und nach Christi seeligmachender Geburt im 1640. Sein Contrafät hat der großgünstige Liebhaber in der Kupferblatten II. zu finden.SandrartInformat. on source text markers
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 21).
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Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 21).The end of this part of the text is on page 518CXXVII. Philipp Uffenbach/ Mahler von Frankfurt.PHilipp Uffenbach ist zu Frankfurt aus einem guten Geschlecht entsproßen/ und von seinen Eltern zur Kunst angehalten worden/ also daß er seinem Lehrmeister Adam Grimmer nicht ohne sonderem Nutzen aufs bäste gefolget/ unter seinen fürnehmsten Werken ware das Stuck/ so in der Prediger Kirchen in Frankfurt auf einem Altar noch zu sehen ist/ nämlich die Himmelfahrt Christi in Gegenwart seiner Aposteln/ nach alter Manier/ die er ihm sehr angelegen seyn ließ/ gemahlet. Ingleichen hat er auch den allda auf der Brucken stehenden grossen Thurn mit allerley Artlichkeiten übermahlt/ Seine Arbeit. und sonst allenthalben selbiger Orten seine Kunst genugsam verspüren lassen; Weil er aber sich stark auf die Alchimia und theologische Emblemata begeben/ und viel geschrieben/ sonst auch zu Zeit des Fettmilchs
Uffenbach semble avoir participé à la politique antisémite conduite par Vinzenz Fettmilch (?–1616) entre 1612 et 1616 à Francfort. Le fait que les deux hommes se connaissaient est attesté par un portrait de Fettmilch par Uffenbach, daté de 1616 et conservé à Francfort/Main (Historisches Museum, Inv.-No. B 634). Sur le sujet, voir le catalogue d’exposition Der Fettmilch-Aufstand […] (Frankfurt/Main 1996). in den burgerlichen Händeln ihme selbst viel zu schaffen geben/ wegen welcher er von vielen nicht geliebet worden/ hat er sich meistens zu Haus fast schlecht aufgehalten/ und ist endlich ungefähr Anno 1640. allda verschieden. Er ware des Adam Elsheimers Lehrmeister/ und ein großer Liebhaber aller Kunst-Werken/ besonderlich der alten teutschen Meistern/ die eines guten Geistes/ Vernunft und Verstand gewesen/ weil er selbst in den Regelen der Proportion, Geometria, Perspectiv und Anatomia wol erfahren/ und ob er
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 21).The end of this part of the text is on page 518