TA 1675, I, Buch 1 (Architektur), S. 18
Vasari (Continued from previous page)Informat. on source text markers:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 5): Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione di Giorgio Vasari alle tre arti del disegno, Kap. VII, Come si ha a conoscere uno edificio proporzionato bene, e che parti generalmente se le convengono, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 77–S. 81 [Accessed: 2012-02-16. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/65URgh5w7].The beginning of this part of the text is on page 66
änge und finstere Porte zumachen/ und eben so viel seyn/ als wann man einem sonst herrlichen und wolproportionirten Leib/ einen wilden und häßlichen Kopf aufsetzete. Sandrart formuliert die Körperanalogie dadurch noch pointierter als Vasari, der dafür an dieser Stelle die »membra dell’edificio […] come i corpi umani« gebraucht (vgl. Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione di Giorgio Vasari alle tre arti del disegno, Kap. VII, Come si ha a conoscere uno edificio proporzionato bene, e che parti generalmente se le convengono, hier zitiert nach der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 78 [Accessed: 2011-12-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63kh5ikEG]). Dahero mus allerdings eine vernünftige Ordnung/ in der designation und Austheilung/ gehalten werden. Damit nun alles bässer zu ergreiffen sey/ wollen wir hier ein modell, formular und Richtschnur beyfügen/ und soll alles auf das genaueste beobachtet werden.
Fürbild eines vollkommenen Baues. Anfangs soll die äuserliche facciata, frontispicium oder Portal/ in etwas von der Erden erhoben seyn/ daß eine oder zwey Staffel/ beym Antritt zu finden. Die Gewölber/ Keller und Küchen sollen/ so viel möglich/ mit einer annehmlichen Lüftigkeit/ Liechte und Helle/ begabet seyn/ um den Gefahren/ der Erdbeben und Ungewitter/ desto Der soll einen wolproportionirten Menschen gleichen. leichter zu entgehen. Zum andern/ so soll ein rechtschaffner Bau/ einen wolgestalten Menschen in völligem Corpo und allen Gliedmaßen/ ohne Mangel praesentiren. Vasari ist hier ausführlicher und begründet, »per avere egli a temere i venti, l’acque e l’altre cose della natura, egli sia fognato con ismaltitoi che tutti rispondino a un centro che porti via tutte insieme le bruttezze et i puzzi che gli possano generare infermità« (vgl. Vasari, Le Vite 1568, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, Introduzzione di Giorgio Vasari alle tre arti del disegno, Kap. VII, Come si ha a conoscere uno edificio proporzionato bene, e che parti generalmente se le convengono, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 79 [Accessed: 2011-12-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63kh2HlRs]).
Das Auswendige: Der äusere Bau/ so in der vorbeygehenden Angesicht fället/ soll prächtig/ majestätisch und herrlich seyn/ auch dem ganzen Gebäude/ wie das Angesicht dem menschlichen Cörper/ eine Zierde geben. Die Porte oder Thor. Die Porten oder das Thor mus just in der mitten/ wie der Mund in Mitte des Hauptes/ stehen. Fenster/ Die Fenster sollen die menschliche Augen abbilden/ welche zur rechten und linken müßen in gleicher Ebenmaße eingetheilet werden: und dieses ist auch von den Säulen/ Schwibbögen/ und andern Zierahten Zieraten/ Dachstul. zuverstehen. Der Dachstul/ auf dem das ganze Dach ruhet/ mus groß oder klein/ nach des äuserlichen Baues proportion, gestaltet werden/ auch oben sich so weit für sich neigen/ damit das Gebäu nicht von Regen und Ungewitter benetzet und abgewaschen werde.
Das Inwendige: Der Vorhof/ Wann ich hierauf in das Haus eintrette/ soll ich finden den Vorhof oder Eingang/ nach Möglichkeit/ weit/ ansehnlich und pompos: damit die durchgehende nicht etwan/ wegen Aenge/ von den aufwartenden Pferden gebissen oder geschlagen/ und Hof. oder sonst beleidiget werden. Der Hof soll/ wie der menschliche Leib/ formiret seyn/ nämlich in quadro oder viereckicht. Die Ubereinstimmung der Gemächer/ Thüren und Fenster/ soll dem ganzen Haus eine Herrlichkeit/ Schein und Zierde erwerben. Die Stiegen oder Treppen. Die Stiegen oder Treppen zum Aufsteigen/ sollen weit/ liecht/ und nicht mühlich-hoch/ auch/ als viel des Orts Gelegenheit zuläst/ mit einfallenden Fenstern versehen seyn. Diese bilden die Füße und Hände an dem Bau Bei Vasari hier der Vergleich mit Armen und Beinen (vgl. Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione di Giorgio Vasari alle tre arti del disegno, Kap. VII, Come si ha a conoscere uno edificio proporzionato bene, e che parti generalmente se le convengono, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 80 [Accessed: 2011-12-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63kgybhkg])./ müssen demnach/ wie an dem menschlichen Leibe/ zur Seite stehen. Die Höhe jeder Stiegen soll nicht über fünf Staffeln halten/ und jede Staffel zwey drittel breit seyn.
Correspondenz der Gemächer. Die Zimmer sollen auch/ der Höhe nach/ recht übereinander geordnet seyn/ und kleines dem kleinen/ großes dem großen correspondiren. Dann gleichwie es ein Unform wäre/ wann der Mensch einen groß- und kleinen Arm/ einen kurz- und langen Fuß/ ein weiß- und schwarzes Gesicht hätte/ lahm/ krumm/ oder höckericht wäre: also/ würde auch/ wann man die Gleichheit und gebührende Maß in einem Bau nicht observiret/ eine scheusliche Mißgeburt von dieser so sinnreichen und hochgepriesnen
Mutter der Architectur oder Baukunst auf die Welt gebracht werden.VasariInformat. on source text markers
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 5):
Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione di Giorgio Vasari alle tre arti del disegno, Kap. VII, Come si ha a conoscere uno edificio proporzionato bene, e che parti generalmente se le convengono, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 77–S. 81 [Accessed: 2012-02-16. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/65URgh5w7].The beginning of this part of the text is on page 66
Von diminution der Mauren/ und deren Abtheilung.PalladioInformat. on source text markers:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 5):
Palladio, I quattro libri, Libro Primo, Kap. XI, Delle diminvtioni de’ mvri, et delle parti loro, überprüft anhand der Ausgabe 1570, vgl. Online-Ausgabe Universidad de Sevilla, S. 14.Von den Mauren ist hierbey noch zu erinnern/ daß/ je höher dieselben von den Boden aufwarts geführet werden/ je mehr auch zugleich die gedachten Mauren abnehmen/ und deswegen auf der Erden um den halben Theil schmäler/ als das Fundament selbst/ seyn sollen. Wie dann auch/ auf solche Weise/ die Mauren des zweyten Stocks um den achten Theil nach und nach/ bis zu oberst des Baues/ nach discretion abnehmen müßen. Und damit das obere Theil nicht allzu dünn werde/ so soll das mittlere Theil der Mauer von oben her/ nach der Bleywage/ gerad auf das mittlere Theil von unten her/eintreffen/ als von dannen die Mauer die Pyramidal-Form anzunehmen hat. Wann aber unten eine superficies und Erhöhung verlanget wird/ die in der geraden Linie stehen soll/ so mus solches in der innern Seite geschehen: weil die Quär-Balken und Geläger/ wie auch die Böden oder Gewölber/ und andere mehr Dinge des Gebäues/ die Mauer zum fallen oder bewegen nicht veranlassen. Den nachgebenden Theil aber/ weil er auswendig zu stehen kommt/ decket man mit einem Procinctu oder Cornice, welcher den ganzen Bau umfasset. Solches nun machet eine auserlesne Zierde/ und wird gleichsam ein Band des ganzen Baues.
Wie die Angulen oder Ecken einzurichten. Die Angulen oder Ecken betreffend/ weil sie der beyden Seiten gleichfalls theilhafft sind/ und noch über das deren Dienst ist/ solche gerad zusammen zu schliessen/ und zu erhalten/ als sollen sie in unbeweglicher Beständigkeit/ mit lang- und weitreichenden starken Steinen/ gleich als mit den Armen/ anhalten. Wie dann auch deswegen/ die Oeffnungen oder Fenster/ hiervon also weit abzusondern/ als immermehr möglich ist: und soll man zum wenigsten so viel Platz bey den Angulen frey lassen/ als die Fenster im Liecht halten.PalladioInformat. on source text markers
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 5):
Palladio, I quattro libri, Libro Primo, Kap. XI, Delle diminvtioni de’ mvri, et delle parti loro, überprüft anhand der Ausgabe 1570, vgl. Online-Ausgabe Universidad de Sevilla, S. 14.
SandrartInformat. on source text markers:
Im Gegensatz zu Sandrarts sonst eher unsystematischer Übertragung italienischer Termini, die er zum Teil übersetzt, zum Teil durch deutsche Umschreibungen ergänzt oder einfach übernimmt (s. dazu Schreurs 2010(b), S. 252), zeugt diese Aufstellung von einem sprachpatriotischen Anliegen. Angesichts dessen dürfte hier eine redaktionelle Arbeit Sigmund von Birkens zugrunde liegen. Allerdings werden diese Begrifflichkeiten im Text der Teutschen Academie nicht stringent verwendet und übten außerhalb von Sandrarts Schrift keinen nennenswerten Einfluss auf die deutschsprachige Architekturterminologie aus (vgl. Schreurs 2010(b), S. 253 f.).The end of this part of the text is on page 68Weil diese Baukunst-Regeln meist aus Italiänischen Autoren musten abgesehen/ und daher ihre Kunstwörter gebrauchet werden: als wird/ damit dem wehrten Leser vorhergehends und folgends desto eher bekant werde/ wie solche zu Teutsch lauten/ hiermit vorgestellet durch diese
Der edlen Baukunst Italiänisch-Teut-
sche Wörter-Tafel.
Abaco, Säulen-Platte.
Abozzo, oder Sbozzo, ein Entwurff.
Allata, Aufsatz.
Arcoterio, Dachstul.
Angolo, Eck.
Angoloto, Eckicht.
Architectura, Baukunst.
Architravo, Haupt-Dram.
Archivolto, Bogen-Zier.
Basamento, Untersatz.
Base, Fußzier.
Bastone, Stab.
Canale, Rinnen.
Capitelo, Schafftgesims.
Carottino, Holkeel.
Carotto doppio, doppelte Holkeel.
Cimacia, Untersatzgesims.
Im Gegensatz zu Sandrarts sonst eher unsystematischer Übertragung italienischer Termini, die er zum Teil übersetzt, zum Teil durch deutsche Umschreibungen ergänzt oder einfach übernimmt (s. dazu Schreurs 2010(b), S. 252), zeugt diese Aufstellung von einem sprachpatriotischen Anliegen. Angesichts dessen dürfte hier eine redaktionelle Arbeit Sigmund von Birkens zugrunde liegen. Allerdings werden diese Begrifflichkeiten im Text der Teutschen Academie nicht stringent verwendet und übten außerhalb von Sandrarts Schrift keinen nennenswerten Einfluss auf die deutschsprachige Architekturterminologie aus (vgl. Schreurs 2010(b), S. 253 f.).The end of this part of the text is on page 68