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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 132

Linke Spalte

Agenoria. deß Worts/ sie die Göttin Agenoria / ab agendo, oder vom Thun und Wircken also Die Stimula. benamset/ weil sie die Menschen zum arbeiten antreibe; wie sie dann auch die Stimula/ à stimulando, vom Anreitzen/ und die Horta/ ab hortando, vom Ermahnen genennt/ verehret haben. Plutarchus meldet in Problematibus, Die Horta. von dieser Göttin Horta/ daß ihr Tempel niemals sey verschlossen worden/ und zwar darumb/ dieweil man allezeit und ohne Aufhören ermahnt werde/ etwas rühmliches zu verrichten.

Wir müssen aber wieder zur Angerona kehren/ die ihren Namen/ wie erwähnt/ ab angore, oder der Aengstigung und Bekümnernus hat; oder weil man sagt/ es sey das Römische Volck auf ein gewisses dieser Göttin gethanes Gelübde/ von einer schwehren Kranckheit / und der Bräune/ erlöset und befreyet worden. Aus dieser Ursach ist ihr Hals vielleicht auch mit einer Binden umwunden gewesen/ wormit auch der Mund bedeckt war. Macrobius erzehlt im I Buch Saturnal. aus Masurio/ es sey dieser Göttin Bildnus mit verbundnem und versiegelten Munde deßwegen auf dem Altar der Volupia gestanden; weil die jenige/ so ihre Schmertzen und Bekümmernussen verbergen/ vermittelst der Gedult/ zur höchsten Belustigung gelangen. Plinius im III Buch/ und Solinus schreiben/ es seye diese Göttin also gebildet worden/ dardurch iederman zu verständigen/ daß die Religions-Geheimnissen nicht einem ieden zu offenbahren oder gemein zu machen seyen. Welches auch Numa/ der andere Römische König/ also verordnet Die Göttin Tacita./ da Er eine Göttin/ Tacita genannt/ zu verehren gebotten; weil man die Göttliche Dinge verschweigen muß. Dannenhero die Egypter den Gott deß Schweigens unter ihre vornehmste Götter gezehlet/ und hoch geehret Harpocrates. haben. Diesen nennten sie den Harpocrates/ welcher von den Griechen Sigalion benamset wurde.

Apulejus und Martianus im I Buche stellen ihn vor als einen zierlichen Knaben/ welcher den Zeiger-Finger auf dem Munde liegen hatte/ gleichsam als ob Er zum Stillschweigen ermahnen wollte. Dieser Gott der Verschwiegenheit wurde unterweilen gebildet ohne rechte Vorstellung deß Angesichts/ das Haupt war mit einem Hut bedeckt/ umb den Leib aber trug er eine Wolfs-Haut/ auf welcher viel Augen und Ohren gebildet zu sehen; dardurch anzudeuten/ daß man zwar viel sehen/ und hören/ aber wenig reden müsse; daß ein iedweder/ wanns ihm beliebe/ schweigen/ aber nicht eben auch reden könne/ welches auch durch den Hut/ als ein Kennzeichen der Freyheit Der Wolff bedeutet das Stillschweigen./ bedeutet worden. Vom Wolff wird gesagt/ daß er den jenigen/ dessen er eher ansichtig werde/ stumm mache/ und/ nachdem er etwas geraubt/ also stillschweigend davon wische/ daß er sich auch im geringsten nicht hören lasse.

Rechte Spalte

Der Baum Persea ist dem Harpocrates gewidmet. Das Egyptenland hat dem Harpocrates den Baum Persea gewidmet/ weil die Zweige dieses Baums der Zunge/ die Früchte aber dem Herzen sehr ähnlich seyn sollen/ eben wie die Zunge das jenige/ so im Hertzen verborgen liget/ zu eröffnen pfleget; welches aber nicht eher geschehen solle/ es sey dann eine lange und reiffe Uberlegung vorher gegangen. Dannenhero es nicht eine geringe Tugend ist/ zu rechter Zeit schweigen können/ wie die Minerva angezeigt/ Die Krähe wird von der Minerva ausgetrieben. da sie die Krähe/ als einen schwatzhafften Vogel/ von sich getrieben; weil einem verständigen Menschen nicht geziemet/ die Zeit mit Narrentheidungen zuzubringen/ sondern mit stillem Gemüht zuvor das jenige wol zu bedencken/ was er von iedem Dinge reden und vorbringen solle. Dahin hat vielleicht gesehen jene bey den Messeniern befindliche Statua der Minerva; die/ nach deß Pausanias Zeugnus Eine Krähe in der Hand der Minerva. in Messenicis/ eine Krähe in der Hand hielte; nämlich/ daß ein verständiger Mann die Rede in seiner Gewalt haben soll/ um selbige/ wann es ihme vorträglich/ entweder im Zaum zu halten/ oder von sich hören zu lassen.

Es hat auch die Minerva/ wie allbereit erwähnt/ eine Lantzen in der Hand/ und schwinget dieselbe/ wie Apulejus im X Buche schreibet/ Furcht und Schrecken begleiten die Minerva. hebet auch den Arm auf/ und zeiget den Schild. Eben derselbe füget ihr zween Knaben bey/ die mit blossen Schwerdtern iederman zu drohen scheinen/ deren einer den Schrecken/ der ander die Furcht vorstellet/ welche im Kriege die Oberhand haben. Dannenhero Statius im VII. Buch Thebaid: da er dichtet/ wie der Mars vom Jupiter gesandt worden/ den Krieg zwischen den Argiven und Thebanern zu erregen/ unter andern saget/ er habe die Furcht oder den Graus und Schrecken zu sich genommen/ die er beyde folgender Gestalt abbildet:

Inde unum dira comitum de plebe Pavorem
Quadrupedes anteire jubet: non al- ter anhelos
Insinuare Metus, animumque aver- tere veris,
Aptior: innumerae monstro voces- que, manusque,
Et facies quaecunque libet; bonus omnia credi
Auctor; & horrificis lymphare in- cursibus urbes:
Si geminos soles, ruituraque svadeat astra,
Aut mutare solum, aut veteres de- scendere sylvas
Ah miseri vidisse putent.