TA 1680, Iconologia Deorum, S. 110
Charon wird vor die Zeit genommen. anweiset/ so sagt er/ es werde Charon für die Zeit genommen/ wie auch Servius es verstanden hat. Er ist ein Sohn deß Herebus/ so deß Göttlichen Gemühts geheimen Raht vorbildet Erklärung der Bildnus deß Charons./ von welchem die Zeiten/ und alles andere entsprungen ist. Seine Mutter/ sagt man/ sey die Nacht; dann vor dem Uhrstande der Zeit/ war noch kein Liecht; darum er in Finsternus gezeuget/ und aus der Finsternus geboren worden. Er ist zu den Höllen-Inwohnern gewiesen worden: dann die Himmels-Burger der Zeit nicht wie wir/ die wir den Unteren Theil der Welt-Kugel bewohnen/ benöhtigt sind: daher wir/ wann wir mit ihnen verglichen werden/ in der Hölle zu wohnen scheinen. Die Seelen führet Charon hinüber auf die andere Seiten deß Flusses; dann sobald wir geboren und an das Tages-Liecht kommen/ führet uns die Zeit zum Tode/ und setzet uns über den Fluß Achaeron/ welcher eine Beraubung aller Freude bedeutet; Sintemal wir dieses gebrechliche/ flüchtige oder hinfällige und Elendvolle Leben in lauter Mühseligkeit verschliessen. Eben dieser ist zwar alt und begreist/ iedoch auch starck und bey Kräfften; weil die Zeit durch die Langwierigkeit ihre Kräfften niemals zu verliehren pfleget. Sein Gewand oder Kleid/ wormit er bedeckt/ ist kohlschwartz und beschmutzt; anzudeuten/ daß wir/ so lang wir der Zeit unterwürffig sind/ unsere Gedancken fast nirgend anders hinwenden/ als auf das Irrdische/ so doch/ wanns mit dem ewigen/ dem wir allein nachstreben solten/ verglichen wird/ allzu gering ist. Allein es pfleget die Decke dieses sterblichen Leibes/ wormit wir bekleidet sind/ uns das Vernunfft-Liecht dermassen zu verdunckeln/ daß wir blintzelende in der Eitelkeit umher daumelen/ und den Sinnen und verderbten Affecten/ als obs die besten Gleits-Leute und Führer wären/ getrost nachfolgen. Deßwegen wir uns nicht zu verwundern haben/ daß uns alles Ubel überfället/ so bald wir in diese Hölle gerahten/ das ist/ sobald unsere Gemühter oder Seelen diese sterbliche Leiber anziehen; dann hieher kan gezogen werden/ was Virgilius im VI. Buch Aeneidos von denen in der Höllen-Pforten sitzenden Ubeln dichtet/ wann er saget:
Pallentesqve habitant Morbi, tristis-¶ que senectus,
Et metus, & malesvada fames, &¶ turpis Egestas:
(Terribiles visu formae) Lethumque,¶ Laborque:
Tum Consanguineus Lethi sopor,¶ & mala mentis
Gaudia, mortiferumque adverso in¶ limine Bellum:
Ferreique Eumenidum thalami, &¶ Discordia demens,
Vipereum crinem vittis innexa¶ cruentis.
in Vorhof/ hatten da ihr Lager eingenom-¶ men/
in Hölen hin und her/ die schwehre Trau-¶ rigkeit/
der Unmuth/ Sorge/ Gram und nagend¶ Hertzenleid.
Es hielten sich da auf die bleichen Kranck-¶ heit-Schaaren/
das Alter und die Furcht: auch da zu fin-¶ den waren
der Hunger/ welcher offt zum Bösen rei-¶ zet an/
die Armut/ dero man sich nicht erfreuen¶ kan/
mit freyer Namens-Zier die schreckliche¶ Gestalten/
der bittre Tod und Müh/ die grimmigen¶ Gewalten/
dann auch der süsse Schlaf/ der mit dem¶ Tod verwandt/
die Wollusts-Uppigkeit/ und eitler Le-¶ bens-Tand.
Botten der Götter. genennet/ deren einer Mercurius/ so dem Jupiter diente/ die andere Iris/ so der Juno aufwartete; iedoch ihr nicht allein/ dann man lieset/ daß sie auch dem Jupiter Dienst geleistet habe/ doch nur allein zu der Zeit/ wann er den Menschen Krieg/ Pest/ Hunger und ander grosses Unglück ankünden liesse. Deß