TA 1680, Iconologia Deorum, S. 96
Gib eine Leyer her/ wie Phoebus werd¶ ich gleissen.
Ein aufgefaßtes Garn mich auch zum¶ Jäger macht;
Zum Vogler/ Faunus selbst/ die Ruth¶ und Voglers-Tracht.
Ein Fuhrmann bin ich auch/ und so pflegt¶ man zu nennen/
die bald von einem Pferd aufs ander springen¶ können.
Mit dieser Ruth von mir wird Fischen¶ nachgestellt.
Bald zieh ich sauber auf/ wie sich ein¶ Kauffmann hält.
Ich kan mich als ein Hirt deß Hirten-Stabs¶ bedienen/
und wenn es Rosen giebt/ erlösen Geld aus¶ ihnen.
in meinen Händen steht der Gärten¶ Nutz und Zier.
Köhl/ Kirbis/ Cucumern mit ihren dicken¶ Bäuchen/
sind Zeugen meiner Kunst/ der Gunst gewisse¶ Zeichen.
Ja auch in Feldern sich kein Blümlein¶ finden wird/
das nicht zuvor mein Haupt/ obs gleich¶ erwelket/ ziert/
Gewiß ists/ weil ich mich so wandelbar er-¶ wiesen/
hab ich daher auch so dem Landsmann¶ heissen müssen.
Pluto. PLATTE L.OB gleich in Theilung der Weltherrschafft unter deß Saturnus Söhne/ einem das Himmelreich/ dem andern das Wasserreich/ und dem dritten das Höllenreich zugefallen/ wie aus den Fabeln bekannt; (wordurch/ wann wir der Sachen eigentliche Bewandtnus genauer ansehen/ anders nichts angedeutet worden/ als daß dem Jupiter durchs Loß die Theile gegen Morgen/ dem Pluto die gegen Abend/ dem Neptunus die Insulen im Meer zugeeignet worden) So wird doch in den Poetischen Schrifften gelesen/ daß unterweilen ein ieder unter ihnen allenthalben seine Gewalt ausübe; dann es drohet Neptunus beym Virgilius im 1. Buch Aeneidos den Winden/ daß sie ohne seine Erlaubnus sich unterstanden den Himmel und die Erde zu beunruhigen; Jupiter verwaltet offtmahls das Höllen-Regiment/ wie auch Pluto bißweilen sein Reich biß in den Himmel ausstreckt. Aus dieser Ursache pflegten die Alten zu sagen/ deß Jupiters Donnerstrahl seye dreyspitzig/ der Neptunus habe einen Dreyzanck/ und der Pluto einen dreyköpffigen Hund. Wird es also niemand verwunderlich vorkommen/ wann wir bey Beschreibung der Bildnus des Gottes Pluto unter andern sagen werden/ daß er unterweilen an Macht und Gewalt der Sonnen/ unterweilen aber der Erden gleich/ nichts destoweniger auch für der Höllen Gott zu halten sey/ als der allda seine gröste Macht erweise/ und über die von denen Banden deß Leibes befreyete Seelen das Ober-Gebiet
und Herrschafft habe. Von diesem hat man gedichtet/ daß er/ damit ein ieder nach seinem Verdienst gebürlich abgestrafft oder belohnt werden möge/ drey gerechte Richter habe/ welche in der Höllen zu Gerichte sitzen/ Höllische Richter. deren einer Aeacus/ der ander Minos/ der dritte Rhadamanthus genennet wurde/ von denen wir/ ehe wir vom Pluto reden/ eines und anders aus dem Plato erzehlen wollen/ als welches insonderheit sehr annehmlich zu wissen ist/ und nicht wenig hierzu dienen wird/ umb zu verstehen/ wie und auf was Weise deren Bildnussen auszudrücken seyn mögen/ theils auch daraus zu lernen/ wie die Richter billig beschaffen seyn sollen. Deß Plato Worte aber sind diese: Zur Zeit deß Saturnus war ein Gesetz/ das auch noch diese Stunde bey den Göttern gültig ist/ und sonst allezeit beobachtet worden/ vermöge dessen die jenige/ so ihr Leben in Gerechtigkeit beschlossen/ nach dem Tode/ in die glückseligen Insulen gelangen; hingegen die/ so ein ungerecht gottloß Leben geführt/ nach ihrem Absterben/ an einen solchen Ort kommen/ allda sie für ihre boßhafftige Wercke den wolverdienten Lohn empfangen sollten. Als nun dieser Saturnus regierte und Jupiter das Reich gleichfalls anfienge zu beherrschen/ wurden die Menschen am letzten Tage ihres Lebens von den lebendigen Richtern geurtheilet/ da dann offtermahls zu geschehen pflegte/ daß ihrer viel nicht nach ihren Verdiensten gerichtet wurden. Sobald nun Jupiter vom Pluto/ und den jenigen/ welche den glückseligen Insuln vorstunden/ dieses erfahren hatte/ daß nämlich viel dahin gesandt