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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 113

Linke Spalte
Auch die dem rauhen Mars die Frevel- Hände bindt/
die Völker/ auf den Krieg erhitzt/ heisst Friede machen/
und trägt das Reichthums-Horn/ die Men- ge guter Sachen/
daß ein zart Opffer werd der Zarten ange- zündt.

Unterweilen trug sie einen Scepter/ woraus die Früchte hervor zu kommen schienen. Aristides hat sie/ in einer/ zu ihrem Ruhm/ an die Rhodier gehaltenen Rede/ sehr schön/ nett/ wolgefärbt/ holdseelig/ auch in allen wohl gestaltet und gebildet ausgedrucket/ als ob sie/ durch der Götter Fleiß und Gütigkeit/ auf die Erde herabgefallen wäre. Eben diese Göttin/ sagt ietzt angezogner Redner/ habe vom Jupiter erlanget/ die Stunden zu bestättigen/ allein alles zu besieglen/ die Felder zu bestellen/ einem iedweden seiner Sachen/ und anderer Besitze/ Früchte zuzueignen/ die Stadt-Geschäffte nach Wunsch zu verrichten/ zu rechter Zeit nach Belieben zu verehligen/ wie auch Kinder zu erziehen und zu unterrichten. Sie wird aber auch in einer deß Neronis Müntze/ nur durch zwo ineinander geschloßne Hände Die Göttin der Treue und Glaubens. vorgestellet; wie man dann auch die Treue/ so von den Alten gleichfalls als eine Göttin geehret worden/ also ausgedrucket Diese setzet Silius Italicus/ im II. Buch vom Punischen Kriege/ in den innersten Theil deß Himmels/ da er den Hercules sie also anredend gedichtet:

Ante Jovem generata, decus divum- que hominumque,
Qua sine non tellus pacem, non aequora norunt,
Justitiae consors, tacitumque in pectore numen.
Eh’ als der Jupiter ist sie/ der Götter Zierd/
der Menschen gleicherweis/ in diese Welt geboren.
Ohn sie ist Fried und Ruh zu Land und See verlohren/
wo die Gerechtigkeit/ auch Sie gefunden wird:
Und will sie gleich ein Mensch nicht öffentlich verehren/
im Hertzen wird sie ihm mit Macht ein anders lehren.

Dann Treue und Glauben müssen verdecket und geheim seyn/ das ist/ ein Ding/ so eines Menschen Treue oder Glauben anvertrauet ist/ soll auf keine Weise offenbahret werden. Eben diese Treue muß aller List und Betrugs ermangeln. Die mit weissen Tuch umbhüllte Priester pflegten/ wie Livius erzehlet/ nach Verordnung deß Numa/ ihres Gottes-Diensts/

Rechte Spalte

uns dardurch zu erinnern/ daß Treue und Glaube in aller Reinigkeit erhalten werden müsse. Deß Glaubens rechte Hand war geheiliget; welches zu verstehen gab/ daß Treu und Glauben mit der rechten Hand geschützet werden müsse. Virgilius nennet ihn im I. Ihre Farbe. Buch Aeneidos, den weissen und greißen Glauben; welches Servius/ in Abhandlung desselben/ darumb geschehen zu seyn vorgiebet/ weil Treu und Glauben gemeiniglich bey den greißen Haaren gefunden wird. Wann Horatius die Boßheit seiner Zeiten beklaget/ saget er unter andern.

--- --- Et albo
Rara Fides colitur velata panno. Vgl. Horaz’ Oden (Carminum lib. I, 35).Christina Posselt, 02.02.2012
Die werthe Treu/ so selten ist zu finden/
sieht man nicht mehr in weisses Tuch sich binden.

Allwo Acro/ dessen Ausleger/ schreibet/ es haben die jenige das Haupt mit weissen Tuche umwickelt/ so der Treue geopffert; darmit anzuzeigen/ daß dieselbe allzeit von einem höchst-aufrichtigem Gemühte müsse begleitet werden. Dannenhero Ludovicus Ariostus von Treu und Glauben also singet:

Olim sancta Fides niveo vestita co- lore
Tota videbatur, nihil & nigroris in- esse,
Cernere erat: totum nam illi decus ore perisset.
Vor diesem war die Treu in weisse Farb ge- kleidet/
und sah man ihr gantz keine Mackel an/
die Schwärtz’ auch war von ihrem Leib gethan/
und wo das Letzt nicht wär/ wär ihr ein Schimpff bereitet.

Die rechte Hand ware der Treue gewidmet. Dieweil aber deß Glaubens einiger Sitz in der rechten Hand zu seyn geglaubt wurde/ ward er unterweilen durch zwey in einander geschlossene Hände abgebildet; bisweilen durch zwey kleine Bildlein/ da eines dem andern die rechte Hand gab. Dahero auch die rechte Hand bey den Alten für heilig gehalten wurde: Wie dann daher auch entsprungen/ daß/ wann wir einen unversehens entstandnen Tumult oder Auflauff stillen wollen/ wir dieselbe in die Höhe heben/ eröffnet darzeigen/ und darmit den Frieden zu bringen andeuten. Weswegen der meisten Fürsten und Durchläuchtigsten Kayser Statuen so wol zu Fuß/ als zu Pferde/ die rechten Hände ausstreckende gesehen werden. So erzehlet auch Josephus/ in den Büchern de Antiquitate Judaica, daß/ wann unter den Barbaren einer