TA 1680, Iconologia Deorum, S. 112
im Schlosse stunde/ gezieret war/ verstanden werden können; dieweil/ unter dem Namen Verbena, alle Kräuter und Blätter/ so auf der Götter Altäre gelegt wurden/ begriffen Ein Kraut zulangen/ was es bedeute. waren. Ja/ einem ein Kraut zulangen/ hatte bey den Alten die Bedeutung/ daß der/ so es reichete/ sich von dem/ welchem es gereichet wurde/ überwunden zu seyn bekannte; Welcher Gebrauch/ wie Festus meldet/ zu den uralten und ersten Zeiten von den Hirten eingeführt worden/ dann wann selbige durch Wettlauffen/ oder eine andere dergleichen Spiel-Art/ mit einander kämpfften/ legte sich der Uberwundene nieder auf die Erde/ und überreichte also dem Uberwinder in der Hand ein abgebrochnes Kraut. Gleichwol war/ wie Plinius schreibet/ das Eisen-Kraut (Verbena) an sich selbst ein Friedens-Zeichen/ und pflegten die Abgesandte damit gekrönt zu werden/ so einen Bund oder Frieden zu machen verschicket wurden/ insonderheit von den Römern; dann andere Völcker gebrauchten sich anderer Friedens-Zeichen/ immassen beym Appianus von einigen Völckern in Hispania gelesen wird/ daß/ da sie Gesandten zum Marcellus abgeschicket/ ihn umb Verzeihung und Frieden zu bitten/ dieselben eine Wolffs-Haut für den Friedens-Stab/ (Caduceus) Oehlzweig oder Eisenkraut vor sich hergetragen/ welche in dergleichen Verrichtungen bey andern mehr gebräuchlich waren; Diesen liessen die Alten unterweilen einige Seegel oder Wölline Binden vorspannen/ wordurch die Schwachheit oder das Unvermögen und Unterthänigkeit derer/ so sie brachten/ bezeuget wurde/ weil das Schaf ein schwach und verachtet Thier ist/ wie Servius/ wann er die erste Rede des Aeneas an den Evander erzehlet/ bezeuget.
Der Fried. Der/ durch deß Mercurius Stab angedeutete/ Friede ward von den Alten für eine Göttin gehalten/ und hatte zu Rom den schönsten und herrlichsten Tempel/ also daß die ausländische Völcker denselben zu besuchen Hauffenweis Friedens-Tempel zu Rom. zulieffen. Dieser soll von dem Vespasianus/ nach dem wider die Juden erhaltenen Sieg/ seyn erbauet worden/ wohin er alle Zierahten deß Tempels zu Jerusalem gebracht. Den Frieden beschreibet Aristophanes von Angesicht überaus-schön/ und ordnet ihm die Venus samt den Huld-Göttinnen zu. Friedens-Bild. Pausanias erzehlt/ daß dessen Statua zu Athen in Gestalt eines Weibs-Bildes/ den Knaben Plutus/ als einen Gott deß Reichthums/ (wie wir droben gesagt) in der Hand haltend/ zu sehen gewesen; weil der Reichthum mehr zu Friedens- als Kriegs-Zeiten gewonnen und erhalten wird. Deßwegen auch die Alten den Fried der Ceres Freund. Frieden für einen Freund der Ceres hielten/ wie solches Tibullus in der letzten Elegia seines ersten Buches zu verstehen giebt:
Duxit araturos sub juga curva bo-¶ ves.
Funderet ut gnato testa paterna¶ merum.
und in ein krummes Joch die Ochsen ein-¶ gespannt.
Ihm mit dem Trauben-Safft die Men-¶ schen-Welt verbunden/
wormit ein reicher Sohn die Sorgen¶ leichtlich bannt.
Der Krieg aber wircket das Gegentheil. Dannenhero Claudianus von der Ceres gedichtet/ daß sie ihre Tochter/ die Proserpina/ weder dem Mars/ noch dem Phoebus geben wollen/ da sie beyde umb sie geworben hatten. Dann gleichwie die allzugrosse und langwierige Sonnen-Hitze der Saat hinderlich und schädlich ist: also pfleget auch das landverderbliche Kriegswesen nichts als lauter Unheil und Schaden nach sich zu ziehen. Darumb die Alten/ wie auf etlichen Müntzen zu sehen/ den Frieden in Gestalt einer Weibes-Person gebildet/ die in der Hand eine Kornähr hält/ worvon ietzgedachter Poet Tibullus an dem angezogenem Orte also schreibet:
Perfluat & pomis candidus ante si-¶ nus.
von Aehren sey die Hand/ die Schoß von¶ Früchten schwehr.
Den Frieden krönten die Alten unterweilen mit Oehlzweigen/ bißweilen auch mit Lorbeer-Blättern. In den Müntz-Stücken und Schaupfennigen wird er vielfältig mit Rosen-Kräntzen Bildnis der Eintracht. bekrönt gefunden. Die Eintracht und der Friede/ ob sie wol verschiedene Namen haben/ und auf unterschiedene Weise gebildet werden/ schienen doch beyde einerley zu bedeuten. Beyde sind von den Alten als Götter geehret worden/ damit sie ihnen ein stilles und geruhliches Leben verleyhen möchten. Die Eintracht bildeten sie mit einem Becher in der Rechten/ und dem Uberfluß-Horn in der Lincken Hand/ dannenhero von ihr Seneca in Medea schreibet:
Martis sanguineas, quae cohibet ma-¶ nus,
Quae dat belligeris foedera gentibus,
Et cornu retinet divite copiam,
Donetur tenera mitior hostia.