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TA 1679, Metamorphosis, S. 13

Linke Spalte
ein Gott hingegen der/ indem sich Frömmkeit reget. Die deutsche Übersetzung dieses Doppelverses, den van Mander auf Niederländisch wiedergibt (Mander, Schilderboek, Van Lycaon, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 6r f. [Accessed: 2012-03-16. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/66CupYZM6]), dürfte mit Unterstützung des von dem für diesen Teil zuständigen Redaktors verfasst worden sein. Für den Zweiten Hauptteil wurden hier zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold vorgeschlagen (vgl. Laufhütte 2011, S. 19).Christina Posselt, 16.03.2012

Sein Name Lycos ist ursprünglich Griechisch/ und bedeutet einen Wolff: Sein Vatter war Pelasgus/ ein Sohn des Jupiters und der Niobe: seine Mutter die Melibäa/ eine Tochter des Oceans/ oder (wie Apollodorus sagt) der Nymphe Sylene: seine Tochter war die Calysto/ worvon wir im andern Buch handeln werden. Er soll/ (wie einige wollen) mit einem Theil seiner Kinder/ in Ursach seiner Veränderung in einen Wolff. einen Wolff verwandelt worden seyn/ weiln er/ auf des Lycaonischen Jupiters Altar ein Kind getödtet/ und der erste gewest/ der Blut getruncken habe. Es sind auch noch andere Gedichte/ so diesem unsers Poeten/ vom Ermorden der Gäste/ gleichen; worvon wir anjetzo etwas zur Lehr und Unterrichtung vorzubringen willens seynd. Es ist bekannt/ daß die alten Poeten/ durch solche ihre Gedichte/ die Bewegungen des menschlichen Geistes zähmen und bändigen/ und dieselben zur Freundligkeit/ Barmhertzigkeit und Furcht Gottes/ anleiten wollen: Ja/ sich bemühet haben das Menschliche Leben gäntzlich wiederum zu verbesseren/ oder gleichsam gutartig zu machen/ und mit allen tugendlichen guten Sitten zubereichern/ und anzufüllen: zu dem Ende sie dann manche wunderseltsame alte Erzehlungen von einigen/ in vergangenen Zeiten/ lebenden Menschen vorgebracht/ vorgebende/ die Götter hätten in Menschen-gestalt/ die Menschen unterweilen/ unter dem Schein armer reisender Fremblinge/ zu besuchen/ bey ihnen einzukehren und zuherbergen pflegen/ damit sie erführen/ ob die Menschen gegen ihres gleichen auch ein Mitleiden bezeigten/ oder einander Liebe und Wolthaten erwiesen; da sie dann diejenige/ von welchen sie guthertzlich und liebthätlich empfangen und aufgenommen worden/ reichlich belohnt die Unfreundliche und Geitzige aber/ so ihnen Herberge versagten/ oder Unbilligkeit anthäten/ sehr scharff und hart gestrafft hatten.

Der Poet beschreibt die Sündfluht/ welche Jupiter wegen der Riesen Boßheit/ ingleichen ihres hochmühtigen tyrannischen Geschlechts/ und der unmenschlichen Grausamkeiten des Lycaons halber/ über die Welt kommen lassen. Und ist wol zu verwundern/ daß er spricht/ es sey von Gott also vorsehen worden/ daß die Welt endlich im Feuer werde zergehen müssen: ja/ es scheinet fast/ als ob sein Geist alhier/ durch eine verborgene Krafft der Warheit/ getrieben worden wäre. An stats des Noä/ nennet er den Deucalion/ welcher/ mit seinem Eheweib/ der Pyrrha/ allein erhalten worden sey. Dahero wir dann/ denselben eigendlicher zuerkennen/ uns bemühen wollen.

Von dem Deucalion.

DEucalion ist (als oben gesagt worden) ein Sohn des Prometheus und der Climene: Pyrrha/ sein Eheweib/ war eine Tochter des Epimetheus/ und die Pandora seine rechte Enckelin. Dieser Deucalion hatte sein Wesen zu Athen/ und stiffete daselbsten eine Kirche. Mann hält für gewiß/ daß er König von Thessalien

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gewest/ und darum des Prometheus/ das ist/ der Weisheit oder Vorsichtigkeit/ Sohn genennet worden. Dieser nun ist/ um seines tugendsamen Wandels willen/ aus der Sündfluht errettet/ darinnen sonst alle Sünder und Boßhafftige seiner Zeit/ zu Poetische Sündfluht worauf sie gegründet. Grunde gegangen. Einige sagen/ daß er der Thessalonicher König gewest/ als einsmals eine grosse Wasserfluht über das Land kommen/ und/ weiln er ein guter Sternkündiger gewest/ habe er nicht allein sich selbsten/ sondern auch alles Volck/ so bey ihm auf dem Berge Parnassus gewest/ für dem Untergange erhalten: worauf dann die Fabel von der Lehrreiche Anweisung auf die Sündfluht und Erhaltung des Deucalions Poetischen Sündfluht gegründet seyn soll. Mit solcher Allein-Fristung des Deucalions und der Pyrrha wird nun angedeutet/ wie ernstlich Gott die Sünder hasse/ weil er die Bösen straffet/ und seine Liebe und freundliche Neigung gegen die Frommen spüren lässet. Denn ob er gleich zulässt/ daß die Frommen öffters von grausamen Sündfluht-Ströhmen/ und allerley Widerwärtigkeiten dieser elenden Welt umgeben werden/ so gibt er doch nicht zu/ daß sie ohne Trost in Verzweifflung fallen/ im Unglück ertrincken/ untersincken und verderben solten. Weil aber die/ auf dem Parnassus/ fürm Untergang im Leben erhaltene/ Menschen noch gantz rauh/ grob/ hart und ungeschliffen waren/ und nicht wusten/ wie man Gott dienen müsse; aber von dem Deucalion und der Pyrra Pyrrha gelehrt und unterwiesen worden/ wie sie ein recht menschlich/ aufrichtig/ und Gott gefälliges Leben führen solten: entsprunge hieraus die verblümte Sage: Deucalion und Pyrrha hätten/ aus Steinen/ Menschen gemacht. Wie dann auch Virgilius/ im ersten Buch seiner Ackerwercke/ so viel/ allem Ansehen nach/ reden will/ daß der Mensch gantz zu Stein/ und gegen seinen Neben-Menschen unerweichlich worden sey/ wann er sagt:

Als Steine erst zu werffen hier begunt
Deucalion/ auf dieses grosse Rund/
draus Menschen kommen her/ etc. Die deutsche Übersetzung dieser Verse, die van Mander (in der letzten Zeile leicht abweichend) auf Niederländisch wiedergibt (Mander, Schilderboek, Van Deucalion, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 6v f. [Accessed: 2012-03-16. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/66CwIOTvS]), dürfte mit Unterstützung des von dem für diesen Teil zuständigen Redaktors zustande gekommen sein. Für den Zweiten Hauptteil wurden hier zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold vorgeschlagen (vgl. Laufhütte 2011, S. 19).Christina Posselt, 16.03.2012

Als ob er spräche: gleich wie sie von Steinen herkommen/ und ihren Ursprung haben; also behalten sie allezeit eine solche harte und grausame Art.

Von dem Drachen Python.

DEr grausame grosse Drach Python ist/ nach verloffener Sündfluht/ aus der Erden gewachsen. Einige wollen ihn/ wiewol ganz ungereimt/ gemacht haben/ von dem Riesen Typhon/ welcher/ durch einen Faust-Streich der Juno/ aus der Erden hervorgewachsen: worvon wir/ im fünfftem Buche/ handeln wollen. Diesen Python nun hat Apollo/ mit seinen scharffen Jagt-Pfeilen/ getödtet. Woher die Fabel von Python entsprungen. Welche Fabel in einer wahren Geschicht Grund zu haben scheinet. Nemlich/ als Apollo/ beym Fluß Cephisus/ hart am Berge Parnassus/ mit seinen Pfeilen/ einen grossen und bösen Tyrannen/ Namens Python/ mit den Zunamen der Drach/ umgebracht/ und die Zuschauer mit heller Stimm: Pfeile/ Pfeile her! oder schieß! schieß zu! geschrien: sey darüber endlich/ des erhaltenen Siegs und Uberwindung halber/ ein allgemeines Freuden