TA 1679, Metamorphosis, S. 20
Von den Satyren.
WEil/ in der Fabel von der Syringa/ auch der Satyren und Feldgötter Meldung geschiehet: als haben wir solches einer Erklärung nöhtig erachtet. Wegen ihrer Abkunfft/ hat man nirgend etwas gewisses. Es scheinet aber/ als ob sie Söhne des Faunus oder Saturnus gewesen. Und wann man einigem Gedichte glauben dörffte/ sollen sie entsprossen seyn/ und ihren Ursprung von dem Blute des Martias Marsias/ als er von dem Apollo gefället war/ genommen haben. Plinius im 2. Capitel seines siebenden Buchs saget/ daß im Reich der Cartadulen/ in den Ost-indischen Gebirgen/ unter dem Aequatore(das ist/ unter dem Gleich-Kreise) des Himmels/ Satyri gefunden würden/ welches Thiere/ mit Menschen-Angesichtern/ auch sehr leicht und schnell von Füssen wären. Pausanias schreibet von einigen büschichten Inseln/ allda sie gleichfalls gefunden würden/ und Pferde-Schwänze hätten. Sie sollen/ wie man schreibt/ sehr geil und unkeusch gewesen seyn. Nach Etlicher Meinung/ solten sie von dem Griechischen Worte Sathe/ so das männliche Geschlechts Geschlchts-Zeichen andeutet/ Satyren genennet worden seyn. Sie waren Mitgesellen des Bachus/ und zogen/ in Gesellschaft des Fürstens Bachus/ mit dem Pan/ das Indianische Reich einzunehmen. Etliche halten sie für Daemones/ oder böse Geister: Andere aber/ für sterbliche Geschöpffe. Gleichwol sind sie (wie es scheinet) für Götter/ oder halb-Götter/ gehalten worden/ und hat man ihnen die erste neue Früchte von Aepffeln/ Weintrauben/ und dergleichen/ geopffert. Es wäre hievon wol mehr zusagen; dieweiln aber nichts sonderbares zur Lehre beyzubringen/ darneben auch anderwarts hiervon ein mehres zu lesen ist/ lassen wir diese Satyren billig fahren/ und wenden uns zu den Nymphen/ Najaden/ und andern von gleicher Gattung.
Von den Nymphen/ Drya-
den/ Hamadryaden/ Oreaden/
Najaden und dergleichen.
DIe Nymphen sind/ nach der Poeten Meinung/ Töchter des Oceans und der Tethys. Dieses bezeuget auch Orpheus/ in den göttlichen Lobgesängen der Nymphen; und theilet sie in unterschiedliche Rotten; einige werden für himmlisch; andere für irrdisch/ ausgegeben. Einige Unterscheid der Nymphen. sollen die Herrschafft haben/ über die Brunnen uud Flüsse; Etliche/ über das Meer; Andere/ über Pfühle/ Moräste/ Weyden und dergleichen Dinge mehr. Einige wollen/ daß die irrdische Nymphen gesäuget haben die Ceres/ und den Bachus. Die Himmlische hielte man für die Seelen der Himmelskugel. Welche sie auch Musen und die Kräfften/ die von dannen/ zu uns/ ihren Einfluß haben/ zu nennen pflegten. Die Irrdische hatten unterschiedene Aemter/ Bedienungen oder Gottheiten. Uber Von den Dryaden und Hemadryaden. die Büsche/ oder vielmehr Büsch-Göttinnen selbst/ waren die Dryades/ so von den Eychen ihren Namen haben: Dann Drys im Griechischen eine Eyche
heisset. Und ward darvor gehalten/ als ob sie zugleich mit den Eichenbäumen wüchsen/ und auch wieder mit denselben vergiengen/ daher man sie auch Hamadryades genannt; Dann Hama mit/ oder zugleich/ in Griechischer Sprache/ bedeutet. Callimachus bekräfftiget diese Meinung/ wenn er/ in einem der Delischen Lobgesänge/ also poetisirt:
sich frölich im Gemüht die Dryades erzei-¶ gen:
Wann aber/ durch die Kält/ die Blät-¶ ter fallen hin/
wird ihre Farbe bleich/ und trüb ihr fro-¶ her Sinn.
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Diese Dryades werden/ von dem Pausanias/ mit Namen genennet: als Tithoräa/ Erato und Phigalia. Claudianus macht ihrer sieben nam-kündig. Charon Lampsacus erzehlet/ daß Rhoecus in Assyrien einen sehr schönen Eichenbaum über einen Fluß hangen sehen/ welcher jetzt umfallen wollen/ deme er aber/ mit unterstützen/ zu Hülffe gekommen/ daß er noch lange Zeit stehen blieben; dahero sich ihme eine Nymphe (dero Leben und Tod in selbiger Eiche von der Vorsehung also bezielet war/ daß sie nicht länger leben solte/ als gedachter Baum sein wachsthumliches Wesen hätte) offenbarte/ und gegen ihn höchlich bedanckte/ ihme auch/ für die ihr erwiesene Wolthat/ was er wünschen würde/ zu geben gelobte. Woraus er einsmals/ bey ihr zu übernachten/ begehrte/ wormit sie zu frieden war/ und ihme Zeit und Ort durch eine Biene anzuweisen versprach. Apollonius gedenckt/ im andern Buch der Reise nach dem güldnen Vließ: daß des Paräbius Vatter/ als er eine schöne Eiche fällen wollen/ einer Nymphen ansichtig worden/ welche sehr demühtig/ um deren Verschonung gebeten/ dieweil ihre Lebens-Länge an dem Alter dieses Baumes hafftete. Weil aber dieser grobe Bauer solche demühtige Bitte nicht hören wollen/ habe die/ in diesem Baume verschlossene/ göttliche Macht an ihm und seinen Kindern Rache geübt. Jetzt ernannter Charon Lampsacus saget/ daß dem Arcas/ einem Sohn des Jupiters und der Calisto/ oder/ wie andere meinen/ des Apollo/ auf der Jagt/ in einem Busche/ eine solche Hamadryadische Nymphe begegnet sey/ die ihm zu erkennen gegeben/ wie sie in Todes-gefahr stehe/ weil die Eiche/ mit welcher sie ihren Wachsthum habe/ in Gefahr stünde/ durch die Gewalt des Flusses weggeschwemmet zu werden: weswegen sie ihn auch inständig ersucht/ sie hiervon zu erlösen. Dahero er/ auf solches ihr Bitten/ den Fluß von der Eiche abgeleittet/ und die Eiche ringsumher wiederum mit Erde befestigt habe: für welche Wolthat/ er ihrer Gesellschafft genossen/ und sie ihme zwey Kinder geboren. Seher! was vor wunderbare Träume die Heyden ihrem Gehirne eingedrückt/ für Warheit gehalten/ und mit was Kindisch-Göttlicher Frucht sie schwanger gangen. Dann sie vermeinten/ daß schier/ in allen Dingen/ einige Gottheiten steckten. Und mit vielen dergleichen abergläubischen Sorgen/ waren auch die Mexicanen/ in ihren Gemühtern/ behänckt/