TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 87
Sandrart (Continued from previous page)Informat. on source text markers:Gemäß der einleitenden Worte dieses Paragraphen äußert sich Sandrart im Folgenden genauer – bis zum Ende des Kapitels dürfte es sich hier um seinen eigenen Text handeln; vgl. Klemm, Notizen zu TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 86. In van Manders zahlreichen, aber kurzen Bemerkungen zu den verschiedenen Farben (vgl. Mander, Schilderboek, Bediedinghen der Verwen, watter mede beteyckent can worden, Het veerthiende Capittel, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 52v–55r [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632WQDxxI]) ordnet er diese in symbolische Bezugssysteme ein (Planeten, Wochentage, Tugenden, Lebensalter, Temperamente, Elemente, Jahreszeiten). Er bezieht sich dabei möglicherweise auf das Farbenbuch des Herold Sicile (Jean Courtois aus Mons, gest. 1437). Ein diesem beigedruckter anonymer Traktat über die Farbsymbolik wurde auch von Raffaello Borghini (Il Riposo 1584) verwendet; vgl. Klemm, Notizen zu TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 87.The beginning of this part of the text is on page 173
und der Erde zu zueignen sind/ aber Weiß und Gelb keine Gleichheit mit Luft und Wasser haben.
Nach der Zeit/ hat man Sieben Haupt-Farben Die Sieben Haupt-Farben. in der Natur gefunden/ als Weiss/ Blau/ Gelb/ Roht/ Braun oder Purpurfarb/ Grün und Schwarz Diese Farbfolge auch bei Lomazzo; insbesondere die Reihung Blau vor Gelb ist ungewöhnlich und möglicherweise von Bartholomaeus Anglicus abhängig (vgl. den Artikel zur Farbenlehre in: RDK, Bd. VII, Sp. 196); Klemm, Notizen zu TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 87.: wiewol die fünfte diesen Namen nicht verdienet/ und vielmehr aus Roht und Schwarz gemischet ist. Wann man sie/ gegen Weiß und Schwarz/ nach Liecht und Dunkel betrachtet/ so stehen sie billig in dieser Ordnung: sonsten aber wird das Roht dem Blau/ und das Gelb dem Weiß/ weil Zur Mahlerey/ sind viel Farben erfunden. ihre Metalle Gold und Silber sind/ vorgezogen. Diese Abfolge auch bei Borghini (vgl. den Artikel zur Farbenlehre in: RDK, Bd. VII, Sp. 195); Klemm, Notizen zu TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 87.
Zu Behuf unsrer Kunst/ und solche zu verbässern/ sind nach und nach viel Farben erfunden worden: maßen hiervon ganze Bücher im Druck ligen/ da ein jeder ihm die Notturft heraus suchen mag. Es dienen auch/ nicht alle Farben/ einem jeden. Ich will dann hier nicht sagen/ von Miniatur,von Fresco- und Blumen-Mahlen/ von Gummi- und gemeinen Wasserfarben/ sondern allein Von bewährten Oelfarben. von den Oelfarben/ die zu den Lebens-großen Werken gebraucht werden/ und die ich für die bäste/ beständigste und geschlachteste befunden habe.
Das Weiß belangend/ weil ich/ das gemeine Broht oder Hietel weiß von Venedig/ ganz unbeständig und unrein verspüret/ auch daß es bald erstirbt und in Gelb sich verdunklet: als hab ich mich Schulpwitt od Schulpweiß. des gerechten beständigen Schulpweiß bedienet/ welches/ aus Englischem Zinn oder Bley zubereitet/ zu Amsterdam/ bey den Farb-Händlern/ Schulpwitt genannt und verkaufet wird/ weil solches beständig bleibt. Sie haben auch alda in mänge OckerGelb. sehr schöne gute Gelbe Ocker/ so eine der nötigsten Farben: deren hoch-Gelbe auch in Schatten zu untermengen/ und so glühend-gut in Teutschland BraunRoht. nicht zu finden ist. Diesem folget das BraunRoht/ sonderlich das/ so nicht zu finster und schwärzlich aussiht: wird ebenmäßig aus Engeland in gemeldtes Terra verda. Amsterdam überbracht/ gleichwie auch Terra verda. Dann haben sie auch Braune Ocker/ Cülsche Erd/ von guter Substanz: deren etliche viel/ ich aber gar wenig/ gebrauchet.
Lack/ ist eine schwache Farbe. Der Lack/ ist nicht mineral, wie obige/ sondern nur ein ausgezogener Safft und flüchtige Farb. Weil wir aber/ ohne denselben/ unsere Werke nicht vollbringen können/ als ist desto mehr Fleiß anzuwenden/ daß man nur vom bästen aus Florenz und Venedig/ sonderlich im ausmahlen Ausmahlen est traduit en latin par ultima picturae./ gebrauche: dann der geringe wird von Luft/ Sonne und Wasser ausgezogen/ und fliehet hinweg.
Eben also ist es auch mit dem Schitt Gelb bewandt/ welches gleichfalls nur aus safftiger Substanz Schitt-Gelb/ ist auch flüchtig. gezogen und zur Farbe incorporirt wird: ist also nicht minder vorsichtig/ und nur/ wo man deren nicht entbären kan/ auch mit Vernunft/ zu vermischen und zu gebrauchen. Es lauft/ bey dieser Farbe/ großer Mißbrauch mit unter: zu Augsburg wird das allerbäste und dunkelste Schitt-Gelb gemacht/ so mir jemals zur hand gekommen.
Ombra, eine Erdige Farbe. Ombra, ist mineral und der Flüchtigkeit nicht untergeben/ sonst aber ein Erdige Farbe: welche ich mehr vermeidet/ als gebrauchet/ umwillen sie Bein-Schwarz: gar unfreundlich colorirt: Das Bein-Schwarz/ wird/ von großen Ochsen-Röhren/ oder harten Beinen/
im Feuer gebrannt/ wovon es schwarz wird/ dienet gar wol in den Oelfarben/ weit bässer und beständiger aber/ das aus Helfenbein gebrennt worden.
Kien-Schwarz/ unbeständig Das Ruß-Schwarz/ ist unbeständig und schädlich/ auch daher ganz zu vermeiden/ wann es seyn kan. Das Schwarz/ von Weinrebenholz gebrennt/ Blau-Schwarz/ und Kohl-Schwarz. will noch bässer bestehen/ und wird von vielen gebraucht. Das gemeine Kohl-Schwarz/ ist zwar auch viel-üblich/ aber nicht zum bästen darauf zu bauen. Ajout dans l’édition latine: Paratur autem e combustis persicorum nucleis nigrum (on prépare aussi du noir à partir de noyaux de pêches).
Ultra-marin, eine perfecte Farbe. Die ultra-marina oder Blau-Azur, von Lasur gemacht/ ist eine perfecte beständige Blaue Farb/ und je höher in Schönheit/ je beständiger. Teutsch und Berg-Blau vergänglich/ Dem Teutschen Blau und allerley Berg-Blau/ ist nicht wol zutrauen/ weil sie sehr versterben/ dunkler und grün werden.
also auch Zinnober/ Der recht-praeparirte Zinnober/ ist zwar an gebührendem Ort zu gebrauchen/ aber sparsam anzulegen/ gleichwie auch das liechte und dunkle Bley-Gelb und Mennig. Bley-Gelb und die Mennig: dann ihre schöne Rötlichkeit hat keinen Bestand/ und pfleget hinweg zu fliehen. Und also habe ich/ alle diese Farben/ in der Natur geartet befunden.
Ein Mahler soll der Farben Deutung wissen. Es dienet zur Mahlerey/ daß man wisse/ worauf jede Farbe in der Sitten-Lehre deute: damit der Künstler den Figuren/ nach Innhalt der Historie/ und nach den Gemüts-regungen/ ihre Colorit und Gestalt geben könne. Die zwo vornemste Farben/ sind Gelb und Weiß/ zu sehen an Sonn und Mond/ und zu finden in den beyden Metallen/ Weiß/ bedeutet Reinigkeit/ Unschuld/ Gerechtigkeit und Weißheit/ Gold und Silber. Das Weiß ist eigentlich die Farbe des Liechtes/ und dem Gelb vorzuziehen/ nicht allein/ weil das Liecht eher gewesen ist/ als die Sonne/ sondern auch/ weil sie die reinste und durchleuchtigste Farbe ist. Demnach wird durch sie angedeutet die Reinigkeit/ Keuschheit/ Gerechtigkeit und unbefleckte Unschuld; auch Weißheit/ als des Verstandes auch Freude und Glückseeligkeit. Liecht. Sie ist auch ein Anzeichen der Frölichkeit/ Glückseeligkeit und Heiligkeit: weil das schöne Tagliecht alle Welt erfreuet/ und die Engel/ auch andere Seeligen im Himmel/ allemal in weißen Kleidern erschienen. Diese Farbe zeiget sich sonst in vielen natürlichen Dingen/ als insonderheit in fein Silber/ in den Perlen/ auf der Haut schöner Leiber/ in Lilien und andern Blumen/ im Schnee/ Papier/ Ey/ Meel/ Kalch/ Kreide und Unschlit. Sie gleichet sonst der ersten Kindheit/ dem Element Wasser/ dem Zinn/ der kaltfeuchten Phlegmatischen Complexion und dem Herbst.
Das Gelb/ ist die liechtste nach dem Weiß/ und der Sonne Farbe/ wie auch des Goldes Van Mander behandelt an erster Stelle seines Kap. XIV als vornehmste Farbe Gold (Mander, Schilderboek, Bediedinghen der Verwen, watter mede beteyckent can worden. Het veerthiende Capittel, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 52v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632WQDxxI]), später auch Silber (Mander, Schilderboek, Bediedinghen der Verwen, watter mede beteyckent can worden. Het veerthiende Capittel, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, ebda. fol. 54r). In der Tradition von Alberti rät er davon ab, es als Pigment im Bild zu verwenden und vielmehr den Effekt durch das Kolorit zu erreichen; vgl. Klemm, Notizen zu TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 87.: um Gelb/ bezeichnet Ehre und Hoheit/ Adel/ deß willen sie für die edelste gehalten wird. Daraus folget nun/ daß sie auf Majestät/ Hoheit/ Adel/ Ehre und Herrlichkeit deute/ weil die Sonne die Regentin ist im Reich der Himmels-Liechter; auch Reichtum und Verderbnis. und auf Reichtum/ weil solcher am wichtigsten im Gold bestehet. Das Bleich-Gelb/ wie es in dem hinfalligen Herbst-Laub erscheinet/ bemerket die Verderbnis. Sonsten hat diese Farbe ihren Sitz in dem Edelstein Topas/ und zeiget sich in der Sonn- und Ringel-Blum/ auch in andern
Gemäß der einleitenden Worte dieses Paragraphen äußert sich Sandrart im Folgenden genauer – bis zum Ende des Kapitels dürfte es sich hier um seinen eigenen Text handeln; vgl. Klemm, Notizen zu TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 86. In van Manders zahlreichen, aber kurzen Bemerkungen zu den verschiedenen Farben (vgl. Mander, Schilderboek, Bediedinghen der Verwen, watter mede beteyckent can worden, Het veerthiende Capittel, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 52v–55r [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632WQDxxI]) ordnet er diese in symbolische Bezugssysteme ein (Planeten, Wochentage, Tugenden, Lebensalter, Temperamente, Elemente, Jahreszeiten). Er bezieht sich dabei möglicherweise auf das Farbenbuch des Herold Sicile (Jean Courtois aus Mons, gest. 1437). Ein diesem beigedruckter anonymer Traktat über die Farbsymbolik wurde auch von Raffaello Borghini (Il Riposo 1584) verwendet; vgl. Klemm, Notizen zu TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 87.The end of this part of the text is on page 175