TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 88
Sandrart (Continued from previous page)Informat. on source text markers:Gemäß der einleitenden Worte dieses Paragraphen äußert sich Sandrart im Folgenden genauer – bis zum Ende des Kapitels dürfte es sich hier um seinen eigenen Text handeln; vgl. Klemm, Notizen zu TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 86. In van Manders zahlreichen, aber kurzen Bemerkungen zu den verschiedenen Farben (vgl. Mander, Schilderboek, Bediedinghen der Verwen, watter mede beteyckent can worden, Het veerthiende Capittel, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 52v–55r [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632WQDxxI]) ordnet er diese in symbolische Bezugssysteme ein (Planeten, Wochentage, Tugenden, Lebensalter, Temperamente, Elemente, Jahreszeiten). Er bezieht sich dabei möglicherweise auf das Farbenbuch des Herold Sicile (Jean Courtois aus Mons, gest. 1437). Ein diesem beigedruckter anonymer Traktat über die Farbsymbolik wurde auch von Raffaello Borghini (Il Riposo 1584) verwendet; vgl. Klemm, Notizen zu TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 87.The beginning of this part of the text is on page 173
Blumen. Ihr Alter ist die Mannschaft/ die Jahrzeit der Sommer/ die Complexion die Cholerische oder warm-trucken. Diese zwo Farben/ Gelb und Weiß/ werden in den Wappen die zwey Metalle genennet/ und darf keines auf das andere gemahlt werden.
Blau/ deutet auf Andacht/ Emsigkeit/ Vielwissenheit und Ruhmseeligkeit. Nach Gelb komt dem Weiß am nächsten das Blau/ die schöne Farbe des Himmels: aus welchem Sonne/ Mond und Sternen/ also auch Gelb aus Blau in den Gemälden/ schönst hervorscheinen. Durch sie wird angedeutet die Andacht/ weil sie gen Himmel sich schwinget; die Aemsigkeit/ weil der Himmel in stäter Bewegung ist; die Vielwissenheit/ weil alle Weißheit von oben herab kommet; die Ruhmseeligkeit/ weil diese Farbe den ganzen Erd-Kreiß umgibet. Warum man sie zur Eifer-Farbe Ist die Eifer-Farbe. gemacht/ kan ich nicht ergründen: es müste dann auf den Andacht-Eifer lauten. Sie zeiget sich im Saffir/ und in vielen Blumen. Ihr Element ist die Lust/ der Planet Jupiter/ das Alter die Jünglingschaft/ das Metall Eisen/ die Complexion die Sanguinische oder warm-feucht/ und die Jahrzeit der Früling. In der Herolds-Kunst heist sie Lasur-Farb.
Roht/ bemerket die Dapferkeit/ den Zorn/ Schamhaftigkeit und Liebe. Roht/ stehet zwischen Weiß und Schwarz recht in der mitten/ und ist die Helden-Farbe: weil dapfere Leute/ im Krieg/ Blut vergießen/ und durch ihr feuriges Gemüte darzu geheitzet und angefrischt werden. Daher hat sie die Deutung der Dapferkeit/ und der Grausamkeit/ wegen des Blutvergiessens/ des Zornes; der Gerechtigkeit/ weil die Bösen ihr eignes Blut färbet; der Schamhaftigkeit/ wegen errötung des Angesichts; der Liebe/ weil sie ist eine Flamme des Herzens. Sie glänzet im Edelstein Rubin/ und in vielen Blumen/ sonderlich in den hochfärbigen Rosen. Ihr Element ist das Feuer/ der Planet Mars/ das Alter die Mannheit/ die Complexion die Cholerische oder warm-trucken/ das Metall Kupfer/ und die Jahrzeit der Sommer. Sie wohnet auf der Schönheit Lippen/ und färbet dieselbe/ indem sie sich mit Weiß mänget/ Leibfarb/ welches wir auch daher Leibfarb/ sonst Rosenfarb/ nennen. In den Wappen ist sie die höchste/ und Purpur. heiset Rubinfarb. Das Purpur/ ist das dunkelste
Roht/ komt von den Meerschnecken/ und ist die Königsfarbe/ war auch vorzeiten gemeinen Leuten zu tragen verbotten. Ist allein/ in dem Wappen des Königreichs Castilien/ zu finden.
Grün/ redet von Freundlichkeit/Frölichkeit/ Gesundheit und Hoffnung. Grün/ ist die Farbe der grünenden Erd-Oberfläche/ und weiset sich in Laub und Gras/ ist den Augen angenehm: daher wird durch sie angedeutet di Freundlichkeit; die Frölichkeit/ weil sie das Jahr lachen machet; die Gesundheit und Lebhaftigkeit/ weil sie der Kräuter Farbe ist; der Hoffnung/ weil die daher grünende Saat dem Landmann volle Scheunen verspricht. Sie glänzet im Edelstein Smaragd/ bildet gleichfalls den Früling und die frische Jugend/ hat die Venus zum Planeten. In den Wappen wird sie/ weiß nicht warum/ verworfen.
Braun/Braun Rajout dans l’édition latine : brunus color (cujus species, amethystinus, spadiceus, rursus, basius, puniceus)./ ist aus Roht und Schwarz vermischt/ und die nächste an dieser; leuchtet aus dem Edelstein Amethyst/ und hat Mercurium zum Planeten. Ihre Deutung/ ist aus dem Gemische beyder bildet Mässigkeit/ Verstand und Zufriedenheit. Farben zu erlernen: Komt also hervor die Mäßigkeit in allen Gemüts-regungen und Geisteskräften/ und daraus Verstand Prudentia dans l’édition latine (sagesse)./ Genüglichkeit und Zufriedenheit Aquiescentia dans l’édition latine.. In Wappen/ wird sie selten gefunden. Sie bezeichnet auch das ruhige Alter.
Schwarz/ Schwarz/ ist der Gegensatz von Weiß/ und verdunkelt alles: gleichwie durch diese alles verhellet wird. Also ist sie eigentlich keine Farbe/ sondern zeiget auf Traurigkeit/ Unglück und Beständigkeit. vielmehr der Tod aller Farben. Daher deutet sie auf Traurigkeit/ Leidwesen und allerley Unglücks-Arten/ auch der Verdamnis/ wegen der Höllen-Finsternis. Doch ist sie auch das Bild der Beständigkeit/ weil sie unter allen Farben am längsten dauret: weswegen ihr auch der Edelstein Demant zugeeignet wird. Ihr Element ist die Erde/ der Planet Saturnus, das Metall Bley/ die Jahrzeit der Winter/ die Complexion die Melancholische oder kalt-trucken. In der Herolds-Kunst/ behält sie ihren Namen.
Mischfarben haben die Deutung ihrer Hauptfarben. Was die Deutung der Mischfarben betrifft/ ist solche aus der Bedeutung der Hauptfarben/ so zusammengemängt werden/ leichtlich abzumerken: wie kurz vorher bey Braun allbereit erwehnet worden.SandrartInformat. on source text markers
Gemäß der einleitenden Worte dieses Paragraphen äußert sich Sandrart im Folgenden genauer – bis zum Ende des Kapitels dürfte es sich hier um seinen eigenen Text handeln; vgl. Klemm, Notizen zu TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 86.
In van Manders zahlreichen, aber kurzen Bemerkungen zu den verschiedenen Farben (vgl. Mander, Schilderboek, Bediedinghen der Verwen, watter mede beteyckent can worden, Het veerthiende Capittel, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 52v–55r [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632WQDxxI]) ordnet er diese in symbolische Bezugssysteme ein (Planeten, Wochentage, Tugenden, Lebensalter, Temperamente, Elemente, Jahreszeiten). Er bezieht sich dabei möglicherweise auf das Farbenbuch des Herold Sicile (Jean Courtois aus Mons, gest. 1437). Ein diesem beigedruckter anonymer Traktat über die Farbsymbolik wurde auch von Raffaello Borghini (Il Riposo 1584) verwendet; vgl. Klemm, Notizen zu TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 87.The beginning of this part of the text is on page 173