TA 1679, III (Malerei), S. 9 [eigentlich S. 7]
Sandrart (Continued from previous page)Informat. on source text markers:In der Vorrede zum Malereikapitel legt Sandrart sein kompilatorisches Vorgehen offen, das durch eine kreative Zusammenstellung von Texten und der kritischen Stellungnahme Sandrarts einen produktiven Charakter erhält. Explizit werden Plinius, Vergil, Homer und Juan Luis Vives als Quellen benannt, auf die sich Sandrart bezieht, wenn er über die Entstehung und Entwicklung der Malkunst schreibt. Einige Ausführungen wiederholt Sandrart nach dem ersten Buch des zweiten Teils der TA 1675, die Vorrede schließt mit einer Inhaltsangabe des folgenden dritten Buches der TA 1679.The beginning of this part of the text is on page 990
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Kunst damals schon einem Schatten des wahren Wesens/ und dem Scheine des Seyns verglichen/ finde. Dann/ wie Einige schreiben/ so soll diese edle natürliche Himmel-Gabe eine Tochter des Schattens seyn. Dieses Gemähld ein Schatten des wahren Wesens. bezeuget der hochgelehrte Quintilianus: als dessen Meinung ist/ sie habe ihren Ursprung aus dem Schatten/ welchen die Sonne giebt/ wornach die Alten/ mittels Umzeichnung dieses Schattens/ die Hauptrisse genommen haben sollen. Die Legende des Ursprungs der Zeichnung nach dem Schatten findet sich bei Quintilian, De Inst. Orat. X, II, 7. In der frühneuzeitlichen Kunsttheorie wurde die Bedeutung des Schattens übernommen und auch für die Perspektive relevant, etwa bei Alberti, Leonardo und Vasari; vgl. Brigitte Borchhardt-Birbaumer: Imago noctis. Die Nacht in der Kunst des Abendlandes ; vom Alten Orient bis ins Zeitalter des Barock, Wien [u.a.] 2003, S. 70 f. So schreibt auch Plinius im zwölfften Capitel des fünf und dreysigsten Buchs/ von der Tochter eines Töpffers/ Namens Deburates, welche verliebt in einen Jüngling/ mit einer Kohlen die Seiten seines Angesichts (wie es von dem Schatten einer Kertzen auf eine Mauer gefallen) nachgezeichnet; damit sie ihn allezeit vor Augen und im Gedächtnis haben möchte; worauf der Vatter das erste Gesicht von Erde erhaben gemacht und gebrannt haben solte: weswegen auch Zeichenkunst älter dann das Bildhauen. die Zeichen-Kunst des Rechts der Vorgeburt wider das Bildhauen sich solte zurühmen haben. Vgl. Plin. nat. 35, 151; die Dibutades-Legende gibt Sandrart bereits in der Vorrede zum ersten Buch des zweiten Teils der TA 1675 wieder (vgl. TA 1675, II, Vorrede, S. 3). In der dort gezeigten Kupferstichtafel (TA 1675, II, Vorrede, Tafel B (nach S. 2)) illustriert Sandrart beide Ursprungsmythen, den Schattenriss und die Dibutades-Legende. Und zwar solte/ nach vorerzehltem/ die Mahlerey vom Phoebus und Vulcanus, das ist/ vom Schatten der Sonnen oder des Feuers/ erzeugt und entsprossen seyn.
Womit wir die Erzehlung des Herkommens und Alterthums dieser edlen Kunst endigen/ und ferner gleichsam zum Vorschmack dieses Buchs kürtzlich hiemit anfügen/ daß selbiges einigen Bericht ertheilen werde/ von den vortrefflichen Lehrfätzen unserer vorhabenden Kunst; auch beynebst fortfahren/ mit Beschreibung noch andrer hochberühmten Meister derselben/ und Beyfügung deren Konterfeyten. Darinn wir dann den Anfang allda nehmen/ wo wir es in Unserm ersten Buch gelassen haben. In welchem wir von den alten Griechischen Mahlern und Bildhauern (die fast eines Beruffs gewesen) erwähnt/ von der Zeichenkunst Erfindung des Gyges, einem Lidier/ angefangen/auch
folgends Polygnotum, Cleophantum, Simonem , Phidiam Pausiam, Praxitelem, Protogenem, Apellem und andere Griechische Künstler aufgeführt; wie nicht weniger etliche von den Römischen/ als Fabium, Pictorem, Marcum, Messalam,Mancum, L.Scipionem, die Lala, eine Vestalische Jungfrau/ samt der Irene; und damit bis an das Christenthum continuirt. Um welche Zeit die Künste bald in Abgang gekommen/ und lange still gestanden: In deme/ mit -aufkommen unserer heilsamen Christlichen Lehre der Heyden Abgötterey widersprochen/ auch derselben Götzen-Bilder und Bilder/ niedergeworffen/ und zerschlagen worden/ dadurch die kunstreiche Meister zu Grunde gangen/ verarmt/ gestorben und so völlig erloschen/ daß endlich so gar fast niemand überblieben/ der eine gute Bildnis der Müntzen zu pregen vermocht hätte: wie davon alle Medallien selbiger Zeit ein mehrers zeugen. Also ist diese Kunst eine lange Zeit darnider gelegen/ oder ie in schlechten Stande sich befunden; bis endlich/ das edle Italia, nachdem es sich durch Friede und Ruhe wieder erholet hat/ solch wieder erhoben/ aus Griechenland anno ein tausend zwey hundert und virtzig den berühmten Guanni Cimabue nacher Florenz beruffen/ durch welchen die Widergeburt dieser edlen Kunst erfolget/ und der Gaddo Gati, Stefano Gioto solche allda fortgesetzt/ auch Peter Peruginno Leonardo da Vince, Montagnie del. Sarto, Raphael Corregio Titian Veronnes und andere/ diese Kunst in Italien auf den höchsten Gipffel gesetzt/ denen fleissig gefolgt/ neben viel andern Barotius die Carratier/ samt deren Lehrlingen/ Guido LanFranch, Garavvagio, Corton und Zampieri, mit noch Neuern. Allermassen auch Teutschland/ und Niederland währender Zeit nicht weniger beflissen gewesen. Insonderheit hat anno ein tausend/ drey hundert und siebentzig Johan und Huber von Eych
In der Vorrede zum Malereikapitel legt Sandrart sein kompilatorisches Vorgehen offen, das durch eine kreative Zusammenstellung von Texten und der kritischen Stellungnahme Sandrarts einen produktiven Charakter erhält. Explizit werden Plinius, Vergil, Homer und Juan Luis Vives als Quellen benannt, auf die sich Sandrart bezieht, wenn er über die Entstehung und Entwicklung der Malkunst schreibt. Einige Ausführungen wiederholt Sandrart nach dem ersten Buch des zweiten Teils der TA 1675, die Vorrede schließt mit einer Inhaltsangabe des folgenden dritten Buches der TA 1679.The end of this part of the text is on page 997