TA 1679, II (Skulptur), S. 84
Was anbelangt seinen Bart/ indem Er unterweilen auch ohne Bart/ und gantz glatt geschoren/ vorgebildet wird; so dienet hiervon zu wissen; daß (wie Joach. Oudans aus dem Griechischen Geschichtschreiber Cedreno, angemerckt) der Ruhm besagte Kaiser zwar auch einen Bart getragen; nachmals aber/ damit er gleichsam als der andere Augustus aussehen möchte/ wiederum abscheren lassen. Also haben in die 24. nach folgende Kaiser/ ausser dem Julianus, auch gethan. Wie deren Conterfäte bey Hubertus Golz Zeugnus geben. Solches zu beglaubwürdigen/ steht dessen Ehrenseule/ noch heut zu Tag/ auf dem Capitolio, mit eben dergleichen Bart/ als hie auf diesem Juwel zu sehen. Zudem so hat Ihn der weltberühmte Raphael Urbino in demienigen Gemähl des Pabsts Julio Secundo, so annoch auf dem Vaticano fleissig verwahrt wird/ erstbesagter massen vor ebildet/ auch in Kupfer ausgeht: da Er nemlich den Reichs Feind Maxentium, bey der Milvischen Brucke/ mit siegreicher Hand erlegt; und nach der fast dreyhundertjährigen Verfolgung/ die hart-bedrangte Kirche Christi in ihre Freyheit gesetzt. Anietzo zu geschweigen der herrlichen grossen Schaumüntze/ von Silber/ des wolbebarteten Kaisers Constantini; welche beedes Scaliger und Freherus vortrefflich erklärt.
Ferner so wird der zuvor besagte Triumphwagen von zweyen/fliegenden/ grossen Adlern fortgezogen; deren ein ieder in einer Klauen eine Lorbeerkron/ in der andern aber eine brennende Fackel hält: Alles ist sehr sinnreich (sintemal auch die natürliche Farben durch die Kunst dermassen gesucht und eingetheilt/ daß der obere weißlichte Theil die menschlichen Leiber/ die gelblichte Striche die Kleidung/ und dann der pechschwartze untere Theil beede Adler ausbilden) auf diesem harten Stein/ als welcher sich selbst dem Diamant widersetzt und Feuer dagegen gibt.
Seine Grösse ist fast noch einmal so groß/ als diese Abbildung zeiget; Oval über qver/ sonst allerdings gestaltet/ wie dieses Kupfer ausweist: ausser daß es/ wegen all zu kleinen Raums auf dem Papier in dieser Grösse figurirt werden müssen. Zu verwundern aber ist sichs/ daß sein circuitus Cirkelmässig/ daraus dessen Runde abgemessen werden kan/ seine gantze Grösse dadurch vorzustellen.
Dessen Gewicht ist hier/ zu Nürnberg/ gewest 4. Marck/ 15. Lot: Das verguldte Silber/ worein dieser Stein gefasst/haben/ nach genauer Besehung/ die Gold-und Silberschmiede allhier in circa für 12. Lot aestimirt: Bliebe also/ nach Abziehung/ der blosse Stein schwer 2. Pfund/ 3. Lot; und nach Juwelirer Gewicht/ ungefehr 4724. Caraten.
Die Breite desselben ist/ Nünberger Maas/ 1½ Viertheil/ weniger ein halb 16. Theil: Die Höhe aber ein Viertheil/ und ein 6. Theil: Die Dicke ein Zoll. Wobey noch dieses zuerinnern/ weil der Stein auswerts geschnitten/ was er für eine Dicke gehabt haben/ und wie viel im Schneiden
noch von diesem Juwel abgegangen seyn müsse. Item/ ob er gleich Zoll-dick/ daß er dannoch so durchscheinend/ wann man ihn gegen den Tag hält/ als ein röthlichter Rubin/ oder Granat immermehr seyn mag.
Betrachten wir nun dessen Werth/ so ist dabey zu gedencken/ wie man ins gemein einen Onyx Sardonyx schätze/ der bisweilen nur eines Nagels groß ist: Item/ daß dieser Stein ein wahres authentiques Original, und wie hoch solche Historien/ Figuren/ und Conterfäte/ in Orientalische/ bevor aber in Sardonyx-Steine geschnitten/ von Kunst-Verständigen aestimirt werden: Und zwar fürnemlich/ wofern sie/ wegen ihres Alterthums/ weit über tausend Jahre/ wie dieser/ beybehalten und conserviret worden; von solcher sonst niemals gesehener Grösse/ daß dergleichen wol schwerlich mehr zu finden/ und dannenhero von all denjenigen/ die ihn gesehen/ und solche Stücke verstehen/ für unschätzbar gehalten worden.
Folgends werden noch beygefügt
zween kostbare Saphier.
SandrartInformat. on source text markers:
Laut Sponsel sind die Ausführungen zu den »zween kostbare Saphier« als ein eigenständiger Bericht Sandrarts zu werten (vgl. Sponsel 1896, S. 35). Für die Abbildung des großen Saphir greift Sandrart jedoch auf Frehers Publikation »Sapphirus Constantii Imp. Aug. exposita« zurück, wo dieser auf dem Titelblatt zu sehen ist. Auch für die weiteren Informationen hat sich Sandrart möglicherweise an diesem Werk orientiert.The end of this part of the text is on page 978Hn. D. Hetesheims Saphir. DEr grössere und schönere unter diesen beeden Saphieren ist/ vermög der Uberschrifft vom Kais. Constantino, Constantini Magni Sohn/ wie Er/ als ein berühmter Jäger seiner Zeiten/ ein ungeheuer wildes Schwein von den Inwohnern selbiger ΕΙΦΙΑC Gegend ΕΙΦΙΑC genannt/ mit eigenen Händen/ dessen sich sonsten Niemand unterstehen dürffen/ gefället/ und damit grosses Lob erlanget. Dannenhero die fruchtbare Landschafft ΚEΚAΡIA , ΚΑΠΠΑΔΟΚΙΑ, welche durch das ligende Weiblein mit dem Cornucopiae, oder Fruchthorn abgebildet wird/ und darinnen das grausame Schwein unsäglichen Schaden gethan/ diese herrliche That zu stetswährendem Angedencken/ in Saphier schneiden/ und Sr. Majestät verehren lassen. Hält der Stein allein/ ohne das Gold/ 53. Carrat/ und ist an der Farbe so schön und perfect, als ein Saphier mag gefunden werden; auch am Schnitt so künstlich/ daß sich alle heutige Meister nicht gnugsam darob verwundern können.
IN dem andern/ etwas geringern/ befindet sich geschnitten/ wie alle berühmte Antiquarii aus den alten Medaglien judiciren/ die Bildnus Domitiae Calvillae, welche des Römischen Burgermeisters Calvisii Tulli Tochter/ Annii Veri Ehweib/ und des Röm. Kaisers Antonini Philosophi Mutter gewesen. Hält der Stein 48. Carrat/ und ist an der Zeit um 150. Jahr älter/ denn der erste. Beede aber sind etliche hundert Jahr in der Römischen und Byzantinischen Kaiser Handen gewesen/ und letzlich in der Könige in Franckreich Handen kommen/ von dannen sie vor etlich und neuntzig Jahren in einer benötigten Kriegsbezahlung der Teutschen Reuterey/ um sehr hohen Anschlag an Bezahlungs statt gegeben worden/ von deren sie ein berühmter Antiquarius erhandelt/ und für unschätzbar gehalten. Nunmehr bey den Erben
Laut Sponsel sind die Ausführungen zu den »zween kostbare Saphier« als ein eigenständiger Bericht Sandrarts zu werten (vgl. Sponsel 1896, S. 35). Für die Abbildung des großen Saphir greift Sandrart jedoch auf Frehers Publikation »Sapphirus Constantii Imp. Aug. exposita« zurück, wo dieser auf dem Titelblatt zu sehen ist. Auch für die weiteren Informationen hat sich Sandrart möglicherweise an diesem Werk orientiert.The end of this part of the text is on page 978