TA 1679, II (Skulptur), S. 79
Sandrart (Continued from previous page)Informat. on source text markers:Diese Textpassage wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 34)The beginning of this part of the text is on page 970
welches in unserm Ersten Buch fol. 204 weittäufftig gemeldet worden/ daraus zu ersehen/ daß die Teutschen das Formschneiden in Holtz von Figuren und Buchstaben/ das ätzen in Eisen und Kupfer/ wie nicht weniger/ das Kupfer mit dem Grabstichel zu stechen/ vor andern Nationen ohnwidersprechlich erfunden haben.
Unter denen ersten guten Meistern ist gewesen Israel von Mechlen/ der sich selbst auch von Bocholt geschrieben. Dieser verfertigte in Kupfer bey groß und klein/ geist-und weltliche Historien Van Meckenem schuf u. a. diverse Kupferstichfolgen, darunter eine Serie von sechs Kupferstichen mit Aposteldarstellungen (vgl. hierzu Jacobus d.Ä. und Johannes), 55 Blätter nach Entwürfen vom Meister des Martyriums der 10.000 (vgl. die Verhöhnung Christi) sowie 12 Stiche mit Szenen aus dem Alltagsleben (siehe hierzu die zornige Ehefrau)./ welche aber wegen ausgelassener Jahrzahl/ anderst keinen Vorzug haben/ sondern allein mit dem bestättigen/ daß Albrecht Dürer/ des von Mechlen verfertigte Marienbild zu seinen Studien erwehlet/ und solches in Kupfer gebracht. Unter andern zeiget solches auch das berühmte und mit herrlichen Zeichnungen vortrefflich angefüllte oben bemeldte Ayrerische Kunstbuch/ worinnen zwey unterschiedliche von besagtem Israel eigenhändig gemachte Handrisse zuersehen/ wovon der eine mit der Jahrzahl 1490/ der andere aber mit 1498 bemercket Von der Kunstsammlung des Melchior Ayrer ist heute nur noch bekannt, dass sie neben Gemälden, Büchern, Kupferstichen auch Handzeichnungen enthielt. Nach dem Tod des letzten Ayrer im 17. Jh. wurde die Sammlung aufgelöst; vgl. Schwemmer 1949, S. 125. Sandrarts Angaben konnten somit bis dato nicht verifiziert werden, dürften jedoch als zuverlässig gelten.. Solches auch seine lang vorhero gefertigte Arbeit/ die er mehrentheils/ wie hierneben mit J. V. M. gezeichnet/ beglauben und an Tag geben.
Martin Schön/ von deme bereit oben gedacht worden/ hat auf seine Handrisse selbst also geschrieben: Martin Schöngauer sonst der hübsche Martin genant von Kallenbach 1485. welches unser Sandrartisches Zeichenbuch neben andern auch darstellet: Von seiner Hand befinden wir unterschiedliche Kupfer/ deren die bekantesten bis 121. Stuck gezehlet werden. Im Nachlassinventar von Sandrarts Kunstsammlung werden Zeichnungen von Schongauer nicht eigens erwähnt, eine Identifizierung der genannten Blätter ist bis dato nicht erfolgt; vgl. Teutsche Academie 1675/Viten (Ed. Peltzer 1925), S. 420, Anm. 1413 und Peltzer 1925.
Unser Albrecht Dürer nun folgte oberwähnten zweyen Meistern sehr nach/ welche er mit Verbesserung seiner Lehr in der Wanderschafft sehr wol beobachtet/ und darüber sich wieder nacher Nürnberg begeben. Daselbsten zeigte er seiner Kunst Probe/ vermittels des grossen Handrisses des Orphei, wie selbiger von etlichen Weibsbildern/ unziemlicher Liebe halben mit Prügeln geschlagen wird/ darinnen Er dann einen sehr grossen Fleiß/ seiner glücklichen Feder in Bildern und Landschafften mit höchster Verwunderung sehen lassen/ welches nachgehends eine grosse Beförderung seines hohen Lobs und zur verlangten Heuraht gegeben. Folgends verfertigte er viel treffliche Stuck in Holtzschnitt/ welche aber einige Liebhaber/ wie sehr sie sich auch bemühet/ niemals gantz zusamm bringen können; Der wissentlichen sind/ jedoch ohne des Kaisers Maximiliani grosse Ehrenpforte/ auch der 4 Triumph-Wägen in dem Buch des Teurendanck im Holtzschnitt noch 312 Stuck. Im Kupffer aber von seiner Hand gestochen/ geätzt und in Zinn gerissen/ nebst andern die grosse Creutzigung/ (wovon blos der Umzug zu sehen) das kleine Crucifix und ein kleiner Hieronymus, also in allen 106 Stuck gefunden werden. Was Er nun an gemahlten Tafeln und andern vortrefflichen Handrissen hinterlassen/ davon ist bereit in unserm Ersten Theil weitläufftig Meldung beschehen/ dadurch sein Lob in allen Landen verewigt worden.
Lucas von Leiden ein Holländer lebte eben auch zur selben Zeit/ und hinterließ zu seinem Lob/ zwar nicht gar viel/ jedoch aber vortreffliche und wol-ausgemachte Tafeln/ welche in hohem Werth gehalten werden; massen in seinem Lebenslauf bereits gedacht worden. Er war ein vortrefflicher Zeichner mit der Feder und Kohlen/ absonderlich in schwartzen Kreiten/ worinnen Er/ wie auch in allen seinen Kunst-Wercken sehr glücklich gewesen/ und viel herrliche Stuck in Kupfer/ die fast alle sehr rar zu bekommen/ und von den besten Abtrucken in Teutschland selten zu finden/ verfertiget/ und mit der Jahrzahl von 1508 bis 1530 gemercket. Von seinen Kupfern werden/ samt der Agar und dem Eulenspiegel 172 Stuck gezehlet. Er starb zu Leyden im 39 Jahr seines Alters/ An. 1533.
Matthaeus Zasinger, war zu Nürnberg von denen Liebhabern/ auch unter die alten guten Kupferstecher gezehlet/ dessen Kupfer mit dem Zeichen/ M. Z. wie hierneben zu sehen/ und der Jahrzahl/ von 1500. und 1501. bey 21 Stuck gefunden werden. Als Beispiel eines 1501 datierten und signierten Kupferstichs von Zasinger, das Sandrart an anderer Stelle explizit erwähnt vgl. die Götzenabetung Salomos.
Heinrich Aldegraff Suratiens. war gebohren 1502/ solle auch zu Nürnberg gewohnt haben. Er war ein vortrefflicher Zeichner von grosserm Verstand/ dessen Gemählde überaus sauber und hochschätzbar/ wiewol derselben wenig gefunden werden/ auch seinen edlen Kupferstichen/ deren an der Zahl 279 Stuck von 1525. bis 1555. gemercket/ nicht zu vergleichen. Sandrart erwähnt in der Vita Aldegrevers folgende monogrammierte und teils datierte Kupferstiche: die Taten des Herkules, die Serie der kleinen und großen Hochzeitstänzer sowie die Geschichte der Susanna (vgl. TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 244).
Hanns Brosmar war von Fulde/ auch ein sehr guter Meister/ der mehrentheils gemahlt/ und sehr gute Wercke hinterlassen/ an Kupfern aber allein 25 Stuck von seiner Hand heraus gegeben. Als ein Beispiel für Brosamers Stecherkunst vgl. das Urteil des Paris.
Jacob Binck, ein vortrefflichtr Zeichner/ Mahler und Kupferstecher/ deren er wenig/ aber sehr gute ausgehen lassen/ weil er vermuthlich sehr jung gestorben. In der Vita Bincks erwähnt Sandrart fünf Kupferstiche: den Triumph des Bacchus, das Porträt des Lucas Gassel, David mit dem Haupt des Goliath, die Götter der sieben Planeten und den Kupferstich der Judith, vgl. TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 234.
Albrecht Aldorfer, war ein Schweitzer/ und wurde hernachmals Burger und des Rahts zu Regenspurg ein sehr fleissiger Mahler und Kupferstecher/ deren er viel gute Wercke hinterlassen/ und seine Kupferstiche nicht nur 50 oder 60/ wie ich anfangs vermeint/ sondern bis in 68 Stuck ans Licht gegeben/ dahero er auch unter diese also genannte kleine Meister gerechnet/ und in den Büchern seine Stuck versamlet werden. In der Vita Altdorfers, auf die sich Sandrart an dieser Stelle bezieht, nennt er von dessen Kupferstichwerk lediglich die Kreuzigung Christi, zudem einige Holzschnitte und Gemälde, vgl. TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 231.
Barthel Beham von Nürnberg/ ein vortrefflicher Mahler und Kupferstecher/ vermehrte seine Erfahrenheit mercklich in der Zeichen-kunst und Mahlen/ da er in Italia bey Marco Antonio gewesen/ und ihme in den Wercken des Raphael d’Urbino, solche in Kupfer zu bringen geholffen. Wie er dann aus seiner eigenen invention viel kleine Stuck in Kupfer gebracht/ auch seine Vettern/ die nach seiner Hand-Zeichnung mit etwas sauberem Stich ihm gefolget/ davon in seinem Lebenslauff ein mehres gedacht. Siehe hierzu die ausführliche Vita Behams von Sandrart mit vielen Beispielwerken: TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 233.
Johann Sebald Beham war ein Vetter des Barthels/ der viel gute und kurtzweilige Bauren-Dänz Bereits in der Vita Hans Sebald Behams beschreibt Sandrart diesen Motivschatz mit »viel kleine rare Werke/ als in der Nähe herum übliche Bauren-Tänze/ samt denen in der Gegend stehende Bauren-Häuslein« (TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 233), vgl. hierzu den Holzschnitt mit der Darstellung einer Dorfkirmes./ nebst andern um der Stadt Nürnberg gelegenen Dörffern habende Gebräuche vorgestellet. Er begab sich nacher Franckfurt/ und starb
Diese Textpassage wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 34)The end of this part of the text is on page 972