TA 1679, II (Skulptur), S. 13
Sandrart (Continued from previous page)Informat. on source text markers:Die Ausführungen zu den antiken Skulpturen, die in den beigefügten Kupferstichtafeln A–Qq zur Darstellung kommen, wurden von Sandrart verfasst. Oftmals enthalten sie Angaben über Sandrarts persönliche Kenntnis der Stücke sowie Erklärungen für die Aufnahme in das Stichwerk. Für die Deutung der dargestellten Personen und weiterführende Informationen zu diesen griff Sandrart zweifellos auch auf andere Autoren zurück (vgl. Sponsel 1896, S. 33).The beginning of this part of the text is on page 888
bey diesem Strom/ auch Gebäue Ruine in vollen Brant/ oder Lohe/ wie auch der Thurn Pfaltz im Rhein stehend. Dann wie diese edle Landschafft in Fruchtbarkeit begabet/ (und den weltberühmsten/ besten/ gesunsten Rhein-Wein gibt.) Ohne einige darzu gegebne Ursachen/ deren Glückseeligkeit beraubt worden/ durch deren in Teutschland vor unerhörten crudelen Morbrennern/ viel Trangsal ausgestanden: also erhellet durch solche Anzeigung/ daß in den weltlichen Sachen/ nichts gefährlicher noch schädlicher ist/ als wann in aufrichtig und gute Freundschafft angenommen/ oder geglaubt wird. Derjenige/ welcher mit verborgner List und betrieglich das Uberfallen vorgenommen hat. Auf diese Weis werden viel hintergangen und unschuldig zum Verderben gebracht. Dann gleichwie die Taube mit dem Oelzweig in dem Kasten Noa gar lieb und angenehm gewesen/ um mitbringendes Frieden-Zeichen der Sünd-Flut Erleidigung: also wann andere diese Tauben-Gestalt vorwenden mit gewissen Versprechen/ Friedbringer zu seyn/ hingegen in der That wie der Adler/ oder Geyer/ dem Titius, oder den an Eisen geschmidten Promotheus, täglich den Leib aufgerissen und seine Leber mit dem Schnabel heraus genagt/ begegnet/ alsdann erfindet sich augenscheinlich/ wie alles in der Welt sicher zu erhalten/ besorglich ist/ und dieser schöne kunstreiche Rhein-strom/ unangesehen er Niemand beleydigt gehabt/ also übel gestümmelt und zugericht worden.
40.Nilus. DIeses ist eine andere schöne Statua des Egyptischen Flusses Nili, welche in zweyfacher Lebens-Grösse zu Rom auf dem Capitolio sich sehen lässet.
41. Silenus DIodorus Siculus schreibet/ die Lydier haben behauptet daß Silenus ein sehr alter König bey ihnen zu Nisa gewesen/ von dem seine Nachfolger im Reich auch den Namen geerbt/ und alle Sileni geheissen. Die Griechen aber wollen/ daß Silenus den Bacchum auferzogen/ in freyen Künsten und zum Krieg unterwiesen/ und also dessen Hofmeister gewesen: Weswegen er auch/ in dessen Gesellschafft/ in die Tempel gesetzet worden. Aelianus erzehlet von einem Gespräche/ welches König Midas mit einem Sileno gehabt/ den er gefangen/ dessen Worte gewesen: Daß einem Menschen nichts glücklichers wiederfahren könne/ als wann er entweder nicht geboren werde/ oder gleich nach der Geburt sterbe. Diese herrliche und sehr gute Statua ist zu sehen im Lustgarten des Cardinals Ludovisii zu Rom: Als ein Kunst-model eines dicken/ kurtzen/ oder untersetzten feisten Leibs gestaltnus/ und wird er hier vorgebildet/ wie er auf einer der Wein gefüllten Bockshaut liget und rastet/ auch mit Winter-grün bekrönet ist: welches so viel bedeuten will/ daß der Wein/ gleichwie dieses Laub allezeit grün ist/ auch den Menschen iedesmals erfreue. Wer von den Silenis etwas schönes lesen
will/ der schlage auf Erasmum Chiliad.3.Cent-3.adap.1.p.685.
41. Ein Satyrus und Silenus. IN gegenwärtiger Bbbildung Abbildung wird ein Satyrus entschlaffen vorgestellet/ mit schönen Zierheiten umgeben:ist eine vortreffliche gute Antiche Statua, bey dem Cardinal Barbarini zu Rom befindlich. Die andere aber/ als ein stehender Silenus/ zeiget sich in des Marchese Matthei Palast/ die von guter Hand verfärtigt/ und aufgerichtet stehet.
42. Atalanta und Faunus. DEr berühmte Italiänische Poet Boccacius berichtet/ aus Lactantio, daß Atalanta des Arcadischen Königs Jasii Tochter gewesen/ von Jener ihr Geschichte. ihme/ als ein Kind weibliches Geschlechts/ und zwar in einen ungeheuren Wald zu den wilden Thieren/ um von denselben aufgerieben zu werden/ verstossen worden. So grausam und wild aber ihr Vatter gegen ihr sich erzeiget/ so barmhertzig waren gegen ihr die grausamste wilde Thiere: Massen eine Löwin/ deren die Jäger vor wenig Tagen ihre Jungen abgenommen hatten/ und die von der überflüssigen Milch sehr geqvälet wurde/ zu diesem kleinen Kinde gekommen/ und selbiges lange Zeit mit ihrer Milch ernähret hatte/ so lang bis man ihr solches abgenommen/ und ferner mit Kräutern und Wasser auferzogen. Als sie nun etwas erwachsen/ bliebe sie in einer Hölen/ und schlieff auf derer von ihr gefällten wilden Thiere Häuten. Sie flohe der Menschen Gemeinschafft/ hielte sich allein in Arcadiens Wäldern und Gebirgen auf/ und gebrauchte sich mehrentheils des Bogens und der Pfeile/ wider diejenigen/ so ihrer Schönheit nachstellten. Sie war auch diejenige Atalanta, die auf der Jagt den Kopf des Calydonischen Wild-Schweins/ welches sie am ersten verwundet hatte/ vom Meleager, zur Beute bekommen. Folgends wurde sie von ihrem Vatter wieder aufgenommen/ und ihr zugeredet/ daß sie sich verehlichen solte/ welches sie mit solcher Bedingnus versprochen/ wann derjenige/ so ihrer begehrte/ sie im Wettlauffen überwinden würde/ da er widrigen falls sterben solte: Dann sie war so hurtig und geschwind im Lauffen/ daß sie glaubte/ keiner würde ihr angewinnen/ und sie also wol unvermählt bleiben. Also haben nun ihrer etliche das Leben eingebüsset/ bis endlich Hippommenes im Lauffen ihr drey guldene Aepffel vorgeworffen/ welche sie dann aufgehebt/ dadurch sich verweilet/ und also das vielmals gewonnene Spiel verloren. Sie wird auch in gegenwärtiger Statua also vorgestellet/ wie sie gantz frölich und muhtig zum Wettlauff sich rüsten thut; Worbey ein Wald-Gott/ oder Faunus mit seiner Rohrpfeiffe bey einem kühlen Brunnen sitzend zu sehen: Damit vielleicht anzudeuten/ daß sie meist in Wäldern erzogen worden. Sind beyde sehr vortreffliche Bilder/ das Erste in Cardinal Caesii ; das ander in dem Lustgarten de’ Medices in Rom aufgerichtet. Boccacius macht/ in erzehlter
Die Ausführungen zu den antiken Skulpturen, die in den beigefügten Kupferstichtafeln A–Qq zur Darstellung kommen, wurden von Sandrart verfasst. Oftmals enthalten sie Angaben über Sandrarts persönliche Kenntnis der Stücke sowie Erklärungen für die Aufnahme in das Stichwerk. Für die Deutung der dargestellten Personen und weiterführende Informationen zu diesen griff Sandrart zweifellos auch auf andere Autoren zurück (vgl. Sponsel 1896, S. 33).The end of this part of the text is on page 890