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TA 1679, I (Architektur), S. 35

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Der
Römischen ARCHITECTURA
Historische Beschreibung.
Das I. Capittel.

Das Capitolium hat seinen Namen/ von einem gefundenen Menschenhaubt. Roßkopf/ in Erbauung der Stadt Carthago. Eine verguldte Wölfinn daselbst. Des Romuli und Remi unbekanter Vatter. Dero Mutter/ eine Vestalische Klosterfrau/ Rhea Silvia. Ihres Vettern Amulii Regiersucht. Heidnischer Götter erdichte Unkeuschheit. Alexander Magnus, ein unehlicher Neben-Sohn. Decii Mundi schändlicher Betrug. Livii Ruhmräthigkeit. Messalae Corvini Behutsamkeit. Romuli und Remi Seugamme. Dero wilde Jugend. Der Wölfinn Bildnis/ vom Donner berührt. Dergleichen Römische Schaupfennige.

BirkenInformat. on source text markers:
Diese Verse wurden von den Redaktoren der Teutschen Academie besorgt; vgl. Laufhütte 2011, S. 22.Julia Kleinbeck, 01/09/2012
Die alte Römers-Burg hat mächtig zugenommen/
nachdem sie/ von dem Haubt/ den Namen überkommen:
Dieweil Rom solte seyn das Haubt der gantzen Welt/
so mit dem Wirbel strebt/ bis an das Sternen-Zelt.BirkenInformat. on source text markers
Diese Verse wurden von den Redaktoren der Teutschen Academie besorgt; vgl. Laufhütte 2011, S. 22.Julia Kleinbeck, 01/09/2012

Left column

DonatiInformat. on source text markers:
Auch Donati widmet in seiner Publikation Roma Vetus dem Namensursprung des Captiols ein eigenes Kapitel (vgl. Donati, Roma vetus überprüft anhand der Ausgabe 1648, Liber Secundus, Kap. I. Nomina Capitolij, S. 106 f.). Laut Sponsel ist Donati die Textquelle für dieses Kapitel (vgl. Sponsel 1896, S. 32). Jedoch kann hier nur schwerlich von einer wörtlichen Übernahme gesprochen werden. Vielmehr entwirft Sandrart in kompilatorischem Verfahren ein eigenes Referenzsystem an Autoren, die er in den Marginalien benennt. Demnach entnimmt er u.a. Informationen der Publikationen Josse de Ryckes oder Christoph Adam Rupertus’.Julia Kleinbeck, 01/30/2012The end of this part of the text is on page 769
Plat. I.SIntemal aus denen alten Geschichten zur Gnüge bekant/ daß der höchste Schloßberg in der Welt-berühmten Stadt Rom/ (welche nunmehr einer Welt viel ähnlicher/ als einer Stadt Capitolium, woher es seinen Namen habe? Rycquius in Comm. de Capitol. Rom. cap. 10. Bochartus in Chanaan, lib. 1. cap. 14. zu seyn scheinet) deswegen CAPITOLIUM genennet worden; dieweil die damaligen Arbeiter ein Menschenhaubt/ eben an demjenigen Ort ausgegraben; allwo man den Grund/ zu solcher Königlichen Burg/ suchen und legen sollen: Gleichwie auch ein Roßkopf/ zum Zeichen eines streitbaren Volcks/ im Grund gefunden wurde/ da die Stadt Carthago solte erbauet werden: die von dem alten Wort Carcabe, so einen Roßkopf bedeutet/ Anfangs ihren Namen hatte.

Auf solcher Römischen Reichs-Vestung nun waren/ nach der Zeit/ unterschiedliche Götzen-Tempel/ und sehr prächtige Bilder-Seulen/ mit höchster Verwunderung/ zu sehen: Unter welchen sich denn auch/ neben des grossen Jupiters Seule/ Romulus und Remus befanden/ samt einer von Ertz gegossenen und vergüldten Wölfinn; an dero Brüsten eben dieselbigen Brüder/ als Seuglinge/ hiengen/ und mit begierigem Mund darnach schnappeten/ und langten.

Florus lib 1. c. 1. §. 1. 2. & seqq. Allein wer weiß nicht/ daß Romulus einen also genannten Vatter gehabt/ der (die Unehre seiner Mutter dardurch zu bescheinen) insgemein Mars genennet worden: Hingegen seine Mutter Amulii Regiersucht. war Rhea Silvia, welche ihr regier-süchtiger Vetter Amulius (nachdem dieser auch seinen Bruder Numitorem, samt all dessen Nachkommen/ allbereit schon aus dem Weg geraumt hatte) zu einer Vestalischen Nonnen gemacht; die das Gelübde der stets-währenden Keuschheit thun/ und beständig halten solte.

Right column

Diese heilige Jungfer aber wurde/ nach der Zeit/ aus Vergessenheit ihres gethanen Gelübdes/ Heidnische Götter werden der Unzucht beschuldiget. von jemand schwanger/ und damit der Handel einen bessern Schein gewinnen möchte/ der heidnische Abgott Mars zu des Kindes Vatter benennet. Welcher Betrug/ bey den Alten weiland sehr gebräuchlich gewest; vermittelst dessen sie ihre unehrliche Geburt/ und dannenhero auch unrechtmässige Ankunfft/ vielmals zu bemänteln pflegten. Also muste des Herculis Vatter denen Poeten der Jupiter Rupertus ad Flori. loc. cit. selbst heissen/ und seyn: welcher Zweifelsfrey ein allgemeiner Hurer/ und grosser Ehebrecher von einem sehr hohen Haus/ gewest. Also wird auch an Alexandro dem Grossen/ im wenigsten nicht gezweifelt/ daß er eines Neben-Vatters Sohn gewest; indem solches sein vermeinter Vatter Justin. lib. XI. cap.II. §.4. Joseph. l. 18. c. 4.Philippus selbst gestanden/ daß jener sein Sohn nicht wäre. Zudem so ist auch/ aus denen Historien sattsamlich bekant/ welcher massen Decius Mundus sich in einen Egyptischen Isis-Pfaffen verstellet/ dadurch die Römerinn Paullina schändlich von ihm hintergangen/ und zur Unehre würcklich verleitet worden.

Demnach rühmet sich der Römische Geschichtschreiber/Livius, Livius l. I. desjenigen/ so wol Schweigens wehrt wäre; und betriegt sich selbst/ samt anderen/ wenn er sich nicht scheuet/ zu schreiben: Solches gereiche dem Römischen Volck zu sonderbarem Ruhm ihrer kriegerischen Tapfferkeit/ indem der Kriegs-Gott Mars für den Vatter ihres Urhebers Romuli, ohne einiges Widersprechen/ gehalten; und von Jedermänniglich so wol/ als dessen Reich selbst/ beliebet werde. Allein dessen unerachtet/ ob gleich manche Völcker das Römische Joch tragen/ und ihnen solchen unverschämten Ruhm gefallen lassen müssen; so haben sich dannoch Unterschiedliche gefunden/ bey denen die Warheit viel eine grössere Macht/ als der Römer Gewalt

Donati (Continues on a following page)Informat. on source text markers
Auch Donati widmet in seiner Publikation Roma Vetus dem Namensursprung des Captiols ein eigenes Kapitel (vgl. Donati, Roma vetus überprüft anhand der Ausgabe 1648, Liber Secundus, Kap. I. Nomina Capitolij, S. 106 f.). Laut Sponsel ist Donati die Textquelle für dieses Kapitel (vgl. Sponsel 1896, S. 32). Jedoch kann hier nur schwerlich von einer wörtlichen Übernahme gesprochen werden. Vielmehr entwirft Sandrart in kompilatorischem Verfahren ein eigenes Referenzsystem an Autoren, die er in den Marginalien benennt. Demnach entnimmt er u.a. Informationen der Publikationen Josse de Ryckes oder Christoph Adam Rupertus’.Julia Kleinbeck, 01/30/2012The end of this part of the text is on page 769