TA 1675, Lebenslauf, S. 17
Birken (Continued from previous page)Informat. on source text markers:Die deutsche Bearbeitung der Gedichte in Barlaeus’ Poemata durch Sigmund von Birken findet sich in seiner handschriftlich erhaltenen Gedichtsammlung Birken-Wälder (fol. 69r–72v, Nr. 104 »Uber die zwölff Monate / Herrn Joachim Sandrarts« und Nr. 105 »Uber Desselben Tag und Nacht«); vgl. Klemm 1995, S. 303/Stauffer 2007, Bd. II, S. 908/Laufhütte 2011, S. 24 f.). Die in der Teutschen Academie wiedergegebenen 14 Epigramme, bestehend aus jeweils acht Alexandrinern, weisen im Wortlaut nur geringfügige Variationen auf.The beginning of this part of the text is on page 633
Der Jäger sich zu Forst mit seinen Winden¶ macht/
umstellt ihn mit dem Garn/ hezt Hasen/ fället¶ Schweine.
Die Hof-Küch sie bekomt: sie kommen nicht¶ in meine.
ChristMonat.
Die Erd/ das alte Weib/ sucht Wärme/ weil¶ es kalt:
ihr Belz/ das ist der Schnee. Das Almanach¶ sich endet.
Der Sand im Glase steht. Die Sonn’ hat sich¶ gewendet.
Das Liecht/ der Sonne Aff/ den Tag uns län-¶ ger macht.
Indessen hebt sich an die große Schweine-¶ Schlacht.
Kom/ Jud/ sey unser Gast! und wan du nicht¶ wilst essen
vom Schweine/ so magst du mit Schweinen¶ Drebber fressen.
Der Tag.
Liechtgeber/ Erden Trost/ der Nächte Nie-¶ derlag!
Es hänget Lockengold um deine Rosenwan-¶ gen.
Nach deines Kleides Schnee die Welt trägt¶ stäts Verlangen.
Die Blumen grüßen dich/ wann du die Erd¶ gegrüst.
Schau/ wie Diana dort in dich verliebet ist:
sie sihet stäts nach dir/ und drehet ihr Gesichte.
Wer Werke thut der Nacht/ der scheut sich¶ vor dem Liechte.
Die Nacht.
Ich lege mich zu dir/ im fall ich müde bin/
wie diese Kinder thun/ geh Mohn-bekränzet¶ schlaffen.
An deiner Schönheit zwar werd ich mich nicht¶ vergaffen:
es sey dan/ daß ich wär ein’ Eule oder Maus/
ein Liecht-scheu/ der sich nicht beym Tage wagt¶ heraus.
Lieb bist du/ wan du mir im Traum die Lieb-¶ ste zeigest/
und wann ich in der Nacht bey ihr bin/ es ver-¶ schweigest.BirkenInformat. on source text markers
Die deutsche Bearbeitung der Gedichte in Barlaeus’ Poemata durch Sigmund von Birken findet sich in seiner handschriftlich erhaltenen Gedichtsammlung Birken-Wälder (fol. 69r–72v, Nr. 104 »Uber die zwölff Monate / Herrn Joachim Sandrarts« und Nr. 105 »Uber Desselben Tag und Nacht«); vgl. Klemm 1995, S. 303/Stauffer 2007, Bd. II, S. 908/Laufhütte 2011, S. 24 f.). Die in der Teutschen Academie wiedergegebenen 14 Epigramme, bestehend aus jeweils acht Alexandrinern, weisen im Wortlaut nur geringfügige Variationen auf.The beginning of this part of the text is on page 633
SandrartInformat. on source text markers:
Der Lebenslauf, den Sandrart entgegen seiner auf Bescheidenheit zielenden Aussage wohl selbst verfasst hat (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 4), erfuhr durch Sigmund von Birken deutliche sprachliche Eingriffe wie aus dessen Korrespondenz und Tagebucheintragungen ersichtlich wird (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011). Die im Lebenslauf vertretenen Leitmotive von Geburts- und Kunstadel, von Tugendidealen, den Kontakten mit Herrschern und Gelehrten sowie der Idee einer neuen deutschen Kunst vor dem Hintergrund eines europäischen Lebenswandels stilisieren Sandrart zu einem würdigen Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (vgl. Meier 2004, S. 223–227). Besonders die Qualitäten von Sandrarts Malerei werden durch Georg Philipp Harsdörffer bezeugt (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 19 f.), vgl. dazu Schreurs 2010(c), S. 128–132.The end of this part of the text is on page 636Sein Gemälde/ Christus aus dem Schiff predigend/ Nächst solchen/ mahlte Herr von Sandrart auch/ für diesen Kunst-liebenden Churfürsten/ ein großes Stuck/ wie Christus im Schiffe/ dem am Ufer stehenden Volke gepredigt: da die von seinen Jüngern gefangene Fische/ mit aller Natürlichkeit/
als wann sie lebten/ zu sehen waren. Mit diesen Stücken/ erwarbe Er nicht allein reiche Belohnung/ sondern auch gnädigste Wolneigung und das und noch neun andere. Lob der Verständigen. Es sind hierbey auch noch anzuführen seine schöne Werke/ die Himmels-Königin bey den PP. Jesuiten daselbst/ der Englische Gruß bey Unser lieben Frauen/ Joachim und Joseph in einer Landschaft bey S. Peter. Ferner zu Freysing/ bey Ihro Fürstl. Durchleuchtigkeit das Marienbild mit dem ligenden ChristKindlein/ welches Joseph der Pflegvatter anmütig herzet/ und Unser Frauen Verschied. Hierzu gehören noch/ ein Altar Blat in der hohen Stifts Kirche/ wie S. Joachim und S. Anna/ in der Andacht/ vom Himmel erfreuet werden; und zu S. Andre/ die Marter dieses H. Apostels: alle von seiner Hand gemahlet/ die da würdig wäre/ daß sie nie verwesen möchte.
Es fügte sich/ daß A. 1646 Er wird/ von ErzHerzog Leopold Wilhelm/ in Stockau heimgesucht: S. Erzherzogliche Durchl. Leopold Wilhelm/ als Kayserlicher General, von der Armee, wegen einiger Consultation, nach München gereiset. Als nun dieser Kunst-Held/ in besichtigurg besichtigung der Churfürstlichen Residenz und des KunstCabinets/ daselbst die Sandrartische rare Werke gefunden/ kame er in Person/ mit seiner Hofhaltung/ nach Stockau/ zu unserem Künstler/ und verbrachte mit ihm etliche viel Stunden: der auch vielleicht dieser hohen Gnade länger genossen hätte/ wan nicht die KriegsAngelegenheiten Ihn gegen Augsburg beruffen hätten. den er nach Neuburg begleitet. Es muste aber Herr von Sandrart mit nach Neuburg reisen/ allwo hochgedachter Erzherzog von Herrn Pfalzgrafen Philipp Wilhelms HochFürstl. Durchl. höflichst empfangen/ und in die Jesuiter-Kirche daselbst/ die drey Altar Blätter von Rubens zu besehen/ geführet worden: welche/ mehr wegen sehr lebendiger großer Invention und Köstlichkeit des colorits/ als wegen devoter Bewegung der correcten Zeichnung/ von ihme belobet worden.
Man gienge von dannen in das HochFürstliche Cabinet oder KunstKammer/ worinn/ auch unsers Künstlers Hände-Werk/ unter andern hervor Sein Archimedes daselbst/ prangete. Von diesen beliebte dem Erzherzogen vor allen/ ein künstlich-gemahlter Archimedes, der zu Syracusa, mit dem Zirkel in der Hand/ die ausstudirte Linien tiefsinnig suchte; als welches Er überaus warhaft/ natürlich und dem Leben ähnlich fande/ und ließe Er darüber sich dieser Worte vernehmen: Es ist ie nichts sinnreichers/ künstlichers wird von diesem ErzHerzogen hoch belobet: und wahrers/ als dieser Archimedes, weil es/ auser den Farben/ ganz natürlich/ kräftig und fleißig gemahlet ist. Dieses Bild/ das an ihm selbst todt ist/ gibet einem Todten das Leben; das leer und bloß ist/ erfüllet und zieret; das stumm und sprachlos/ redet; und das ohne Vernunft ist/ lässet großen Verstand blicken. Als der Pfalzgraf den Erzherzog in diß Gemälde also verliebt spürte/ praesentirte Er Ihm solches/ und bate zugleich/ daß die Armee, zu der/ um dieses Present, der Pfalz-Neuburg mit der Armee verschonet. Verschonung seines Landes/ aus seinem Gebiete abgeführet werden möchte: welches Er auch erbetten. Dieses Stuck wurde nachmals dem Römischen Kayser Ferdinando III verehret/ und zu Prag/ in die KunstKammer/ samt noch einem fürtrefflichen Sandrartischen Stuck/ von Maria, Jesu, Catharina,
Der Lebenslauf, den Sandrart entgegen seiner auf Bescheidenheit zielenden Aussage wohl selbst verfasst hat (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 4), erfuhr durch Sigmund von Birken deutliche sprachliche Eingriffe wie aus dessen Korrespondenz und Tagebucheintragungen ersichtlich wird (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011). Die im Lebenslauf vertretenen Leitmotive von Geburts- und Kunstadel, von Tugendidealen, den Kontakten mit Herrschern und Gelehrten sowie der Idee einer neuen deutschen Kunst vor dem Hintergrund eines europäischen Lebenswandels stilisieren Sandrart zu einem würdigen Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (vgl. Meier 2004, S. 223–227). Besonders die Qualitäten von Sandrarts Malerei werden durch Georg Philipp Harsdörffer bezeugt (vgl. TA 1675, Lebenslauf, S. 19 f.), vgl. dazu Schreurs 2010(c), S. 128–132.The end of this part of the text is on page 636