TA 1675, I, Buch 1 (Architektur), S. 10
Vasari (Continued from previous page)Informat. on source text markers:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 3): Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione alle tre arti del disegno, Kap. I, Delle diverse pietre che servono agl’architetti per gl’ornamenti e per le statue della Scultura, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 31–S. 54 [Accessed: 2011-11-09. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/634VbazHc]. Sandrart kürzt einige Passagen aus Vasaris Kapitel und reduziert insbesondere die dort gegebenen Beispiele.The beginning of this part of the text is on page 58
einen weißen hellglänzenden Marmor vielfärbig gestreimet/ dessen sich unsere Vorfahren meist zu den Bädern und Fenster-Stöcken/ der stürmenden Winde Anfall zu hintertreiben/ bedienet: als bey S. Miniato, in der Wohnung gewißer Ordens-Mönche/ zu sehen/ alda die Porten und Fenster-Stöcke von diesem Marmor/ nicht allein gegen die Winde dauren/ sondern auch mit ihrer Helle und Wettspielung das Gebäu mächtig erleuchten.
Sonst weisser Marmor Noch einen andern ganz klar-und weißen Marmor findet man daselbst/ aus welchem die schönste Bildnußen und Statuen/ wegen seiner Zärte und Kläre/ formirt werden. Dieser ist/ gleich dem vorigen/ höchst tauglich/ zu den Capitelen und Zieraten/ auf die Colonnen und Bau-Säulen/ wie Von selbigem gar große Bilder zu Rom. in monte Cavallo, an den mächtigen Riesen/ und andern zierlichen Statuen des Flußes Nili in Belvedere,erhellet.
In den Italiänischen Gebirgen zu Carrara Marmor zu Carrara. bey Montiluno, findet man auch viel Gattungen von Marmelstein/ als schwarze/ gelblichte/ röhtlichte/ nach Art des Lands oder Bodens/ wo sie inligen/ die meiste aber weiß/ von bester Art/ zu allem zu gebrauchen/ und sehr große Stucke. Diese Sorte des Steins/ als Marmor/ ist fast zu allen Dingen gebräuchig/ auch aller Orten in groß- und kleinen anzuwenden: dahero sich dessen noch jetziger Zeit alle Werkmeister/ nicht allein zu Dienst Italien/ Engelland und Frankreich/ sondern auch in Hispanien und Portugal gebrauchen/ und ist aus solchem/ das Schmerz-volle Traur-Bettlein Petri de Toledo, angemaßten Neapolitanischen Königs/ durch Giouan da Nola, einen Ruhmreichen Künstler/ zu Lust aller Nachwelt/ vollführet worden. Sandrart gibt in diesem Absatz nicht die weitläufigen Angaben Vasaris zu den verschiedenen Marmorsorten und Werkzeugen zu ihrer Bearbeitung wieder, insbesondere den Steinbrüchen von Seravezza und Campiglia sowie der Kanalisierung des Osoli auf Betreiben Cosimos de’ Medici widmet Vasari seine Ausführungen (vgl. Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione di Giorgio Vasari alle tre arti del disegno, Kap. I, Delle diverse pietre che servono agl’architetti per gl’ornamenti e per le statue della Scultura, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 43–S. 47 [Accessed: 2011-11-09. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/634PHoYkj]).
9. Stein Trevertino. Es wird auch ein anderer tauglicher Baustein/ welcher Trevertino in Italien benennet/ um Luca, Pisa und Siena, viel gebrochen. Der köstlichste/ vest- und stärkeste aber soll in der Tyber/ dem Weltberühmten Fluß/ zu finden seyn/ dessen Wesenheit von Sand und Wasser formiret ist. Weil Wächset in der Tyber. aber dieser Fluß/ wegen großer Kälte/ alles Wasser/ so sich in dem zusammen-gefrornen Sand aufhält/ aus zu trucknen/ nicht mächtig genug ist/ verursachet solche/ daß dieser Stein ganz schwämmicht und löchericht gebohren wird/ indem das darinn verborgene Wasser nichts/ als poros und Dufftlöcher verursachet. Von diesen führten die alten Römer köstliche und wundersame Gebäude/ deren bey S. Cosmo und Damiano zu finden. Von Vasari werden Beispiele für die »köstliche und wundersame Gebäude« bei S. Cosma und Damiano genannt. Demnach handelt es sich um die »Kolosseen« sowie um das »Schatzhaus bei Santissimi Cosma e Damiano«. (Vasari-Einführung in die Künste 2006 (dt. komment. Übers.), S. 43, vgl. Vasari, Le Vite 1568, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 48 [Accessed: 2011-11-03. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/62v9dLMMJ]). Das Schatzhaus ist mit dem Saturntempel hinter S. Cosma e Damiano auf dem Forum Romanum zu identifizieren, s. Vasari-Einführung in die Künste 2006 (dt. komment. Übers.), S. 152, Anm. 51. Dann sie sind zu den äuserlichen Werken bequemlich/ weil sie dem geführten Baue eine sonderbare Majestät und Ansehen Ist von Michaël Angelo, und andern/ sehr gebraucht worden. geben; wie sie dann zu dem Luigianischen Kirchen-Gebäu sehr künstlich angewendet worden. An dieser Stelle fügt Vasari noch einige Bemerkungen zu »Maestro Gian« (vermutlich Jean de Chenevières aus Rouen, s. Vasari-Einführung in die Künste 2006 (dt. komment. Übers.), S. 152, Anm. 53) an, der am Sockelgeschoss des Rundtempels mitgearbeitet haben soll (vgl. Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione di Giorgio Vasari alle tre arti del disegno, Kap. I, Delle diverse pietre che servono agl’architetti per gl’ornamenti e per le statue della Scultura, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 48 [Accessed: 2011-11-03. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/62v9dLMMJ]). Es hat auch Michaël Angelo Buonaroti, in Auszierung des Farnesischen Palazo, sich dessen mächtig beholfen/ da er Fenster/ Tisch und Tafeln/ gleich als aus Marmor/ ganz sinnreich davon zubereit und gearbeitet. Diese/ ob sie zwar verwunderbar und groß zu schätzen/ übersteiget doch an Vortreflichkeit und Kunst/ der seltsame schöne Schwibbogen/ so alda aus diesem Stein/ von eben diesem Meister/ also pompos und Kunstreich alda
gestaltet worden/ daß ihn die Natur selbst/ als Künstlerin aller unterirdischen Dinge/ nicht hätte artiger und sinnreicher formiren/ darstellen und praesentiren mögen. Weitere Beispiele für die Verwendung von Travertin nennt Vasari mit Michelangelos Außenbau von Sankt Peter und dem Apsidengewölbe der Capella del Re (vgl. Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione di Giorgio Vasari alle tre arti del disegno, Kap. I, Delle diverse pietre che servono agl’architetti per gl’ornamenti e per le statue della Scultura, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 49 [Accessed: 2011-11-03. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/62vGWhKSP]).
Zu diesem gesellet sich noch ein anderer Stein/ 10. Schieferstein. fast dunkel und schwarzlicht/ welcher zum Gebäu weiter nicht/ als die Dächer zu bedecken/ fürderlich/ weil er flach und subtil ist: doch kan er auch wol zu den Schalen und Waßermuscheln/ wann man genau mit ihm handlet/ angewendet werden. Seine Geburts-Stadt ist Lavagna, ein Ort bey Genua, alda Stucke zehen Schuh groß gebrochen werden. Die Mahler erkauffen ihn häuffig/ weil er zu Gemälden von Oelfarben dienet/ und solchen eine namhafte Lebens-Länge verspricht: wie in folgendem Stuck/ von der Mahlkunst/ weiter soll erwiesen werden.
11. Stein Piperno. Eben dieser Orten findet man auch den Stein Piperno, so vorgedachtem Trevertino in Eigenschaft verwandt ist/ weil sie beyde schwämmicht/ löchericht und schwarz/ auch zu ost-gemeldten Portalen und Fenster-Stöcken bedienlich sind.
1 Slavonier-Stein. Es bringet auch Slavonien einen weißen Stein/ welchen vor andern Venedig und Rom hoch achtet/ weil sie ihn fast in aller Arbeit gebrauchen. Im Gegensatz zu Sandrart schreibt Vasari von einem bläulich weißen Stein, der in Istrien abgebaut wird. Dieser wird laut Vasari in Venedig und in der Romagna verwendet (s. Vasari-Einführung in die Künste 2006 (dt. komment. Übers.), S. 47/ Vasari, Le Vite 1568, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 50 [Accessed: 2011-11-03. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/62vAFSaeU]). Er wird von ihnen in aller Figur/ als in quadro, tondo, und luongo, aufs subtilste ausgearbeitet/ ist auch sehr zart und leicht zu arbeiten. Von diesem hat Giacomo Sansovino, so zu Venedig den Dorischen Bau geführet/ viel herrliche Portalen/ Fenster und andere Arbeit/ gemacht/ ober schon/ aus Gelegenheit der Etsch/ des berühmten Trientischen Flußes/ viel andere köstliche Steine hätte können zuwegen bringen: Dann dieser/ mit vorgedachtem Porfyr/ Serpentino und Herculeo, eine adeliche Schattirung/ und hochtrabende Misculanz oder Sichtbarkeit auswirket.
3. Weißer Stein Macigno. Nun kommet der weiße gemeine Stein Macigno, welcher zu dem Mühlwerk vielfältig angewendt und gebraucht wird: dessen mehr taugliche Gattung auch blaulicht zu finden ist/ absonderlich in Italien/ nahe bey den Florentinischen Gränzen und Apenninischen Bergen; woraus die Florentiner sehr schöne Gebäue/ wie die bey S. Lorenzo, S. Spirito, und andere/ mit annehmlicher Verwunderung erhoben. Und obwol dieser Stein von Natur satsamer Stärke und Veste/ pfleget er doch/ so fern es darauf regnet/ oder er in feuchten Orten liget/ nach und nach sich selbsten zu verzehren: wiewol er/ zu Beschließung und endlicher Vollziehung des Baues/ in der Höhe/ ein fast-immerwehrendes Leben und Stärke hat.
14. Stein Fossato. Diesen Stein aber übertrifft/ an Stärke/ Veste und Schöne der Farben/ ein anderer/ genant Fossato: welcher erstlich/ wann er ausgehauen oder gegraben/ sehr rauch und stark ist/ nachmals aber/ in wehrender Arbeit/ knapper wird/ kleine Schwammen und Ritzen überkommet/ und endlich/ durch Mühwaltung des Künstlers/ ganz sauber und glatt erscheinet. Bei Vasari ist es nicht die Mühe des Künstlers, die diese Feinheit erzeugt, sondern es ist die Qualität der innersten von drei Schichten des Steins (vgl. Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione di Giorgio Vasari alle tre arti del disegno, Kap. I, Delle diverse pietre che servono agl’architetti per gl’ornamenti e per le statue della Scultura, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 52 [abgerufen 31.10.2011; archiviert von WebCite® unter http://www.webcitation.org/62qPNJmnA]). Von diesem hat gedachter Michaël Angelo, die Bibliothec und Sacristey Papst Clementis bey S. Lorenzo, mit Auszierung manigfaltiger Colonnen/ Werk-Säulen und Schwibbögen/ viel herrlicher geendet/ als
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 3): Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione alle tre arti del disegno, Kap. I, Delle diverse pietre che servono agl’architetti per gl’ornamenti e per le statue della Scultura, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 31–S. 54 [Accessed: 2011-11-09. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/634VbazHc]. Sandrart kürzt einige Passagen aus Vasaris Kapitel und reduziert insbesondere die dort gegebenen Beispiele.The end of this part of the text is on page 60