TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 118
Mander (Continued from previous page)Informat. on source text markers:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, T’leven van Pierijn del Vaga, Schilder en Bouwmeester van Florencen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 139r–142r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631P6rVPG].The beginning of this part of the text is on page 328
actionen vor ihnen stehende Christen/ theils kniend/ theils über sich/ und zuruck sehend/ in mitleidiger und wehmütiger Gestalt/ verurtheilen/ auch wie die alte Männer ganz standhaft ihren Glauben bestättigen und bestreiten/ etliche Junge aber vor dem herzu nahenden Tod des Creutzes erzitteren/ andern aber die Beine mit Stricken und Ketten ungefeßlet werden/ worzwischen die Mußkulen und Nerven ganz lebhaft hervor gebracht. Darbey waren auch Soldaten/ welche sie zu dem Richterstuhl und der Marterstatt begleiteten und antrieben/ in welchem eine unmitleidentliche tolle Grausamkeit zu sehen ist. Die Käysere und Kriegsleute waren sehr artlich/ auf antiche-manier,gemacht. Dieser mit großen Fleiß gemachte Carton nun wurde von denen Künstlern mit sehr großer Verwunderung besehen/ und gepriesen/ Pierin auch in der Kunst so hoch/ als immer müglich/ gerühmt und erhoben.
Unterdessen/ da er den Carton machte/ fienge er an eine Tafel für vorernennten Pilot Goldschmied/ seinen sehr großen Freund/ zu mahlen/ brachte aber solche nicht zu End/ weil ihne Herr Raphaël di Sandro aus Freund- und Bekandtschafft in sein Haus und Kost aufgenommen/ bey welchem er etliche Monat sich aufgehalten/ und nachdeme auch die Pest Florenz anzustecken begunte/ nahm er ihm für/ auch von dar hinweg sich zu begeben; Er machte aber zuvor auf ein rauh leinen Tuch/ für gedachten Herrn Raphaël, von ungefehr vier Elen hoch gegen der Maur in Tag und Die Historie/ wie Pharao in dem Meer ersauft. Nacht eine Historie von Kupfer-Farbe/ wie Pharao in dem rothen Meer mit seinem Kriegs-Volk/ Pferd und Wagen ersauft/ mit schönen actionen und Gebärden der gewapneten und nackenden Männer/ da etliche mit nassem Haar und Bart daher schwimmen/ die andere aber ihren Pferden um die Hälse fallen/ und mit ofnem Munde ruffen/ auch zu entrinnen Fleiß ankehren. Auf der andern Seite des Meers ist Moses und Aaron mit dem Israelitischen Volk/ welches GOtt lobet und unterschiedliche Geschirr trägt/ so auf dem Rucken der Weiber sehr künstlich zu Gesicht kommen. Dannenhero es auch allen sehr beliebt und wolgefallen hat. Nachmalen zoge Pierin von Florenz/ und reisete hin und her/ ließe aber doch nicht nach etwas zu zeichnen/ und in der Kunst sich ferners zu üben.
Weil nun aber unterdessen die Pest zu Rom aufgehöret/ begab er sich wieder dahin/ als Papst Adrianus der VI. welcher die Kunst wenig geliebt und verstanden/ gestorben/ und Clemens der VII. ein Vatter derselben/ auf den Päpstlichen Stul Komt in Gesellschaft Giulio Romano und Gioanni Francesco erhoben worden. Dieser setzte den Giulio Romano und Gioanni Francesco über das Mahlwerk/ daß sie solches beyde miteinander beobachten solten/ gleich als Raphaël, wann er von Arbeit überlegen/ auch zu thun gepflogen. Pieryn von diesen an das Werk gestellet/ machte nach dem Vorriß Julii Romani, oben über die Port/ das Päbstliche Wappen/ so künstlich und herrlich/ daß diese zween sich beförchteten/ er möchte ihnen vorgezogen werden/ und obschon sie Raphaëls Discipel gewesen/ unter sich seine Erbgüter getheilet/ hatten sie doch seine Vollkommenheit und Gratia, die er denen
Bildern und Gemählden gegeben/ nicht erlangt/ darum namen sie Pieryn an/ und gaben ihme Unterhalt/ auch nach wenig Jahren darauf Anno 1525. die Schwester Johannis Francisci, Catharinam, zur Ehe/ auf daß sie in Freundschaft miteinander möchten verbunden leben.
Nachmals wurde Pieryn zu S. Marcello, Mahlet die Capelle zu S. Marcello in Rom. von der Compagnie zum heiligen Creutz/ eine Capelle bestellet/ allwo er oben auf in das Gewölb machte die Bildung Evae, aus der Rippen Adams/ den Adam nackend mit tieffem Schlaff überfallen/ und die Eva über ihm auf der Seiten mit erhobenen Händen/ über welche ihr Schöpfer seinen Göttlichen Segen spricht.Diese Figur nun ist sehr stattlich und mit Kleidung herrlicher massen ausgezieret. Uber der andern Seiten seynd zween Evangelisten/ als S. Marcus, und S. Johannes, welcher letztere mit einem nackenden Arm offen zu sehen; in mitten dieser zweyen mahlte er ein paar Kinder/ die zur Zier einen Leuchter tragen/ welche beyde sehr fleischachtig und lebhaft heraus kommen. Deßgleichen auch der Evangelisten Angesichter/ Kleider und Aerme. Aber im mittelst dieses Werks/ stunde ihme viel Ungemachs zu/ dann über das/ daß der Compagnia Geld abgienge/ und dieses Werk sehr hoch hinauf sich belieffe/ kam auch die Plünderung Roms/ Anno 1527. ihme über den Hals/ daß sich Pieryn, mit Weib und Kind/ in großer Noht befande/ und mit solchen hin und her/ von Wird in Eroberung der Stadt Rom gefangen. einem Platz zu dem andern/ lieffe/ biß er endlich gefangen worden/ und große ranzion bezahlen müssen/ welches ihne dann schier um seine Sinn gebracht/ und in der Kunst sehr zuruck gehalten/ doch mahlte er vor einem Spanischen Soldaten etliche Tücher von Wasser-Farben/ darnach zeichnete er auch dem Baviero, welcher die Blatten oder Kupfer von Zeichnet die transformation der Götter/ so in Kupfer kommen. Raphaël hatte/ sehr viel Historien/ wie nämlichen die Götter transformirt oder verstaltet worden/ und ihrer Liebe gepflogen/ so von Jacob Caraglio in Kupfer heraus gegeben worden.
Unterdessen kame nach Rom Nicola Venetiano, ein Tapezier und alter Freund Pieryns, der name sein Weib und seine Tochter/ samt Pieryn Komt nach Genua. mit sich/ und zohe nach Genua, woselbst sie von dem Prinzen Doria, als großen Liebhaber der Kunst/ herrlich bewillkommet worden. Bald wurde der Fürst/ einen schönen Pallast von stucco zu machen/ und Gemälde darein auf naß von Oelfarben zu mahlen mit ihm eins/ welches er auch werkstellig gemachet/ ich geschweige aber hier der Ordnung des Baues/ so Pieryn hierinnen gehalten/ und des erhobenen Gemählwercks von guten Meistern/ und sage nur dieses itzund/ daß daselbst gemahlet worden in eine gewölbte Porten / mit stucco Bauet und mahlet einen Palast dem Prinz Doria. geziert/ viel Historien und Groteßke/ auch in die Bögen unterschiedliche Wappen/ so mit schöner Zierlichkeit hervor spielen. Darnach hat er über der Stiegen gemacht Groteßken/ und darinnen kleine Historien und Figuren/ als Kinder/ Thier und andere inventiones, alles sehr artlich; Nächst bey der Stiege ist eine schöne Logie/ woselbst zu beyden Enden über der Thür gemahlet stehen zwey Figuren/ ein Mann und eine Frau/ deren eine nahend/ die ander aber entfernt scheint/ eine von vornen/
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, T’leven van Pierijn del Vaga, Schilder en Bouwmeester van Florencen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 139r–142r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631P6rVPG].The end of this part of the text is on page 331