TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 122
LIX. GIOANNI DA UDINE, Mahler. Lernet zu Venedig bey Giorgione. Komt nach Rom zu Raphäel. Hat großen Lust natürliche Dinge zu bilden. Macht in das Altar-Blat zu Bolognen der H. Caecilia musicalische Instrument. Suchet nach denen in Rom gefundenen Grotesken die antiche-manier von stucco wieder herfür zu bringen/ wie auch geschehen. Ubertrift in gewißen Stukken die antiche. Betriegt mit einem gemahlten Teppich des Papsts Cammer-Diener. Arbeitet von stucco die logien von Vigna Madama. Mahlet schöne fontanen. Ihm wird für ein Stuck eine ganze Herrschaft verehrt. Mahlet für den Augustin Chisi einen Saal. Bekomt von dem Papst eine Besoldung. Begibt sich nach Udine. Soll ein Erfinder seyn der gemahlten Kuh. LX. GIACOMO DA PUNTORMO, Mahler. Seine Lehrmeister. Sein erstes Gemähl verursachet bey den Künstlern großes Verwundern. Hilft dem Andrea del Sarto arbeiten: Seine Gemälde in der Kirche von Servi. Buonarotti Weißagung von diesem Puntormo. Unterschiedliche Mascaren/ darunter drey Wägen/ von des Menschen Alter/ die er gemahlet. Sieben andere Wägen: Der erste des Saturni. Der andere des Numae Pompilii. Der dritte/ der Burgermeister. Der vierdte des Julii Caesaris. Der fünfte Augusti. Der sechste Trajani. Der siebende/ die güldene Zeit. Mahlet die Heimsuchung Mariae. Andere seine Werke. Ehret den Albrecht Dürer/ und mahlet nach seinen Kupferstichen. Noch mehr Werke von seiner Hand. Arbeitet lieber für geringe Leute/ als für große Herrn. Mahlet zu Florenz die Capelle S. Laurentii. Indem er gar zu gut arbeiten will/ mahlet er schlechter. Sein humor.
LIX. GIOANNI DA UDIN, Mahler.ManderInformat. on source text markers:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13):
Mander, Schilderboek, Het leven van Ioan da Vdine, Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 143v–145v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631PKEenQ].The end of this part of the text is on page 335DIe Mahler-Kunst gleichet gar wol einem schönen Frauen-Bild/ die gegen ihren Liebhabern sehr fremd sich stellet/ dann wann man sie nicht ernstlich und fleißig suchet/ findet man sie nicht/ und wo man sie gleich überkommen/ jedoch nicht recht liebet und unterhält/ so verlieret man sie bald wieder/ dem aber/ der sich von Jugend auf nach ihr bemühet/ übergibt sie sich selbsten gar willig/ wie solches genugsam an GIOANNI DA UDINE erwiesen wird/ selbiger war sehr oft mit seinem Vattern aus der Jagt und dem Vogelfang/ auch von Kindheit an zu der Zeichen-Kunst geneigt/ dannenhero bracht er seine Jugend/ so viel ihm zustunde/ mit contrafeten zu/ mahlete ab Hund/ Geißen/ Hasen/ Vögel und andere Thiere mehr/ die ihm zu Hand gestossen/ und solches so artig/ daß sich jederman daruber verwundern muste. Wegen solcher Zuneigung nun wurde er von seinem Vatter Lernet zu Venedig/ bey Giorgion. nach Venedig/ zu Giorgion von Castel Franco gethan/ allwo Johann viel lobwürdiges von Raphaël und Michael Angelo angehört. Dahero er mit einem Recommendation-Schreiben/ an Balthasar Castiglione, Raphaëls großen Freund/ weiters nach Rom gezogen/ und durch denselben/ Komt nach Rom zuRaphaël. neben andern jungen Mahlern/ zu Raphaël in die Lehr gestellt worden; woselbst er dann den ersten Grund der Mahlerey sehr wol ergriffen/ so/ daß ihm solches hernachmals einen großen Vortheil
gegeben. Sintemalen gewiß/ daß/ wo man erstens eine böse Manier annimt/ dieselbe also haftet/ daß man sich derselben hinfuro nicht mehr wol entäussern/ und einer bässern befleissen kan.
Johann sahe bey Raphaël eine viel anmutigere Manier/ als bey Giorgion zu Venedig. Und ob er wol bey selbigem nicht lang sich aufgehalten/ so hat er doch/ wegen scharfen Verstands/ auch unverdroßnen Fleißes/ Raphaëls annehmliche Manier so ergriffen/ daß er in kurzer Zeit im Zeichnen und Mahlen trefflich zugenommen/ und alles sehr annehmlich nachgemachet/ sonderlich die natürliche Hat großen Lust natürliche Dinge zu bilden. Ding/ als Thier/ Kleider / Werkzeug/ Geschirr/ Krüg/ Landschaften/ Gebäude und dergleichen/ das keiner in seiner Schul es ihme vorgethan/ über alles aber truge er großen Lust/ Vögel zu machen/ als deren er ein großes Buch voll hatte/ welche dann so unterschiedlich und natürlich gemacht/ daß es eine Freude anzusehen war/ bey Raphaël ware auch sonst einer/ mit Namen Johann/ ein fürtrefflicher Meister in Früchten/ Blättern und Blumen/ solche nach dem Leben zu machen/ dieses lernete Johann Udine auch nach ihm zu treffen/ und gedachte auf noch eine viel schönere Manier. Auch gabe er acht Macht in das Altar-Blat zu Bolognen/ der H. Caecilia Musicalische Instrument. aus Landschaften und Gebäude/ die von andern nachmaln auch nachgemacht/ und in Gebrauch kommen sind. Raphäel, der an seinen Sachen ein großes Vergnügen hatte/ ließ ihn eine Orgel/ welche die heilige Caecilia, so zu Bolognen ligt/ mit eigener Hand zubereitet/ mahlen. Diese bildete er also/ daß
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Ioan da Vdine, Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 143v–145v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631PKEenQ].The end of this part of the text is on page 335