TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 63
Von den Farben. Le chapitre 2 est consacré à la couleur. Sandrart s’inspire du chapitre 4 des Vite de Vasari : L’harmonie des couleurs dans la peinture à l’huile, à la fresque ou à la détrempe. Accord nécessaire dans une composition entre les chairs, les draperies et tous les éléments à peindre pour éviter la disparité entre les figures et leur donner la force et le relief qui rendront l’œuvre facilement compréhensible. Dans l’édition latine au contraire il est situé après l’étude de la proportion, de l’attitude et des affects (De coloribus, chapitre 5). Son contenu est résumé dans le chapitre 4 de l’édition de 1679, sous le titre Indications sur les couleurs ainsi que sur leur mélange et leur utilisation. (Sur la conception de la couleur exprimée dans ce chapitre, sur la pratique de la couleur, voir Heck 2006, pp. 157–169).
Zweytracht der Farben/ ist der Mahlerey Vereinigung. Dieselben mus man mit Verstand auftragen/ deren Harmonie beobachten/ und zu rechtem Dienst austheilen. Wie der nackende Leib zu bekleiden? den müßen die Kleider nicht verfinstern. In gesellung der Farben/ ist die Härtigkeit und Unordnung zu vermeiden; hingegen gute Maß und das Mittel zu halten. Die Farben müßen jedem Bild seine Statur geben. Solche Regeln/ haben die alte Kunstmahlere beobachtet.
Zweytracht der Farben/ ist der Mahlerey Vereinigung.VasariInformat. on source text markers:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 7):
Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione di Giorgio Vasari alle tre arti del disegno cioè architettura, pittura e scoltura, e prima dell’architettura, Della pittura, Kap. XVIII, Come si debbino unire i colori a olio, a fresco o a tempera, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 124 ff. [Accessed: 2011-11-09. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/634VweiI0].
Abweichend ist neben zahlreichen, meist unsignifikanten Fehlern und Umstilisierungen das Ende des Kapitels nach »Raphael«. Vasari führt als Ausnahmen die Lichtgebung bei Nachtstücken und himmlischen Glorien, die mit harten Schlagschatten respektive reiner Lichtigkeit zu geben sind. Anschließend: man erkenne an der guten Verbindung dieser Teile ob die intelligenza del Pittore die »unità del colorito campata la la bontà del disegno, dato vaghezza alla pittura e relievo e forza terrible alle figure« zeige (Vasari, Le Vite 1568, zitiert nach der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 128); vgl. Klemm, Notizen zu TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 63.The end of this part of the text is on page 151DIe Vereinigung in der Mahlerey/ ist eine Uneinigkeit und Zweyspalt manigfaltiger Farben
Sandrart emploie le terme Zweispalt, qui correspond sans doute à ce que Vasari exprime par couleurs contraires.: welche/ durch die Kunst und Wissenschaft des Meisters vermischet/ tauglich sind/ unterschiedliche Theile des menschlichen Leibs/ der Haare und Gewänder/ und alles anders/ lebhaft auszubilden. Hierbey ist zu beobachten/ daß man die Farben/ Die mus man mit Verstand auftragen. nicht gleich obenhin auf die Tafel streichen/ wie von vielen geschihet
Bei Vasari heißt es: »Quando questi colori son messi in opera accesamente e vivi […] si come usavano di fare già alcuni pittori« (Vasari, Le Vite 1568, hier zitiert nach Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 124 [Accessed: 2011-11-04. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/62wNeHvs5]). Eine Anspielung auf die Primitiven; vgl. Klemm, Notizen zu TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 63./ sondern mit großer Vernunft und Bescheidenheit anwenden solle: damit die Erhebung erfolge. Man mus dieselben/ nach Erforderung/ rechtmäßig mischen/ und also anlegen/ daß/ das fürnemste im ganzen Werk/ vor allen zum reichsten/ leichtesten und schönsten hervorkomme. Es müßen auch ihre Kleidungen am lebhaftesten gehalten/ und/ mit den Bildern/ auch die Fleischfarbe/ in die Weite/ mit allen andern gebrochenen Farben/ sich verlieren.
deren Harmonie beobachten/ Man hat die gemeine und dienstmäßige Personen der Figur/ mit schlechten und gebrochenen Farben beyzubringen/ als wordurch die fürnehmere ein mehrers ansehen gewinnen. Es ist auch nötig/ daß der Grund/ wogegen solche Bilder stehen/ etwas heller/ als der andern/ hervor spiele: damit diese/ samt den Farben/ davon unterschieden erscheinen/ und die erste Bildnis helle/ die andere aber nach und nach verdunkelter-vermischtere Farben haben.
Der Künstler hat sich dessen jederzeit zu befleissen/ dass die principal-Personen/ mit den stärksten annehmlichsten Farben colorirt/ am liechtesten und zu rechtem Dienst austheilen. besten Ort zu stehen kommen/ auch allezeit völlig/ und nicht mit halben oder viertel-Leib exprimirt werden/ und nicht schönere Kleidungen/ als sie selber sind/ bekommen. Hingegen sind/ die gemeine dunkele Farben/ eigentlich und am besten dienlich/ zu den gemeinen Personen/ die abseits in einem Winkel und Ecke stehen.
Wie der nackete Leib zu bekleiden? Der nackete Mensch mus also bekleidet werden/ daß man die Farbe der Kleidung von Haut und Fleisch merklich unterscheiden könne Bei Vasari lautet es sinngemäß umgekehrt: die Farben sollen zurückhaltend und gleichwertig mit dem Inkarnat sein und diesem in der Rundung entsprechend die hautnahen Manieristen-Strümpfe; Klemm, Notizen zu TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 63.. Die Kleidungen/ sollen zwar sichtig Dans l’édition latine, Sandrart utilise le terme de nativa. und zierlich seyn/ doch also/ daß deren große Falten nicht überquär den Leib oder Arm durchschneiden: dann hieraus würde den müßen die Kleider nicht verfinstern. große Unordnung/ wegen der damit bedeckten Glieder/ entstehen. Demnach sollen die Falten jederzeit
mit Bescheidenheit natürlich geleitet werden/ daß man die Gliedmaßen darunter sichtbar und erkantlich/ mit gemäßer Proportion, warnehmen möge. Es ist auch wol zu merken/ daß/ bey den nackenden Leibern/ die Gewänder/ so gelblicht/ rötlich/ Veilfarb/ und von Purpur/ mit finsterem oder grünlichem Grund/ auch blau und gelbe/ nicht übel stehen: wann man sie nur etwas dunkler hält/ als gemeldte Fleischfarbe/ und die jenige Bilder/ so näher unter das Gesicht kommen/ sichtiger und klärer von Farben sind/ als die andere.
Der Mahler mus gleich anfangs in seinen Verstand die Austheilung der Farben beobachten/ damit er nicht plötzlich von einem extremo in das andere falle/ nämlich die höchste und niedrigste/ oder die liechteste und finsterste Farbe just neben In gesellung der Farben/ ist die Härtigkeit und Unordnung zu vermeiden; einander setze: dann dieses würde eine unartige und widerwärtige Härtigkeit auswirken. Dergleichen beschihet aber nicht/ durch den dunklen Schatten jedlicher Figur/ so gleich auf die andere zuruck schläget: dessen Dunkle vielmehr andere Farben nur annemlicher belebet und herfür bringet. Es mus aber dieser Schatten mit seinem Corpo vereiniget seyn: damit beydes nicht/ mehr einem scheckichten und gesprengten Teppich/ als was sie bilden sollen/ praesentire. Dann gleichwie/ ein einiger falscher tonus, eine ganze herrliche Harmoniam verstellet und unlieblich macht Bei Vasari fällt an entsprechender Stelle nur ein allgemeiner Vergleich zwischen musikalischer und farblicher Harmonie: der einzelne Ton, der das Gesamtkolorit stört, zeugt von einer neuartigen, ganzheitlichen Auffassung des Kolorit; vgl. Klemm, Notizen zu TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 63.: also kan auch eine einige nicht recht ausgebildete Gliedmaße/ oder zuharte Farbe/ ein völliges Gemähl zernichten und verwerfflich machen. Das gar zuhohe Weiß- oder Feuer-rohte Bei Vasari: »il troppo accesso« (Vasari, Le Vite 1568, hier zitiert nach Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 127 [Accessed: 2011-11-04. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/62wdOApDj]); vgl. Klemm, Notizen zu TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 63./ beleidiget das Gesicht; und das allzubleiche Hingegen gute Maß und das Mittel zu halten. oder dunkle/ macht die Kunst-Stucke Sandrart est plus explicite dans l’édition latine : picturas vetustiatis vituperio contaminant, ut quasi aetate corruptae videantur (souille les peintures de sorte qu’elles apparaissent comme corrompue par l’âge). veraltet und verlegen. Will also das Mittel/ mit Verstand und gutem Urtheil/ getroffen seyn/ in welchem Stuck noch viel Künstler jetziger Zeit zu thun finden.
Etliche Theile in der Bildnis Dans l’édition latine il est question de pictura. oder Historia, so zu entwerffen ist/ müßen verdunklet oder nach Ordnung im Schatten kommen: weil sie entweder als ferne praesentirt werden/ oder damit sie denen/ so vornen an stehen/ ein bessers und mehrers ansehen erwerben und solche erheben. Dann gewiß ist es/ daß eine große Lieblichkeit und gratia in Abwechslung Die Farben müßen jedem Bild seine Natur geben. oder Brechung der Farben bestehet Bei Vasari ist diese Einschätzung nicht so generell gegeben und nur auf das Inkarnat gemäss des Decorum bezogen; vgl. Klemm, Notizen zu TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 63.. Man mus den Alten nicht ein liecht-rohtes frisches/ den Jungen hingegen ein geelbraunes langweiliges und träges/ Gesicht zueignen. Wann man aber den Alten/
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 7): Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione di Giorgio Vasari alle tre arti del disegno cioè architettura, pittura e scoltura, e prima dell’architettura, Della pittura, Kap. XVIII, Come si debbino unire i colori a olio, a fresco o a tempera, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 124 ff. [Accessed: 2011-11-09. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/634VweiI0]. Abweichend ist neben zahlreichen, meist unsignifikanten Fehlern und Umstilisierungen das Ende des Kapitels nach »Raphael«. Vasari führt als Ausnahmen die Lichtgebung bei Nachtstücken und himmlischen Glorien, die mit harten Schlagschatten respektive reiner Lichtigkeit zu geben sind. Anschließend: man erkenne an der guten Verbindung dieser Teile ob die intelligenza del Pittore die »unità del colorito campata la la bontà del disegno, dato vaghezza alla pittura e relievo e forza terrible alle figure« zeige (Vasari, Le Vite 1568, zitiert nach der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 128); vgl. Klemm, Notizen zu TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 63.The end of this part of the text is on page 151