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TA 1679, Metamorphosis, S. 14

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Geschrey. Jo Päan/ Jo Päan/ welches hernach iederzeit im Gebrauch blieben/ entstanden: wie unser Poet/ im seinem andern Buch der Liebs-Kunst/ erzehlet/ wann er singt:

Ruffe Päan/ Jo ruffe/ doppelt/ laß die Stimm erschallen/
das Gevögel/ so ich suchte/ ist mir in das Netz gefallen. Die deutsche Übersetzung dieser Verse, die van Mander auf Niederländisch wiedergibt (Mander, Schilderboek, Van den Draeck Python, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 7r f. [Accessed: 2012-03-16. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/66CxCIGuA]), dürfte mit Unterstützung des von dem für diesen Teil zuständigen Redaktors verfasst worden sein. Für den Zweiten Hauptteil wurden hier zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold vorgeschlagen (vgl. Laufhütte 2011, S. 19). Die Originalquelle hierzu Ovid, Ars amatoria 2,1.Christina Posselt, 03/16/2012

Natürliche Erklärung über den Python. Hierüber nun einige Ausleg- oder Erklärung zu geben/ so ist zu wissen/ daß Python im Griechischen/ eine Fäulung bedeute/ welche von allzuvieler Feuchtigkeit entstehet/ und von dem Apollo/ oder der Sonne/ vermittelst ihrer hitzigen Strahlen/ verzehret und weggenommen wird/ da sie anderer Gestalt grosse Kranckheiten verursachen solte.

Einige sagen/ daß dem Apollo/ in Tödtung dieses Pythons/ seine Schwester Diana zu hülffe Lehrliche Auslegung über das Tödten des Pythons. kommen/ und an demselben sich gerochen habe/ weiln er ihre Mutter/ die Latona/ da sie schwanger gewesen/ auf feindliches Anstifften der Juno/ verfolgt gehabt/ worvon wir/ im folgendem sechsten Buche/ handeln werden. Latona nun bedeutet eine Vergessung/ Python aber das mannigfältige Ubel und die vielen Beschwerden dieses elenden Lebens/ welche durch die Vergessung/ als ihre Kinder/ den Apollo und die Diana/ weggenommen werden/ denn Apollo alhier die durchdringende Lieblich- oder Anmuhtigkeit der Music/ Diana aber die Belustigung des Jagens andeutet/ welche zwey Dinge das menschliche Gemüht wunderbarlich belustigen können. Sonsten kan auch/ durch den Apollo/ oder durch die liebliche Säiten-Kunst/ verstanden werden/ eine schöne und wolberedte Vermahnung/ oder freundliche/ süsse und weise Trost-Reden/ so die verderbliche Kümmernüssen des Hertzens wegnehmen: durch die Diana aber/ die Nacht/ so durch den Schlaff die Gemühter erleichtert/ und vieler Erklärung des Streits über dem Schiessen des Apollo und Cupido. Traurigkeit vergessen machet. Anlangend den Wett-Streit des Bogenschiessens/ zwischen dem Apollo und Cupido/ ist selbiger anders nichts/ als der in der Welt sich ereigende Streit zwischen dem Nutzen und der Lust/ oder dem Nohtwendigem und Behäglichem. Der Phoebus-Strahl/ oder die Sonnen-Hitze/ ist dem menschlichem Leben überaus nutz und beförderlich. Dargegen sind die Strahlen der Liebe/ ob sie wol behäglich und annehmlich/ denen Sonnen-Strahlen/ so zur Fortpflantzung dienen/ zwar in etwas gleich/ und/ wann sie nemlich rechtschaffen und gemässigt sind/ in Erhaltung der Welt nutzlich; widrigen Falls aber/ viel zu gifftig/ und in allen mehr schädlich/ als vorträglich/ mehr verhinder- als forderlich: sintemalen sie die gesunde Vernunfft unterdrucken/ den Verstand verdüsteren/ und das Gemüht und die Sinne verblenden und gleichsam rasend machen. Also daß unser Poet/ die Grösse der Liebes-Krafft recht auszudrucken/ dieses Mährlein erdenckt/ Cupido habe/ mit dem guldenen Strahl/ die Sonne überwunden; dardurch andeutend/ daß der Mensch/ nach seiner verkehrten Art/ öffters mehr behertzige und nachtrachte seiner eignen Lust und eiteln Neigung/ als deme/ so ihme nutzlich/ bequem und zu seiner Wolfahrt dienlich ist. Nun dörfften wir wol nöhtig haben/ zu wissen/

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wer dann dieser so mächtige Schütze sey/ der den Apollo dergestalt überwunden.

Von dem Cupido.

Unterschiedne Meinungen/ von der Ankunft des Cupido. PLato/ wie nicht weniger verschiedene/ unter den Poeten/ eignen dem Cupido ungleiche Eltern zu/ unter welchen doch einige nicht allzueinig mit sich selber sind: dann der uhralte Poet Orpheus saget/ sein Vatter sey der Saturnus. Und anderswo/ daß alle Liebe von der Venus herkomme. Pausanias spricht: Als die Venus aus der See kam/ wurde sie von dem Cupido bewillkommet. Und erzehlet weiter/ daß man den Cupido für den jüngsten/ unter den Göttern/ halte/ und er ein Sohn der Venus sey. Plato/ welcher/ an einem Orte/ zwar gedenckt/ man wisse nit/ wer die Eltern des Cupido seyn/ bekennet an einem andern/ man sage/ daß/ als einsmals die Götter/ mit einem Porus/ Gott des Uberflusses. herrlichen Banquet/ der Venus Geburts-Tag begangen/ Porus/ der Gott des Uberflusses oder Reichthums/ nachdem er des Nectars zu viel getruncken/ Penia/ Göttin der Armut. also berauscht im Vorhoffe des Jupiters herum spatzirend/ die Penia/ oder Göttin der Armut/ Eltern der angetroffen/ und geschwängert habe/ welche ihme nachmals den Cupido geboren/ der also fort der Venus/ als ein Aufwärter/ gegeben worden/ ihr/ in allen ihrem Begehren/ willigen Gehorsam zu leisten: und aus dieser Ursache solte er für ihren Sohn gehalten worden seyn. Sappho/ die künstliche Poetin/ machet ihn zum Sohne des Himmels und der Erde; Simonides aber/ des Martis und der Venus Sohn: Acusilas/ der Nacht und der Lufft; Alcäus/ der Zwietracht und des Zephyrus oder Westwinds. Cicero unterschiedenen Cupidines. nennet/ im Buch von Natur der Götter/ unterschiedene Cupidines/ und zwar von unterschiednen Eltern und Geschlechten: Den ersten/ von dem Mercurius und der Diana. Den andern von dem Mercurius und der Venus: Den dritten genannt Anteros/ von dem Mars und der Venus. Jedoch es werde von ihm gesagt/ was da wolle/ so stimmen gleichwol darinnen die meisten überein/ daß er der Göttin Venus erster Sohn sey; welche auch/ als sie ihn zur Welt gebracht/ von dem Jupiter deswegen übel angefahren worden: dieweiln er aus des Kindes Gestalt urtheilte/ daß durch selbiges/ unter den Menschen/ grosse Bewegungen und Uneinigkeiten entstehen würden/ also daß viel besser wäre/ ihn zu tödten/ dann/ durch Erhaltung seines Lebens/ dem Verderben der Menschen seinen Lauff zu lassen. Fabel des Cupido Auferziehung betreffend. Weil nun die Venus sich für des Jupiters Drohen fürchtete/ trug sie den Cupido heimlich in eine wilde Einöde/ allda er mitten unter/ und von den wilden Thieren ernähret und gesäuget wurde; daher er dann/ zu samt der Milch/ auch ihre Grausamkeit mit eingesogen/ und ihrer Natur und Eigenschafften theilhafftig worden. Sobald er den Bogen handeln konte/ machte er ihm selbst einen von Eschen- die Pfeile aber/ aus Cypressen-Holtz/ und übte sich erstlich/ wilde Thiere zuschiessen: nächst welchen er begunte auch in den Städten der Menschen Hertzen zutreffen. Endlich kroch und verbarg er sich in einen klumpen Gold/ womit er die ganze Welt folgend unter