Darstellungsoptionen
Im Text hervorheben bzw. anzeigen:

TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 251

Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 18): Mander, Schilderboek, Het leven van Hans Holbeen, uytnemende Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 220v–224r [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632YTzzP8]. Sandrart ergänzt van Manders Ausführungen an vielen Stellen (vgl. die ausgewiesenen Markierungen), doch lässt er auch einige Informationen aus.Christina Posselt, 02.08.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 469
Linke Spalte

Hand in einen Korb Geldes greifft/ und mit der andern gold- und silberne Müntzen ausstreuet/ unweit von ihme sein Fortuna und Fama oder das Glück und das Gerüchte/ bey ihm auf dem Wagen stehen auch Schätze und Gelder/ hinter dem Wagen seyn einige/ die um das ausgestreute Geld graplen; Neben dem Wagen gehen die reiche Fürsten der alten Zeiten/ als Croesus, Mydos und dergleichen/ der Wagen wird fortgezogen von vier herrlich weißen Pferden/ die von vier Frauenbildern begleitet werden/ deren Name über ihren Häuptern oder zu unterst der Füße stehen/ die Bilder seyn alle in natürlicher Größe/ Gesichter/ Händ und Füße Fleischfarbe/ die Kleider unterschiedlich und sehr natürlich; und die Armut. das andere Stuck/ der Stand der Armut ist auf diese Manier gebildet/ eine altausgehüngerte magere Frau sitzt auf einen alten schlechten Wagen/ über einem Bund Strohe/ unter einer Hütten/ die mit einen alten zerrißenen Tach bedecket ist/ sehr erbärmlich aussehend/ und mit einem schlecht zerrißenen alten Kleid angethan; ihr Wagen wird von einem paar Ochs und Eßlen gezogen/ vorher gehen einige Mann und Frauen/ anch auch mit schlechter Kleidung angethan. Der Bauers- und Handwerksmann/ so voran tretten/ haben Span/ Hammer und Treschflegeln in der Hand/ vornen auf dem Wagen sitzt die Hoffnung/ so ihr Gesicht sehr beweglich nach dem Himmel hebt/ mit noch viel mehr Umständen/ die allda zu sehen sehen seyn; und damit ich es kurz mache/ ist dieses Werk sehr künstlich und vernünftig/ Poetisch und Philosophisch ausgebildet und gezieret; mit sehr köstlicher Zeichnung und Ordinanz. Diese zwey Stuck hat er gemacht/ da Fridericus Zucchero in Engeland war/ ungefähr im Jahr 1574. der dann/ wegen angewandten großen Fleißes/ darvon geurtheilet/ daß sie ja so gut/ als wann sie Raphaël von Urbino selbsten gemacht hätte.

Etliche seiner Contrafäte. Mehr hatte Holbein einer Gräfin Contrafät in Lebens-Größe gemacht/ die mit weiß und schwarzen Atlas bekleidet/ das ehdem in der Behausung des Milord Penbrock gestanden/ als selbiges Friderich mit andern Kunst-Mahlern besehen/ hat er auch so großes Wolgefallen daran gehabt/ daß er gesagt/ er habe zu Rom in keinem Stuck dergleichen Kunst und Nettigkeit gesehen/ und gienge ganz verwundert darvon. So ist vor diesem zu Londen ein großer Liebhaber unserer Kunst/ Andreas de Loo benamt/ gewesen/ der alles/ was er von Holbeins Hand zu bekommen gewust/ aufgekauft/ und daher eine große Menge von wunderartigen Contrafäten dieses Künstlers hatte/ unter andern ein sehr meisterliches Bild/ von halber Lebens-Größe/ worbey allerley Astronomische Instrumenta, und ware des Königs Astronomi Magister Niclas, der ein Teutscher oder Niderländer gewesen/ und bey 30. Jahr in Engeland gewohnt/ welchen der König aus Kurzweil einmal befragte/ wie es doch käme/ daß er nicht besser Engeländisch reden könte/ und zur Antwort erhalten/ Ihr Majestät vergeben mir/ was solt einer Engeländisch inner dreyßig Jahren lernen können/ worüber der König und alle Umstehende herzlich gelachet; wieder war bey den vorgenanten de Loo

Rechte Spalte

das Contrafät des alten Milort Crauwel, in der Größe ungefehr anderthalben Schuch/ von dieser Hand/ als auch das Contrafät des hochgelehrten und weit-berühmten Erasmi Roterodami, von deme vorerzehlt/ wie wol es ihme gleichte; Neben diesen hatte vorgenannter Liebhaber ein großes Stuck von Waßerfarbe/ darinnen in sehr herrlicher Ordnung/ in Lebens-Größe/ contrafeet saßen der gelehrte Thomas Morus und seine Hausfrau/ Sohn und Töchter/ welches wol würdig zu sehen und zu preisen/ weil es gleichsam ein Probstück seiner Kunst/ wie oben gemeldt/ gewesen ist.ManderInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 18): Mander, Schilderboek, Het leven van Hans Holbeen, uytnemende Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 220v–224r [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632YTzzP8]. Sandrart ergänzt van Manders Ausführungen an vielen Stellen (vgl. die ausgewiesenen Markierungen), doch lässt er auch einige Informationen aus.Christina Posselt, 02.08.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 469
Hinterläst sehr viel Handriße.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Diese Passage gehört zu den diversen Ergänzungen, die Sandrart selbst verfasst hat (vgl. Sponsel 1896, S. 18) und die teilweise auf persönlicher Anschauung von Holbeins Werken beruhen.Christina Posselt, 02.08.2010Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 472
Der hoch-berühmte Graf von Arondel, der kein Gold noch Silber gespahrt/ wann etwas von Holbein zu bekommen war/ hat eine ganze Galleria von seinen Hand-Gemälden zusammen gebracht/ auch ganze Bücher seiner Handriße/ theils mit der Feder umzogen und getuscht/ theils ganz fleißig geschraffirt/ ob wärens in Kupfer gestochen/ theils mit schwarzer Kreide auf Papir groß und also meisterhaft mit verwunderlicher Sauberkeit zusammen gebracht/ daß/ wann ich selbiges nicht vielmals persönlich gesehen/ oder in Handen gehabt/ ich nicht geglaubt hätte/ daß ein Mann mit eigner Hand so fleißige und viele Werke von biblischen und weltlichen Historien auch Poësien hätte können verfärtigen; kurz zu sagen/ er war in allen Dingen fast übernatürlich-geschwind und beschlagen.

Hochgedachter Herr Graf von Arondel hat mir noch überdas mehrmal ein Büchlein in 16. so von dieser edlen Hand gezeichnet war/ gezeigt/ darinn Auch die Passion gar klein. die ganze Passion von 22. Blättern/ voll von Bildern/ wie klein nun die seyn/ ist leicht zu gedenken/ dieses alles war gleichwol auf das alleremsigste und sorgfältigste ausgemacht/ als obs eitel miniatur wäre/ unter andern war darinn die Bildnis unsers Erlösers jedesmal in Gestalt eines in schwarz bekleideten Mönichs; da ich einest dieses Werks halben zu Red wurde mit dem Ritter Und andere Handriße. Inigo Jones Server des Königs berühmten Architect, brachte er mich in das Königl. Cabinet, allda er mir unter andern ein Buch zeigte/ das dieser Künstler mit Zeichnungen von der Feder erfüllet/ von allerley Tolchen/Gefäßen/ Zierahten/ Bildlein und Laubwerk/ als auch Beschläge zu den Scheiden/ zum Degen-Gehäng/ Gürtel/ Knopf zum Königl. Rock/ zur Hutschnur/ Spangen anf auf die Schuh/ wie damals im Gebrauch gewesen/ aufs alleremsigste und bäst gemacht/ wieder zu klein und großen/ güldenen und silbernen Geschirren/ zu Messerstielen/ Gablen/ Saltzfässern/ groß und kleine Büchlein/ samt anderer Mänge Zierrahten des Königlichen Schmucks/ die sehr lang zu erzehlen fallen würden Dieses Skizzenbuch wird meist mit den heute im British Museum aufbewahrten Blättern identifiziert (vgl. Teutsche Academie 1675/Viten (Ed. Peltzer 1925), S. 391, Anm. 355). Die Darstellungen in diesem »Jewellery Book« entsprechen sehr genau Sandrarts Beschreibung. Als Beispielillustration siehe das Skizzenblatt mit den vier Buchspangen.Christina Posselt, 24.02.2010.

Noch andere seine Werke.Mehr war zu Amsterdam in des Kunstreichen und liebhabenden Herren Agenten der Cron Schweden/ Herrn Michaël Le Blon berühmtem Kunst-Cabinet/ so wol von vortreflichem Gemählden/ als Kupferstich und Handrissen von seiner Hand gemahlt zu sehen/ ein Gelehrter/ hinder dem der Tod mit der Uhr stehet/ worbey ein schön Gebäu; ferner etliche Contrafäte/ auch eine Venus mit dem Cupido/ überaus sauber gemahlt/ und mehr anders. Darzu verehrte

Sandrart (Fortsetzung auf einer folgenden Seite)Informat. zur Quellenmarkierung
Diese Passage gehört zu den diversen Ergänzungen, die Sandrart selbst verfasst hat (vgl. Sponsel 1896, S. 18) und die teilweise auf persönlicher Anschauung von Holbeins Werken beruhen.Christina Posselt, 02.08.2010Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 472