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TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 187

Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Die Vita der Carracci ist größtenteils von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 14). Lediglich die Ausführungen zur Galleria Farnese übernimmt Sandrart von Carlo Cesio (vgl. den markierten Einschub), während er Belloris Vite de’ pittori (Rom 1672) nicht kannte und die 1678 erschienene »Felsina pittrice« von Carlo Cesare Malvasia nicht mehr berücksichtigen konnte (vgl. Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 838 f., Anm. 425,17).Christina Posselt, 30.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 399
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sind sehr groß und zierlich gebildet/ unter andern zeiget eine/ wie mühsam die Arbeitsleute mit Tremmeln/ Stangen und anderm Werkzeug einen grossen Stein zu bewegen/ und mit äusserst angewendtem Gewalt von der Stelle zu bringen trachten: Der aber/ wegen des darauf unsichtbar sitzenden Teufels/ unbeweglich ligt/ endlich doch/ wegen gegebener benediction von S. Benedicto, durch Verjagung des Teufels/ erleichtert/ und ohne sonderbare Mühe von der Stelle gehoben worden/ in welchem Stuck die Affecten und Bewegungen der Arbeitenden unmöglich hätte können bässer ausgebildet werden.

In einem andern verblendet der böse Geist die Mönche/ daß sie vermeinen/ es stünde ein Zimmer in Brand/ welche deßwegen voller Angst und Schröcken herbeylauffen/ und den Brand zu löschen sich möglichst bemühen/ so sehr verwunderlich anzusehen. Neben diesen ist auch sonderbar zu rühmen das herrliche Nachtstuck/ in dem eine Anzahl gewapneter Strassenrauber abgebildet seynd/ die ein Kloster ausgeplündert haben/ und die Beut bey einem angezündten Wind-Liecht austheilen wollen/ darüber aber strittig werden/ und sich selbst untereinander aufreiben.

Nachdem nun Annibal diese und noch mehrere Kunststücke zu Bolognen/ und in der angränzenden Beschreibung der herrlichen Galerie des Cardinals Farnese. Landschaft verfärtiget/ ist sein Lob biß nach Rom erschollen/ dannenhero der Cardinal Farnese ihn beschrieben/ und in seinen Palast eine Galerie angedinget/ die so wol gerahten/ daß sie niemals nach Verdienst mag gerühmet werden: selbige ist ausgetheilet in vier lange Stuck oben mit einem herrlichen Friese abgeschnitten/ auf welchem das Gewölb und obere Werk ruhet/ und mit sehr verwunderlichen/ in allerhand Fabeln bestehenden Cornicen/ so von stucco gemacht zu seyn scheinen: Die Medaglien oder Ronde sind so wol gemahlt/ als ob sie Metall wären/ beyderseits aber in solcher Veränderung/ daß Gemälde und Medaglien abgewechselt zu sehen: die Cornicien werden gehalten durch allerhand schöne Figuren/ die als termini das Gewölb unterstützen/ eben wie die auf den Pilastern/ nach dem Leben gebildete starke Jüngling die Festonen zwischen den Larven/ unter den Cornicien halten.

Damit aber die gewöhnliche Ordnung der Fachen und Medaglien unterbrochen würde/ hat Annibal zwischen jedes grosses Gefach/ mit güldenen Blättern und Franzen gezierten Teppichen gleichende Gemälde/ und andere grau in grau gemahlte Zierlichkeiten gebildet/ alles in einer unvergleichlichen einträchtigen Harmonie, daß man wol sagen mag/ es wäre zuvor niemals ein so grosses Werk/ mit solcher sonderbaren/ geistreichen invention, schöner gratia und wolgegründter Zeichen-Kunst gesehen worden/ als in welchem der Sittenlehre gröster Theil mit Poetischen Fabeln so zierlich vorgestellet/ daß es nicht bässer könte erdacht werden.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Die Vita der Carracci ist größtenteils von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 14). Lediglich die Ausführungen zur Galleria Farnese übernimmt Sandrart von Carlo Cesio (vgl. den markierten Einschub), während er Belloris Vite de’ pittori (Rom 1672) nicht kannte und die 1678 erschienene »Felsina pittrice« von Carlo Cesare Malvasia nicht mehr berücksichtigen konnte (vgl. Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 838 f., Anm. 425,17).Christina Posselt, 30.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 399

CesioInformat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 14): Carlo Cesio, Galeria nel Palazzo Farnese in Roma.del Sereniss. Duca di Parma etc. dipinta da Annibale Carracci intagliata da Carlo Cesio, Rom 1657 (abgedruckt in Giovanni Pietro Bellori, Argomento della Galeria Farnese dipinta da Annibale Carracci disegnata & intagliata da Carlo Cesio, fols. 6–8). Siehe hierzu auch den Kommentar des Kurators des British Museum zur Galeria nel Palazzo Farnese in Roma.Christina Posselt, 14.06.2011Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 401
In dem obern Theil des Gewölbs ist eine grosse Bacchanalie zu sehen/ fürgebildet in der Fabel von Bacchus und Ariana, welche beyde auf einem Triumph-Wagen siegen / neben und vor welchem

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eine starke Mänge von allerhand Feld-Nymfen/ Satyren/ Faunen/ und kleinen Bacchanten tanzen und springen/ sehr zierlich und mit allen zugehörigen Observanzen gebildet/ wie mit mehrerm in nachfolgendem Numero 13. zu vernehmen.

In denen Neben-Historien ist/ 1. zusehen Anchises, welcher der Venus ihren Schuh auszieht/ mit beygefügtem Virgilianischen Spruch: Genus unde Latinum.

2. Diana, welche in dunkler Nacht den Endimion umhalset.

3. Der von Himmel kommende Mercurius überreicht dem Paris den güldenen Apfel/ daß er die Schönste darmit beschenken solle.

4. Pan überreicht der Göttin Diana ein Bündlein Woll/ ihre Gunst dardurch zu erhalten.

5. Der starke und in die Iole brünstig-verliebte Hercules liget seiner Liebsten auf der Achsel/ und spielet auf weiblichen Instrumenten/ dieselbe sehr freundlich anlächlend: Sie aber ist mit seiner Löwenhaut bekleidet/ und hält den Keul in ihrer Hand.

6. Jupiter conjungirt sich mit seiner Gemahlin Juno.

7. Der ungeheure Polyphemus spielet seiner liebsten Galatea zu Ehren auf seiner Pfeiffen: Sie aber höret ihme/ in einer von Delphinen gezogenen Meer-Muschel sitzend/ fleißig zu.

8. Der erzörnte Polyphemus wirft dem flüchtigen Jüngling Aci ein grosses Felsen-Stuck nach.

9. Galatea oder Venus wird auf den Wellen durch den Meers-Gott Cimotoe getragen/ um welche sich die Gratien/ auf Delphinen sitzende/ die Amorinen aber in Lüften schwebend/ häuffig sehen lassen.

10. Aurora überfält den Jüngling Cephalo, und reist ihn mit Gewalt auf ihren Wagen/ wider seinen Willen/ und lässet unterdessen ihren Mann/ den alten Titan, im Schlaff ligen/ je mehr sie aber ihren Liebsten umfängt/ je mehr Widerwillen er ihr erzeiget.

11. Die an den Felsen angeschmiedete Andromeda wird von dem Meerwunder/ durch den streitbaren Perseus, erlöset.

12. Der tapfere Perseus, der Medusen Haupt in der Hand haltend/ wehret sich gegen den Thessalo, welcher ihm seine Gesellen in Steine verwandelt.

13. Bacchus fähret auf einem güldenen/ und seine Ariana auf einem silbernen Wagen/ welcher Amorino eine Stern-Kron aufsetzet; so wird auch darinnen der bezechte und auf seinem Esel reitende Silenus von den Faunen und Satyren angehalten: Die aus dem Schlaff erwachende Venus siehet nach dem Sileno, damit anzeigend/ daß die Trunkene durch unzimliche Begierden/ als garstige Satyren angehalten/ sich die Unzucht wol gefallen liessen.

14. Ferner ist in obgedachtem grossen Runde oder Medaglien dieses compartiments gebildet/ wie Salmace und Hermaphroditus sich umhalsen

Cesio (Fortsetzung auf einer folgenden Seite)Informat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 14): Carlo Cesio, Galeria nel Palazzo Farnese in Roma.del Sereniss. Duca di Parma etc. dipinta da Annibale Carracci intagliata da Carlo Cesio, Rom 1657 (abgedruckt in Giovanni Pietro Bellori, Argomento della Galeria Farnese dipinta da Annibale Carracci disegnata & intagliata da Carlo Cesio, fols. 6–8). Siehe hierzu auch den Kommentar des Kurators des British Museum zur Galeria nel Palazzo Farnese in Roma.Christina Posselt, 14.06.2011Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 401