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TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 148

Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Michel Agnolo Buonarruotti, Florentijn, Schilder, Beeldtsnijder, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 163v–173v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632RNycBn]. Sandrart kürzt einige Passagen, fügt selbst eine Anekdote hinzu und gibt die meisten der von van Mander zitierten Verse in deutscher Übersetzung wieder, wobei die sprachliche Abfassung bei Sigmund von Birken zu vermuten ist, dem die redaktionelle Überarbeitung von Sandrarts Schrift oblag (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25-29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011, S. 22) .Christina Posselt, 21.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 359
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und in der andern ein Tieger-Haut/ samt einem Weintrauben/ welchen ein junger Satyrus zu essen versucht. In dieser Figur sihet man/ daß er eine männliche/ fröliche und fleischichte Rundigkeit zuwegen gebracht/ so/ daß es das bäste Bild war/ welches jemalen bey den Modernen gemacht worden/ und alle andere Werke übertroffen.

Hierdurch nun wurde der Cardinal von Rouan Sandrart verwechselt hier van Mander folgend den Kardinal mit Jean Bilhères de Lagraulas. Bereits in Vasaris Michelangelo-Vita wird in beiden Editionen der Kardinal, Abt von Saint-Denis und französischer Gesandter, mit dem Kardinal d’Ambroise, der ebenfalls Kardinal von Rouen war, zu einer Person verbunden (vgl. Vasari, Le Vite 1568, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. VI, S. 16 [Accessed: 2011-11-03. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/62vBgag3o] und Vasari-Vita Michelangelo 2009 (dt. komment. Übers.), S. 273, Anm. 74). Lagraulas gab die Pietà 1498 für die Cappella Regis Francorum in Sankt Peter in Auftrag.Christina Posselt, 07.07.2010, um eine Gedächtnus in Rom zu hinterlassen/ bewogen/ daß er ihme ein grosses Marienbild von Und einen todten Christum. Marmor/ so man delle Febre nennet/ mit einem todten Christus auf der Schoß machen lassen/ welcher Christus dann nackend von Musculen/ Adern und Nerven/ auch am Gebein und Leichnam so gemacht/ daß niemand etwas bässers zu sehen Hofnung haben kan. Etliche zwar stimpften darüber/ und sagten/ daß das Angesicht der Maria viel jünger/ als Christi ihres Sohns wäre/ aber solche Unverständige bedachten nicht/ daß einer Jungfer Angesicht viel eine längere Zeit schöner bleibt/ als einer andern Frauen/ und daß die Gesichter der jenigen/ die viel leiden/ gleichwie Christus/ ehender veralten. Weiln nun diß Werk in S.Peters Kirche gestellet worden/ wurde von einigen aus der Lombardie gesagt/ daß es von einem andern gemacht worden/welches/ als es Michaël Angelo gehört/ hat er zur Nacht auf den Saum des Kleids Maria seinen Namen eingehauen. Sonsten sezte/ wegen Fürtreflichkeit dieses Bilds/ ein köstlicher Poet/ auf Italiänisch/ folgendes Gedicht hinzu:ManderInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Michel Agnolo Buonarruotti, Florentijn, Schilder, Beeldtsnijder, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 163v–173v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632RNycBn]. Sandrart kürzt einige Passagen, fügt selbst eine Anekdote hinzu und gibt die meisten der von van Mander zitierten Verse in deutscher Übersetzung wieder, wobei die sprachliche Abfassung bei Sigmund von Birken zu vermuten ist, dem die redaktionelle Überarbeitung von Sandrarts Schrift oblag (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25-29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011, S. 22) .Christina Posselt, 21.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 359

SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Während Sandrart eine teilweise fehlerhafte Transkription der Verse von Giovan Battista Strozzi il Vecchio liefert, gibt van Mander das Gedicht in einer Übersetzung auf Niederländisch wieder (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Michel Agnolo Buonarruotti, Florentijn, Schilder, Beeldtsnijder, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 165r [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632RNycBn]).Christina Posselt, 20.07.2011
Bellezza e honestate,
Edoglia, e pieta in vivo marmo morte
Deh come uoi pur fate
Non piangete si forte
Cheanzi tempo ris ueglist da morte
Et pur mal grado suo
Nostro signore & tuo
Sposo figliolo & padre
Unuo sposo sua figlioula e madreSandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Während Sandrart eine teilweise fehlerhafte Transkription der Verse von Giovan Battista Strozzi il Vecchio liefert, gibt van Mander das Gedicht in einer Übersetzung auf Niederländisch wieder (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Michel Agnolo Buonarruotti, Florentijn, Schilder, Beeldtsnijder, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 165r [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632RNycBn]).Christina Posselt, 20.07.2011
Bereits Vasari zitiert diese Verse, die Giovan Battista Strozzi il Vecchio auf die Kopie der Pietà von Michelangelo, die 1549 von Nanni Bigio für Santo Spirito in Florenz geschaffen wurde, verfaßte (vgl. Vasari, Le vite, hrsg. v. P della Pergola. L. Grassi und G. Previtali, Band VII, Novara 1967, S. 120, Anm. 2). Da Sandrarts Zitierung einige Transkriptionsfehler aufweist, sei der Text hier noch einmal wiedergegeben: »Bellezza et onestate,/ E doglia e pieta in vivo marmo morte,/ Deh, come voi pur fate,/ Non piangete si forte,/ Che anzi tempo risveglisi da morte,/ E pur, mal grado suo, Nostro Signore e tuo/ Sposo, figliuolo e padre/ Unica sposa sua figliuola e madre.«Anna Schreurs, 05.04.2011

ManderInformat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Michel Agnolo Buonarruotti, Florentijn, Schilder, Beeldtsnijder, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 163v–173v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632RNycBn]. Sandrart kürzt einige Passagen, fügt selbst eine Anekdote hinzu und gibt die meisten der von van Mander zitierten Verse in deutscher Übersetzung wieder, wobei die sprachliche Abfassung bei Sigmund von Birken zu vermuten ist, dem die redaktionelle Überarbeitung von Sandrarts Schrift oblag (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25-29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011, S. 22) .Christina Posselt, 21.07.2010Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 364
Hierauf bekame er einen sehr großen Ruff/ und wurde nach Florentz/ allwo ein Stuck Marmor von neun Elen hoch war/ gefordert/ daraus nun wolte einer/ Simon da Fiesole, einen Risen machen/ den aber hatte er so böß und übel zugericht/ daß keiner ihm mehr ein Bild/ ohne Zuflickung einiger Stuck/ daraus zu machen getrauet/ sintemalen Mahlt zu Florenz einen David. die Bein alle durchgraben waren/ und also als ein verlassenes Werk da lage. Wie aber Michäel Angelo diesen Stein bekommen/ fertigte er ein Modell von Wachs/ und machte daraus einen jungen David mit der Schleuder in der Hand/ führte ihn auf ein Gerüst/ und bedeckte solchen/ daß es niemand sehen konte/ brachte darauf sein Werk zur Vollkommenheit. Zum letzten/ als er es schier ausgemachet hatte/ und eben im auspolieren begriffen ware/ sagte Pietro Soderini zu ihme/ daß ihme dieses Bildes Nase zu dick wäre. Michaël Angelo Behält einen der Kunst Unverständigen/ auf eine artliche Weiss zu seinen Freund. aber merkte wol/ daß er die Sache nicht verstünde/ und daß er also darvon kein Urtheil fällen könte/ doch um diesen auch zu vergnügen/ stiege er geschwind auf das Gerüst/ und nahm in die linke Hand den Meißel/ und ein wenig Schirffenstein/ so auf dem Gerüst lagen/ und machte sich über

Rechte Spalte

die Nase her/ ließe nach und nach von diesen Schirffen was fallen/ ohn daß er etwas an der Nase veränderte/ nachmalen wendete er ihn/ und sahe nach Soderini, welcher aufwerts gestanden/ zu ihm sprechend/ daß er sich umkehren/ und nun zusehen solte/ izt würde vielleicht die Nase recht seyn/ worauf dieser zur Antwort gegeben/ nun steht es ihme bässer an/ ihr habt ihm damit das Leben gegeben; darmit war Michaël Angelo zufrieden/ und lachte bey sich selber/ daß er den Herrn also vergnügt/ und zugleich seinen Unverstand betrogen hatte/ dann gewißlich das Bild so fürtreflich ware/ daß es sich nicht schämen dörffen/ bey allen andern Bildern von Modernen und Antichen/ Griechischen oder Lateinischen zu stehen/ weil in desselben Beinen sehr schöne Umstrich und Umzüge zu sehen; wie dann auch eine sonderbare Gratia und Annehmlichkeit in der Postur, auch gute Vollkommenheit in den Füßen/ Händen/ Angesicht und andern Gliedern zu beobachten; für dieses hatte Michaël Angelo zu seinem Lohn von dem fürnehmen Herrn Soderini 400. Cronen bekommen/ und für den Palast des Hertzogs Anno 1504. gestellet.

Unterschiedliche Werke von seiner Hand. Wiederum machte er für denselbigen einen David von Kupfer/ der in Frankreich gesandt worden/ und auch sehr künstlich heraus kommen; Nachmalen färtigte er in rund und halb rund ein Marienbild/ von Kupfer gegossen/ für einige Niederländische Edelleute von dem Haus Maschkerous/ die bezahlten ihm darfür 100. Cronen/ und schickten es in Flandern. Einer seiner Freund und Kunst-Liebhaber Angelo Doni genannt/ ein Florentinischer Burger/ als welcher viel künstliche Stück von Antichen und Modernen hatte/ verlangte auch begierig/ etwas von Michaël Angelo zu Mahlet ein sehr künstlich Marien-Bild. haben/ deme er dann ein Marienbild/ so auf beyden Knien liget/ und auf den Armen ein Kind hält/ solches aber Joseph zureichet/ und selbiger es empfängt/ gemahlet/ darinn sahe man nun in dem Umsehen Maria/ wie sie ihr Angesicht gantz starr auf das Kindlein schluge/ des Kinds Schönheit aber und ihr Vergnügen/ so sie an dem Kind hatte/ kunte man aus dem gebildten Angesicht abnehmen/ wie nicht weniger auch die Begierde/ so sich bey ihr/ um ihren Ehmann dieses Kindleins auch theilhaftig zu machen/ erregt/ der dann auch mit seinem Angesicht und den Augen erweiset/ daß er selbiges mit ebenmässiger Begierd und Liebe empfangen. Darauf nun/ um seine Kunst weiters zu zeigen/ hat er in eine Landschaft viel nackende Bilder auf unterschiedliche Manier gemacht/ bey welchen alles so Artliche Manier des Michaël, die Bezahlung für ein Gemähl zu fordern. artig und nett gerahten/ daß er dergleichen noch niemalen zuwegen gebracht. Als er dieses alles geendiget/ schickte ers dem Angelo Dono nach Haus/ und begehrte 70. Ducaten darfür/ diß bedunkte ihm/ als der ein karger Mann ware/ für ein Gemähl allzu viel/ und sagte deßwegen zu dem Boten/ daß 40. ja genug wären/ die er ihme auch geliefert. Michaël Angelo aber sandte den Boten gleich wieder zu ihm/ mit Befehl/ daß er hundert Ducaten bringen/ oder das Gemähl wieder begehren solte. Angelo, welcher das Stuck nicht gern aus den Händen ließe/ botte ihme die zu erst

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Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Michel Agnolo Buonarruotti, Florentijn, Schilder, Beeldtsnijder, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 163v–173v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632RNycBn]. Sandrart kürzt einige Passagen, fügt selbst eine Anekdote hinzu und gibt die meisten der von van Mander zitierten Verse in deutscher Übersetzung wieder, wobei die sprachliche Abfassung bei Sigmund von Birken zu vermuten ist, dem die redaktionelle Überarbeitung von Sandrarts Schrift oblag (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25-29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011, S. 22) .Christina Posselt, 21.07.2010Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 364