TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 106
XLVIII. ROSSO, Florentinischer Mahler und Baumeister .ManderInformat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13):
Mander, Schilderboek, Het leven van Rosso, Florentijnsch Schilder, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 130r–132r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631ImaIts].Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 317WIr haben die Mahler-Kunst bey der Leichbegängnis des Polidors in schwarz gekleidet verlassen/ als welche desselben Künstlers elendes Ende beklaget/ nun wollen wir noch ein kläglichers Schauspiel in dem Leben des ROSSO, Florentinischen Mahlers und Baumeisters/ aufführen/ welcher lehren wird/ daß es nicht so erschrecklich seye/ einen von Fremden ermordeten/ als einen/ der sich selbst grausamer Weiß des Lebens beraubt/ anzuschauen. Lernet von sich selbst. Dieser Rosso wolte sich in der Jugend bey keinem Mahler in die Lehr begeben/ befliße sich aber unterdessen nach den Gemälden des Michaël Angelo nachzuzeichnen/ hatte derohalben auch eine ganz sonderbare manier angenommen/ welche allen Mahlern entgegen ware/ wie zu sehen ist an seinen ersten Werken/ sonderlich an dem todten Christus/ an der Porte S. Pietro Gattoloni zu Florenz/ als der mit einer sehr starken und großen Handlung gemacht worden. In der ersten Blühe/ machte er das Wappen dern von Pucci so wol/ daß sich alle Mahlere darüber verwunderten. Also wuchse ihm der Muht/ daß er in den Macht eine Marien-Himmelfahrt Vorhof von Servi eine Marien-Himmelfahrt zu machen sich getrauet. Darinn tanzen in einem Ring nackende Kinder/ mit schönen Umrissen und Kunst-reichen Verkürzungen holdselig in das Liecht herfür gestellet/ und fehlte ihm nichts/ als eine mehrere Zierlichkeit im coloriren/ die er doch nachmals auch bekommen hat: Die Gebärden und Gesichter der Aposteln waren sehr schön/ die Leiber derselben aber mit allzuvielen Kleidern überhäuffet.
Andere seine Werke. Als ihm einer ein Stuck von Oelfarb angedinget hatte/ und derselbe seine todte Farbe und furchtsame Manier ersahe/ weil er erst im ausmachen seiner Arbeit eine Holdseligkeit gabe/ sagte er: Alle seine Heiligen gleichen anfangs dem Teuffel. Dabeneben contrafätete er auch viele Florentinische Bürger/ und mahlte viele andere Sachen/ wordurch er sich einen zimlichen Namen gemacht/ so/ daß ihm auch ein von Raphaël angefangenes/ seiner Romanischen Reiß halber aber unausgemachtes Gemähl/ zu S. Spirito, übergeben wurde/ welches er so holdselig und glatt ausgemacht/ daß in die ferne nicht leicht ein einiges Werk lebhafter erscheinen wird/ dannenhero es auch von allen Verständigen/ wegen kluger und wolständiger Ausbildung/ hoch geschätzet wird/ und siehet man/ daß er mit so großem Verstand von der Höhe des Liechts/Farb/ Schatten und Liecht ausgetheilet/ als jemals einiger Künstler mag gethan haben. Eben so wol hat er auch gemacht die Vermählung der Jungfrau Maria/ in die Kirche zu S. Lorenzo, und ist in allen seinen Verrichtungen so behänd und resolut gewesen/ daß es ihm andere schwerlich nachthun werden.
Er verstunde sehr wol die nackende Bilder/ und ordnete sie nach den Regeln der Anatomie: Die Frauenbilder machte er gar liebreich/ und zierte sie mit schönen Kleidern; Seine alte Gesichter waren auch würdig zu sehen: Von inventionen war er so reich/ daß er keinen Platz in seinen Werken ledig ließe/ sondern an jedes Ort/ mit sonderbarer Färtigkeit/ etwas zu bringen wuste: In dem Zeichnen war er so gut/ daß diejenige/ so in Rom
Seine Werke zu Rom. etwas von seinen Handrißen sahen/ alsbald seine Arbeit verlangten. Derowegen begab er sich nach Rom/ und machte nella Pace ein Werk gegenüber dem/ welches von Raphaël gemahlet worden. Er machte auch daselbst für einen Bischoff einen todten Christum, und für den Bacciero, Kaufmann und Kupferhändler/ machte er alle Götter/ als da Pluto Proserpinam entführet/ und Saturnus in ein Pferd verwandelt wird/ welche nachmals Giacomo Caragglio geschnitten. Ferner mahlte er daselbst die Enthauptung S. Johannis, welche noch in der Kirche S. Salviati Sandrart verkürzt die Aussagen bei Vasari und van Mander an dieser Stelle, sodass eine ungenaue Kirchenbezeichnung entsteht. Vasari hatte von einer kleinen Kirche auf der Piazza de’Salviati geschrieben und nicht von der Kirche S. Salviati, die es nie gegeben hat. Tatsächlich handelt es sich um San Giacomo a Scossacavalli, die inzwischen nicht mehr existiert. Der Platz vor dieser Kirche wurde im 15. Jahrhundert Piazza Salviati und später Scossacavalli genannt; vgl. Hirst 1963, Anm. 36, S. 164 zu sehen. Damals überfiele ihn in der Plünderung der Stadt Rom das Kriegsvolk/ beraubte ihn seiner Kleider/ und muste er denselben barfuß und mit bloßem Haupt allen Zeug aus der Hugge/ die sie ausgeplündert hatten/ zutragen/ daß er sehr elend und Komt nach Perugia. schmählich nach Perugien gekommen/ allwo ihn ein bekandter Mahler wol empfangen und bekleidet/ für denselben zeichnete er die Historie von den 3. heiligen Königen sehr künstlich und Lob-würdig. Es wurde ihm auch in Cita di Castello eine Tafel zu mahlen zugericht/ eh er aber anfieng/ fiele das Tach ein und zertrümmerte die Tafel/ er selbst aber bekame ein viertägiges Fieber/ deßwegen er sich nach Bergo, und von dar nach Pieve, um die Luft zu verändern/ tragen ließe.
und Arezzo. Von dar kame er nach Arezzo, da wurde ihm ein Gewölb in fresco zu mahlen angedinget in die Kirche S. Maria della lagrime, für 300. Gold-Cronen/ darzu machte er zwar viel Zeichnung/ weil er aber vorher niemals in nassen Kalk gemahlet/ vollendete er nur vier. In den ersten bildete er Mahlet Adam und Eva. unsere erste Eltern angebunden an einen Baum/ denenselben nimt die Jungfrau Maria die Sünde in Gestalt eines Apfels aus dem Mund/ und tritt die Schlang unter ihre Füße/ sie ist bekleidet mit Sonn und Mond/ wie Phoebus und Diana. In die Lade des Bunds. den andern/ mahlte er die Lade des Bunds mit fünf Tugenden umringet/ von Mose getragen. In den Den Thron Salomons. dritten/ den Thron des Königs Salomons/ in welchen letzteren er viel nackende Bilder gebracht/ und würde er die Arbeit unfehlbar ausgemacht haben/ so sie ihm in Oelfarben wäre angedinget worden: Er machte auch daselbst viele andere Gemälde und Gebäude.
Komt nach Borgo. Von dannen kam er nach Borgo S. Sepolcro, und mahlte einen Christum in die Luft voller Glanz/ welcher von vier Bildern wurde angebetet; Zu unterst waren Mohren/ Egyptier/ allerhand Heyden und andere sehr frembde Dinge. Er grube in diesem Bistum unterschiedliche Todte aus/ und ließ keinen Tag vorbey/ an welchem er nicht einen nackenden nach dem Leben zeichnete. Sein Herz stunde immer in Frankreich/ und sagte er: Er wolle sich daselbst der Armut entschütten/ in der er sonst zu Florenz lebenlänglich bleiben müste: Also zoge er durch Pesaro nach Venedig/ und zeichnete daselbst für Pietro Aretino, die Entkleidung des Mars und der Venus mit den Gratien/ und dem Seine Mahl- und Bau - Werke zu Fontainebleau. Cupido, welches Stuck nachmals im Druck kame/ reiste aber bald weiter fort nach Frankreich/ und verfärtigte daselbst unterschiedliche Gemälde/ welche hernach in des Königs Galeria zu Fontainebleau
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Rosso, Florentijnsch Schilder, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 130r–132r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631ImaIts].Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 317