TA 1680, Iconologia Deorum, S. 199
versehen/ den Roßzaum führt und regiert. Man schreibt zwar ins gemein/ Titus habe/ samt seinem Vatter/ zugleich triumphirt; alhie aber wird er vermuthlich aus dieser Ursach ohne einige Gesellschaft gesehen/ dieweil solcher Triumphbogen/ von dem Römischen Rath und Volck/ erst nach dessen Tod/ aufgerichtet worden. Im übrigen sind zu beschauen diejenige Rosse/ welche an ihrem Hals mit guldnen und Edelgestein-reichen Gehängen vortrefflich geschmücket waren; so deßwegen lunata monilia von Statio lib. IX. Thebaid. genennet wurden/ dieweil kleine Mondszeichen
daran hiengen; dergleichen Zierath auch an denen Renn-rossen/ so in Circensischen Schauspielen gebraucht wurden/ zu sehen: Zumal an denjenigen Steinen/ darein dergleichen Schauspiele zierlich angehauen sind; fürnemlich aber an denen mit vier Rossen wolbespannten Siegswägen der grün-gekleidten Renner; die mit Musiv-arbeit auf das schönste ausgemahlet/ und in der vortrefflichen Bibliothek des Hierosolymitanischen Patriarchen/ Herrn Camilli Maximi/ mit höchster Verwunderung gezeigt werden.
PLATTE H.H. DIeses kostbare Kleinod/ und kunstreicher Schild/ worauf folgende Historia von dem fürtrefflichen Julio Romano gemahlt/ ist in runder Form zu sehen/ und wegen der Leichte von vieler übereinander geleimter Leinwand gemacht/ und grau auf grau mit Oelfarben übermahlt/ daran alle Zierathen von Gold erscheinen; wurde ehedessen für eines der berühmtesten Raritäten des Hertzoglichen Cabinets zu Mantua in hohen Würden gehalten/ bis endlich Anno 1629. die Keyserl. Armee die Stadt Mantua mit stürmender Hand eingenommen/ da dann/ als alles den Soldaten preiß gelassen und ausgeplündert worden/ unter andern Vortrefflichkeiten auch dieser berühmte Schild dem Herrn Grafen Otto Heinrich Fuggern zu Theil/ und Lebens-lang in dessen Cabinet zu Augspurg aufbehalten/ nach selbiger Zeit aber/ vermittelst desselben Factorn/ Jonas Ombacht / mir überlassen worden. Als ich nun denselben bey meinen andern Kunst-Raritäten zu Amsterdam etliche Jahr lang/ zu meinem grossen Contento/ aufbehalten/ hat endlich der weltberühmte Kunst-Vatter/ Ihr Excell.Herr Graff von Arondel/ als welcher ein grosser Liebhaber und Kenner der Kunst gewesen/ und absonderlich viel von des Julii Romani Denckwürdigkeiten gehabt/ zu dieser Curiosität ein so grosses Belieben getragen/ daß Sie nicht von mir abgelassen/ bis Sie dasselbe eigenthümlich mit nacher Engeland bekommen. Was aber diese fürtreffliche und niemahl genug gepriesene Kunst-Arbeit für eine Historie repräsentiret/ dessen haben wir niemals können versichert seyn/ sondern unsere Meinung gehet dahin/ daß/ wie Julius Romanus bey Friderichen Gonzaga Hertzogen von Mantua in Dienste getretten/ allda er viel vortreffliche Wercke verfertiget/ wie wir im ersten Buch unserer Academi folio 113 und 114 mit mehrem gedacht/ habe er auch damahls diesen Schild
gemahlt/ und damit einen durch Apollo beförderten schweren Streit oder Krieg andeuten wollen/ welcher Apollo deßwegen seinen Sonnenwagen und Pferd-Lauff hemmet/ und dem Mars etwas ernstlich anbefiehlt/ der darauf mit aller Begierigkeit zum Streit eilet. Es ist alda zu sehen eine hefftig-erschrockene Weibsperson/ derer ihr Kind vom Leib entfällt/ und die auf ihren zu Erden ligenden geharnischten und kläglich-schreyenden Mann los gehet/ deme auch seiner Kriegs-Helden Einer durch schweren Steinwurff niderfällt/ wordurch auch der Seinen mehrere erbärmlich nidergelegt werden/ darunter das schöne verwundete nackende Weib in ihres Mannes Schoß verbleicht/ mit herzschmerzlicher Betraurung/ allem Ansehen nach/ ihres Vatters und Befreundten/ die auch hefftig weheklagend dabey erscheinen. Wir halten davor/ das obgedachte jammervolle Frauenbild/ samt deme von ihr fallenden sterbenden Kind/ bedeute eine fürnehme Provinz/ so gewaltthätig überfallen/ und dadurch ihres liebsten Theils/ als das sterbende Kindlein mit Fliegeln zu verstehen geben mag/ verlustigt worden/ vermittelst ihres Oberhaupts/ welcher durch Kriegsgewalt und einen harten Steinwurff/ woraus unterschiedliche Stücke Geldes fallen/ zu sehen/ und die einen heimlichen Betrug bedeuten mögen/ getödtet worden/ der den Verlust eines grossen Haupts/ oder auch einer ansehnlichen Provinz oder Stadt bemercken möchte. Die andere Figuren exprimiren die ins gemein sich ereignende Kriegs-Elenden und Trübseligkeiten; welches alles aber wir hiermit zu mehrer und besserer Auslegung dem vernünfftigen Leser selbst heimstellen wollen/ und dabey die Vortrefflichkeit dieser reifsinnigen Invention/ meisterhafften Zeichen-Kunst/ und Affecten-Ausbildung hiermit ans Liecht zu geben/ als ein besonders Modell/ für nützlichst und nöthigst gehalten haben.