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TA 1679, Metamorphosis, S. 16

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Sinn ziehen wil/ bezeichnen sie die unglaubliche und wunderbare Fertig- oder Geschwindigkeit des Geistes Gottes/ der sich ausbreitet/ und leichtlich unversehens allenthalben durchdringet. Seine Was die Blindheit Cupido bedeute. Blindheit zeiget/ nach einiger Meinung/ an/ daß etliche Menschen/ durch den Brand der Liebe/ ein unverständiges Leben führen/ indem sie vergessen/ oder nicht beobachten ihre eigene Würdigkeit/ und worzu sie von Gott versehen oder beruffen sind/ die weder Schaden noch Schande/ weder gött- noch natürliche Gesetze scheuen/ also/ daß sie nicht allein blind/ sondern auch kindisch und thöricht zu seyn Was die nackigkeit andeute. scheinen. Durch die nackte Blösse des Cupido wird ebenmässig von einigen verstanden/ daß der Geist Gottes die Dinge dieser Welt nothwendig aufrichtiglich/ ungehindert/ und ohne Erwartung einiges Lohns regiere und verwalte. Sonsten bedeutet die Nacktheit auch/ daß die Liebe/ zwischen Liebhabenden/ sich nicht bergen könne. Cupido wird gehalten für den schönsten/ besten und ältsten Gott; weil die Liebe und Barmhertzigkeit Gottes ewig bleibet/ und den Menschen vom Anfang der Welt geoffenbaret ist. Darum wird gedichtet/ von den Poeten/ daß Cupido/ der Himmlische nemlich/ gleich anfangs in den Chaos mit vermischt worden sey: den Cupido aber/ welcher seine Wohnung machet/ in den Theilen unsers Geists/ welchem die Vernunfft weichen und schweigen muß/ ist/ nach des Phocylides Gezeugnüs: mehr eine wütende Raserey/ dann ein Gott:

Cupido ist kein Gott/ vielmehr ein rasend wühlen/
so alle Menschen macht den grösten Jam- mer fühlen. Die deutsche Übersetzung dieses Doppelverses, den van Mander auf Niederländisch wiedergibt (Mander, Schilderboek, Van Cupido, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 8v f. [Accessed: 2012-03-16. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/66CyHfPQS]), dürfte mit Unterstützung des von dem für diesen Teil zuständigen Redaktors besorgt worden sein. Für den Zweiten Hauptteil wurden hier zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold vorgeschlagen (vgl. Laufhütte 2011, S. 19).Christina Posselt, 16.03.2012

Von der Daphne.

Was der Daphne Verwandlung in einen Lorberbaum bedeute. DIe Verwandlung der Daphne in einen Lorbeerbaum ist darum erdichtet/ weil/ in dem Thal Tempe/ viel dergleichen Bäume wachsen. Sie wird gehalten für eine Tochter des Peneus/ eines Flusses/ so durch dasselbige Thal fliesset. Die Bedeutung hiervon ist diese: Indem Daphne/ die unkeusche Liebe fliehet/ erstattet sie die Unterweisung/ daß eine Jungfrau/ welche ihre jungfräuliche Ehre sorgfältig bewahret/ einen beständig guten und wolriechenden Geruch/ Ruhm und Krantz keuscher Jungfrauschafft behalte; gleichwie ein Lorberbaum stetig grün bleibet/ und einen guten Geruch von sich gibt: Dann eben also muß die Jungfräuliche Reinigkeit auch unverändert bleiben/ wann sie in Ehren glücklich blühen will. Und gleich wie der Lorberbaum/ wann er ins Feuer geworffen wird/ ein grosses Geräusch und Prasseln machet/ und indem er albereit brennet/ dannoch der Flamme zu widerstehen scheinet; also muß auch eine ehrliche Jungfrau geartet seyn/ daß sie den Flammen der Unkeuschheit widerstehe/ ja/ auch durch Geschrey/ wann sie mit Gewalt zu Unehren solte ersucht oder gezwungen werden/ ihre Ehren-Rettung suche. Einige wollen/ Ovidius habe diese Fabel erdichtet/ daß er dem Augustus gefallen/ und seine Gunst erlangen möchte/ indem er/ unter dem Apollo/ den

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Augustus/ und unter der Daphne die Livia/ verstanden. Der Lorberbaum ist/ bey den Heyden/ von Alters her/ für des Apollo Baum gehalten worden; und weil/ Apollo für den Gott des Wahrsagens und der Geheimnüssen geehrt ward/ als wurden auch darum die Lorbeerblätter zum Wahrsagen und Traumdeuten bequem geachtet; darum sie/ wann sie zu Bette gingen/ Lorbeerzweige unter die HauptKüssen zu legen pflegten/ damit sie wahre Träume haben möchten: dahero der Poet sein Gedicht darauf gebauet/ demselben einen so viel grössern Schein zu geben.

Von der Io.

Von der Io/ oder Isis/ und was es bedeute/ das sie in eine Kuh verwandelt worden. VOn der Io oder Isis/ sind unterschiedene natür- und erbauliche Auslegungen/ auch in dem zehenden Buch des Natalis Comes/ zu lesen: die ich aber alhier übergehe/ und eine andere von Joseph Horologgi/ einem Italiäner/ nehme/ nemlich diese: daß/ durch die Io/ welche/ der Finsternus umgeben/ vom Jupiter gebuhlt und entehrt/ endlich auch/ in eine Kuhe verwandelt ward/ zu verstehen sey die Feuchte Lebendigkeit oder Krafft des wachsthümlichen Geistes oder Samens des Menschen; so geliebt wird von der Sonne/ welche begierig und geneigt ist darinnen zu wirken: der dann in Mutter-Leibe umpfangen/ als mit einem dicken Nebel/ damit er wol verwahret sey: welcher Nebel von der Juno/ (dardurch der Mond/ den man als die Geburts-Göttin erwartet/ zu verstehen) weggenommen wird/ auf daß die menschliche Ochsen und Kühe ziehen im Pfluge und Dreschen in einigen Landen. Glieder wachsen/ und endlich an das Tagliecht gebracht werden; da dann diese erwähnte Feuchtigkeit in eine Kuhe verwandelt ist. Dann der Mensch hat die Gleichnus einer Kuh: weil sie ein fruchtbar und arbeitsam Thier ist; und der Mensch/ so mit andern Menschen umgehen wil/ gleichfalls fruchtbar und arbeitsam seyn muß/ nachdemmal er zur Arbeit Was Argus mit hundert Augen bedeute. geboren/ als der Vogel zum fliegen. Weil nun der Mensch ein solches Thier war/ ward er von Gott dem Hirten Argus/ das ist/ der gesunden Vernunfft/ die mit grosser Sorgfalt/ als wie mit hundert Augen/ alles beobachtet und überleget/ anvertrauet und in Verwahrung gegeben. Diese Vernunfft wird von dem Mercurius/ oder welches eben so viel ist/ von der eignen Begierde/ und Neigung zu den Wollüsten und bösen Vornehmen/ gereitzet/ in den süssen Sünden-Schlaff eingewieget/ und zugleich auch von ihm getödet und umgebracht. Das ist: nachdem der Mensch/ seiner Vernunfft beraubt/ in ein ruchloß Leben gerahten/ werden ihm die Augen/ welche ihn vorher zu anders nichts dann Gerechtigkeit und allen Tugenden/ anwiesen/ endlich gesetzet in den Pfauen-Schwantz der Göttin des Reichthums Juno: welche anders nichts ist/ dann eine dem Reichthum/ hochmühtiger Lust/ und eiteler Ehr- ergebene Begierde/ mit einen beliebigem Anschauen der unvollkommenen irrdischen Schönheit/ zu einem äusserlichen Nachtheile des Geistes.