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TA 1679, II (Skulptur), S. 9

Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Die Ausführungen zu den antiken Skulpturen, die in den beigefügten Kupferstichtafeln A–Qq zur Darstellung kommen, wurden von Sandrart verfasst. Oftmals enthalten sie Angaben über Sandrarts persönliche Kenntnis der Stücke sowie Erklärungen für die Aufnahme in das Stichwerk. Für die Deutung der dargestellten Personen und weiterführende Informationen zu diesen griff Sandrart zweifellos auch auf andere Autoren zurück (vgl. Sponsel 1896, S. 33).Carolin Ott, 10.07.2012Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 884
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in Toscania belagerte/ vor derselben aber dreyerley Nationen Völcker/ als Teutsche/ Frantzosen/ und Italiäner/ gebrauchte/ hat er unter andern auch/ bey Musterung der Armee/ Seine Gemahlin die Groß-Hertzogin mitgenommen/ und ihr dieselbe gewiesen. Weil nun die Frantzosen und Italiäner/ durch ihre Höflichkeit und bescheidene Manier/ Die Teutsche wissen zu sauffen. sich sehr angenehm bey ihr gemacht/ die Teutsche hingegen/ als sie vorbey fuhre/ aus grossen Weingläsern tapffer herum getruncken/ theils auch da und dort ziemlich bezecht auf dem Felde herum gekugelt: hat gedachte Groß-Hertzogin sich sehr darüber entrüstet/ und an ihren Herrn begehrt/ daß er doch diese Schweine abschaffen und von sich lassen möchte. Weil aber dem Groß-Hertzog der Teutschen Tapferkeit wol bekandt gewesen/ als hat er in dieses ihr Begehren nicht einwilligen wollen. Wie es nun nachmals/ als es bey dieser Belagerung ziemlich scharff und hart daher gegangen/ und die Burger der Stadt bereits zween Stürme der Frantzosen und Italiäner glücklich abgeschlagen hatten/ auch solches nach Hof berichtet worden: kame bald darauf der dritte Currier/ welcher mitgebracht Und auch zu siegen./ daß die Teutschen den Wall erstiegen/ solchen behauptet/ und die Stadt einbekommen hätten. Wie sehr nun Cosmus Medices durch die erste Post erschrecket worden/ so sehr ward er Groß-Herz. Cosmus von Florentz gibt seiner Gemahlin eine Ohrfeige. durch die andere erfreuet; und weil eben damals die Gemahlin bey ihm in der Carosse gesessen/ hat er/ aus Eiffer und Liebe gegen seinen Teutschen/derselben/ wegen jüngst ausgestossener Schmähworte/ eine Ohrfeige gegeben. Um dieser Ursache willen/ sollen/ wie man sagt/ von der Stunde an/ beyde Großhertzogliche Personen von Florentz/ bis auf diesen Tag/ nicht mehr bey einander in einer Kutsche Rotator, oder Garten Messerschleiffer/ genannt Kneyt/ fördert die Eroberung. fahren. Zu obbenannter Eroberung aber/ hat nicht wenig geholffen/ gegenwärtiger Rotator oder Garten-Messerschleiffer/ sonsten Kneyt genannt: welcher in einem Garten der Stadt/ als ein Gärtner sich befunden/ allwo einige vornehme Rathsherren zusammen gekommen/ und von Noht und Anligen ihrer Belagerung mit einander offenhertzig und vertraulich sich unterredet. Wie nun dieser Rotator oder Garten-Messerschleiffer alles sehr wol zu Ohren gefasset/ hat er des andern Tags ins Läger sich verfüget/ und die gehörte discursen angezeiget. Worauf dann erfolget/ daß dieser letzte Sturm von den Teutschen vorgenommen/ und solcher gestalt durch ihre Tapfferkeit die Stadt Siena erobert worden. Der GroßHertzog liesse nachmals/ durch Michael Angelo Buonarotti, diese Figur in weiß Marmor verfertigen/ welche eines starcken Mannes Leib/ samt dem effect des Messerschleiffens vorstellet/ und zu Rom im Palatio derer von Medices zu sehen gewesen/ hernachmals aber nacher Florentz gebracht/ und im selben Pallast aufgericht worden.

R. Pan und die Natura .

22. Pan und die Natura . DIese werden hier vorgestellet/ wie sie einander sehr freund- und holdseelig liebten. Solches geschiehet darum/ weil der Erste von diesen beyden die Welt repraesentiret/ und ihm deswegen der

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Geisfus abgethan/ dargegen ein Menschen-Fus angemachet worden: woraus zu schliessen/ daß vermittels der Freundlichkeit des Pans/ die er gegen die Natur spüren lässet/ die Fruchtbarkeit und Wachsthum aller Dinge erfolge. Diese zwar kleine/ doch sehr gute antiche Statua in Marmor/ wird zweiffels ohne noch zu Stockholm in Schweden zu finden seyn/ welche S. Königl. Mayst. Carolus Gustavus höchstseel. Gedächtnus Ao. 1650. in Nürnberg von mir empfangen haben.

S. Aurelius und L. Verus.

23. Aurelius und Lucius Verus. AUrelius und Lucius Verus werden hier vorgestellt/ wie sie einander umhälsen/ sehr freundlich begegenen/ und in guter Vertraulichkeit stehen: vielleicht dardurch vorzubilden/ daß sie/ nach Käysers Antonini Pii Tode/ das Röm. Käyserthum zugleich sehr löblich regiret/ und/ nach Inhalt der Historien/ sich dermassen wol vertragen/ daß iederman darüber/ als über ein rares Freundschafft-Exempel/ sich höchlich verwundert und hertzlich erstreuet habe; absonderlich weil sie keine leibliche Brüder zusammen gewesen/ sondern Aurelius diesen allein zum Gehülffen des Regiments angenommen/ damit er seinen Philosophischen Studien desto besser abwarten/ und Lucius Verus indessen den Krieg führen möchte. Sehr denckwürdig ist die Geschicht/ welche unter Käyser Marco Aurelio sich begeben/ da die Teutschen den Römern mit ihrem Lager den Vortheil abgenommen/ also/ daß diese umringet in der grösten Hitz kein Wasser haben konten/ und nicht anders vermeinet/ als das Menschen und Vieh würden Durstes sterben müssen. Als nun der Käyser nicht gewust/ was er in dieser Noht thun solte/ sagte ihm seiner Obristen einer/ wie er offt gehört hätte/ daß die Christen/ mit ihrem Gebet/ alles von ihrem Gott erlangen könten/ was sie nur begehreten. Nun waren unter der Armee des Käysers ein gantzes Regiment Christen/ dieselben liesse Aurelius dahin Der Christen Gebet erbittet Regen und Donner. vermögen/ daß sie einen Versuch thäten. So bald die Christen ihr Gebet verrichtet/ vertrübte sich der Himmel mit Wolcken/ und fiel ein dicker Regen/ davon Mann und Roß erquicket wurde. Als aber indessen die Teutschen/ damals noch Heyden/ den Angriff thaten/ kame auf dem Regen ein erschreckliches Donnerwetter/ und fiele nicht allein ein grosser Hagel mit Blitz und Feuer auf die Teutschen/ sondern der Wind triebe auch ihre eigene Pfeile auf sie zurucke/ daß sie gantz erschrocken/ nach erlittenem grossen Schaden/ die Flucht geben musten. Dieses Regiment wurde nachgehends Legio Fulminatrix, oder das Donnerende genannt/ und von iederman in hohen Ehren gehalten. Welch denck-würdiges Wunder-Werck der Christen Gebet-Vermögenheit/ diese Heyden selbst also hoch geachtet/ und zu ewiger Gedächtnus auf der von Marmelstein ausgehauenen Wunder-Seul zu Rom/ aufrichten lassen/ darauf diese gantze Historie künstlich in Basso Relieuo, oder nieder-erhobnen Figuren/ bilden lassen/ und noch auf dem Platz Collonna, wie/ in vorhergehender Architectura, Plat. XXII. uns zeiget/ zu sehen. Diese

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Die Ausführungen zu den antiken Skulpturen, die in den beigefügten Kupferstichtafeln A–Qq zur Darstellung kommen, wurden von Sandrart verfasst. Oftmals enthalten sie Angaben über Sandrarts persönliche Kenntnis der Stücke sowie Erklärungen für die Aufnahme in das Stichwerk. Für die Deutung der dargestellten Personen und weiterführende Informationen zu diesen griff Sandrart zweifellos auch auf andere Autoren zurück (vgl. Sponsel 1896, S. 33).Carolin Ott, 10.07.2012Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 886