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TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 328

Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).Christina Posselt, 06.08.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 553
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Seinem hurtigen Pensel vergesellte sich eine Seine Art zu mahlen. ungemeine gratia, welche/ ob sie schon ein großer Theil der edlen Mahlerey ist/ dannoch nicht bey einem jeden sich finden läßt/ unserm Schönfeld aber hat sie sich gleichsam gar verlobet/ und hat er durch Beyhilf derselben viele Lebens- große Geist- und Weltliche/ aber fast unzahlbare halb Lebens-große/ und etwas drunter/ seriose Historien/ Poetische Fabeln/ Alludien und Pastorellen verfärtiget/ dann sein zierlicher Geist überschüttete gleichsam mit einem Uberfluß wolaufgeräumter Gedanken/ seine geschwinde Hand/ wie solche hin und wieder in Ober-Teutschland/ bey Chur-Fürsten und andern hohen Ständen des Reichs/ auch bey particular-Liebhabern/ in großer Mänge zu finden/ alle mit schönen Bildern/ seltsamen Thieren/ alten Ruinen/ zierlichen Landschaften/ und festen See-Porten erfüllet/ und nach allen Regeln der Kunst wol ausgebildet.

Sonderlich ist von seinen Werken zu gedenken Seine Werke. der obern Decke in der Chur-Fürstin zu Mönchen Ante-Camera, mit vielen Historien von seiner Hand gezieret. Die Fürstliche Salzburgische Residenz Neben vier Altarblättern für den Salzburger Dom, befanden sich viele Werke Schönfelds in der Sammlung der Salzburger Erzbischöfe, deren 1803 säkularisierte Bestände teilweise nach Wien gelangten, darunter der »Marcus Curtius« und die »Dido«, vgl. Pée 1971, S. 258.Christina Posselt, 29.03.2010/ und viele große Altar-Blätter in der Kirchen zu Insbruck Außer dem Altarbild für die Pfarrkirche Mariahilf sind keine weiteren Werke Schönfelds in Innsbruck sicher belegt; vgl. Pée 1971, S. 197 f.Christina Posselt, 26.03.2010 und Lyon in Frankreich In den Kirchen Lyons lässt sich kein Werk Schönfelds mehr nachweisen; vgl. Pée 1971, S. 248, Kat.-Nr. V29.Christina Posselt, 26.03.2010 zeugen offentlich von seiner Kunst: Vor allen aber hat er die Weltberühmte Stadt Augstburg mit seinem zierlichen Pensel bereichert: Also sind daselbst in der neu-erbauten Creutz-Kirche zwey große Blätter/ dern eines die Ausführung/ das andere die Abnehmung Christi vom Creutz/ in herrlichen Figuren und guter Ordinanz vorstellet; Mehr ist von ihm in der Barfüßer-Kirche eine gleich-große Tafel/ darauf das Jüngste Gericht gebildet/ und wie ein Engel den Teufel an Kätten gebunden hält: In der Domkirche bey Unser Frauen sind etliche Altäre von seiner Hand zu sehen Der Augsburger Dom besaß etliche Gemälde Schönfelds, die im Zuge der ab 1655 vorgenommenen Barockausstattung in Auftrag gegeben wurden. Im Gegensatz zu der zerstörten Darstellungen der »Heimsuchung Mariae« und der »Geburt Christi« sowie dem Hochaltarbild der »Himmelfahrt Mariae« (zu dem auch ein Auszug mit »Christus als Erlöser« gehörte), haben sich die anderen Gemälde erhalten: Die Heilige Dreifaltigkeit, die Verklärung Christi und der Heilige Hieronymus, der die Posaune des Jüngsten Gerichts vernimmt wurden allerdings bei der Regotisierung Mitte des 19. Jhs. aus dem Dom entfernt; vgl. Kat. Friedrichshafen/Stuttgart 2009, S. 47; S. 63 f.Christina Posselt, 26.03.2010/ wie auch bey den Dominicanern ein Altar-Blatt/ mit unser lieben Frauen/ ihrem Christkindlein und S. Anna/ und noch ein in Schmerzen sehr natürlich darnieder ligender Christus. So verdienen auch bey des Kunstliebenden Herrn Burgermeisters/ Marx Anthoni Jenischen/ (der unlängst zu großem Schaden dieser Republic mit Tod abgangen) Erben/ etliche in einer Größe befindliche Stuck/ großes Lob/ in dern einem er sehr vernünftig ausgebildet/ wie Hannibal seinem alten Vatter Amilcar in einem Tempel kniend/ den Eid leistet/ daß er der Römer Feind leben und sterben wolle: In einem andern verrichtet die Göttin Diana ihr Opfer/ welcher die aufwartende Nymphen allerley Opfervieh zu führen: Das dritte zeiget ein abscheuliches monstrum, welches des Cadmus Gefährten/ da sie Waßer holen wolten/ ertödtet/ und darum von ihme mit einer Lanzen durchstoßen wird: Das vierdte bildet sehr nachdenklich der Riesen Himmels-Sturm aus: Das fünfte aber eine Bacchanalie, mit allerhand Nymfen und Bildern künstlich erfüllet. So befördert auch der erst neulich auf Befehl eines Hoch-Edlen Magistrats zu Augstburg verfärtigte Wettlauf des Hippomenes und der Atalanta, des Künstlers unsterbliches Lob/ als welches nicht allein mit sehr vielen Bildern der Zuschauenden

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überhäuffet/ sondern in allen Theilen der Kunst sehr wol gemahlet ist.

Obwolen nun bey unserm Künstler das einquartirte verdrießliche Alter/ die Leibes- Kräften ziemlich abmüdet/ so bleibet doch seine künstliche Hand noch immer unverdroßen/ und läßt er nicht nach/ neben täglicher Verfärtigung allerhand schöner Werke/ auch den Goldschmieden/ zu ihrer diß Orts berühmter Arbeit/ viele zierliche inventiones aufzusetzen/ welche sich dann fleißig um dieses Kunst-Liecht halten/ und seiner Gesellschaft geniessen/ außer welchem er auch sich nicht große Weitlauftigkeit oder unnötige Geschäfte macht/ sondern seinem Beruf fleißig abwartet/ und der edlen Kunst zum bästen verhoffentlich noch viel gutes verrichten wird.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).Christina Posselt, 06.08.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 553

SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).Christina Posselt, 06.08.2010
CCLXII. Susanna Mayrin/ Mahlerin von Augstburg.EIn schöner Blumenstock gibt den Liebhabern nicht allein angenehme Blumen/ sondern auch junge Reiße/ die man versetzen/ und nach Abgang des alten/ derselben genießen mag: Ebenso machte es der in vorgehendem Capitel gerühmte Johannes Fischer/ indem er seinem wehrten Vatterland ein so schönes Kunst-Reiß hinterlaßen/ daß es sich billich darüber erfreuen mögen/ solches ware seine in Kunst und Tugend dem Vatter rühmlich nachahmende Tochter Susanna/ welche/ gleichwie sie von Jugend auf sich aller dem weiblichen Geschlecht wol anstehenden Tugenden beflißen/ also hat sie sich mithin gar fruh auf die Zeichen-Kunst geleget/ und ist darinnen/ vermittelst ihres guten Geistes/ zeitlich hoch gekommen: Damit sie aber deßelben eine Prob zeigen möchte/ hat sie nicht allein mit der Nadel/ und sonsten allerley überaus trefliche Spickel-Arbeit nach den Regeln der Zeichen-Kunst verfartiget/ sondern auch auf Pergament mit der Scheer ein solches köst- und künstliches Meisterstuck gemacht/ daß man schrifftlich daßelbe nicht so hoch loben kan/ als seine Würdigkeit verdienet: Es bestehet aber in unterschiedlichen zierlichen Jagten/ Landschaften/ und dem Kälber-Tanz der Israeliten/ da diese rare Künstlerin mit der Scheer/ auf weisses Pergament/ einer flachen Hand groß/ viele wolgezeichnete Bäumlein/ und an jedes derselben viel hundert genugsame erkentliche Blättlein und Reißlein geschnitten/ auch mit allerhand artlichen wol-proportionirten Bildlein/ dern die gröste wie eine kleine Fliegen/ sauber geschnitten/ und was noch mehr zu bewundern/ auch den Ausschnitt ganz behalten/ so daß sie allezeit zwey Stuck auf einmal gefärtiget/ dergleichen Arbeit noch nicht nachgethan worden/ auch schwerlich von andern wird zuwegen gebracht werden/ also sie wol das Lob behalten wird/ daß diese Kunst mit ihr gebohren und gestorben seye. Die sogenannte Psaligraphie kam zunächst als vor allem von Frauen gepflegte Kunsttechnik im 17. Jh. auf. Die Scherenschnitte, meist aus Pergament gefertigt, wurden in Alben und Stammbüchern gesammelt. Ungewöhnlich für die Frühzeit dieser Technik spricht Sandrart explizit von Schnitten auf weißem Pergament, während laut Glaser/Schnabel Schnitte aus einem weißen Medium üblich waren, die auf einen dunklen Hintergrund aufgebracht wurden, vgl. Glaser/Schnabel 1991, S. 297 f. Susanna Mayr gehört zu den wenigen namentlich bekannten Nadel- und Scherenschnittkünstlern der Zeit.Christina Posselt, 09.04.2010

Nächst diesem hat sie selbsten auch den Pensel ergriffen/ und so viel ihre schwäre Hausgeschäfte (nachdem sie mit Herrn Christoff Georg Mayr/ vornehmen Handels-Herrn in den heiligen Ehstand gelebet) zugelaßen/ allerhand vernünftige und zierliche Gemälde verfärtiget/ ja sie hat diese edle Kunst in ihrem Wittibstand ihre einige Ergötzlichkeit seyn laßen/ und ist biß in das 74. Jahr nit ermüdet bey Unpäßlichkeit des Leibs und Bettliegerig den Pensel zu halten In der lateinischen Edition hier der Zusatz: »Sic etenim, cum uxor mea dilectissima mecum eandem visitaret, tum jam graviter satis aegrotantem, penicillum a nobis tractare deprehensa est, Vanitatis emblemate colore oleario inventione argutissima depicto, in quo etiam laboris genere tam diu perseveravit« (Sandrart, Academia 1683, S. 325, vgl. Teutsche Academie 1675/Viten (Ed. Peltzer 1925), S. 405, Anm. 931).Christina Posselt, 15.09.2011/ biß sie An. 1674. selig verschieden/ und ein unsterblichesSandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).Christina Posselt, 06.08.2010