Der Tod Senecas
Personen-Bezüge
Kunstwerk-Bezüge
- Sandrart: Der Tod Senecas Graphik
- Unbekannter antiker Künstler: Alter Fischer, sog. Sterbender Seneca Plastik
- Bloemaert/Sandrart: Der Tod Senecas (nach Sandrart) Graphik
Orts-Bezüge
- Rom, Rione Sant’Eustachio, Palazzo Giustiniani
- Rom, Santa Maria di Costantinopoli; Es herrscht Unklarheit darüber, ob Sandrarts Aussage einer Ausstellung auf 1631,1632 (Pepper 1998) oder 1635 (Colantuono 1997, S. 43) zu datieren ist oder ob es sich um eine literarische Fiktion handelt (Ebert-Schifferer 1994, S. 101 / Meier 2004, S. 218)
Literatur
- Klemm 1986; S. 63–67, Kat.-Nr. 11
- Haskell/Penny 1981; S. 303
- Ebert-Schifferer 1994; S. 100 f.
- Meier 2004; S. 217–219
Basis-Daten
Datierung
1635
Material/Technik
Öl auf Leinwand
Format/Maße
171 x 215 cm
Heutiger Aufbewahrungsort
Das Kunstwerk ist nicht mehr erhalten (ehemals Berlin, Kaiser Friedrich Museum, Inv.-Nr. 445).
Erwähnungen in der Teutschen Academie
»Dergleichen Stucke sind auch hin und wieder/ von der Hand des Autoris, zu sehen: als zu Rom/ wie Käyser Nero den nacketen Seneca, bey einem brennenden Windliecht/ in Gegenwart des geharnischten Hauptmanns und der Kriegsknechte/ auch seines Weibs/ seiner Freunde und Discipeln/ durch Eröffnung seiner Adern/ zum Tod bringen lässet/ welches bey dem Fürsten Justinian zu finden; also auch der Cato von Utica, wie er/ beym Kerzen-Liecht/ ihm selber das Leben nimmet; ferner das H.…«
TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 81
»12 Des Herrn von Sandrart Stuck/ wie Seneca zu sterben kommet.«
TA 1675, Lebenslauf, S. 10
»… gemahlten Processions-apparat, beschloße das hochgepriesene Stuck unsers Herrn von Sandrart. Dieser hatte Lucii Annaei Senecae, Käys. Neronis gewesenen Lehrmeisters/ jämmerlichen Tod in einem Nachtstuck ausgebildet: wie nämlich/ auf Befehl des Wütrichs/ ein Hauptmann mit seinen Knechten/ dem Seneca die Adern eröffnen lassen/ und ihn also frisch und gesund/ durch entziehung des Geblüts/ dem Tod überlifert. Da saße nun dieser halbverbliechener ganz unerschrockener Weltweißer/ in einem zugerichteten Wasserbade/ halb nackend/ und seiner höchst-bestürzten Paulinae, auch andern umstehenden Befreundten/ tröstlich zusprechend/ daß sie seinen Hintritt nicht allzuviel betauren solten: welche seine Letz-Reden seine Discipel, Philo und Demetrius, in Schreibtaflen emsig einzeichneten. Hiebey stunde ein Zunftknecht/ mit einer hell-leuchtenden Fackel oder Windliecht: dessen Widerschein/ die sowol auf dem nackendenden alten Seneca, als auf die Kleider/ Harnisch und Waffen der Herumstehenden/ gespritzte Blutstropfen/ so eigentlich licht-schimmeren machte/ als ob es natürliches Blut gewesen wäre: die Zeichnung/ Invention, Austheilung/ Stellung und Colorit ware fürtrefflich und perfect, also daß jeder/ so dieser umstehenden Paulinae, Demetrii und Philonis, auch der anderen/ ihre Gebärden betrachtet/ gleich zu einem wehmütigen Mitleiden/ wie auch zu rechtmäßigem Widerwillen und Zorn gegen dem undankbaren Nero, bewegt wurde.«
TA 1675, Lebenslauf, S. 10
Kommentare
Sandrarts Gemälde »Der Tod des Seneca« gehört laut dem »LebensLauf« zu den zwölf Bildern, die für den spanischen König Philipp IV. von den zwölf besten Malern Roms angefertigt und öffentlich ausgestellt wurden. Versuche, das Ereignis der Gemäldeausstellung zu datieren, schwanken zwischen dem 10. Juni 1631 (Costello 1950), dem 1. Juni 1632 (Pepper 1998; Ebert-Schifferer 1994, S. 101), und dem 29. Mai 1635 (Colantuono 1997, S. 43). Offenbar aber ist die Ausstellung eine literarische Fiktion (Meier 2004), die Sandrarts Konkurrenzfähigkeit mit seinen italienischen Kollegen und sogar seine Überlegenheit betonen will. Zudem will der »LebensLauf« den Leser glauben machen, durch die Ausstellung sei Vincenzo Giustiniani auf Sandrart aufmerksam geworden.
Sandrart schuf den »Seneca« 1635 – also erst im letzten Jahr seines Aufenthalts in Rom. Dieses Datum ist auf der Vorzeichnung vermerkt und war einst auf dem Gemälde zu lesen.
Die Körperhaltung des Seneca ist einer antiken Skulptur entlehnt, die sich zu Sandrarts Zeit in der Villa Borghese befand; vgl. Haskell/Penny 1981, S. 303. Die Datierung einer Zeichnung der Statue aus Sandrarts Hand ist umstritten.
Erwähnungen in Kommentaren
Sandrarts Angaben zu Folge hat Cornelis Bloemaert ein von ihm …
Klemm hält das unsigniert und undatierte Nachtstück, dessen Th…