TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 102
Natürlichkeit/ Kräfte des Liechts und Schattens/ dermaßen hoch und angenehm in allen Theilen/ besonderlich in den Bildern/ daß dergleichen/ weder mit dem Grabstichel/ noch durch Aetzen/ im Kupfer zu erhalten ist.
[Marginalia: Etliche Mahlerey Regeln.] Zum Beschluß/ folgen hier etliche zur Mahlerey-gehörige Canones oder Regeln/ die ich mir/ bey meinen Studien/ selber vorgeschrieben/ und denselben gefolget: deren sich alle/ so von dieser Edlen Kunst Profession machen/ mit nutzen bedienen können. Voir Heck 2001, p. 43–50.
1. In der Practik von der Edlen Mahlerey-Kunst/ muß man/ alle deren Regeln und Gesetze/ jederzeit vor Augen haben/ und denselben folgen. Vgl. hierzu auch TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 79, Kap. X, Vom Historien-Mahlen nach van Mander.
2. Die Vollkommenheit eines Werkes hierinnen/wird/ nicht durch das aussprechen hochtrabender Worte/ oder Red-Zierlichkeit ohne Erfahrung/ sondern durch rechte Wissenschaft und deren vollziehung/ erlanget.
3. Die bekannte und berühmte alt-bewährte Observanz und Gebräuche/ sind den täglichen neu-herfürkommenden leichten Manieren/ in alle Wege vorzuziehen.
4. Ein Künstler/ der etwas großes und löbliches auszubilden begehret/ muß sich vor allen Dingen befleissen/ daß er dessen/ was er eigentlich repraesentiren will/ eine vollkommene Wissenschaft habe. Siehe auch TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 73, Kap. VII, Vom Wohl-Mahlen nach Leonardo.
5. Das Amt eines guten/ geschickten und erfahrnen Mahlers ist/ daß er/ in allen Theilen seiner Werke/ sich vollverständig zeige/ oder wenigst darinn so nahe herbey komme/ daß vom bästen zum schlechtsten ein kleiner Unterschied erscheine.
6. Wer der Ubung dieser Studien nicht beygewohnt/ oder den Mahlern zugesehen/ noch auch den jenigen/ so da von lehren und reden/ fleißig und oftmals zugehöret/ sondern allein darum für einen genug-erfahrnen Künstler sich austhut/ weil er viel gelesen hat/ der ist nicht allein sehr unweis/ sondern er betrieget nur sich selber.
7. Ob man schon in einer Sache/ den rechten Grund zu erfinden/ sich lang verweilet/ soll man darum ohne Fundament nicht verfahren/ sondern den rechten Zweck unverdrossen suchen/ nach dem Spruch:
Dem Unverdrossnen ist kein Ding zu schwer/ der Fleiß macht alles ring.
8. Gleichwie die Art des Landes/ auch die Zeit/ in welcher die Historien geschehen/ die man zu repraesentiren gewillt Le terme genuinus est utilisé dans l’édition latine./ unterschiedlich ist/ also erfordert die Notdurft/ daß selbiger Zeit und Landes Natur und Beschaffenheit in den Bildern und Angesichtern gebrauchet/ auch die Kleidung/ die Landschaften und Thiere/ dabey sie zu erkennen/ beobachtet werden.
9. Man soll sich an keine Manier/ Gewonheit oder angenommenen Gebrauch binden/ sondern wie die Natur immer alles verändert und anderst gebieret/ also sollen wir immerzu in allem uns verändern und von dem guten zum bässern wenden.
10. Der Einraht oder das Exempel der Vortrefflichsten/ worinn sie aestimirt sind/ soll nicht aus der acht geschlagen werden: man habe dann/ durch gründliches Examen, es noch bässer gefunden.
naturel extrêmement grand et plein de grâce, une puissance de la lumière et de l’ombre si grande et agréable dans toutes les parties, en particulier dans les figures, que cela ne peut être obtenu dans le cuivre, ni par le burin ni grâce à l’eau forte.
[Marginalia: Quelques règles de peinture.]Pour terminer, suivent ici quelques canones ou règles appartenant à la peinture, que je me suis moi-même imposées pendant mes études, et que j’ai suivies : tous ceux qui veulent faire profession de ce noble art, peuvent s’en servir avec profit Voir Heck 2001, p. 43–50..
1. Dans la pratique du noble art de la peinture, il faut à tout moment, avoir devant les yeux, les règles et les lois de celui-ci, et les suivre.
2. La perfection d’une oeuvre n’est pas atteinte en ce domaine par l’expression de mots pompeux, ou par la beauté du discours sans expérience, mais par une juste science et l’exercice scrupuleux de celle-ci.
3. Les préceptes et les usages reconnus et célèbres qui ont fait leurs preuves sont, en toutes circonstances, préférables aux manières faciles qui apparaissent quotidiennement.
4. Un artiste qui désire créer quelque chose de remarquable et de louable, doit avant toute chose s’appliquer à avoir une connaissance parfaite de ce qu’il veut à proprement parler, représenter.
5. Le devoir d’un bon peintre, adroit et expérimenté, est de se montrer plein d’intelligence, dans toutes les parties de son oeuvre, ou au moins, de s’en approcher de si près qu’entre le meilleur et le plus mauvais, n’apparaisse qu’une petite différence.
6. Celui qui n’a pas assisté à l’exercice de cette étude, ou qui n’a pas observé le travail des peintres, ni écouté maintes fois avec application ceux qui enseignent [l’art] et en parlent, mais qui se prétend être un artiste suffisamment expérimenté, uniquement parce qu’il a beaucoup lu, celui-là non seulement manque de sagesse, mais il ne fait que se tromper lui-même.
7. Bien que l’on se soit arrêté déjà longuement à une chose pour trouver le motif juste, on ne doit pas pour cela, agir sans fondement, mais infatigablement chercher le vrai but, conformément au proverbe :
A celui qui est persévérant, aucune chose n’est trop difficile/ L’ardeur rend tout insignifiant.
8. Comme le caractère du pays, mais aussi l’époque dans laquelle se situent les histoires que [les peintres] veulent représenter, sont diverses, ainsi la nécessité exige que le caractère [authentique Le terme genuinus est utilisé dans l’édition latine.] et la nature de cette époque et de ce pays soient exprimés dans les figures et les visages, et il est [nécessaire] que les vêtements, les paysages et les animaux soient aussi observés, afin qu’on puisse les reconnaître.
9. On ne doit s’attacher à aucune manière, habitude ou usage adoptés [parmi les peintres], mais, de même que la nature toujours modifie et dispense tout de manière différente, de même nous devons toujours, en tout, nous renouveler, et nous tourner du bon vers le meilleur.
10. Le conseil ou l’exemple des plus excellents [peintres], ce en quoi ils sont estimés, ne doit pas être oublié : à moins que, par un examen En français dans le texte.plus approfondi, on ait alors trouvé encore mieux.
11. Die gute Werkmeister sterben nimmermehr/ im Gedächtnis der Vernünftigen; und die Früchte/ welche von den Gelehrten gezeuget worden/ sind viel wärhaftiger/ als der Unerfahrnen ihre: daher die schöne Seelen/ weil heutigs Tags die Tugenden und Künste sich nicht erhalten ohne viel Arbeit und Unkosten/ deren keines sparen/ um jener Schaar der Ruhmseeligen nach dem Tode zugesellt und zugezehlt zu werden.
12. Wir erkennen/ daß das Gesicht eine von den allergeschwindesten Wirkungen der ganzen Welt ist/ als welches augenblicklich unendliche Gestalten durchgehet und überschauet. Nichts desto minder kan es nicht alles/ augenblicklich und in particular erkennen oder distinguiren. Ein Beyspiel dessen/ ist diese ganz mit Druck-Buchstaben von der Presse überschriebene Blatseite: da man unverzüglich erstes anblicks urtheilet/ daß viel darauf geschrieben sey; was es aber für Wörter seyen/ und was sie sagen und bedeuten/ das kan niemand im ersten anblick sagen/ sondern er muß erstlich die Zeilen von Wort zu Wort durchgehen/ und ihren Innhalt erlernen. Eben also/ wann man ein hohes Gebäu oder Thurn besteigen will/ so ist natürlich/ daß man von Staffel zu Staffel hinauf gelange. Auf gleichen Schlag/ wann der angehende Mahler/ deme die Natur eine Fähigkeit zu solcher Weltberühmten himmlischen Kunst eingeflösset/ eine gründliche Wissenschaft unterschiedlicher Formen und Gestalten zu überkommen verlanget/ so ist nötig/ daß er solche von Glied zu Glied betrachte/ und nicht zu dem zweyten schreite/ ehe und bevor er das erste wol in die Gedächtniß gedrucket/ und einem Habito oder Gewonheit dieses zu machen überkommen habe. Dann wann es anderst geschiehet/ so wird entweder die köstliche Zeit verschleudert/ oder zum wenigsten das studium und die Ergreiffung der Kunst mächtig verzögert und prolongiret. Hat also der Lehrjünger mehr auf den Fleiß/ als auf die Geschwindigkeit/ sich zu verlegen.
13. Eines zierlichen Bildes Hand Rajout dans l’édition latine, le terme decora est utilisé./ soll nicht höher als der Kopf/ der Ellenbogen nicht höher als die Achsel/ und der Fuß nicht höher als bis zum Knie/ erhoben seyn. Der Fuß soll auch nicht weiter/ als einen Fuß weit/ schreiten. Vgl. TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 75, Kap. VIII, Vom Wol-Stand eines Bildes nach van Mander.
14. Es soll eines jeden Bildes Seele und Begierde ausgebildet werden/ so gar auch in den Thieren. Dann es ziemet sich nicht/ daß die zum Pflug gebrauchte Schieb-Ochsen in der zierlichen Gestalt stehen/ wie des großen Alexandri Pferd Bucephalus. Dieses kan aber wol geschehen mit der berühmten Tochter des Inachus, welche in eine Kuhe verwandelt worden/ und mag man sie mahlen/ wie sie mit aufgerichtem Haupt und flüchtigen Füssen/ auch verwickleten Schwanz/ hinweg lauffet.
15. In beobachtung der nötigen Proportion des Leibs und der Gliedmaßen des Menschen/ auch der Thiere/ ist das Hauptstuck/ daß die Gliedmaßen wol auf einander correspondiren/ und nicht ungleich/ auch nach erforderung des sexûs, zu stehen kommen Siehe hierzu auch TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 67 f., Kap. V, Von Des Menschlichen Leibes Maß und Proportion und TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 74 f., Kap. VIII, Vom Wol-Stand eines Bildes..
16. Die allgemeine Maß an den Bildern/ muß der Länge nach/ und nicht nach der Dicke/ beobachtet werden.
11. Les bons maîtres ne meurent jamais dans la mémoire des hommes doués de raison; et les fruits qui ont été engendrés par les savants sont beaucoup plus conformes à la vérité que ceux des personnes inexpérimentées : voilà pourquoi parce qu’aujourd’hui les vertus et les arts ne se s’obtiennent plus sans beaucoup de travail et de dépenses, les belles âmes n’en épargnent aucun pour être, après la mort, associées et adjointes à ce cortège de bienheureux pleins de gloire.
12. Nous reconnaissons que la vision est une des actions les plus rapides de la terre entière, parce que celle-ci, en un instant, d’un coup d’œil, examine et embrasse des formes infinies. Néanmoins, elle ne peut pas tout reconnaître et distinguer Distinguire., en un instant et en particulier In particular.. La feuille de papier avec les caractères d’imprimerie entièrement reportés par la presse, en est un bon exemple : parce que sur-le-champ, au premier coup d’œil, on juge que beaucoup de choses sont écrites dessus. Mais quels sont ces mots et ce qu’ils disent et signifient, cela, personne ne peut le dire du premier coup d’œil, mais il faut d’abord parcourir les lignes mot à mot, et apprendre leur contenu. De même quand on désire monter sur un édifice élevé ou sur une tour, il est alors naturel que l’on parvienne en haut, marche par marche. De la même manière, quand le peintre débutant auquel la nature a insufflé une aptitude pour cet art venu du ciel, célèbre dans le monde entier, désire vivement saisir une science approfondie des diverses formes et figures, alors il est nécessaire qu’il les observe partie par partie, et qu’il n’aille pas vers la seconde trop tôt et avant que la première soit bien imprimée dans sa mémoire, et [il est nécessaire] qu’il soit parvenu à faire cela comme une manière d’être ou une habitude. Car quand cela se passe différemment, alors, soit le temps précieux sera gaspillé, soit pour le moins, l’étude Studium.ou la compréhension de l’art seront considérablement retardés et prolongés Prolongiren.. L’apprenti doit ainsi plus se consacrer à l’application qu’à la rapidité.
13. La main d’une figure délicate Rajout dans l’édition latine, le terme decora est utilisé. ne doit pas être levée plus haut que la tête ; le coude pas plus haut que l’épaule ; et le pied pas plus haut que le genou. Le pied aussi ne doit pas faire un pas plus grand qu’un pied.
14. L’âme et les désirs de chaque figure doivent être exprimés, de même aussi pour les animaux. Car il n’est pas convenable que les bœufs de trait utilisés pour [tirer] la charrue aient une belle apparence, comme Bucéphale, le cheval du Grand Alexandre. Mais cette forme peut convenir pour la célèbre fille d’Inachus qui a été transformée en vache, et on peut la peindre s’élançant la tête relevée, les pattes légères et la queue enchevêtrée.
15. Dans l’observation des nécessaires proportions du corps et des membres de l’homme, également [dans celles] des animaux, le point principal est que les membres correspondent bien les uns aux autres, et ne soient pas placés de manière inégale, et qu’ils le soient aussi selon l’exigence du sexe Sexus..
16. La mesure générale pour les figures doit être observée d’après la longueur et non d’après la grosseur.
Original text
Translation by Michèle-Caroline Heck