TA 1679, I (Architektur), S. 25
aber Attisch/ ob er gleich scheinet/ als wann er auch Ionisch wäre wie das Capitell; Man findet aber an kleinem Gebäu/ daß die Alten sich der Ionischen Art/ wie solche Vitruvius beschreibet/ bedienet haben. Die Seulen sind mit Hohlkeelen gemacht und haben 24. Hohlkeelen. Die Schnecken des Capitells sind Oval und die Capitelle/ welche in den Winckeln des Gangs und Tempels sind/ machen eine Fronte auf zweyen Seiten. Und weiß mich nicht zu erinnern/ daß ich dergleichen anderwerts
gesehen. Weil mir nun diese Invention sehr schön und anmuthig vorgekommen/ hab ich mich deren auch in vielen Gebäuen bedienet; wie sie aber gemacht wird/ soll aus der Zeichnung erhellen. Die Zieraden an der Pforte des Tempels sind sehr schön und von gar artlicher Proportion. Und ist dieser Tempel aus lauter Peperin-Steinen gemacht/ und mit Stuckator Arbeit gedecket.
PalladioInformat. on source text markers:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 32):
Palladio, I quattro libri, Libro Quarto, Kap. XX, Del pantheon hoggi detta la Ritonda, überprüft anhand der Ausgabe 1570, vgl. Online-Ausgabe Universidad de Sevilla, S. 73 ff.UNter allen Tempeln/ so in Rom gesehen werden/ ist keiner berühmter und prächtiger dann das Pantheon, so ietzo La Ritonda genennt wird/ und der unversehrt und gantz geblieben/ weil solcher fast allerdings noch gesehen wird/ als er im Anfang des Baues gewesen/ nur allein daß die Statuen und andere Zieraden daraus genommen worden. Dieser ist/ nach etlicher Meinung/ von M. Agrippa, um das Jahr Christi XIV. gebauet worden. Ich meines Orts aber halte darfür/ daß das Corpo an diesem Tempel zur Zeit der Republic aufgerichtet/ und von M. Agrippa allein der Gang darzu gesetzet worden. Und solches erhellet aus beeden Vormauern an der Facciata. Dieser Tempel ist genennet worden Pantheon, weil er/ nach dem Jopiter allen Göttern gewiedmet ward: Oder auch (wie andere wollen) weil er in Gestalt der Welt/ das ist/ rund ist/ dann dessen Höhe von dem Boden/ bis zu dem obersten Loch/ wordurch das Liecht hinein fällt/ so groß/ als/ bis auf einen Diameter, die Breite von einer Mauren bis zur andern ist.
Hier umschreibt Sandrart zwar die runde Gestalt des Baukörpers, versäumt aber die eben deshalb entstandene Bezeichnung »Ritonda« an dieser Stelle als Begriff einzuführen. Im Ersten Hauptteil der Teutschen Academie von 1675 übersetzt Sandrart Palladio wörtlicher (vgl. TA 1675, I, Buch 1 (Architektur), S. 22), schmückt das Kapitel jedoch durch einige zusätzliche Einschübe aus. Unter denen vortreflichsten Sachen/ so in diesem Tempel gewesen/ als man lieset/ war eine Helfenbeinerne Statua der Göttin Minervae, welche Phydias gemacht/ ingleichen eine Statua der Venus, welche an dem einen Ohr die Hälfft derjenigen Perle hangend hatte/ die Cleopatra bey einer Abend-Mahlzeit/ um die Freygebigkeit M. Antonii zu überwinden/ verschlungen. Dieser einige halbe Theil der Perle/ sagt man/ habe 250000. Ducaten gekostet. Der gantze Tempel ist so wol inn- als auswendig auf Corinthische Art gemacht: Der Fuß aber auf Attisch- und Ionische. Die Capitellen sind mit Oliven-blättern eingehauen. Die Architrave, oder Haubtbalcken/Fregio und Cornice haben überaus schönen Sacome, oder Modano mit wenig Zieraden. In der Dicke des Gemäuers rings um den Tempel sind etliche Vacui, oder hohle Löcher/ damit das Erdbeben dem Gebäu desto weniger Schaden zu fügen/ und die materialien nebenst denen Unkosten ersparet werden möchten. Dieser Tempel hat vornen her einen
sehr schönen Portico, auf dessen Gesims diese Worte stehen.
M. AGRIPPA L. F. COS. III. FECIT.
Unter diesen/ gleich auf dem Haupt-Balcken stehen mit kleinern Buchstaben folgende Worte/ welche an den Tag geben/ wie Septimius Severus, und M. Aurelius, beede Käyser/solchen/ als durch die Zeit etwas verderbet/ wieder ausgebessert.
IMP. CAES. SEPTIMIUS, SEVERUS PIUS PERTINAX ARABICUS PARTHICUS PONTIF. MAX. TRIB. POT. XI. COX. III. P. P. PROCOS. ET IMP. CAES. MARCUS AURELIUS, ANTONINUS PIUS FELIX AUG. TRIB. POT. V. COS. PROCOS. PANTHEUM VETUSTATE CUM OMNI CULTU RESTITUERUNT.
Inwendig in Tempel sind in der Dicke des Gemäuers sieben Capellen auf Muscheln-Art/ oder Nicchi, in welchen Statuen müssen gewest seyn/ und von einer Capell bis zur andern ist ein Tabernackel/ auf solche Art/ daß acht Tabernackel heraus kommen. Ihrer viel halten darfür/ daß die mitlere Capelle/ welche gleich gegen der Thür über stehet/ nicht gar zu alt sey/ weil an dero Bogen etliche Seulen aus der andern Ordnung zerbrochen; sondern daß solche Capellen zu der Christen/ und zwar nach des Pabst Bonifacii Zeiten/ welcher diesen Tempel zu erst dem Gottes-Dienst gewiedmet/ (und wie solches in der Christen ihren Kirchen allda zu Rom sich gebühret/ daß sie einen Haupt-Altar/ der grösser als die andern/ haben sollen) sey vergrössert worden. Nachdem ich aber befunden/ daß dieser Altar mit dem gantzen Werck wol übereinkomt/ und dessen Glieder auch sehr wol ausgearbeitet sind/ so halte ich gäntzlich darfür/ daß selbiger zu der Zeit/ als der gantze Tempel aufgerichtet/ auch zugleich mit gemacht worden. Diese Capelle hat zwey Seulen/ auf ieder Seiten eine/ welche eine Erhebung abgeben und striemenweis sindPalladioInformat. on source text markers
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 32):
Palladio, I quattro libri, Libro Quarto, Kap. XX, Del pantheon hoggi detta la Ritonda, überprüft anhand der Ausgabe 1570, vgl. Online-Ausgabe Universidad de Sevilla, S. 73 ff./ SandrartInformat. on source text markers:
Dies ist ein Zusatz Sandrarts.The end of this part of the text is on page 758der Raum von einer Höhle zur andern; ist sehr zierlich auf Rondellen-Art eingehauen. Hiervon aber ein mehrers zu beschreiben/ achten wir darum für unnötig/ weil unsere Historische Erzehlung hiebey/
Dies ist ein Zusatz Sandrarts.The end of this part of the text is on page 758