TA 1675, I, Buch 1 (Architektur), S. 12
Von den fünferley Bau-Arten.
Die Quadratur-Arbeit/ und deren fünferley Ordnungen. Ursach/ warum hierinn des Vitruvii Meinung nicht gefolget wird. Die Eck-Columnen sollen dicker seyn/ als die andern. Wie alle Columnen oben einzuziehen/ und von deren Bäuchung. Erste Platte. Die erste Bau-Art/ Rustica, oder die Bäurische. Was die Alten/ auf diese Art/ gebauet. Sie ist und heist Toscana. Abtheilung derselben/ und wornach man hier im Abmeßen sich gerichtet. Die II. III und IV Platte. Dorica, oder Dorische/ Zweyte Bau-Art: Bey den Griechen und Römern die würdigste. Wird den Helden zu Ehren gebrauchet. Die Proportion ist hierbey zu observiren. Sie ward von dem Groß-Herzogen Cosmo beliebet. Die V, VI, VII, VIII und IX Platte. Jonica, oder Ionische/ Dritte Bau-Art. Deren Gebrauch und Austheilung. Die X, XI, XII, XIII, XIV und XV Platte. Corinthia, oder die Corinthische/ Vierte Bau-Art: ist die ansehnlichste. Gebäude dieser Art. Deren Gebrauch und Abtheilung. Die XVI, XVII, XVIII und XIX Platte. Composita, oder Gemängte/ Fünfte Bau-Art. Michaël Angelo, hat dieser Art viel Werke hinterlassen. Dessen Lobspruch. Austheilung und Gebrauch dieser Art. Die XX, XXI, XXII, XXIII und XXIV Platte. Gothica, oder Gothische/ Sechste Bau-Art: ist ungeschickt/ und hält keine Proportion. Ward von den Gothen in Italien eingeführet.
VasariInformat. on source text markers:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 3):
Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione di Giorgio Vasari alle tre arti del disegno cioè architettura, pittura e scoltura, e prima dell’architettura, Kap. II, Che cosa sia il lavoro di quadro semplice et il lavoro di quadro intagliato, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 55–S. 56 [Accessed: 2011-11-09. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/634VgSAeF].NAchdem im vorigen Capitel von unterschiedlichen Steinen/ geredt worden/ so unsern Werkmeistern/ theils zu den Zieraten/ theils zu den Columnen und andern Stucken tauglich und vonnöten sind/ kommet Quadratur-Arbeit. nun die Quadratur, oder die vier- und mehreckichte Arbeit zu betrachten. Von dieser ist zu wissen/ daß die Werke/ die also in vier oder mehr Ecke getheilet und ausgezirket oder plasmiret werden/ bey den Baumeistern fünferley Arten und Namen Dern fünferley Arten haben/ und Rustica, Dorica, Jonica, Corinthia und Composita, genennet werden. Man kan auch nichts von Holz/ Stein/ und einiger andern Materie/ arbeiten oder zu weg bringen/ es werde dann zuvor in quadro oder Viereck gebracht. Damit man nun den Verstand hierinn finde/ als soll von den fünferley Arten dieser Arbeit/ in folgenden Blättern/ kürzlich gehandelt werden.VasariInformat. on source text markers
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 3):
Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione di Giorgio Vasari alle tre arti del disegno cioè architettura, pittura e scoltura, e prima dell’architettura, Kap. II, Che cosa sia il lavoro di quadro semplice et il lavoro di quadro intagliato, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 55–S. 56 [Accessed: 2011-11-09. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/634VgSAeF].
Ursach/ warum in dieser Beschreibung der Kunst-Säulen/ des Vitruvii Meinung nicht allezeit gefolget werde.SandrartInformat. on source text markers:
Dieser Passus, in dem Sandrart seine Quellen (Palladio und Bosse) benennt, stammt vom Autor der Teutschen Academie.Ehe aber solches geschieht/ mus ich zuvor noch dieses melden/ daß ich/ in Beschreibung vorhabender Kunst-Säulen/ darum nicht allemahl bey des berühmten Vitruvii Meinung habe bleiben können/ weil/ nach seiner Zeit/ die bäßere Erfahrenheit/ und die Aufführung mehrer und größerer Gebäude/ andern vortreflichen Meistern gute Gelegenheit an die Hand gegeben/ diese Kunst noch höher zu erheben. Daher ihrer viele/ sowol aus den Schriften der berühmten Alten/ als aus deren vortreflichen Gebäuen/ wie auch von dem mit sonderbarem Geist begabten und ruhmwürdigen Architecto, Andrea Palladio, manche gute Lehren abgesehen und ans Liecht gebracht: denen der fleissige A. Bosse von Paris/ und mehr andere Preiswürdige Bau-Künstlere nachgefolget. Aus denselben
wird man auch dißorts die fünf Ordnungen oder ganze Seulen/ samt allen deren großen und kleinen Gliedern/ auch Form und Zier/ mit den Maßen und Zifern/ aufs allergenäueste eingerichtet/ und darbey aller Orten die bestmöglichst-deutliche Erklärung finden.SandrartInformat. on source text markers
Dieser Passus, in dem Sandrart seine Quellen (Palladio und Bosse) benennt, stammt vom Autor der Teutschen Academie.
Sandrart (?)Informat. on source text markers:
Auf den dorischen Eckkonflikt gehen an dieser Stelle weder Vasari noch Palladio ein, denen Sandrart zu Beginn dieses Kapitels folgt, so dass hier eine Ergänzung durch den Autor der Teutschen Academie zu vermuten ist.Die Eck-Colonnen sollen dicker seyn/ als die andern.Es ist auch noch vorher zu berichten/ daß die Eck-Columnen jedesmal dicker gemachet werden/ als die andern/ nämlich auf den fünfzigsten Theil in ihrem Diametro. Dann/ so sie vom offnen Liecht umgeben werden/ von welcher Bescheinung sie dem Gesicht dünner vorkommen/ so ist vonnöten/ daß das jenige/ was das Gesicht blendet und sich abspielet/ mit Verstand durch die Kunst erstattet Wie alle Columnen oben einzuziehen. werde. Wie aber alle Columnen/ darauf das Capitell gesetzt wird/ (von Vitruvio ύποτραχήλια genannt) zu oberst einzuziehen seyen/ ist zu wissen/ daß damit also zu verfahren:Sandrart (?)Informat. on source text markers
Auf den dorischen Eckkonflikt gehen an dieser Stelle weder Vasari noch Palladio ein, denen Sandrart zu Beginn dieses Kapitels folgt, so dass hier eine Ergänzung durch den Autor der Teutschen Academie zu vermuten ist. PalladioInformat. on source text markers:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 3 f.):
Palladio, I quattro libri, Libro Primo, Kap. XIII, Della gonfiezza e diminvtione delle Colonne, degli Intercolunnij, e de’ Pilastri, überprüft anhand der Ausgabe 1570, vgl. Online-Ausgabe Universidad de Sevilla, S. 15.The end of this part of the text is on page 62Wann die Columna zum wenigsten auf 15. Schuhe an der Höhe ist/ so theile die Dicke des untersten Theils an der Basi solches Pfeilers oder Seiten in sechs Theile: davon sollen die fünf Theile oben zu der Dicke der Columnen genommen werden; welche aber in der Höhe ist von 15. Schuhen/ bis auf zwanzig/ da soll die Seule unten in sechs und ein halb Theil abgetheilet werden: Von solchen Theilen gib fünf und ein halb Theil der obern schmalen Dicke. Weiter/ so die Columna von 20. bis 30. Schuh hoch ist/ so soll der Diameter der Seule unten in 7. Theile getheilet werden: davon gib der obern Dicke 6. Theile. Welche aber von 30. in die 40. Schuh hoch ist/ deren Diameter der untern Dicke soll in 7. und ein halb Theil abgetheilet werden: davon gebe man sieben/ der obern Dicke. Desgleichen auch/ wo etliche noch höher wären/ soll ihr Maß/ nach dieser Weise/ in der obern Dicke gehalten werden: dann
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 3 f.): Palladio, I quattro libri, Libro Primo, Kap. XIII, Della gonfiezza e diminvtione delle Colonne, degli Intercolunnij, e de’ Pilastri, überprüft anhand der Ausgabe 1570, vgl. Online-Ausgabe Universidad de Sevilla, S. 15.The end of this part of the text is on page 62