TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 356
Sandrart (Continued from previous page)Informat. on source text markers:Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).The beginning of this part of the text is on page 583
von denen selben aber/ nach verspürtem Zunehmen/ weiters in Italien erhoben/ und zu Rom/ denen Academien/ um durch stete Übung nach Vermögen die Antichen zu begreiffen/ beygewohnet Komt in Italien./ wie er daselbst dann viel fürtreflich-gemahlte Taflen nachgezeichnet/ und folgends in Kupfer gebracht/ worbey er es aber nicht also/ wie von viel andern/ deren Kupferstuck nur Projecta der Originalien seyn/ beschiehet/ gemacht/ und den bästen Kern vergeßen/ sondern er bildete neben correcter Zeichnung derselben ganzen Innhalt/ jedes besonders/ ausdruckentlich vollkommen nach/ ja erwiese vielmalen fast mehr durch seinen glückseeligen Verstand mit dem Grabstichel/ als diese fürtrefliche Kunst-Mahlere mit dem Pensel zuwegen gebracht/ wodurch er dann auch der ganzen Nachwelt Ursach gegeben/ daß in allen Landen jeder nur Aegidii Sadlers Manier nachfolgen wolte.
Ein Exempel seines großen Lobs ist Seine Werke. das schöne Stuck eines Marien-Bilds/ mit dem Christkindlein auf der Schooß/ in rund/ dabey S. Johannes/ deßen Original von Raphaël d’Urbino zu Florenz/ in dem Kunst-Cabinet/ die Ritonda genant/ zu sehen/ darinnen er dann alles/ das Fleisch/ die Haar/ Kleidung und Leinwat/ durch Kupferstich sehr erkantlich und mild/ nach jedes seiner Art/ und was nur die Theoria vermag/ ganz meisterhaft vorgestellet/ also auch/ Friderici Barotio Gemähl/ wie Christus den Fischer Petrum aus dem Schiflein zu sich beruffet; item von gleicher Grösse/ in folio, wie Christus von S. Johannes und Joseph von Arimathia ins Grab geleget/ und von denen betrübten Weibern begleitet wird/ bey welchem sonderlich der in dem leinenen Tuch nackendligende Christus gar holdseelig und anmutig gemacht/ und eine große/ schöne/ meisterhaft-fließende/ holdseelige Manier zu verspüren. Deßgleichen auch ein heiliger Christoph/ so mit dem Christkindlein auf den Achslen durch das Waßer gehet. Mehr/
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Verkündigung an die Hirten (nach Bassano)
Verkündigung an die Hirten
wie den Hirten auf dem Feld der Engel die Geburt Christi verkündiget/ worinnen der Engel die Hirten und Hirtinnen erfreuet/ und die Kleidungen/ Ochsen/ Schaf/ Geißen und Hund/ alles nach Bassan unverbäßerlich gemacht/ und jedes Stuck/ der Würde halben/ mehr Goldes wehrt/ als es an Gewicht selbsten hat. Weil er in allem ganz perfect, und daß man ihne vor einen Meister aller Meister rühmen/ loben und ehren solte/ wol verdienet.
Nach solch erst-benannten Stucken aber/ war Komt in Dienst Käisers Rudolphi. sein Lob gleich durch ganz Italien und Teutschland erschollen/ dahero auch sehr gesucht/ und sonderlich zu dem Römischen Käyser Rudolpho II. als aller Tugend-Künsten berühmtestem Liebhaber und Beförderer beruffen worden/ der ihn dann jährlichen mit reichlicher Besoldung versehen/ und neben andern fürtreflichen Mahlern/ Bildhauern und Architecten (mit denen allen Egidius freundlich conversiret) bey sich behalten/ worzwischen er den berühmten Bartholomaeum Spranger samt seiner Hausfrauen/ wie auch Johann Brügel Hier irrt Sandrart, es handelt sich um Pieter Bruegel den Älteren in Kupffer gebracht/ darauf auch Ihre Käyserliche Majestät Rudolphum selbsten/ ganz in Harnisch stehend/ deßen Angesicht nicht allein mit allen guten Gaben/ sondern auch der Harnisch mit aller Natürlichkeit
erfüllet/ daß es billich ein Lehrstuck dieser Kunst soll und kan genennet werden. Folgends contrafätete er Käyser Matthiam in einem großen Kranz mit eichenem Laub und Rosen umgeben/ dabey viel Bilder/ sonderlich die drey Gratien/ mit andern herrlichen Gedanken und Zierahten/ auf einem großen Blat/ vollkommentlich zu sehen/ dergleichen niemand anders gemacht. Er brachte auch ferners viel andere fürnehme Potentaten in Kupfer/ als nämlich König Sigismundum in Poln/ den Cardinal von Dietrichstein/ Cardinal Kleselium,
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Bildnis Kaiser Matthias
Bildnis Kaiserin Anna
Matthiam den Käyser/ samt seiner Gemahlin in dem Ornat/ etliche Potschaften aus Türkey/ Persien
Die bekanntesten sind wohl die Bildnisstiche der persischen Gesandten Husain Ali Beg, Zejnal Khan und Mahdi Quli Beg (vgl. Nagler 1835–52, Nr. 20–22), sowie des in persischen Diensten stehenden Engländers Sir Anthony Shirley. und Moldau / auch der Tartarey / ingleichen Seine Werke zu Prag. anderer Christlicher Potentaten Gesandtschaften/ samt ganzem Käyserlichen Hof/ welche/ wie Gold bey den Kunstverständigen bewahret werden/ darnach stach er auch nach Titians Gemähl/ in Kupfer/ die 12. Käyser groß/ auch Käyserinnen nach Sprangers von Aach Invention, sonderlich viel nach Joseph Heinz Gemählen/ das Bad Dianae, allwo Actaeon gestrafft worden: Welcher seiner Werke dann so viel/ daß/ mit Beschreibung dern/ allein ein ganzes Buch möchte angefüllet werden können. Er wohnete aber beständig zu Prag/ und name sich auch vor/ ganze Landschaften verwunderlich in Kupfer zu bringen/ als dern eine große Mänge er nach Ruland Savery Gemählden gemacht/ worzu er aber seinen Discipel Isaac Major viel gebraucht.
Aegidius Sadeler veröffentlichte vier Serien mit Stichen nach Savery. Eine Landschaftsserie, für welche die Mitarbeit Isaac Majors angenommen wird (vgl. Illustrated Bartsch, 7201.022), mag einen Eindruck der in Prag entstandenen Arbeiten vermitteln.
Unter viel andern gabe er in Kupfer/ nach Titian/ ein sonderlich reich-geziertes Contrafe einer fürtreflich Italiänischen Damen/ so vermutlich aus dem fürtreflichen Haus de Este, mit herrlichen Haarbund und sammeten Kleidern/ dern zierliche Hand eine das seidene Gewand angreiffet/ die andere aber auf einen jungen übersich sehenden Mohren sich steuret/ mit welchem Werk dann er alle Gaben der Kunst bezeuget hat.
Nachdem aber nun Ihre Käyserliche Majestät Rudolphus verblichen/ und selbigem Matthias succedirt/ hatte sich viel Unruh wegen des Türken-Kriegs in Ungarn erhoben/ dahero Ihre Käys. Majestat Prag verlaßen/ und zu Wien residiret/ worauf hin auch viel Kunst-reiche Subjecta theils von Prag sich weggemacht/ theils aber gestorben/ also daß selbiger lang florirte Kunst-Parnas aller Musen beraubt worden. Egidius Sadler bliebe allein daselbst/ und consumirte sich/ theils aus Mangel der Gelegenheit/ theils Alters halben/ nach und nach/ maßen ich ihn Anno 1622. gesehen/ als ich noch ein junger Mensch expressè seiner Wißenschaft halber von Nürnberg zu ihme nach Prag verreist/ auch demselben vorgelegt/ was ich damalen in der Zeichenkunst und anderm gewust/ mich auch/ um weil ich bey demselben zu verbleiben gesinnet gewesen/ für einen Lehrjungen angebotten/ der mich dann freundlich empfangen/ und mir alles/ was er gehabt/ oder gekönnt/ gezeiget/ und darunter Begibt sich auf dz das Mahlen. sonderlich eine Passion von 12. Stucken zwey Schuch hoch/ von seiner eignen Invention, alles voller herrlich schönen Gedanken/ in weiß und schwarz gemahlt/ (dann er zuletzt sich völlig auf das Mahlen gelegt) und nach viel erzeigter aufrichtigen Freundlichkeit und gleichsam vätterlicher GewogenheitSandrartInformat. on source text markers
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).The beginning of this part of the text is on page 583