TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 344
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Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).VIII. Georg Pfründt/ Bildhauer Ingenieur und Baumeister.GEorg Pfründt ist gebohren in Flachslanden/ einem Dorf nahend Winsheim in Franken gelegen/ im Jahr 1603. Sein Vatter war des Orts ein Zimmermeister/ als aber ein Edelmann daselbst/ so einer von Crailsheim gewesen/ einen sonderlichen ungemeinen Geist in dem Knaben vermerket/ hat er ihn nacher Nürnberg geschickt/ und alldar bey dem Kunstverständigen Haffner und Possirer N. Vesten/ das Possiren/ und nachmals auch das Bildhauen lernen lassen/ gestalten er auch/ meines Wißens/ ermeldtem Edelmann unterschiedliche Werke und Begräbnus-monumenten verfärtiget
Die von Sandrart erwähnten »Begräbnis-monumenten« lassen sich heute nicht mehr nachweisen. Zur Diskussion stellen u.a. Christian Theuerkauff das Epitaph des Deutschordensmeister Kaspar von Stadion (gest. 1641) in der Kapuzinerkirche in Mergentheim. (vgl. Theuerkauff 1974, S. 62 / S. 97, Anm. 23). Ferner ist er zu den Herrn Teutschen-Meister
Christian Klemm weist darauf hin, dass der Deutschordenshochmeister Johann Kaspar Stadion (1567–1627/41) in Mergentheim residierte. Allerdings haben sich weder für ihn noch für einen anderen nicht näher bestimmbaren ersten Förderer Pfründts Arbeiten erhalten; vgl. Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 902, Anm. 600,32./ so einer von Stadien war/ nacher Mergentheim kommen/ sich in allerley Künsten und Wißenschaften/ sonderlich der Architectur- und Ingenier-Kunst/ (welche er nachmals bey dem berühmten Ingenieur Carl Friderich Reichen/ noch mehrers ausgeübet) zu exerciren. Bey folgender eingerißner Kriegs-Unruhe hat er sich unter Herzog Bernhard Wird Herzog Bernhards Feld-Ingenieur. von Weinmar u. Armee in Kriegs-Dienste begeben/ und auf 2. oder 3. Pferde Bestallung gehabt/ hernacher aber ist er in der Nördlinger-Schlacht und Niderlag der Schwedischen gefangen/ jedoch über einige Zeit/ nach vielen erlittnen Elend und Todes-Gefahr/ wieder ledig gelaßen worden/ und zu seinem vormaligen Herrn/ Herzog Bernharden kommen/ auch demselben in wärender Belägerung Breysach gedienet/ und sonderlich lieb und angenehm gewesen.
Auf solches ist er in Straßburg tödtlich erkrankt/ und alldar etliche Stunden vor todt gelegen und gehalten worden/ auch sonst eine lange Zeit ligerhaft geblieben/ hat aber hernach sich bey wieder erlangter Gesundheit/ verheuratet/ und nacher Reiset weit herum. Paris begeben/ alldar erstlich mit Roßarzneyen/ darauf mit künstlichen Possiren in Wachs sich bekannt gemacht/ woselbst er des berühmten Varini Lieblichkeit/ so wol in Stahlschneiden/ als Possiren sich beflißen/ ist endlich wieder in Teutschland nacher Nürnberg/ bey wärendem Friedens-Executions-Convent, kommen/ allda hat er sich/ nach Verfärtigung vieler schöner Arbeit
Pfründt lieferte zum Friedensmahl »künstliche Schauessen« (vgl. Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 902, Anm. 601, 22)./ auch Absterben seines Weibs/ nacher Regenspurg zu den Reichstag/ und erfolgender Krönung begeben
In Nürnberg entstand auch die Medaille auf unseren Autor; vgl. Theuerkauff 1974, S. 67.. Nach dessen Endung aber wieder nacher Nürnberg/ und folgends nacher Winsheim kommen/ alldar sein anders Weib (mit deren er etliche Töchter/ mit der ersten aber auch unterschiedliche Kinder/ wovon noch 2. Töchter/ dern eine Anna Maria/ so zu Paris gebohren/ und in der Possir-Kunst sonderlich berühmt ist/ im Leben/ erzeuget) bürtig gewesen/ hat sich folgends auf Erforderung/ nacher Saltzburg/ zu den Erz-Bischoff/ ferners nacher Stutgard zu Herzogen von Würtenberg/ von dar nach Chur-Pfalz/ und endlich zu. den Marggrafen von Baden Durlach
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Friedrich <Baden-Durlach, Markgraf, VI.>
Friedrich <Baden-Durlach, Markgraf, V.>
begeben
In Durlach war Pfründts Tochter Anna Maria seit 1659 mit dem markgräflichen Geheimsekretär Johann Bartholomäus Braun verheiratet; vgl. Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 903, Anm. 601, 34 f./ und allenthalben zu Fürstlichen medaglien/ darinnen er perfect war/ schöne Münzstöcke und Druckwerke/ auch andere schöne Sachen Stirbt zu Durlach. verfärtiget/ zu ermeldten Durlach aber an der Waßersucht/ so an einem Schenkel endlich aufgebrochen/ im Jahr 1663. verstorben. Ein Mann in dem Himmel und die Natur gleichsam alles Vermögen ausgeschüttet. Denn er in allen
Philosophischen/ Metaphysischen/ Chymischen/ Medicinischen und dergleichen Wißenschaften/ große Erfahrung gehabt. Eben wie er sich auch in Mechanischen und andern Künsten/ so die Hand erfordern/ als Zeichnen/ Mahlen/ Gradiren/ Bildhauen/ Stahlschneiden/ Possiren/ Formschneiden und andern/ sich absouderlich sehen laßen. Daher einer/ nach seinem Tod/ folgende Verse gesetzet:SandrartInformat. on source text markers
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).
Sandrart übernimmt hier die Lobverse eines fremden Autors wie er schreibt: »Daher einer/ nach seinem Tod/ folgende Verse gesetzet«.Es verbleibt der theure Mann/ deßen geisti-¶ ger Verstand/
Unsrer Zeiten Wunder war/ deßen Kunst-¶ erfahrne Hand
Ihres gleichen fande nicht: mit stets grünen¶ Ruhm bekannt.SandrartInformat. on source text markers
Sandrart übernimmt hier die Lobverse eines fremden Autors wie er schreibt: »Daher einer/ nach seinem Tod/ folgende Verse gesetzet«.
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Einige Informationen dieses Paragraphen finden sich erstmals in Herodots Historien und in Plinius’ Naturalis Historia. So berichtet etwa Herodot (Hdt. 3, 40–43 u. 120–125) vom Ring des Polykrates, den Theodoros aus Samos geschaffen habe, und die Angaben über die Gemmenschneider Pyrgoteles, Appolonides und Kronios sowie Dioskurides lassen sich auf Plin. nat. 37, 8 zurückführen; vgl. Zwierlein-Diehl 2007, S. 9 und S. 70. Herodot zufolge handelte es sich bei dem hier als »Teledeos« bezeichneten und wohl mit »Telekles« zu identifizierenden Gemmenschneider jedoch nicht um den Bruder, sondern um den Vater des Theodoros. Nur in Diodors Griechischer Weltgeschichte findet sich die Nachricht, Theodoros und Telekles aus Samos seien Brüder gewesen (Diodor 1, 98).
Ob Sandrart seine Angaben direkt aus Editionen der antiken Autoren oder vermittelt durch einen anderen Autor bezogen hat, ist unklar.ES ist die Kunst Edelgesteine/ und unter denselben das Crystall/ welches wegen seiner hellen durchscheinenden Klarheit/ und der groß-befindlichen Stücke/ zu allerhand Gefäßen das tauglichste Corpus ist/ auszuarbeiten und zu schneiden/ von den ältesten Zeiten her bekannt und in Achtung gewesen/ Alte Edelgestein-schneider. und ist vor den ersten Erfinder/ Vermög heiliger Schrift unfehlbaren Zeugnus/ Erod. C. 35.
Selbiges in Exodus, 31 nicht 35 erwähnt; vgl. auch Teutsche Academie 1675/Viten (Ed. Peltzer 1925), S. 408, Anm. 995. Bezaleel, den GOtt hierzu mit weisen Geist erfüllet/ billich zu halten. Folgender Zeiten wird des berühmten Philosophi Pythagorae Vatter/ Mnesarchus, als ein künstlicher Edelgesteinschneider belobt/ wie auch seiner Landsleute Theodori und Teledei, Gebrüder aus der Insul Samos, dern der erste des Policratis bekandten Signet-Smaragd solle geschnitten haben/ mit Ruhm gedacht. Unter der Regierung Alexandri Magni, hat in dieser Kunst Pyrgoteles dermassen excellirt/ daß auch besagter Welt-Monarch/ durch ein öffentliches Edict, es solte kein anderer als selbiger sein Bildnis in Edelgestein schneiden/ gebieten laßen. Nach selbigen seynd Apollonides und Cromius insonderheit berühmt/ auch dern Kunstwerke noch zu finden. In des Römischen Reichs höchstem Flor wird unter andern vielen dergleichen Künstlern/ welche die Edelgesteine so wol erhoben/ als auch einwarts mit Figuren ausgebreitet und geschnitten/ Bioscorides absonderlich benahmet/ der des Käysers Augusti Bildnus in Edelgestein dergestalt künstlich ausgefärtiget/ daß auch die nachgefolgte Käyser sich deßen zu ihren Signiren gebraucht haben. So hat auch Valerius , deßen Kunst-Arbeit annoch zu sehen/ hierinn sonderlichen Ruhm erworben.Sandrart (?)Informat. on source text markers
Einige Informationen dieses Paragraphen finden sich erstmals in Herodots Historien und in Plinius’ Naturalis Historia. So berichtet etwa Herodot (Hdt. 3, 40–43 u. 120–125) vom Ring des Polykrates, den Theodoros aus Samos geschaffen habe, und die Angaben über die Gemmenschneider Pyrgoteles, Appolonides und Kronios sowie Dioskurides lassen sich auf Plin. nat. 37, 8 zurückführen; vgl. Zwierlein-Diehl 2007, S. 9 und S. 70. Herodot zufolge handelte es sich bei dem hier als »Teledeos« bezeichneten und wohl mit »Telekles« zu identifizierenden Gemmenschneider jedoch nicht um den Bruder, sondern um den Vater des Theodoros. Nur in Diodors Griechischer Weltgeschichte findet sich die Nachricht, Theodoros und Telekles aus Samos seien Brüder gewesen (Diodor 1, 98).
Ob Sandrart seine Angaben direkt aus Editionen der antiken Autoren oder vermittelt durch einen anderen Autor bezogen hat, ist unklar.
Crystalline Trinkgeschirr. Der Crystallinen Trinkgeschirre/ und was maßen selbige/ bey denen so Griechisch- als Römisch- und anderer Nationen Monarchen und hohen Stands-Personen/ in prächtigem Gebrauch und köstlichem Wehrt/ gehalten worden/ gedenken unterschiedliche alte Philosophi, Historici und Poeten/ deren vielfältige mentiones allhier anzuziehen zu lang fallen solte.
Gleiche Bewandnus hat es mit dem Glas/ welches/ wie es durch ungefähre Erfindung/ als ein nachahmendes Ebenbild/ des natürlich-gewachsenen Crystalles/ erstlich bey den Phoeniciern herfür kommen/ also hernacher/ durch die Künstlere/ gleich dem Crystall und Edelgesteinen/ mit dem Schneiden/