TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 329
SandrartInformat. on source text markers:
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).Lob/ wegen so wol geführten Lebens- und Tugendwandels hinterlaßen: Ihr Contrafät wird der Kunstliebende in der Kupferblatte MM. finden.SandrartInformat. on source text markers
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).
SandrartInformat. on source text markers:
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).CCLXIII. Johann Ulrich Mayr/ Mahler von Augstburg. WEil man aus einer Behausung/ darinnen man höflich tractiret worden/ nicht gern weichet/ so hat auch die preißwürdigste Mahl-Kunst noch länger unter der grünen Lauber-Hütten der Liebe und Freundlichkeit dieses Fischerischen Geschlechts Ruh suchen wollen/ indem sie sich gleichsam in der Muttermilch jetztgerühmter Künstlerin/ ihrem Sohn Johann Ulrich Mayr eingeflößet/ kraft dern in ihm eine solche Begierde zur Kunst erwachsen/ daß er/ nach kaum zuruck gelegtem kindischen Alter/ einen Anfang darinnen zu Augstburg gemacht; dieweil aber sein Vatterland diesen seinen großen Lust nicht nach Genüge deßelben ersättigen Komt in Niderland. mögen/ hat er sich in Niderland zu den berühmten Künstlern Rembrand und Jordans begeben/ und daselbst durch allerhand zierliche Historien von dem gefangenen Traum-Ausleger Joseph in Egypten/ der Flucht der Jungfrauen Maria mit ihrem Jesu-Kind auf dem Esel/ und vielfältige andere/ die erste Blumen in den unverwelklichen Kranz seines Kunst-Ruhms gebunden/ indem alle Kunstverständige in seiner Arbeit eine der Natur vollkommene ähnlichkeit/ warhafte Colorit, universal-harmonie der Farben und derselben gerechte Stärke und Kraft gefunden/ und dernthalben sein Lob der ämsigen Fama auszubreiten anvertrauet.
Es ware aber unser junger Mahler auch hieran nicht vergnügt/ sondern verlangte die endliche Vollkommenheit und Italien. in dieser Profession zu erlangen/ dernthalben zog er fürters in Engeland/ und weil ihn eine sonderbare Begierde zum Contrafäten getrieben/ als legte er sich zum eifrigsten darauf/ und verrichtete darinn große und zierliche Arbeit/ dernthalben er auch je länger je mehr berühmt worden: Ferner reiste er von dannen in Italien/ und soge aus denen in selbigem Kunstgarten befindlichen schönen Blumen die bäste Kraft/ welche er in dem Haus seines klugen Verstands/ vermittelst unverdroßener Emsigkeit/ zu dem süßesten Honig bereitet/ der alle Kunstliebende in Teutschland erquicken möchte: Wie er sich dann hierauf wieder nach seinem Vatterland begeben/ und nicht allein daselbst; sondern auch außerhalb/ wegen natürlicher Gleichheit Wird ein fürtreflicher Contrafäter/ den Ruff eines fürtrefflichen Contrafäters erhalten Die überwiegende Anzahl von Mayrs Porträts ist nur noch durch Nachstiche bekannt, ein Bildnis der Eleonora Gonzaga wurde wie viele andere Bildnisse Mayrs von Mathäus Küsel graphisch reproduziert./ dannenhero er nach Wien beruffen/ den teutschen Monarchen/ samt der verwittibten Käyserin und andern hohen Anverwandten dieses höchstlöblichen Oesterreichischen Hauses/ auch den gnädigsten Kunst-Vatter Erz-Herzog Leopold Wilheim gar ähn- und künstlich abgebildet/ worfür er nicht allein wol bezahlet/ sondern auch mit ansehnlichen Käyserlichen Gnaden-Pfenningen und güldenen Ketten beschenket worden.
An obgedachtem seinem Lob-und Kunst-Kranz ist auch nit eine geringe Zierde/ daß er die meiste Churfürsten gecontrafätet Seine Werke. und sonst sehr viel Fürsten/ Grafen/ Herrn und Frauen/ von selbigen beruffen/ mit seiner unvergleichlichen Hand gleichsam die Unsterblichkeit gegeben/ auch auf Reichstägen und in Städten viele fürnehme Contrafäte gemacht Ein Beispiel für Mayrs Porträt-Kunst mag das Bildnis des kaiserlichen und kurbayerischen Rates und Kämmerers, Christoph Rudolph Graf Fugger-Glött (1615–1673), geben./ und noch
täglich in diesen Studien sich übet/ wie er dann jedesmals damit groß Lob verdienet/ und nicht schlechtlich/ sondern sehr ansehnlich deßwegen regaliret worden. Dabeneben unterläst er auch nicht in andern Stucken seinen unverdroßnen Fleiß sehen zu laßen: Also ist in S. Jacobs Kirche zu Augstburg von ihm ein sehr wolgebildter stehender Christus/ wie auch die 12. Aposteln In Augsburg haben sich eine Folge von 12 Aposteln in der evangelischen Sankt Anna-Kirche sowie ein weiterer Evangelisten-Zyklus in der evangelischen Kirche Sankt Ulrich erhalten (Sumowski 1983, Bd. III, S. 2181 f.), vgl. hierzu den Apostel Andreas. Ob Sandrart hier in seiner Lokalisierung ein Irrtum unterlaufen ist oder es eine weitere Apostel-Serie von Mayr in Sankt Jakob gab, ist nicht bekannt./ alle mit ganz natürlichen Angesichtern zu sehen: In der Kirche zum heiligen Creutz auf einem großen Blatt die Auferstehung Christi/ darinnen die fremde Harnische und sehr natürliche Kleidungen der Wächter sonderlich hoch zu rühmen/ auch ein Verständiger/ obschon das Stuck ein schlechtes Liecht hat/ gnugsame Satisfaction finden kan.
Haben die uralte Griechische Mahlere ein unsterbliches Lob verdient/ daß sie theils die Vögel/ theils andere Thiere durch ihre gemahlte Werke betrogen/ so hat unser Künstler wol verdienet/ daß er auf den Thron höhster Ehren erhoben werde/ weil er mit einer vor etlichen Jahren gemahlten Fensterrahm und daran hangendem Kammfuter/ Scheeren/ Federn und Briefen/ viele Anschauere verführet/ daß sie die Sachen vor natürlich wahr gehalten: Sein Lob kurz zufaßen/ so ist seine Unverdroßenheit mit einer annehmlichen Höflichkeit vergesellet/ sein kluger Geist weiß von keinem Müßiggang/ noch von unnöhtigen Geschäften/ sondern suchet seine Nahrung in der Arbeit/ und vergnügt alle Kunstliebende mit der schönen Hofnung/ daß er ihren Augen noch mehrere höchst-preißwürdige Werke vorstellen werde/ worzu der Höchste ihme noch sehr viele gesunde Jahre schenken/ und diesen edlen Künstler mit aller selbst-verlangten Wolfahrt überschütten wolle. Sein Contrafät wird der Kunstliebende in der Kupferblatte MM. sehen/ und wolle derselbe diesen lobwürdigen Mayr und Fischerischen Stammen mit dem schönen Lorbeer-Cranz eines immergrünenden Ruhms zieren.SandrartInformat. on source text markers
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).
SandrartInformat. on source text markers:
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).The end of this part of the text is on page 557CCLXIV. Johann Sigmund Müller/ Mahler von Augstburg/ und Assessor des Gerichts.IN annehmlicher Besuchung des wolerbauten Augstburgischen Kunst-Gartens/ und der darinn rühmlich florirenden Gewächse findet sich auch unter den schönsten/ der berühmte Kunst-Mahler Johann Sigmund Müller/ welchen sein lieber Vatter/ zu glücklicher Fortpflanzung seiner guten Familien/ alsbald er herfür geschoßen/ in fleißigste Sorgfalt genommen/ und fast mit dem Leben die Liebe zu unsrer edlen Mahl-Kunst eingeflößet: Dann weil er selbsten von Natur/ aus einer sonderbaren Neigung/ derselben eifrig zugethan ware/ und ohne vorhergehende Erlernung/ mit großer Lust viele schöne Stucke von seiner Kunstreichen Hand sehen laßen/ wolte er/ daß dieser sein lieber Sohn/ nach ordentlich gelegtem Fundament/ den schönen Kunst-Bau vernünftig vollführen solte.
Nachdem dann nun der Knab das kindische Alter überstiegen/ und darinn zu einem Tugendlichen Seine Lehrlinge. Wandel angewähnet worden/ zoge ihn sein lieber Vatter allgemach stärker zu dieser Preißwürdigen Wißenschaft/ in welcher/ als er eine sonderbare Färtig-und Geschicklichkeit spüren ließe/ schickte ihn derselbe im 17ten Jahr seines Alters zu mir nach Amsterdam/ daß er seine natürliche inclination
Diese Vita wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 25).The end of this part of the text is on page 557