View options
Show / emphasize in the text:

TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 145

Mander (Continued from previous page)Informat. on source text markers:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Taddeo Zucchero, Schilder van S. Agnolo in Vado, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 160v–163v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632RFC7Yf].Christina Posselt, 07/21/2010The beginning of this part of the text is on page 354
Left column

oder das Glück bey den Haaren hält/ und solches mit der Scheer abzuschneiden gerüstet ist/ davon aber oben schon gemeldet worden. Weiln nun diß dem Papst sehr wol gefiele/ ließ er ihn noch unterschiedliche Sachen machen. Nachmaln färtigte er auch einem Herrn/ Jacob Matthaei, eine In der Kirche von Consolation. Capelle in die Kirch von Consolation unter dem Campidoglio, welches er gerne/ um den Mund etlicher/ die da sagten/ daß er nichts/ als Facciaten oder Gewölber/ von schwartz und weiß/ mahlen könne/ zu stopfen/ verrichtet. Sintemaln er dardurch erweisen wolte/ daß er auch mit Farben zu mahlen/ und umzugehen wüste. Da er nun solches vorhatte/ arbeitete er fast nie daran/ als wann er sehr grossen Lust darzu/ um etwas besonderes und fürtrefliches zu machen/ überkommen/ daß er also an diesem Werck vier Jahre zugebracht.

Etliche Passions-Historien. In das Gewölb machte er auf naß vier Historien des Passions nicht sehr groß/ aber mit überaus artiger Invention, Zeichnung und Colorierung/ die eine begreift in sich das Abendmahl/ die andere die Fußwaschung/ die dritte den Oelberg/ die vierdte/ wie man Christum im Garten fängt/ und in einem Nebenfeld auf der Seite die Geißlung/ in Figuren/ gantz nach dem Leben/ in einem andern aber das Ecce homo; über diesen Historien sind in zweyen Bögen noch ein paar andere Geschichte/ die erste nämlich/ wie Pilatus die Händ wäscht/ die andere/ wie Christus vor Annas steht/ vor dem Altar aber findet sich das Crucifix mit Magdalena zu Christi Fussen/ und mit Maria/ so in einer Ohnmacht da liget. Ferner stehen darbey zu beyden Seiten zwey Propheten/ und über dem Bogen der Auszierung von stucco zwey Sybillen/ welche vier Figuren von dem Leyden Christi halten. Weiters sihet man auch in dem Gewölb vier Evangelisten nur halbe Bilder; Diß Werck nun wurde Anno 1556. da Taddeo nicht mehr als 26. Jahr alt war/ färtig; und für so furtreflich gehalten/ daß er dardurch unter die bäste Künstlere und Mahlere gezehlet worden.

Nachgehends mahlte er in des Papsts Palast eine Kammer auf Naß/ und eine Tafel von Oelfarbe/ die er in Portugall geschikt; Nach solch- und andern mehr Werken/ die er alle mit grossem Lob zuwegen gebracht/ wurde er von dem Hertzogen von Guise, um mit ihme in Frankreich zu ziehen/ und seinen Palast daselbst zu mahlen/ neben einer Bestallung von sechshundert Cronen des Jahrs/ angenommen/ weiln er aber sein Werk zu Rom noch nicht ausgemacht hatte/ solte er zuvor den Hertzog vergnügen/ und wurde deswegen das Geld in der Bank gelassen. Wie aber nun solches erfolgen solte/ entstunde ein Krieg in Frankreich/ und bliebe Mahlet Trophéen für Carolo V. der Herzog todt; da begabe sich Taddeo wieder an das Werk zu S. Marcello, um selbiges zu End zu bringen/ er wurde aber wieder durch Verfärtigung unterschiedlicher Historien von Carolo Quinto, wie er seinen herrlichen Auszug aus Rom gehalten/ und auch noch mehr andern Dingen/ als Trophéen/ Auszierungen und dergleichen/ abgehalten/ welches alles inner 25. Tagen färtig seyn muste; worfür er dann mit Beyhülf seines Bruders 600. Gold-Cronen überkommen.

Right column

Er mahlte auch zu Paacciano für den Herrn Paolo Giordano zwey schöne Kammern/ in die Andere seine Werke. eine die Geschicht von Cupido und Psyche, in die andere aber/ so von andern verlangt worden/ die Historie von Alexander Magnus, wie nicht weniger zu Rom vor M. Stephano del Bufalo in seinen Hof oder Lustgarten bey Fontagne de Trieni, die Musen bey dem Castalischen Brunnen/ welches ein herrlich und schönes Werk ist. Nachmalen/ als er in der Auszierung des Palasts von Ara Coeli im Werk begriffen ware/ wurde er nach Urbino gesandt/ um die Tochter des Hertzogs/ Virginiam, welche dem Herrn Tederico Borromeo getraut worden/ zu contrafäten. Wie er nun solches sehr kunstreich verrichtet/ und von dar wiederkommen/ zeichnete er unterschiedliche Ding zu einer gantzen Credenz/ welche der Herzog von Castel Durante nachmalen aus Erden machen liesse.

Legt große Ehr ein mit des Papsts Contrafät. Als er sich abermalen nach Rom verfügt/ praesentirte er dem Papst sein warhafftes Contrafe, welches ihme dann so beliebt/ daß er dasselbe nicht allein reichlich bezahlt/ sondern auch alle Reiß-Unkosten wieder erstatten lassen; Es geschahe hernach/ daß Papst Pius der IV. den Saal Regi, von deme schon oben im Leben des Volterrae Salviati gemeldet worden/ wolte zu End gebracht haben. Da schriebe er nun um Vassari nacher Florenz/ der sich aber höflich mit dem entschuldigte/ daß er in des Hertzogs Palast sehr viel dermalen zu thun hätte/ weswegen darauf von dem Cardinal Emulio (als welchem der Papst dieses Werk ganz übergeben) die Arbeit unterschiedlichen Mahlern ausgetheilet worden/ so/ daß die zwey fürnehmste Historien einer/ Namens Joseph Porte, Salviati Discipel/ und Hieronymus Sermonetta auch eine von denselben/ neben einer andern kleinen/ Horatio von Bologna aber nur eine von den kleinen gemachet/ also Taddeo völlig sich ausgeschlossen Wird von seinen Mißgönnern gedrucket/ befunden; weiln der Cardinal Emulius einer von seinen Mißgönnern war/ und berichtet worden/ als ob Taddeo nicht nach Ehre/ sondern nach Gewinn allein trachtete; Ungeacht dessen suchte Taddeo gleichwol durch den Cardinal Farnese einzukommen/ deme aber zur Antwort gefallen/ daß er genug an seinem Werk zu Caprarola zu thun hätte. Weiln jedoch Taddeo bedunkte nicht recht zu seyn/ daß sein Ruhm wegen seiner Mißgönner dahinden bleiben solte/ vermachte er doch endlichen durch anderer Fürbitt bey dem Cardinal Emulio so viel/ daß ihme eine von den kleinesten Historien über der Port/ um weiln er keine grosse zuwegen bringen konte/ übergeben wurde. Indem nun Emulio das Werk lang aufzoge/ vermeinte er/ daß Salviati alle die andere übertreffen; und dann der Papst alle die übrigen Werk abschmeissen lassen/ also alles allein dem Salviati übergeben werde.

Wie nun aber alle obgenannte ihre Arbeit geendiget Aber doch nicht unterdrucket/ sondern übertrift andere Mahlere./ kame der Papst/ und wolte eine jede insonderheit durchsehen/ welches/ als es geschehen/ urtheilte er mit seinen Cardinälen und andern Kunst-Verständigen/ daß Taddeo unter allen den Vorzug erhalten/ und befahl darauf dem Cardinal

Mander (Continues on a following page)Informat. on source text markers
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Taddeo Zucchero, Schilder van S. Agnolo in Vado, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 160v–163v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632RFC7Yf].Christina Posselt, 07/21/2010The end of this part of the text is on page 357