TA 1680, Iconologia Deorum, S. 153
Impediunt hederae remos, nexuque¶ recurvo
Serpunt, & gravidis distingunt ve-¶ la corymbis.
Ipse racemiferis frontem circum-¶ datus uvis,
Pampineis agitat velatam frondi-¶ bus hastam:
Quem circa tigres, simulacraque¶ inania lyncum,
Pictarumque jacent fera corpora¶ pantherarum.
Exiliêre viri, sive hoc insania fecit,
Sive timor, primusque Medon ni-¶ grescere pinnis
Corpore depresso, & spinae curva-¶ mine flecti
Incipit &c.
sie stehn voll Wunder still mit doppel-¶ Hülff erfrischt/
das Epheu hat darein Verhindernus ge-¶ wendet/
und mit der Traubenschaar die Seegel¶ untermischt.
Er Bacchus um die Schläf mit Trauben¶ überhänget/
führt einen langen Stab/ mit Rebenlaub¶ bedeckt.
Zu ihme haben sich die Tieger eingedrän-¶ get;
dort ihn ein Luchs/ hier ein gemahlter¶ Panther schreckt.
Die Männer sprangen auf/ aus Schre-¶ cken oder Rasen/
der Medon wurde schwartz mit tieffge-¶ bücktem Leib etc.
Des Bacchus Schiff wird auch noch zu dieser unserer Zeit zu Rom in der Kirchen der H.Agnes/ so vor Zeiten dem Bacchus gewiedmet war/ durch ein Sinnbild ausgedruckt gesehen. Von diesem nun dichten die Poeten/ er sey/ als er noch ein Kind gewesen/ von den Parcen mit Schlangen umwickelt worden/ die ihm übers Angesicht und den Leib krochen/ und ihn gleichwol im geringsten nicht verletzten. Schlangen thun dem Bacchus keinen Schaden. Derowegen die Bacchae/ so seines Gottesdiensts pflegten/ mit den Schlangen ohne alle Furcht und Scheu einiger Gefahr umgiengen/ wie solches Plutarchus in deß Alexanders Leben bezeuget/ da er von der Olympia/ deß Alexanders Mutter/ redet/ als welche/ wie man sagte/ von einer Schlangen geschwängert worden seyn solle: welches man
auch von des Scipions Mutter geglaubt dann/ wie eben dieser Plutarchus erzehlet/ so soll man zum öfftern eine Schlange sich in ihre Schlaffkammer zu verfügen gesehen haben. Hierauf deutete die Gewonheit/ welche (wie wir droben aus dem Poeten Catullus erzehlt/) die Alten bey deß Bacchus Gottesdienste zu haben pflegen/ da deß Bacchus Junger gerrissener Stier in deß Bacchus Gottesdienst. Priester oder Bediente sich mit Schlangen umwunden; an welchem Orte auch noch folget/ daß sie die Stück und Glieder eines jungen zerrissenen Stiers in die Höhe geworffen: dann vom Pentheus/ dem Thebanischen Könige/ schreibt man/ daß er den Bacchus verspottet/ und dabey/ ihn durch Gottesdienst zu verehren/ verbotten habe/ welche Schmach Bacchus solcher Gestalt gerochen: Er verschaffte/ daß seiner Mutter/ und andern Weibern/ die sein Fest begiengen/ der jenige Stier/ oder wie Ovidius erzehlt/ das wilde Schwein erschiene/ der/ oder welches/ den Gottesdienst zu stöhren/ herzu lieffe; dahero sie allesamt drauf los stürmeten/ und in Stücken rissen/ die sie hernach hin und wieder Lauffende vorzeigten: dessen Gedächtnus zu verneuren/ hernach sie bey dem jährlichen Bacchus-Feste einen jungen Stier zerrissen/ und die Stücke mit sich umher trugen. Wormit sie vielleicht dahin sahen/ daß man sich dessen erinneren sollte/ was Typhon wider den Osiris ist bey den Egyptern/ was Bacchus bey den Griechen. Osiris begangen hatte; dieweil Osiris bey den Egyptiern eben das/ was Bacchus bey den Griechen war. Dannenhero der Poet Tibullus in seinem I Buch von ihm also singet:
Et teneram ferro sollicitavit hu-¶ mum.
Primus inexpertae commisit semi-¶ na terrae,
Pomaque non notis legit ab ar-¶ boribus.
Hic docuit teneram palis adjunge-¶ re vitem,
Hic viridem dura caedere falce¶ comam.
Illi jucundos primum matura sapo-¶ res
Expressa incultis uva dedit pe-¶ dibus.
und zeigte wie man sollt die Erd mit Eisen¶ wenden.
Er hat zu erst der Erd den Saamen¶ anvertraut/
Und Obst auf einen Baum/ der nicht¶ bekandt/ gebaut.