TA 1680, Iconologia Deorum, S. 152
Deß Bacchus Wagen. haben die Alten auch überdiß auf einem Wagen/ mit einer grossen Gefertschafft versehen/ geehret/ worvon der Poet Statius also schreibet:
Lynces; & uda mero lambunt reti-¶ nacula tigres:
Post exultantes spolia armentalia¶ portant,
Seminecesque lupos, scislasque mi-¶ mallones ursas.
Nec comitatus iners sunt illic Ira,¶ Furorque,
Et Metus, & Virtus, & nunquam so-¶ brius Ardor,
Succiduique gradus, castraque simil-¶ lima regni,
am Heber/ feucht vom Wein/ die wilden¶ Tieger trincken.
Hernacher tragen sie die Beuten von¶ der Heerd/
halb-todte Wölff/ und was auch sonsten¶ nicht viel wehrt.
Er wird von Zorn und Furcht/ von Tu-¶ gend und von Rasen/
von allzeit trunckner Hitz begleitet aufge-¶ blasen/
all seine Schritte sind zum jähen Fall ge-¶ richt/
sein Lager scheint ein Reich/ das keine¶ Macht zerbricht.
Des Bacchus Wagen ziehet Buccatius lib. V. Geneal. auf die Wirckungen des Weins/ weil er des Menschen Gehirn unterweilen eben also in einem Kreiß umdrehet/ wie man siehet/ daß der Wagen die Räder umtreibet/ welches die tägliche Erfahrung beglaubet. Dieweil Wirckung des Weins. aber Athenaeus hiervon aus dem Timaeus Taurominitanus eine sehr artliche Erzehlung anzeucht/ kan ich nicht umhin/ dieselbe allhier beyzufügen/ und ist solche dieses Inhalts: Einige Jünglinge von Agrigent waren einsmals beysammen zu Gaste gewesen/ und hatten sich in einem guten Wein dermassen bezecht/ daß sie gantz aus sich selbst gesetzt/ ihnen nicht anders einbildeten/ als wären sie in einer grossen/ von gewaltigem Ungewitter hin und her geschlagenen/ Galee; und weil sie in Furcht stunden/ es möchte das Schiff von der allzu schweren Last zu Grunde gehen/ fingen sie an es zu erleichtern/ auch alle Tische/ Betten/ Truhen/ und allen übrigen Hausraht zu den Fenstern hinauszuwerffen. Als nun die Wacht solches hörte/ auch herzu eilte/ und ins Haus hinein drunge/ funde sie die
sämtliche Sauffbrüder auf dem Erboden in einem tieffen Schlaff liegen/ die sie nach vielen und gewaltigen Rütteln und Schütteln endlich aufweckten/ und fragten/ was das bedeute/ daß sie alles zum Hause hinaus geschmissen hätten? Worauf sie geantwortet/ sie wären von einem Sturm dergestalt umgetrieben/ und durch die Arbeit/ so sie das Schiff zu erleichtern angewandt/ also ermüdet worden/ daß sie kaum Athem fangen können; und einer aus ihnen sagte/ ich habe mich für Angst und aus Furcht hierunten in den Schiffspfuhl versteckt. Worauf die Wacht/ nachdeme sie sich lange bemühet/ sie aus ihrem Irrthum zu ermuntern/ und nichts auszurichten vermocht/ wiederum begunte davon zu gehen: gegen welche die bezechten Jünglinge sich höchlich bedanckten/ mit Versprechen/ daß/ wann sie aus diesem Ungewitter an den Port wieder nacher Hause kommen würden/ sie dieselben als Götter des Meeres preisen/ und für ihre Erlösung schuldigsten Danck opfern wolten. Aber sie sind viel Tage nacheinander in dieser Trunkenheit verblieben/ und ist zum Gedenckzeichen hernach selbiges Haus triremis oder die Galee genennet worden.
Des Bacchus Wagen ward von Tiegern und Pantherthieren gezogen; dieweil der Wein die Menschen nach Art dieser Thiere Warum das Panterthier dem Bacchus gewiedmet worden. gantz wild und grausam machet. Philostratus will/ daß dem Bacchus darum das Panterthier gewiedmet werde/ weil solches unter allen Thieren das hitzigste/ und so leicht als eine Baccha dahin springet. Eben dieser Autor beschreibet dessen Schiff also: Das Vördertheil des Schiffs ist auf Art eines Pantherthiers gebildet: Der mit Weinreben umwundene Stab stehet mitten im Schiff/ an statt eines Mastbaums/ welcher mit purpurfarbenen Seegeln/ die in der Mitte einen wunderschönen Glantz von sich geben/ versehen ist/ daran Des Bacchus Schiff. man hin und wieder guldne Bacchas eingewircket sehen kan. Das Schiff selbst ist mit Epheu und Weinreben bedeckt/ und scheinet/ als ob darüber ein grosser Traub herab hinge. Ein springender Weinbrunn quellet unten hervor/ aus welchem alle Schiffleute tapffer herumbtrincken. Also stellet Philostratus des Bacchus Schiff vor auf der jenigen Tafel/ allwo er die Tyrrhenischen Seeräuber abgemahlet/ welche/ nachdem sie diesen Gott/ als er noch ein Knab war/ gegriffen/ von ihm in Meerschweine verwandelt worden. Die Fabel erzehlet Ovidius im III seiner Verwandlungs-Bücher solcher Gestalt:
Haud aliter, quam si siccum navale¶ teneret.
Illi admirantes, remorum in verbere¶ perstant,